Ueberblick

Aus

Ein

mailto:info@causa-nostra.com

Rundblick

Ausblick

Einblick

Rückblick

Überblick
     
   

Einblick 

     

Gnosis und Isais  -  (3)

       
     
       
     

Gnosis und Isais  -  Teil-3

       
     
       
      Gnosis und Isais – rätselhafte Aspekte

Wenn es eine unzweifelhafte Verbindung zwischen den frühen Isaisbünden und der Gnosis gibt, so ist dies das Weltenbild. Da wie dort wurde der Kosmos in Form einer bestimmten Anzahl von jenseitigen Sphären und Welten gesehen, welche die in deren Mittelpunkt liegende Erdenwelt sowohl umgaben wie auch durchdringen konnten. Die Anzahl der jenseitigen Sphären und Welten wurde zumeist einerseits mit der Anzahl der Planetenbahnen und andererseits mit den Tagen des Jahres (365, die Zahl des Archonten Abraxas) gerechnet. Das eine wie das andere war bei den Gnostikern symbolistisch zu verstehen, während die isaisbündischen Darstellungen eine konkrete Anzahl von 11 Sphären und 42 jenseitigen Welten nannte. Da wie dort sah man die höchste Gottheit außerhalb des Kosmos’, bestehend aus einem männlichen und einem weiblichen Teil.

Sicher liegen die Ursprünge dieser Vorstellungen in vorchristlicher Zeit, sie wurden aber nach Christi Wirken auf Erden mit christlichen Motiven verbunden.

Anders als bei den gnostischen Sekten, die später alle mehr oder weniger biblische Motive in ihre Systeme aufnahmen, blieben die isaisbündischen Vorstellungen von solchen frei – obschon auch sie Christus als den höchsten Gott des Lichts ansahen, oft auch als dessen männliche Hälfte, als deren weibliche manchmal die ebenfalls auferstandene Jungfrau Maria gesehen wurde, oft aber auch die Göttin Aphrodite.

Es hat hinsichtlich des Weltenbilds sicher Unterschiede gegeben, sowohl bei den gnostischen Gruppierungen wie auch bei den Isaisbünden, aber im Grunde handelte es sich dabei doch stets nur um Variationen auf ein und dasselbe Motiv.

Gnosis-und-Isais  -  Hauptsystem

Die Vorstellung, wie die Welt, der Kosmos und der Überkosmos geordnet seien, ist also im wesentlichen gleich oder ähnlich gewesen, sowohl zwischen den frühen Isaisbünden und der Gnosis wie auch unter den verschiedenen gnostischen Gruppierungen. Über diese sind ja, wie schon im ersten Teil dieser Artikelreihe dargelegt wurde, nicht allzu viele Einzelheiten näher bekannt, da fast sämtliche gnostischen Originalschriften der Vernichtung anheim fielen.

Während wir uns über die vorchristliche Gnosis vielleicht ein recht gutes Bild machen können, wenn wir die isaisbündischen Ideen betrachten, und dazu womöglich einiges aus der alten iranischen Glaubenswelt nehmen, so steht es um die christliche Gnosis – die häretische - noch viel schwieriger, weil eben praktisch nichts in Originalform erhalten ist – und überdies ein buntes Durcheinander unter den zahlreichen gnostischen Sekten herrschte. Beinahe jede von ihnen hatte ihren eigenen „Propheten", und jeder von diesen lehrte im Detail etwas anderes. Auf diese Dinge haben wir im ersten Teil bereits hingewiesen.

Eine Schlüsselfigur der christlichen Gnosis ist Simon Magus. Er darf auf jeden Fall als historische Person gewertet werden. Wahrscheinlich fußen alle übrigen christlich-gnostischen Sekten mehr oder weniger direkt auf seinen Vorstellungen und Lehren. Er war ein Zeitgenosse der Apostel, hat also auch noch die urchristlichen Lehren gekannt. Der Widerspruch zu späteren Kirchenlehren war dementsprechend groß.

