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  In der heil'gen Grotte steht ...

       
     
       
     

Figura - Zopf - Untersberg

       
     
       
      In der heil’gen Grotte steht ...

„In der heil’gen Grotte steht, hoch auf dem Podeste,

die Figura Baphomet, harrt dem hohen Feste..."

Mit diesen Worten beginnt der Baphometische Gesang, das Lied von der Magna Figura, über dessen verbale Rekonstruktion und Vertonung wir im Februar 2007 in der Rubrik „Ausblick" ein wenig näher berichtet haben. Der Text des Liedes ist manchen im Kreise von CN im Internetz wahrscheinlich bekannt, womöglich auch die Vertonung mit Gesang, bei welcher die leider nur fragmentarisch erhaltenen Überlieferungen zur Grundlage genommen wurden. Immerhin hat sich sowohl hinsichtlich der Melodie wie auch bezüglich des Texts wenigstens eine Reihe von konkreten Ansatzpunkten über die Zeit hinweg erhalten, so daß der Eindruck sicherlich nicht falsch ist, und sollte bei dieser Arbeit ein wenig Fügung von „drüben" mitgewirkt haben, was ja durchaus im Bereich des Denkbaren steht, so ist unsere Fassung des Lieds von der „Magna Figura" der ursprünglichen vielleicht sogar näher als wir alle zusammen ahnen. Dieser Gedanke ist anderen schon längst gekommen, und daher auch die Idee, zur Lösung des Rätsels um den gegenwärtigen Lageort der Figur einmal das Lied über sie mit in die diesbezüglichen Überlegungen einzubeziehen.

Selbstverständlich, dabei können wir uns nicht auf konkrete Informationen aus neueren Forschungen beziehen. Was solche anbelangt, haben wir schon so ausführlich wie möglich berichtet und dabei unterschiedliche Ideen, Hinweise sowie logische Schlußfolgelungen aufgrund verschiedener Spuren dargelegt. Bei dem jetzigen Versuch gibt es nur zwei Stützen: die eine besteht in der durchaus rationalen Analyse dessen, was bisher vernachlässigt wurde; und die andere ist die vage Hoffnung, daß vielleicht Inspiration von „drüben" helfen möge, obschon letzteres naturgemäß nicht so einfach erwartet werden darf. So muß sich dann wohl zeigen, ob die rein emotionale zweite Komponente mit der rationalen ersten in Einklang gebracht werden kann. Schließlich wird sich aber auf jeden Fall zeigen, daß allein schon das analytische Denken weit zu führen vermag.

Die emotionale Komponente wird durch die Musik beflügelt, denn nichts wirkt derart stark auf das menschliche Gefühl wie Musik.

Musik - 2

Niemand kann heutzutage sagen, wie die Musik des Mittelalters geklungen hat, auch die Musikwissenschaft räumt dies ein. Was zurzeit als „typisch mittelalterliche Musik" gilt, ist davon vermutlich weit entfernt. Die schwache Schlußfolgerung, in Musik und Gesang des Mittelalters seien alle Töne gleichlang und in derselben Betonung vorgetragen worden – bloß weil das Mittelalter noch keine unterschiedlichen Notenlängen etc. kannte – dürfte kaum haltbar sein.

Sogar im Barockzeitalter, auf dem Gipfel des Musikschaffens, bei Johann Sebastian Bach, waren für Solostellen in Konzerten Kadenzen vorgesehen, bei denen dem Interpreten nur eine ungefähre Richtlinie vorgegeben war, anhand derer er seine eigene Kreativität und Intuition in Gestalt von Variationen zum Ausdruck bringen sollte. Gewiß, diese Kadenzen waren immer nur einzelne Passagen, und insgesamt gesehen kamen solche selten vor. Doch die so zum Ausdruck gelangende Auffassung gibt sicherlich einen Hinweis auf frühere Traditionen. Wenn also selbst Johann Sebastian Bach – von dem die größten Meister sagen, mit ihm habe die hohe Musik begonnen und nach ihm wieder aufgehört – den Interpreten gewisse Freiräume gibt, um wieviel mehr wird es dann in früherer Zeit, etwa im Mittelalter, gewesen sein. Das heißt also wohl, daß jene Vorstellung von mittelalterlicher Musik, wie sie heutzutage verbreitet ist, ganz einfach neben der Wirklichkeit liegen dürfte. Die Musik des Mittelalters war gewißlich nicht weniger gefühlsstark als spätere Werke. Im Gegenteil, alle gegebene Kenntnis über mittelalterliche Lebensweise legt nahe, daß beispielsweise Carl Orff mit seinen erst 1937 geschaffenen „Carmina Burana" dem Geist des Mittelalters sehr viel näher war als es das meiste von dem ist, was heutzutage landläufig unter „mittelalterlicher Musik" verstanden wird.

