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Mondspiegelmagie

       
     
       
     

Mondspiegelmagie - 1

       
     
       
      Mondspiegelmagie

Nicht ohne Grund ist dieser Artikel mit „Mondspiegelmagie" überschrieben; denn wir wollen hier nicht über die verschiedenen Arten und Auffassungen bezüglich der Spiegelmagie im allgemeinen sprechen. Auch solche bestehen auf die unterschiedlichsten Sichtweisen - selbst der berühmte Blick in die Kristallkugel -wird ja zur Spiegelmagie gerechnet.

Was im Hinblick auf spiegelmagische Ideen noch am ehesten an dieser Stelle zu erwähnen wäre, ist der im 18. und 19. Jahrhundert recht verbreitete Glaube gewesen, alte Spiegelgläser verhielten sich gewissermaßen wie Bildspeicher. Besonders Spiegelgläser, die schon teilweise matt geworden waren, wirkten geheimnisvoll. Hatten sie nicht in der Tat schon eine Menge zu sehen bekommen? Und konnte davon nicht das eine oder andere haften geblieben sein? Besonders Personen, die solch einen Spiegel früher benutzt hatten, könnten doch wohl ein Stück ihrer Persönlichkeit darin zurückgelassen haben, und nun, da sie verstorben waren, vom Jenseits aus, ihre in dem Spiegel aufgespeicherten Bilder benutzen, um in diese Welt zu schauen, ja um womöglich so, erneut irdische Gestalt annehmen, und aus dem Spiegel heraus ins Diesseits treten zu können – wie durch ein Fenster.

Spiegel als „Fenster zum Jenseits" spielen in verschiedenen magischen Denkschulen eine Rolle, insbesondere solche, die speziell für diesen Zweck gemacht wurden, beziehungsweise an bestimmten Wänden plaziert wurden. Bestimmte Spiegel, die gewissermaßen als „Fenster in der Grünen Wand" dienten, welche das Diesseits vom Jenseits trennt, haben fraglos oft eine Rolle gespielt, und nicht alles daran dürfte nur Hilfsinstrument zur Verstärkung der eigenen Einbildungskraft gewesen sein.

Der „Mondspiegel" indes hat mit alledem nichts oder höchstens sehr wenig zu tun, der Mondspiegel sollte, nach isaisbündischem Glauben, tatsächlich den Mondschein einfangen und auf die Person vor ihm widerspiegeln, zumeist also eine Frau. Hatte diese Kraft ihres magischen Willens die „Pforte" aber geöffnet, so konnte auch jeder andere, dem es bestimmt war, so lange durch oder auf dem Spiegel Wahrnehmungen machen, wie die Besitzerin es wünschte, beziehungsweise erlaubte.

In unserem Fortsetzungeroman „Die ewige Mitternacht" berühren wir auch das Motiv des Mondspiegels; und obschon der Roman eben ein solcher ist, nicht etwa die Ambition hat, dokumentarisch zu sein, so ist doch der Ausdruck „Schlüsselroman" recht gut auf ihm anzuwenden – denn einfach nur ein spannender Krimi mit einigen mysteriösen Hintergründen würde nicht von der Causa Nostra gekommen sein, ein wenig mehr steckt schon darin, was in aller Bescheidenheit angemerkt sein darf.

Halle  -  Mondspiegel

Als magisches Instrument nachweisbar ist der Mondspiegel erst seit der Renaissance, wenn wir von Spiegeln nach heutigem Verständnis sprechen wollen. Runde Spiegel aus poliertem Kupfer oder Silber hat es aber schon sehr viel früher gegeben, sowohl in der abendländischen wie auch in der orientalischen Antike. Da aus jenen frühen Zeiten aber kein Exemplar vorhanden ist, von dem sicher ist, daß es als magisches Werkzeug verwendet wurde, wollen wir uns jetzt nur auf das beschränken, was als sicher bekannt gelten darf: Den Mondspiegel aus der Ära des Ordo Bucintoro, wie er in den 1920er und 1930er Jahren nachgefertigt wurde.