Gnosis und Isais  -  Simon Magus

In der erst Jahrhunderte später entstandenen Fassung der „Apostelgeschichte des Lukas" können wir über einen Magier Simon lesen, mit dem sicherlich kein anderer als der historische Simon Magus gemeint ist. Freilich kommt Simon Magus im Neuen Testament nicht gut weg, die Apostelgeschichte schildert ihn als einen vermessenen Mann, der die Kraft des Heiligen Geistes mit Geld erkaufen will, um dann mit ihr sein Spektakel zu treiben. Bei alledem ist jedoch stets zu bedenken, daß diese Apostelgeschichte der Bibel eben nicht während der Zeit der Apostel geschrieben wurde, sondern erst Jahrhunderte später, zu einer Zeit, in der sich – nach Clemens Flavius Romanus, welcher sich „Bischof der Bischöfe" nannte und de facto der erste Papst war – bereits eine kirchliche Machtstruktur gebildet hatte, die in vielem gegen die Lehren Christi stand – und welche sich durch die Gnosis bedroht sah. Durch die Übernahme der Hebräerschriften als „Altes Testament" und die Behauptung, Christus sei der Sohn des Jahwe gewesen, war der wahre Geist des Christentums praktisch zerstört und vielfach ins Gegenteil verkehrt worden. Vergeblich hatte besonders (der echte!) Paulus sich bemüht, das Blatt noch zu wenden, und auch Marcion sollte schließlich an den bereits herrschenden Machtverhältnissen scheitern. Zur Zeit des Simon Magus war der Kampf um das rechte Christentum aber noch voll im Gange, und Simon stellte sich gegen jene, „die ein falsches Evangelium verbreiteten, und denen man das Maul stopfen muß", wie Paulus an Titus schrieb (siehe noch im NT).

Aber auch Simons Lehre ist sicher nicht die reine Lehre Christi gewesen. Er hatte Jesus Christus nicht persönlich gehört, vieles, was er für richtig hielt, dürfte auf logischen Schlußfolgerungen beruht haben; teils durch die griechische Philosophie und teils vermutlich auch durch alte persische Mythen beeinflußt. Alles in allem scheint Simon aber doch verhältnismäßig nahe an der Lehre Christi gewesen zu sein. Kein Wunder also, wenn Simon Magus von der Kirche als ein Erzübeltäter geschildert wird, mit dem es ein böses Ende nehmen müsse. Nicht weniger als der Kirche, war Simon der Synagoge verhaßt. Für das Judentum mußte er als Todfeind erscheinen, vereinigten sich in seinen Lehren doch die Lästerung des Jahwes mit heidnischer Zauberei bei gleichzeitigem Glauben an die Göttlichkeit des Mamzers (Hurensohns) Christus, von dem der Talmud sagt, er sei dazu verdammt, in brodelnden Exkrementen gequält zu werden (das ist übrigens noch heutzutage jüdische Lehre, worin sich abermals zeigt, wie absurd die neuerdings gern gebrauchte Formulierung „jüdisch-christlich" ist, denn größere Gegensätze als diese beiden Pole kann es kaum geben). Simon Magus seinerseits dürfte nicht weniger hart über seine Gegner gesprochen haben, auch wenn er sich dank seiner griechischen Bildung weniger derb ausgedrückt haben wird.

Wer und wie aber ist er wirklich gewesen?

Betrachten wir frühchristliche Quellen, so findet sich einiges in den „Recognitionen und Homilen", deren Autor unbekannt ist (sie werden mitunter fälschlicher Weise dem Clemens zugeschrieben). Folgende Geschichte wird da u.a. berichtet: Simon Magus sei als falscher Apostel bis nach Rom hinter Petrus hergezogen, um seine eigene Lehre, welche er die wahre nannte, über die ganze Welt zu tragen. Bedenken wir, daß es in der Tat neben den echten auch falsche Apostel gab – und so auch einen falschen Petrus -, so kann an der gegebenen Darstellung durchaus ein Stück Wahrheit sein, bloß: wer sagt, daß nicht jener „Petrus" ein falscher Auchapostel war, dessen Verfälschung des Evangeliums Christi Simon die Wahrheit entgegenhielt - daß also nicht er der Irrlehrer war, sondern ganz im Gegenteil? Diese Möglichkeit besteht durchaus, sie muß sogar wahrscheinlich genannt werden, auch wenn wir nicht sagen können, dies restlos sicher zu wissen.