Richtig bleibt unfraglich, daß den Musikanten des Mittelalters noch nicht solche Instrumente zur Verfügung gestanden haben, wie Bach oder Orff sie einsetzten. Doch die Lebendigkeit einer Musik ist auch nicht von der Instrumentation abhängig, sondern vielmehr von der Melodieführung von der Interpretation. Und diesbezüglich standen die Künstler des Mittelalters dem Menschen der Neuzeit gewiß nicht wesentlich nach, denn hier sprechen wir von etwas, das tief im Gemüt verwurzelt ist.

Wagners Tannhäuser

Der große Richard Wagner ist mit Tannhäuser und Lohengrin der Empfindenswelt des abendländischen Mittelalters wahrscheinlich viel näher gekommen als das meiste dessen, was heutzutage gemeinhin als „mittelalterliche Musik" gehandelt wird – auch wenn er sich der Instrumente und Ausdrucksmittel seiner Zeit bediente.

Das soll nun nicht heißen, all die als klingendes Unterhaltungselement gedachte Musik, die als „mittelalterlich" gängig ist, sei zu verwerfen. Das keineswegs, denn sie vermittelt ihren Liebhabern ja einen bestimmten Stimulus, der ihnen Freude bereitet und zu dem paßt, was sie im Gedanken an das Mittelalter empfinden. Und schließlich vermag nun einmal kein Erdenbürger zu sagen, wie Musizieren im Mittelalter geklungen hat. Wollen wir aber versuchen, solche Klänge nachzuempfinden, um einen Ansatzpunkt für Inspiration zu schaffen, so dürfen wir wohl nicht von einer gewissen Monotonie der Anmutung ausgehen, bloß weil man zu jener Zeit noch keine unterschiedlichen Notenwerte aufzuzeichnen verstand, kein Crechendo und kein Forte und Piano, kein Andante oder Allegro etc. All die dadurch ausgedrückten Gefühle hat es ganz sicher trotzdem auch schon damals gegeben.

Warum ist uns dieser musikalische Aspekt so wichtig? Weil der musikalische Stimulus für das Verstehen und Erfühlen der Dinge ebenso bedeutsam ist wie der Text. Niemandem braucht wohl eigens gesagt zu werden, das nichts so stark wirkt wie die harmonische Verbindung von Wort und Ton – von Verstand und Gefühl.

In der heil'gen Grotte steht  -  CD-R

Allein schon die auf einer echten Überlieferung beruhende permanente Untermalung durch die gewaltig klingenden Kesselpauken hat eine geradezu suggestive Ausstrahlung, der sich kaum ein Mensch entziehen kann. Diese alles begleitenden Paukenschläge sind fraglos charakteristisch für die Ballade von der „Magna Figura" gewesen, und sie packen die Zuhörerin und den Zuhörer heute genauso wie vor gut 700 Jahren. Stellt sich das innere Auge dazu noch die Große Figur auf ihrem Sockel vor, goldglänzend in einer hochgewölbten Naturgrotte, so kommt die Welt der Ritter von einst mit ihren seltsamen Mythen uns so nahe, daß wir in ihr mitzuleben meinen – und die hier geschilderte Vision ist ja auch gleichsam eine Zukunftsvision!

Was den Text des Gesangs „Magna Figura" anbelangt, so genügt es hier, den Kern zu behandeln; und dieser ist sogar aus den schmalen Fragmenten noch erkennbar. Gewiß, die Verse sind mehr nachgedichtet als im strengen Sinne rekonstruiert, ebenso wie etwa bei der „Ballade des Schwarzen Ritters". Doch diese Verse sind dennoch nicht aus der Luft gegriffen. Bei der Nachdichtung stand Pate, was an verschiedenen Stellen über die Inhalte überliefert ist. Vollständige Originalverse haben wir davon nicht mehr, weder vom einen noch vom anderen der eben genannten Gesänge. Aber wir haben von da und dort Inhaltsangaben, die, zusammengenommen, ein beinahe geschlossenes Bild ergeben. Auch wenn wir nicht wissen, ob die Worte im Original so gesetzt und auf die gleiche Weise gereimt waren wie bei unserer Neufassung, so können wir doch sagen: Nach Inhalt – und wahrscheinlich auch Anmutung – dürften wir der Sache nahegekommen sein.