Der Mondspiegel ist – nahe liegender Weise – kreisrund. Es gab große Mondspiegel, die an Wänden aufgehängt wurden, doch das war nicht typisch, es hatte auch mehr symbolischen als praktischen Wert. Der klassische Mondspiegel konnte auf einem Tisch aufgestellt werden. Sein Glas hatte zumeist ein Durchmesser von ca. 40 bis 45 Zentimetern. Für profane Zwecke wurde er nicht verwendet, er galt als Kommunikationshilfe für den Verkehr mit der jenseitigen Welt. Zu den mobilen Mondspiegeln gehörten dennoch Kamm und Schere, welche unterhalb des Spiegels in einer Halterung oder einem Schubfach gelagert wurden. Diese Instrumente waren jedoch ausschließlich für magische Handlungen gedacht - und für den Fall, daß jenseitige Frauen aus den erdnahen Sphären durch den Mondschein heraus in das Diesseits träten. Diese haben sehr lange, überirdisch massige Haare, welche in der diesseitigen Welt sofort von großen Mengen negativer irdischer Schwingungen eingenommen würden, was für die Frauen aus dem Jenseits sehr schädlich sei. Darum hätten diese sofort nach ihrer Ankunft das dringende Bedürfnis, ihre Haare kurz geschnitten zu bekommen. Wenn das sofort geschieht, heißt es, lösen sich die abgeschnittnen Haare der Jenseitigen gleich auf, weil sie noch nicht vollends vergrobstofflicht sind. Wird der Haarschnitt aber um mehr als zwölf Stunden versäumt, heißt es, so zieht viel Übles in die Jenseitige ein, und sie kann zu einer bösartigen Dämonin werden. Wie man sich einen solchen Haarschnitt optisch vorzustellen hat, ist wohl an der für ihre Zeit ungewöhnlichen Kurzhaarfrisur der Livia Loredan zu sehen. Livia ist zwar gewiß keine Jenseitige gewesen, hat jedoch den schwingungsreinen Haarschnitt, welcher schon aus der gnostischen Periode bekannt war, als erste Frau des Ordo Bucintoro übernommen, was gleichsam als ästhetisches Ideal galt. Oft waren solche Frisuren sogar noch ein wenig kürzer als das Livia-Bildnis es zeigt, wahrscheinlich auch bei dieser selbst (siehe über Livia Loredan an anderer Stelle bei CN). Allein eine Frau mit kurzen Haaren konnte, der Überlieferung nach, die Kräfte des Mondspiegels voll nutzen, weil allein bei einem Stufenhaarschnitt das magische Licht überall in die zahlreichen Schnittstellen der Abstufungen einzustrahlen vermochte.

Diese Angelegenheit um die jenseitigen Frauenwesen, die mitunter erscheinen sollen, klingt nun fraglos recht sonderbar. Es gibt aber tatsächlich noch Notizen über solche zeitweiligen Besuche aus jenseitigen Sphären. Der sich modern nennende heutige Mensch wird dies freilich als Resultat überspannter Phantasie werten; und vielleicht war es ja auch nicht mehr – oder doch? Wer weiß!

Die isaisbündisch ausgerichteten Frauen waren und sind davon überzeugt, daß sowohl die guten wie auch die schlechten weiblichen Kräfte sich in den Haaren manifestieren; in kurzen die guten, in langen die schlechten. Ohne das Verstehen dieses Denkens, das ein geschlossenes und in sich durchaus logisches System darstellt, ist diese gesamte magische Denk- und Empfindensart nicht zu begreifen. (Für das mit den CN-Themen bereits vertraute Publikum sei hier angemerkt, daß isaismäßig orientierte Damen der Meinung sind, z.B. auch die historische Vorlageperson zur Vera des Romans Z-Plan sei aufgrund ihrer überaus langen Haare stark negativ besetzt gewesen, eine Hypothese, die sich durch einige Eigenheiten dieser Frau sogar stützen läßt, obwohl man dies durchaus als irrig ansehen kann, zumindest im konkreten Fall).

Auch der Mondspiegel war also ein magisches Instrument, das in Zusammenhang mit den Haaren der Frauen seine höchste Wirkung gebracht haben soll. Eine Frau, die sich auskennt und auf den Umgang mit dem Mondspiegel versteht, kann durch diesen nicht nur Kräfte anziehen und Kommunikation mit dem Jenseits betreiben, sie vermag es auch, mittels des Mondspiegels an andere irdische Orte zu blicken. Sie ist sogar fähig, heißt es, den Spiegel für eine gewisse Zeit dergestalt aufzuladen, daß er wie ein auf andere Orte gerichtetes „Fernglas" funktioniert, und dies auch bei helllichtem Tage, und auch benutzbar für andere Menschen, sofern die Besitzerin des Mondspiegels dieses dafür einrichtet.

