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Einblick |
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Saint-Etienne-du-Mont - Paris |
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Saint-Étienne-du-Mont, Paris Es gibt Orte, die ein besonderes Flair ausstrahlen. Das hängt zumeist mit einzelnen Gebäuden zusammen, die entweder optisch besonders ansprechend sind oder eine spezielle Geschichte haben, mitunter auch beides. Entscheidend ist stets, daß starke Gefühle dort Schwingungsspuren hinterließen. Das ist nicht von Art und Größe des Bauwerks abhängig, worauf wir am Schluß dieses Artikels noch kurz gesondert eingehen werden. Entscheidend ist immer, welche Gefühlskräfte sich an dem Ort manifestierten – selbst wenn dies in der Vergangenheit liegt. Denn die Macht der irdischen Zeit ist nicht so absolut, wie viele Menschen denken. Es gibt also Orte, die sich von anderen nicht nur rein äußerlich unterscheiden, sondern mehr noch durch die Stimmungen und Schwingungskräfte, die in ihnen lebendig sind. Und wenn wir „lebendig“ sagen, so ist das genau so gemeint! In Paris, das an Besonderheiten nicht arm ist, ist die Kirche Saint-Étienne-du-Mont sowie deren Umgebung solch ein besonderer Ort. Manche Franzosen meinen, vieles werde da durch den deutschen Hang zur Romantik hineingeheimnisst. Und vielleicht besteht diese Skepsis zumindest teilweise zu Recht. Für romantisch veranlagte Gemüter sowie für historisch Interessierte ist diese Kirche etwas Besonderes – wie auch die nähre Umgebung, in der die Phantasie leicht Ausflüge unternehmen kann, die den Bereich des Alltäglichen verlassen. Kein Wunder, daß sich hier Legenden gebildet haben. Die Heilige Genoveva, als Schutzpatronin von Paris, spielt da natürlich eine wichtige Rolle. Aber auch andere, vermeintlich kleinere Geschehnisse, hinterließen Spuren. Denn es gibt auch ganz andere Geschichten, die bedeutsam sind – nicht allein religiöse. Einige dieser Geschichten sind rein romantischer Art, andere haben einen historischen Hintergrund. Vieles davon ist aber in unserer weitgehend glaubenslosen Zeit beinahe in Vergessenheit geraten. Saint-Étienne-du-Mont im 5. Arrondissement ist weder die größte noch die berühmteste Kirche von Paris, aber vielleicht die schönste. Das gilt sowohl hinsichtlich ihrer Architektur wie auch bezüglich der Innengestaltung. Da gibt es wohl in der Tat eine Stimmung, wie sie anderer Orten nicht zu finden ist. Saint-Étienne-du-Mont stammt in ihrer heutigen Form aus der Renaissance. Als Stifter wird oft Heinrich IV. genannt. Aber schon im V. Jahrhundert ließ Chlodwig I. in der Nähe des Platzes ein Gotteshaus errichten, auf das jedoch keine Spuren mehr hinweisen. Die heutige Kirche auf der Montagne Saint-Geneviève ist ganz eigenständig zu sehen. Sie wurde in ihren Grundzügen um 1222 erbaut. Auf jenem Hügel, der zu Ehren der Heiligen Genoveva „Montagne Saint-Geneviève“ genannt wird. 1492 wurde eine neue Kirche errichte. Jene Saint-Étienne-du-Mont, die 1622 fertig wurde. Im Frühjahr 1626 wurde die Kirche vom damaligen Erzbischof von Paris geweiht. In ihr fanden die Gebeine der 502 verstorbenen Heiligen Geneviève ihren Platz, wo sie sich noch heute in einem sehr schön gestalteten Sarkophag befinden. Sind hier später, zu den Zeiten der Katharer und der Hugenottenkriege, verborgene Hinweise auf manche Geheimnisse angebracht worden? Über diese Eventualität haben wir an anderer Stelle dieser CN-Ausgabe gesprochen. Unweit von Saint-Étienne-du-Mont befindet sich, in der rue Clovis, das Lycée Henri IV. Auch das Panthéon liegt nicht fern, ebenfalls im 5. Arrdm. Auch die Bibliothèque Sainte-Geneviève wäre zu erwähnen. Diese Bauwerke sind allerdings jüngeren Datums. Trotzdem ist in dieser Ecke noch einiges vom alten