Wovon handelt nun der Inhalt des Gesangs „Magna Figura": Er erzählt von der Idee, vom Antrieb und vom Ziel der Figur. Er spricht von ihrer Wirkkraft und von dem Weg, diese auszulösen, von der „Braut" der Figura, und davon, wie sie ihr Werk tun wird, wenn die Zeit dazu gekommen ist – und sie erzählt von der Umgebung, in der sie sich dann befinden wird. Da heißt es eben: „In der heil’gen Grotte steht, hoch auf dem Podeste..." Auf einem Podest, der sieben Stufen aufweist, wartet die Figura auf das Kommen der „Braut", durch deren Tun die magische Apparatur in Funktion versetzt wird; und all dies wird sich in einer Grotte zutragen.

Figura

Das sind durchaus klare Hinweise, und diese haben ihren Ursprung in verschiedenen Überlieferungen, sie sind also nicht einfach erfunden. Es bestätigt sich abermals die „Belebung" der Figur und der ihr innewohnenden zwei Steine durch eine „Braut", obschon der genaue Hergang dieser magischen Handlung nicht geschildert wird. Dafür aber ist die „dunkle Sonne" erwähnt, und daß die Kommende Kraft: „erweckt das Weltenall". Mit dem Gelingen dieses Vorgangs aber, so heißt es dann weiter, zieht die Figura jene Kraft an, von der auch gesagt wird, wie sie sich auf die Welt auswirkt: „Alles, was da machtvoll scheint, das wird bald zertrümmert", um das neue, lichte Reich zur Entfaltung zu bringen. Und, so heißt es, dies alles werde auch geschehen, so, wie geplant.

Unabhängig davon, ob man nun an die Macht der Magna Figura glauben will oder nicht – das stünde auf einem anderen Blatt – ist ferner wichtig, den für ihre „Belebung" angenommenen Zeitpunkt zu beachten. Dieser ist – laut anderer Quellen, welche auch vom Bucintoro-Orden bekräftigt werden – die Zeit des Übergangs zwischen dem XX. und dem XXI. Jahrhundert. Das hieße, wir reden von der jetzigen Zeit, mag diese sich auch um ein paar Jahre verschieben.

Wenn dies alles also vorbereitet ist, wovon man vielleicht doch ausgehen kann, so gibt uns der Gesang von der Magna Figura einen sehr wichtigen Hinweis, der bisher viel zu wenig Beachtung gefunden hat: Zum entscheidenden Zeitpunkt befindet sich die Figura in einer Grotte! Sie ist nicht irgendwo vergraben noch in einer Burg aufgestellt, nein, sie steht in einer „heil’gen Grotte". Nach einer solchen wäre demnach also zu suchen, wollte man die Große Figur finden und in Funktion versetzen – wobei für diesen Vorgang nach wie vor nicht alle Rätsel gelöst sind, was sich aber dann vielleicht auf eine im Augenblick noch nicht erkennbare Weise ergeben würde. Das aber, bleiben wir vorerst dabei, muß wohl als ein eigenes Thema gesehen werden.

Während der Überlegung bezüglich einer Grotte fällt uns ein anderer beinahe vergessener Punkt ein: In einer verhältnismäßig jungen Abschrift der Isais-Offenbarung ist von einem „geheimen Tempel" im Untersberg die Rede.

Isais - Offenbarung

Inzwischen hat sich feststellen lassen, daß die Passage vom „geheimen Tempel" nicht dem Original der Isais-Offenbarung entspricht. Diese Formulierung ist eindeutig neueren Datums. Doch das heißt nicht unbedingt, es hätte nicht etwas anderes an jener Stelle gestanden, was leider nicht erhalten blieb. Im Urtext der Isais-Offenbarung sind die Verse noch nicht numeriert, vieles bleibt da noch ungeklärt.

So dürfen wir einmal folgende Mutmaßung aussprechen: Was wäre, wenn zwar nicht von einem Tempel im Untersberg die Rede war, wohl aber von einer verborgenen Grotte? Der Untersberg ist bekanntlich reich an Grotten und Höhlen, von denen viele noch gänzlich unerforscht sind! Ja, wer könnte mit Gewißheit behaupten, daß in der zweiten Hälfte dieser Schrift, wo so viele Lücken bestehen, beziehungsweise nicht gänzlich gesicherte Verse bestehen, nicht sogar explizit von der Magna Figura die Rede war – im Original! Und um bei solch abenteuerlichen Überlegungen gleich noch einen Schritt weiterzugehen: Wer sagt uns, daß die Schar um den Ritter Hubertus nicht selbst schon solche Stellen absichtlich aus dem Text der Isais-Offenbarung entfernt haben, weil sie allzu weitreichend waren und daher streng im Geheimen bewahrt werden mußten? Auch dies wäre wohl wenigstens grundsätzlich vorstellbar!