Dazu konnte, so heißt es, eine besonders geübte Frau auch noch eine Fernverbindung zu ihrem Mondspiegel herstellen, welche über die Kraftreflektion eines Ringes am Finger ausgelöst wurde. Allerdings soll dies, sofern überhaupt, nicht über allzu große Entfernungen möglich gewesen sein. Möglicherweise bewegen wir uns hier aber vom aus magischer Sicht Schlüssigen ins Legendenhafte – oder der Zusammenhang Mondspiegel-Ring wurde nicht richtig verstanden, denn die Hinweise darauf sind dürftig und wohl absichtlich unklar gehalten.

Mondspiegel  -  Webelsburg

Ein wichtiger Teil der isaisbündischen Mondspiegelmagie besteht also auch darin, mit seiner Hilfe quasi zu „spionieren". Die Spiegelfläche arbeitet dann wie ein Fernsehbildschirm, und die magische Willenssteuerung wie eine Fernsehkamera, die nach Belieben versendet und ausgerichtet werden kann. So behaupten es jedenfalls alte Schriften, und auch heutige Kennerinnen dieser Angelegenheit. Besonders fähige Damen sollen sogar imstande gewesen sein, beobachtete Szenen quasi aufzuzeichnen und bei Bedarf auf dem Mondspiegel abzuspielen. Denn so sehr die magischen Dinge auch Sache der Frauen waren, so sind es doch oft maßgeblich Männer gewesen, in deren Händen die praktische Umsetzung dessen lag, was an nötiger oder wünschenswerter Aktivität sich aufgrund der magischen Handlungen ergab. Manche Operation durchaus weltlicher Natur soll einst auf solche Weise inspiriert und gesteuert worden sein.

Ein Mondspiegel wurde aber naturgemäß doch vorwiegend des Nachts bei Mondschein benutzt, in einem ansonsten durch kein Licht erhelltes Zimmer. Allein der durch die Fenster einfallende Mondschein durchflutete in solchen Stunden den Raum. Dabei hat man sich auszumalen, daß sich dergleichen in Räumen mit großen, hohen Fenstern abspielte, in einem venezianischen Palazzo mit freiem Ausblick etwa oder in einer freistehenden Villa anderer Orten. Die Menschen solcher Kreise lebten nicht beengt, sie konnten vieles nach ihren Wünschen einrichten, was heutzutage nicht immer einfach ist.

Das gedachte Prinzip war in etwa das folgende: Der Mond wirkte als Spiegel des Sonnenlichts. Dieser Punkt ist in alten Schriften nicht ausdrücklich erwähnt, er dürfte jedoch durchaus bekannt gewesen sein. Wichtiger war aus magischer Sicht auch die bei CN schon einmal erwähnte Tatsache, daß der Mondschein, das Licht, welches also vom Mond kommt, spezielle Feinstoffe transportiert – Kräfte der Isais aus dem Lichte des Mondes. Es gab verschiedene Methoden, nun vorzugehen. Zumeist saß die Frau nächtens nahe dem offenen Fenster an ihrem Mondspiegel, welcher dem Mond zugewandt war, und sie dem Spiegel. Der Schein des Mondes traf also auf ihren Hinterkopf, zugleich aber auch den Spiegel, so daß das Licht des Mondes den Kopf gleichzeitig von hinten, und gespiegelt, von vorne beschien. Die Sitzposition war dementsprechend ausgerichtet, und der Schwenkbare Spiegel eingestellt.

Aus dem Dunkel der Nacht

Dem Glauben nach ist die Verständigung mit der jenseitigen Welt Dank des Mondspiegels besonders gut und findet auch verhältnismäßig leicht statt, da ja gewissermaßen eine Verdopplung der auf die Frau treffenden Kräfte des Mondes erfolgt. Außerdem, so heißt es, verbessert der Umgang mit dem Mondspiegel die Konzentrationsfähigkeit. Dies hat also nichts mit Meditation gemeinsam, sondern bedeutet geradezu das Gegenteil dessen: eine Verstärkung des präsenten Ich-Bewußtseins.

Sollte eine besonders intensive Verbindung hergestellt und womöglich eine spezielle magische Handlung gefordert werden, oder wünschte die Frau auch nur eine besonders nachhaltige Stärkung, so wartete die Betreffende damit, bis ihr isaismäßig kurzes Haar ein Stück Überlänge erreicht hatte, und ließ es sich dann bei Mondschein vor dem runden Spiegel von ihrer Zofe oder einer Gefährtin wieder in die optimale Form schneiden. Dabei konnte das Mondlicht die von ihm transportierten Feinstoffe direkt in die ganz frischen Schnittstellen, die „offenen Bahnen" hinein senden. Derer gab es sehr viele, da die klassisch-kurzen Isaisfrisuren ja stufig geschnitten wurden. Im allgemeinen fand Frisieren etc. aber nicht vor dem Mondspiegel statt, dieser blieb magisch-rituellen Handlungen vorbehalten.

