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Kreative Geister:   Karl Lagerfeld

       
     
       
     

Kreative Geister  -  Karl Lagerfeld

       
     
       
     

Kreative Geister

( ErsterTeil)

Kreativität – die schöpferische Kraft des Menschen – zeigt sich in den unterschiedlichsten Bereichen, in der Kunst ebenso wie in der Technik. Wenn wir von kreativen Geistern sprechen, so weil es der Geist ist, aus dem das Schöpfertum hervorgeht. Der Verstand setzt um, was der Geist durch Inspiration empfing. Das gründlich erlernte Handwerk sorgt dann für die Vollendung.

Eine Sparte, die mitunter durchaus der Kunst zugerechnet werden darf – und ganz sicher oft vielfach mehr Kunst ist als das meiste, was sich heutzutage als solche bezeichnet – ist die Mode.

Dabei geht es uns aber nicht allein um die gestalterischen Talente und Fähigkeiten der heute und weiter in folgenden CN-Ausgaben geehrten Persönlichkeiten, sondern auch um die Charakterstärke, die diese Menschen durch Jahrzehnte immer wieder bewiesen haben und die sie besonders auszeichnet. Denn es liegt in der Natur echter Inspiration, daß allein starke Persönlichkeiten diese empfangen und zu begreifen vermögen.

Eine gewisse Anzahl großer Namen aus diesem Bereich läßt sich nennen. Es sind nicht sehr viele, die wirklich das ganz große Format haben, aber doch einige. Etwa Emilio Schubert, der deutschstämmige Italiener, der die italienische Mode an die Spitze führte. Oder Yves Saint-Laurent, der übrigens ein ambitionierter Wagnerianer ist und sich auch sehr für die Geschichte von König Ludwig II. von Bayern und deren Hintergründe interessiert. Dann wäre sicher über Gianni Versace zu sprechen und über dessen Gestaltungsspektrum. Noch ein paar weitere bedeutende Namen wären zu nennen, und einige der größten von diesen sind Deutsche.

So Wolfgang Joop, der mit seinen mannigfaltigen Creationen von New York aus die Moderwelt eroberte, aber doch in die Heimat zurückkehrte. Hier wirkt er weiter, und seine hübsche Tochter Henriette (Jette) hat viel von den Talenten des Vaters geerbt. Über Wolfgang Joop wie auch über Jette Joop wollen wir in der nächsten CN-Ausgabe näher sprechen.

Heute aber gilt der erste Beitrag über die bedeutendsten schöpferischen Geister jenem Mann, der wie keine zweite Persönlichkeit der Geschichte im Bereich der Mode Kreativität entfaltet hat, und auch darüber hinaus: Karl Lagerfeld. Wenn die Geschichte später einmal urteilen wird, wer die beiden größten Persönlichkeiten der Modewelt sind, resp. waren, so, dessen darf man gewiß sein, werden die folgenden beiden Namen genannt werden. Coco Chanel und Karl Lagerfeld.

Karl Lagerfeld – Karl der Große

Karl Lagerfeld, dieser Name hat sicherlich den besten und größten Klang in der Modebranche, keiner kommt ihm gleich, der Klang dieses Namens besitzt eine schon magisch zu nennende Ausstrahlung, wie auch er selbst als Person. „Charlemagne“ nennt man ihn in Frankreich: „Karl der Große“. Ein Großer ist er zweifellos, nicht allein in Frankreich, wo der gebürtige Hamburger seit nunmehr über 50 Jahren lebt und einer der reichsten Männer des Landes wurde. Doch Karl Lagerfeld kennt sie alle, die ganze Welt. Er hat das traditionsreiche Haus Chanel wieder ganz nach vorne geführt, und ganz nach oben an die Spitze der modeschaffenden Kreativität.

Als er nach Frankreich ging, keine zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, hatte er es als Deutscher dort sicher nicht einfach. Inzwischen hat sich zum Glück vieles zum Guten gewendet, heutzutage erfreuen sich Deutsche in Frankreich sogar einer gewissen Beliebtheit. Als Karl Lagerfeld nach Paris kam, war dieser Weg noch nicht einmal begonnen, erst einige Jahre später leitete Charles de Gaulle ihn ein.

Es war also sicher nicht einfach gewesen, für den Deutschen Karl Lagerfeld, sich in den 1950er Jahren in Paris emporzuarbeiten, praktisch auf sich allein gestellt.

Seine enorme Willenskraft (von der Wolfgang Joop sagt, sie sei geradezu „unheimlich“ ausgeprägt) setzte sich durch – natürlich Dank seiner ganz außerordentlichen gestalterischen und schöpferischen Begabung. Doch Genie entfaltet sich bekanntlich erst durch Fleiß – und eben, bei einem so schwierigen Weg, wie ihn Karl Lagerfeld ging, auch nur durch die besondere Willenskraft.

Es gibt wohl kein künstlerisches Feld, auf dem dieser Mann nicht Großes leisten könnte. Er weiß das und hat sich dennoch den Stil hanseatischer Distanziertheit immer bewahrt. Eine gewisse Bescheidenheit war stets das Zeichen des Vornehmen.

Karl Lagerfeld hat überhebliches Getue oder Protzerei wahrlich nicht nötig.

So lange lebt er nun schon in Frankreich – und doch ist er immer selbstbewußt Deutscher geblieben. Die Annahme der französischen Staatsbürgerschaft lehnte er stets höflich ab. Deutschland, das ist das Land der Dichter und der Denker, und auch das gestalterische Wirken eines Modeschöpfers gehört in dieses Bild.  

Karl Lagerfeld

Karl Lagerfeld hat einmal etwas gesagt, woraus die tiefsinnige und gleichsam weitsichtige Art seines Denkens offenbar wird und was zeigt, daß dieser Mann in der Tat eine besondere Persönlichkeit ist; er sagte: „Deutschland, das ist für mich eine Idee!“ In diesem Satz steckt viel, sehr viel. Es sind nur sieben Worte, doch diese zeigen, daß Karl Lagerfeld mehr erkennt, weiß und versteht als sämtliche Politiker und Journalisten zusammen. Man bemerkt: Er beherrscht die Kunst, mit dem Verstand und dem Geist zu denken. Nur sehr wenige haben ein so hoch entwickeltes Bewußtsein, um das zu vermögen. Hier vereinen sich Schöpfertum und Erkenntniskraft in einem Mann. Nur wenige Menschen, aus welchem Metier auch immer, können Karl Lagerfeld im Gespräch das Wasser reichen; und das betrifft nicht nur Kultur und Bildung, sondern auch die spürbare Fähigkeit eines rasant schnellen und dabei doch immer präzisen Denkens – eben des doppelten Denkens mit Geist und Intellekt. So ist dieser Mann mehr als ein großer Mode-Createur, der größte aller Zeiten vielleicht. Die äußerlich sichtbaren Formen, die er bildet, sind besonders für ihn selbst sicherlich nicht das Wichtigste. Das will erst verstanden sein.

Möge Gott diesem großen Deutschen Gesundheit und Schaffenskraft noch lange und in vollem Ausmaße bewahren.

       
               
               
     

       
               
               
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