Paris spürbar. Die Gegend um Saint-Étienne-du-Mont – die rue Saint-Étienne-du-Mont, rue Descartes, rue Clovis etc., bildet einen der romantischen Winkel der Stadt, von der es leider nicht mehr viele gibt – außer dem Marais, jener Gegend, in dem einst das Hauptquartier des Templerordens lag (das Marais liegt teils im 3., teils im 4. Bezirk, also quasi angrenzend an den 5. mit Saint-Étienne-du-Mont). Ein Streifzug durch diese Gegend wird gleichsam zu einem Spazierweg der Phantasie. Da gibt es vieles, was an Geschehnisse erinnert, die lange zurückliegen. Die Vergangenheit scheint noch lebendig zu sein – wie es im Lichte der Zeiteigenheiten gesehen ja immer gilt. Überall kann es geschehen, daß die Zeitebenen sich verschieben, sei es auch nur auf Augenblicke. Zumeist ist dergleichen wie ein schnelles Vorbeihuschen. Man begreift es kaum. Wenn beispielsweise der Widerhall von Orgelklängen zu hören ist – obschon an der Orgel niemand zu sehen ist, der spielt. Die Klänge sind trotzdem da. Woher das auch kommen mag. Meistens hält der Mensch so etwas dann für die Einbildung in einem sonderbaren Moment, der von Stimmungen beeinflußt sei. Stimmungen haben damit auch wirklich zu schaffen, denn Stimmungen sind ja auch Schwingungen; und die Affinität von Schwingungen stellt die Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits her. Und das geschieht an einigen Orten leichter als an anderen, weil einige Orte auf die Stimmung im Menschen stärkeren Einfluß ausüben als andere. Und dann können Orte uns etwas mitteilen. Genauer betrachtet sind es aber nicht die Orte an sich, sondern es sind Schwingungsspuren, die an ihnen lebendig sind. Auf sehr sonderbare Art. Daher kommt es, daß wir manche Orte auf besondere Weise wahrnehmen. Saint-Étienne-du-Mont gehört zu diesen speziellen Plätzen. Das wird der eine empfinden – aber der andere nicht. Es hängt ja stets von der Stimmung im einzelnen Menschen ab, davon, ob die affine Schwingung stark genug wird, die notwendig ist, um die Zeit- und Raumebenen zu durchdringen. Es ist wie eine spezielle Art von „Magnetismus“, welchen affine Schwingungen bewirken. Das kann eben an diesem oder jenem Platz leichter geschehen als anderswo – weil die Schwingung im Menschen ja von seiner Stimmung beeinflußt wird, und diese von der Atmosphäre, die ihn umgibt. Dazu bedarf es keines großen historischen Bauwerks. Denn Stimmungen und Schwingungen sind ja ganz individuell. Beispielsweise in einer kleinen Stadt in Niederösterreich gibt es auf einem nicht mehr genutzten Friedhof ein winziges neugotisches Bauwerk, das als begehbare Gruft errichtet wurde, innen schön ausgestattet mit Mosaiken im Jugendstil. Vielleicht ein wenig nachempfunden der Kemenate der Heiligen Elisabeth auf der Wartburg. Durch ein kunstvoll geformtes schmiedeeisernes Gitter kann man von außen hineinsehen. Dieses winzige Bauwerk, das jemand in großer Liebe für eine Verstorbene errichten ließ, hat vielleicht eine stärkere Wirkung als manches große Monument. Mit dieser Randnotiz haben wir uns nun weit von Saint-Étienne-du-Mont entfernt. Zwischen dieser großen Kirche in Paris und einem winzigen Privatbau in Niederösterreich besteht aber doch eine Verbindung: beide strahlen eine ähnliche Stimmung und zugleich Schwingung aus, auf sehr unterschiedliche Art. Da wie dort werden starke Gefühle spürbar. Und das ist es, was Schwingungen kraftvoll macht. Das führt und wieder zu Saint-Étienne-du-Mont. Dort herrscht eine Schwingung, meinen Kenner und Kennerinnen, der sich auch ein nüchternes Gemüt kaum ganz zu entziehen vermag. Die Trennwand zwischen den Jahrhunderten ist dort durchlässiger als an anderen Orten. Im Inneren der Kirche – und auch um sie herum. |
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