Was für die irdische Frau galt, betraf ebenso die zeitweilig verirdischte Jenseitige. Doch anders als irdische Frauen, konnten Jenseitige durch den Spiegel hindurch sehen, so meinte man. Eine jenseitige Besucherin würde also dergestalt vor dem Mondspiegel sitzen, daß sich gleichzeitig auch den Mond am Himmel sehen konnte, also mit Blickrichtung Fenster. Für die Jenseitige war es auch belanglos, ob andere Lichter, damals etwa Kerzen, brannten, denn sie war ja ein Wesen von anderer Art. Ansonsten aber benutzte auch sie oft einen Mondspiegel, wobei es ihr noch leichter viel als jeder Irdischen, die gewünschten Kontakte aufzunehmen.

Eine weitere Funktion der Mondspiegel diente der Ausbildung der Fähigkeiten von jungen Aspirantinnen auf Mitgliedschaft im Isaisbund. Diese absolvierten vor dem runden Spiegel Konzentrationsübungen. Schließlich prüfte die Aspirantin sich selbst vor einem Mondspiegel mit einer Schere, ob sie reif für den Weg sei und den „Isais-Ruf" in sich vernehmen könne. Vollziehen durfte sie das Isaisweg-Zeremoniell aber nicht selbst, die Schere hatte vorerst nur sinnbildliche Bedeutung. Es handelte sich dabei meist auch nicht um die zum Spiegel gehörende, sondern um ein stumpfes Exemplar, das nicht schneidefähig war.

Isaisruf

Zu der Zeit, von der wir jetzt vornehmlich sprechen, also im 16. und 17. Jahrhundert, war die Anzahl der Isaisbund-Mitglieder nicht groß, wie zu allen Zeiten, aber sie bildeten eine wohl organisierte Gemeinschaft, welcher höchstwahrscheinlich nur Angehörige der Oberschicht angehörten. Dies wissen wir nicht genau, es erscheint jedoch logisch. Die Lebensbedingungen dieser Menschen – Damen wie Herren – sind also sicherlich derart gewesen, daß sie sich kleine Luxusgegenstände wie einen Mondspiegel leicht leisten konnten. Obwohl es also nicht so wenige davon gegeben haben dürfte, sind unseres Wissens nur zwei von ihnen erhalten; das heißt zwei Spiegel dieser Art und Form, die aufgrund ihrer Details eindeutig als magische Mondspiegel bezeichnet werden können. Eine Originalabbildung haben wir nicht zur Hand, demnächst werden wir jedoch das Foto eines der erhaltenen Originale zeigen können. Die Formen sind im Detail sicher unterschiedlich gewesen, aber die kreisrunde Form des Spiegels selbst wie auch die ungefähre Größe dürfte bei den Tischausführungen stets ähnlich gewesen sein.

Isais-Tempel  -  III

Große Wand-Mondspiegel sind sicher die Ausnahme gewesen, sie werden auch eher symbolreiche Dekorationsstücke gewesen sein, als Gegenstände für den praktischen Gebrauch. Die Isaisbünde liebten aber wohl das geheimnisvolle Ambiente. Es darf als sicher überliefert gelten, daß irgendwo in der Nähe Venedigs ein Bauwerk errichtet wurde, das wahrscheinlich noch unaufgefunden besteht, welches der inneren Form nach einer unterirdischen Kirche von erheblichen Ausmaßen gleicht. Darüber soll ein nicht sonderlich auffälliges Haus erbaut worden sein. Es besteht kein Grund, daran zu zweifeln.

Aus dem Lichte des Mondes …

Das ist und bleibt ein magisches Geheimnis von sonderbarer Faszinationskraft. Was alles damit verbunden ist für jene Wenigen, die wirklich damit umzugehen verstehen, daß weiß kein Außenstehender, das wird wohl niemandem anvertraut, der, beziehungsweise die, nicht dem innersten Kreis dieser Denk- und Glaubensrichtung angehört – und zwar nicht allein weltanschaulich, sondern eben auch magisch.

       
               
               
     

       
               
               
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