Der Untersberg zwischen Berchtesgaden und Salzburg ist ganz besonders für all diese Dinge ein besonderer Ort. Dort sollen sich die Geschenke der Isais befinden – auch der magische schwarz-violette Stein, der für die „Belebung" der Figur notwendig ist. Was läge also näher, als die Figur auch von dort aus zum Einsatz zu bringen?

Untersberg-Höhle

Die Figura, das wissen wir, benötigt für ihre Inbetriebnahme zwei Steine. Der eine befand sich in Wien, das ist überliefert. Der andere ist im Untersberg verborgen, wie die Überlieferung ebenfalls aussagt. Vielleicht wäre es einfacher, den Stein aus Wien – oder wo sonst er sich jetzt immer befinden mag – zum Untersberg zu bringen, als den anderen von dort aus an einen anderen Ort zu transportieren? Es heißt ja auch ganz eindeutig, der Stein der Isais soll die Schwingungskraft des Neuen Zeitalters an jenen Ort anziehen, an dem Isais ihn übergeben hat, also zum Untersberg! Das würde auch mit vielem anderen gut zusammenpassen.

Warum also sollte der Untersberg – eine Grotte im Untersberg – nicht für die Entfaltung der Magna Figura vorgesehen sein? Alles spricht bei genauer Betrachtung dafür! Freilich können wir nicht wissen, ob es in der Spätzeit der Templerverfolgung noch gelang, die Figur zum Untersberg zu transportieren. Doch warum hätte das schwieriger sein sollen, als sie an einen anderen, sogar entfernteren Ort zu schaffen? Und schließlich: die unmittelbaren Sachwalter der Figura waren dem Templerorden zwar assoziiert, sie gehörten diesem jedoch nicht direkt an. Zwar ist bekannt, daß die Verfolgungsmaßnahmen sich auch gegen diese Gruppe gerichtet haben, aber vielleicht konnten sie in dieser Lage doch besser bedeckt handeln?

Da stehen sehr viele Fragezeichen, zweifellos. Doch das liegt wohl in der Natur solch einer Angelegenheit. Aber was hätte gegen ein Versteck im Untersberg sprechen können. Wie stünde es in diesem Fall mit der Logistik, wenn es so weit ist, die Figur in Funktion zu versetzen. Probleme lassen sich da nicht erkennen. Auch eine geeignete „Braut", die womöglich nicht aus der Gegend stammte, sicher dorthin zu bringen, würde gut möglich sein, zumal wir ja bei alledem die Situation in unserer Zeit sehen müssen, nicht das Mittelalter. Doch selbst damals hat es, wie bekannt ist, wenigstens hin und wieder Frauenbesuch am Untersberg, beziehungsweise Ettenberg gegeben. Darin bestünde also auch keine Schwierigkeit.

Einfach gesagt: Für den Untersberg als gewünschten Hauptstandort der Magna Figura scheint eindeutig mehr zu sprechen als dagegen steht, ja, dieser Ort kann geradezu als ideal bezeichnet werden. Je länger die Gedanken darum kreisen, um so wahrscheinlicher muß einem diese Lösung wohl vorkommen.

Motiv - Hl.Grotte

So viele durchaus logische Punkte aus „Magna Figura" auch hervorgehen, wenn man die Dinge einmal ganz aus diesem Blickwinkel betrachtet, so erscheint doch mit mehr Abstand nicht mehr alles so klar.

Bleiben dürfte auf alle Fälle die „Grotte". Zwar ist an einer Stelle auch von einer „Halle" die Rede, doch darf sehr wohl angenommen werden, daß dies nur eine Veranschaulichung der großen und hohen Grotte sein will.

Allerdings ist die Grotte nicht näher bezeichnet. Es läßt sich aus dem Text nicht entnehmen, daß sich diese am oder im Untersberg befindet. Andererseits kann von einer vollständigen Überlieferung des Inhalts der Ballade von der „Magna Figura" wahrlich nicht gesprochen werden, geschweige denn von genau erhaltenen Texten. Dies läßt viele Möglichkeiten offen, unter diesen auch die, daß der Originaltext doch eine Stelle beinhaltet, die sich auf den Untersberg bezieht, welcher damals gern Wotansberg genannt worden ist.

Wie dem auch sei, die in diesem Artikel zum Weiterdenken angebotenen Gedanken, werden manche von Ihnen vielleicht dazu anregen, das Motiv Magna Figura nicht aus dem Auge zu verlieren. An verschiedenen Orten beschäftigen sich ja kluge Menschen durchaus engagiert mit den Dingen um die Große Figura. Und – so sehr all dies auch im Mystischen liegt und darüber hinaus von so mancher Romantik verbrämt ist – könnte es doch noch eine Bedeutung erlangen, die so manche Phantasie übertrifft. Wer weiß? –

       
               
               
     

       
               
               
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