Im selben Schrifttum wird auch von Simons Herkunft und Lebenslauf gesprochen. Er stammte demnach aus der Ortschaft Getthon im Lande Samaria, von wo laut Nikodemus im NT kein (jüdischer) Prophet kommen kann, denn Samaria war unter Sargon II. assyrisches Siedlungsgebiet geworden, wodurch sich auch die assyrische Sprache in Form des Aramäischen ausbreitete. Auch Christus sprach ja Aramäisch, nicht etwa Hebräisch. Simon verließ Samaria und ging nach Alexandria, in dieses Zentrum griechischer Weisheit, wo er jahrelang blieb. Offenbar beherrschte er die griechische Sprache, und es ist durchaus möglich, daß er selbst griechischer Abstammung war. In Alexandria befaßte sich Simon auch mit den Wissenschaften der Magie, was ihm zu der Bezeichnung Simon Magus (Simon der Magier) verhelfen sollte. Er muß eine charismatische Persönlichkeit gewesen sein, was ihm Freund und Feind gleichermaßen zugestehen. Vor allem aber lernte er viel und verfügte bald über eine umfassende Bildung.

Nach seinen Studien in Alexandria, ging Simon zunächst für eine Weile nach Samaria zurück, wo er in die Schule des Dositheos eintrat, welcher in Anlehnung an die Lehren Johannes des Täufers eine Sekte gegründet haben soll. Etwa 30 Schüler sowie eine Frau bildeten diesen kleinen Kreis. Die Frau, die Luna oder Helene genannt wurde, spielte dabei eine hervorragende Rolle: sie symbolisierte den Mond, die Selene, welcher die 30 Tage des Monats, die durch die Schüler versinnbildlicht wurden, bestimmte. Dositheos selbst bezeichnete sich als Hestos, den immerzu Stillstehenden, insofern ein Gleichnis zur höchsten ewigen Gottheit.

Wir wissen nicht, ob diese Definitionen zutreffend sind, namentlich die Auffassung als Hestos kann auch auf einem Irrtum beruhen, weil keineswegs sicher ist, daß die zumeist vorausgesetzte Annahme eines Bezugs zur Lehre Philons gegeben ist. Wie die spätere Entwicklung, soweit diese bekannt ist, zeigt, dürfte „Hestos" für Simon Magus lediglich eine Bezeichnung für den Führer der Gemeinschaft gewesen sein.

Für Simon Magus sind die Dinge um Dositheos aber auch nur insofern wichtig, wie diese ihn zur Erweiterung seiner eigenen Ideen angeregt haben mögen.

Die bisher verwendete Quelle eines unbekannten Autors behauptet nun weiter, Simon habe seinen Lehrer aus der Funktion des „Hestos" verdrängt, selbst die Führung der Gruppe übernommen und auch die als Selene gesehene Frau.

In Wahrheit dürfte es sich anders verhalten haben, denn die nächsten Spuren des Simon finden sich nun wieder in Alexandria. Wahrscheinlich ist Simon allein dorthin gereist und hat dann seine eigene Gemeinde gegründet. Dafür sprechen auch verschiedene andere Hinweise, zu denen wir noch kommen werden.

Gegenüber seiner Anhängerschaft verkündet Simon sich selbst als Äußerung der höchsten Gotteskraft, welche hoch über dem Schöpfer der grobstofflichen Dinge steht und sich außerhalb des Kosmos’ befindet. Neben Simon gibt es nun auch eine Frau. Sie wird wiederum Helene genannt und gilt als die aus den höchsten Himmeln auf die Erde geführte Weisheit, die Mutter des Alls. Beides – Simon selbst und Helene – sind sowohl als Sinnbilder wie auch als irdische Stimmen von Vatergottheit und Muttergottheit zu begreifen. Wir erkennen hier jenes Verständnis des Höchsten, wie es für die Gnosis insgesamt typisch war, und ebenso für die Isaisbünde. Dieses Leitmotiv von Allvater und Allmutter, aus welchem, als höchste Gottheit, alles hervorgeht, ist geradezu klassische Gnosis. Vergleichen wir dazu die Darstellung des „baphometischen" männlich-weiblichen Doppelhauptes der Templer, so muß die zumindest sinnbildliche Ähnlichkeit unbedingt auffallen. Tatsächlich hat es ähnliche Bilder auch schon zu gnostischer Zeit und in den Isaisbünden gegeben (unsere diesbezügliche Abbildung ist allerdings eine Rekonstruktion, welche jedoch aufgrund einer Beschreibung aus der Zeit entstand).

Den Lehren Simons folgend, zeugten Allvater und Allmutter den Gottessohn – Christus – welcher sodann als Menschwerdung der höchsten, überkosmischen Gottheit auf die Erde kam; und zwar dorthin, wo der einzige Ort der Erde war, an dem der Ungeist der Finsternis als alleiniger Gott verehrt wurde: Jahwe. Diesen Ort wählte Christus für seine Menschwerdung, um aller Welt zu demonstrieren, daß der Ungeist der Anbeter dieses El Schaddai derart finster ist, daß sie sogar den wahren Gott des Lichts und der Liebe zu töten trachten. Dieser wahre höchste Gott hatte, nach gnostischem Glauben, bis dahin vollkommen außerhalb von Welt und Kosmos gestanden, er war somit den „unbekannte Gott", als welchen ihn auch Paulus bezeichnete, wie sich bei Paulus überhaupt eine Menge gnostischer Denkmuster finden. Er, der vom Saulus zum Paulus geworden war, erfaßte die Wahrheit Christi dann vielleicht besser als jeder andere. Simon Magus ist ihm jedoch nie begegnet.

Simon Magus verbreitete seine eigene Lehre, so wie er sie als die richtige empfand, und er bekämpft zugleich mit großer Entschiedenheit das Alte Testament. Einer Legende zufolge soll Simon einmal ein dreitägiges Streitgespräch mit Petrus darüber geführt haben. Falls diese Geschichte stimmt, was durchaus möglich ist, müßte jener „Petrus" wohl einer der falschen gewesen sein, den es sicher gab, wie es auch mindestens fünf falsche „Paulusse" gegeben hat. Es war die Zeit des Kampfes um das wahre Christentum, welcher von dessen Gegnern vorerst gewonnen wurde, was jedoch mit Kommen der Neuen Zeit aufgeklärt und zurechtgerückt werden wird, wie es im Glauben der wahen Anhängerschaft Christi heißt, zu welchen sich auch Gnostiker wie Simon Magus gerechnet haben.

Eine kuriose Darstellung des Simon findet sich in der Apologie des Justinus, von der gesagt werden darf, daß darin nicht viel Wahrheit steckt. Es heißt da: „Der Samarer Simon stammte aus dem Örtchen Gitthon. Unter Kaiser Claudius führte er durch die Kunst tätiger Dämonen magische Wirkungen aus, wurde in eurer Kaiserstadt Rom für einen Gott gehalten und von euch (den Römern) durch eine Statue wie ein Gott geehrt. Die Statue aber wurde am Tiberfluß aufgestellt und trug die folgende Inschrift: ‚Simoni Deo Snacto’. Und alle Samarer, auch einige aus anderen Völkern, halten ihn für den ersten Gott und beten ihn an. Und eine gewisse Helene, die zu jener Zeit mit ihm umherreiste und vorher in einem Bordell untergebracht war, nennen sie die erste Ennoia." Diese Äußerungen enthalten viel Unfug. Das beginnt schon mit der falsch zitierten Inschrift, die in Wahrheit lautet: ‚Simoni iuveni deo’, und sich also nicht auf Simon Magus bezieht, die Staue stellte nicht diesen dar. Andererseits enthält dieser Text wahre Motive, wenn diese auch zugleich polemisch mißverstanden dargebracht werden.

Praktisch alle erhaltenen Schriften über Simon und die Gnosis sind feindlich eingestellt, was zumeist schon die polemische Sprache verrät. Beachtenswert ist aber, daß mehrfach die Helene behandelt wird, auch als Ennoia bezeichnet, worüber wir an späterer Stelle noch näher sprechen müssen. Aus Isais-Sicht ist nicht zuletzt eine Beschreibung jener Helene bemerkenswert, in der es heißt: „Immer wieder läßt sie sich ihre langen Haare oben über den Schultern rundherum abschneiden, damit nichts Unreines in sie dringe, und sie aber ihren Blick dahinter verhüllen könne". Da dies einen typisch isaisbündischen Punkt berührt, bringen wir dazu separat den Artikel ‚Abraxas-Dame’. Dies steht hier möglicherweise in einem Zusammenhang, denn die äußere Form würde, der Schilderung nach, der einer ‚Abraxas-Frisur’ entsprechen, bei der die Frau aufgrund des Seitenscheitels „ihren Blick verhüllen" kann, wenn sie die Haare nach vorn rutschen läßt. Auch das „damit nichts Unreines in sie dringe" scheint der isaisbündischen Anfassung zu entsprechen. Ferner ist in früher Zeit der Haarschnitt der Frauen bis zum Kinn mit dem Wort Abraxas in Verbindung gebracht worden. Trotz all dieser anscheinenden Übereinstimmung, bestehen solche hinsichtlich der Helene des Simon Magus wahrscheinlich nicht; ihr Haarschnitt fand vermutlich nicht wirklich statt, sondern war ein bloßes Sinnbild. Dafür spricht auch die ständige Wiederholung, die in der Realität ja gar nicht möglich wäre. Zwischen Simon und dem Isais-Aspekt dürfte es also keine Verbindung geben, selbst wenn im ersten Moment dieser Eindruck entstehen kann (aus diesem Grunde haben wir das Thema Isais-Abraxas-Frauenfrisur hier nicht integriert). Simon dachte offenkundig viel in Symbolismen und in philosophisch begründeten Systemen. Seine Lehre unterschied sich höchstwahrscheinlich sehr von der stark praxisbezogenen Einstellung in den Isaisbünden. Es ist aber nicht auszuschließen, daß Simons theoretisch-philosophische Gedanken in Isais-Gemeinschaften bekannt wurden und dort als praktisch gemeint aufgefaßt wurden. Dies könnte dadurch verstärkt werden, daß kultisch-rituelle Handlungen in Simons Kreis auch praktische Komponenten beinhalteten. Es gibt darüber jedoch keine Zeugnisse.

Speziell Irenaeus, der ebenfalls gegen die Gnostiker zu Felde zog, beschäftigt sich eingehend mit Helene. Seiner Behauptung nach hat Simon diese Frau aus einem Bordell in Thyros geholt, sie stammt hier also nicht aus der Gemeinde des Dositheos. Richtig spricht Irenaeus über die gnostische Bedeutung, welche diese Frau symbolisiert: „Sie ist der erste Gedanke des Gottesgeistes, die Allmutter; durch die beschloß der Gottesgeist zuerst Engel und Erzengel zu schaffen (resp. zu beleben). Sie ist nämlich Ennoia, die aus ihm hervorging. Als sie den Willen des Vaters erkannte, ist sie in die unteren Regionen hinabgestiegen und hat die Engel und Gewalten erschaffen (resp. belebt)’ etc.

Was der Kritiker nicht versteht, ist die gnostische Auffassung, daß Allvater und Allmutter auseinander hervorgehen, ohne daß ein Teil von beiden früher dagewesen wäre. Latent war die zweigeschlechtliche Allgottheit seit aller Ewigkeit da, beide eigenständig und dennoch eines. Erst im ersten Schöpfungsakt aber wurden sie sich ihrer bewußt: Die männliche Allgottheit als Geist und Tat, die weibliche Allgottheit als Idee und Stoff. Im ersten Zeugungsakt, zu welchem es kam, als die männliche und die weibliche Allgottheit sich wechselseitig erkannte, entbrannte der Geist zur Tat und verhalf der Idee zur Stoffwerdung. Dabei ist unter dem Stoff nicht allein die irdisch-grobstoffliche Materie zu verstehen, sondern jegliche Stofflichkeit, auch die für den Erdenmenschen nicht vorstellbare. Die Idee wird im Sinne Platons verstanden.

In diesem Abschnitt haben wir uns isaisbündischer Überlieferung bedient, da eine vollständige gnostische nicht erhalten ist. Die Prinzipien dürften sich aber gleichen. Insofern denken wir, mit diesem kleinen Einschub das Verstehen des Folgenden zu erleichtern, dessen Darstellung mit Sicherheit unvollständig ist.

Einen angeblich und vielleicht sogar wirklich auf Simon Magus zurückgehenden Text überliefert nämlich Hyppolytos wie folgt: „Simon lehrt, daß es eine unbegrenzte Kraft (Dynamis) gibt und nennt diese den Ursprung des Alls, indem er folgendes zu sprechen pflegt: ‚Diese Verkündigung einer Stimme und eines Namens stammt aus dem Ratschluß der großen, unbegrenzten Kraft. Deshalb soll sie versiegelt sein, verborgen, verhüllt, niedergelegt in dem Domizil, in dem der Ursprung (wörtlich: die Wurzel) des Alls gegründet ist’. Das Domizil aber, sagt er, sei der aus (Fleisch und) Blut gezeugte Mensch, und es wohne in ihm die unbegrenzte Kraft, die er den Ursprung (die Wurzel) des Alls nennt. Es ist aber die unbegrenzte Kraft, nämlich das Feuer, nach Simons Lehre nichts Einfaches, wie die meisten Menschen von den vier Elementen sagen, diese seien einfach, und das Feuer für einfach gehalten haben, sondern das Feuer besitze vielmehr eine doppelte Natur, und an dieser doppelten Natur nennt er das eine etwas Verborgenes, das andere etwas Sichtbares. Das Verborgene aber liege verborgen in den sichtbaren Teilen des Feuers, und das Sichtbare am Feuer sei durch das Verborgene entstanden. Es handelt sich aber um das, was Aristoteles das der Möglichkeit und das der Wirklichkeit nach Seiende, oder Platon das geistig Wahrnehmbare und das sinnlich Wahrnehmbare nennt."

Was damit gesagt ist, läßt sich im Lichte der Ilu-Lehre und des isaisbündischen Denkens in eine klare Form kleiden: Alles war immer und ist ewig vorhanden, jedoch zum einen Teil nur oder vorerst nur hypostatisch, zum anderen dagegen bereits verwirklicht.

Wir sehen, mit Simon Magus finden wir – neben nicht Zusammenpassendem – auch eine Menge, was mit uns Bekanntem sehr wohl harmoniert und womöglich noch viel besser zusammenpassen würde, wenn wir Originaltexte von Simon finden könnten.

In der nächsten Folge dieser Artikelreihe wollen wir uns weiter mit Simon Magus und seinen gnostischen Ideen beschäftigen.

Ein konkreter Isais-Aspekt ist bei Simon Magus nicht festzustellen. Der auf den ersten Blick in diese Richtung weisende „Haarschnitt" der Helene ist mit höchster Wahrscheinlichkeit nur symbolistisch zu verstehen, er wurde vermutlich nicht wirklich durchgeführt und hat also mit der Magie des Isaiswegs nichts zu tun, oder – was nicht ausgeschlossen werden kann – der Autor des Berichts verwechselte Informationen über reale isaisbündische Handlungen mit nur gedachten bei der Helene des Simon Magus. Dies ist deshalb gut vorstellbar, weil Helene auch als Menschwerdung der Ennoia (verstanden als Gedanke der Allmutter) bezeichnet wurde, der Name Ennoia, für ein ganz anderes Wesen, auch in den Isaisbünden eine Rolle gespielt hat. Anders als Simon Magus, der sich als Christ verstand und verkündete, was er für die wahre Erkenntnis des Christentums hielt, waren die Isaisbünde bekanntlich in erster Linie auf die alten Götter und Göttinnen Griechenlands und Ägyptens ausgerichtet – wobei wiederum nicht in allem genau bekannt ist, wie diese im einzelnen gesehen wurden.

zu Gnosis und Isais  -  III

Im Blick der Gegner der Gnosis mußten auch die Isaisbünde als gnostische Gemeinschaften erscheinen, sofern über diese Geheimbünde da und dort einmal etwas bekannt wurde. Wo dies der Fall war, sind es sicher nur unvollständige Kenntnisse gewesen, die von außen her gewonnen werden konnten. Und so ist leicht erklärlich, wenn es in verschiedenen Berichten zu Verwechslungen und Vermengungen kam, die zur Verwirrung des wahren Geschehens sowohl bei den Gnostikern wie auch in den schwer faßbaren Isaisbünden beitrug.

In unserer Artikelreihe über die Gnosis und Isais, die sich wohl noch über viele Fortsetzungen erstrecken wird, werden wir uns bemühen, so gut wie möglich ein klares Bild zu schaffen.

       
               
               
     

       
               
               
Überblick Ausblick Einblick Rückblick Rundblick Galerie Tonarchiv

Home


Um an die Stelle  "zurück"  zuspringen, von der Sie gekommen sind,   verwenden Sie bitte den  "Zurück-Pfeil"  Ihres Browsers !