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Glauben - Wissen - Wollen

       
     
       
     

Glauben-Wissen-Wollen

       
     
       
      Glauben - Wissen - Wollen

Über Sokrates, den noch vor Plato und Kant wohl größten aller Philosophen, bestehen nur Erzählungen und Zitate. Keine einzige mit Gewißheit von seiner eigenen Hand stammende Zeile ist erhalten. Was ihm den Titel des größten Denkers aller Zeiten eintrug, ist wahrscheinlich dieser eine Satz: „Ich weiß, daß ich nicht weiß!" Und in der Tat, die tiefgreifendste Erkenntnis und höchste Weisheit liegt in diesen Worten. Denn wir Menschen wissen nicht, wir nehmen an, wir glauben oder wollen etwas für richtig halten in der Weise, wie wir es sehen.

Alles aber ist subjektiv, keine zwei Menschen sehen und empfinden ein und dieselbe Sache gleich. Das gilt für die Angelegenheiten der Geschichte, für Fragen des Glaubens und mit diesen verbundene Auffassungen, es gilt sogar für die ganz alltäglichen Dinge. Wir „wissen", welcher Wochentag ist – beispielsweise – doch diesen haben wir Europäer in der heutzutage weltweit gültigen Form festgelegt.

Jedes vermeintliche Wissen ist von den Maßstäben abhängig, welche angelegt werden. Diese aber können ganz unterschiedlich sein.

Je höher die Ansprüche an das Motiv des zu Erfassenden steigen, umso mehr wird der Kerngehalt des Sokrates-Zitates deutlich. Hinsichtlich der Religion faßte es der Apostel Lukas in den Satz: „Glauben heißt, nicht wissen." Lukas grenzt damit wohl unabsichtlich ein, was Sokrates auf alles ausgedehnt gesehen haben wollte.

Ja, immer und in allem leben wir im Hinblick auf unser Wissen aus dem, was unserem Wollen gemäß ist; und bei den Angelegenheiten des Glaubens steht es nicht anders. Wollen-wissen-glauben, das ist eine Kette, die ihrer Wertigkeit nach in umgekehrter Reihenfolge angeordnet sein müsste, so wie wir es in unserem Titel zu diesem Artikel getan haben.

Trotzdem aber heißt es zu Recht. „Wissen ist Macht!" Francis Bacon (1561–1626) hat diesen Ausspruch aus der alten angelsächsisch-germanischen Volksweisheit entlehnt und philosophisch verarbeitet. Das widerspricht anscheinend Sokrates, und tut es doch nicht, denn das „Wissen ist Macht" schließt hier ein, daß von Anwendung eines Wissens unter Menschen mit denselben Maßstäben die Rede ist. Überdies hat Bacon die einst sicherlich mystisch verstandene Volksweisheit im Geiste angelsächsischer Praxisbezogenheit gesehen. Wissen und Macht waren da nun ganz weltzugewandt zu verstehen, etwa, wer Wissen um Navigation besitzt, hat die Macht, fremde Länder zu erreichen, und hat er darüber hinaus das Wissen, sehr gute Waffen herzustellen, so besitzt er auch die Macht, Länder zu erobern.

Das scheint nun auf den ersten Blick einiges von dem außer Kraft zu setzen, wie die griechische Philosophie das Sokrates-Zitat wertete. Auch das trifft aber nicht zu, denn wir haben es ja mit Dingen gleicher Maßstäbe zu tun. Schießt eine Kanone über eine bestimmte Strecke, so ist es gleichgültig, in welchen unterschiedlichen Maßeinheiten diese gerechnet werden mag – die Kugel trifft das Ziel. Das ist die Art von Wissen, in dem das Wollen sich zur Tat umsetzt, ein Wissen, daß fern der Mystik und dem Glauben steht.

Der Satz, „Ich weiß, daß ich nicht weiß", bezieht sich in erster Linie auf die höheren Angelegenheiten des Lebens – dieses Lebens und des Lebens danach.

Besonders der europäische Mensch Faustischen Geistes aber strebt immer und in allem nach „Wissen". Es liegt in seiner Natur, Wollen und Wissen miteinander verbinden zu wollen; und in vielen praktischen Dingen kann das schließlich auch gelingen. Diese Denk- und Empfindensart hat sich auf der Erde durchaus bewährt.

Wollen wir aber über die Dinge des Praktisch-Greifbaren hinausreichen – was ja gerade auch dem Faustischen Wesen entspricht! – so gilt es, die Enge des Diesseitigen zu überwinden. Wir stoßen an jenen Punkt, an dem Goethe seinen Dr. Faustus sagen läßt: „Das wir nichts wissen können, das will mir schier das Herz verbrennen!" Und dort kommt er Sokrates ganz nahe.

Auch wir hier, die wir bei CN im Internet bemüht sind, Ihnen so manches näher zu bringen, was als „Faustischen Geistes" bezeichnet werden darf, sind uns des inneren Zwiespalts bewußt, der in jedem von Ihnen, genau wie in uns, an so mancher Stelle aufbrechen muß. Wir alle haben es schließlich im Blut, nicht allein glauben, sondern wissen zu wollen! Und doch: Genau dies ist oftmals nicht möglich, und würden wir uns in allem darauf beschränken, allein Faktisch-Verifizierbares zu behandeln, so wären wir arm daran!

Gerade die größten und wunderbarsten Ideen und Dinge entziehen sich meist der vordergründigen Verifizierbarkeit, was aber nicht für ihren Unwert spricht, sondern ganz im Gegenteil davon zeugt, daß an solchen Stellen von besonders Wichtigem und Hochstehenden die Rede ist. Die Menschen, die sich damit beschäftigt haben, kannten jedoch die Engstirnigkeit der alltäglichen Welt, weshalb sie demgemäß handelten und so manches der Welt unzugänglich machten.

Wo alles offen daliegt, wo nichts im schwer Zugänglichen oder sogar Ungreifbaren verbleibt, dort ist in aller Regel auch nichts von Wert verborgen; und was sich durchwegs faktisch verifizieren läßt, ist auch schon im banalen Denken katalogisiert, wo kein Geist lebt, es zu verstehen und womöglich zu nutzen.

Es gibt eben immer nur die Möglichkeit, sich entweder Wollen-Wissen zu bewegen – oder die Hand nach Höherem auszustrecken, und das Glauben-Wissen zu ergreifen. Das ist keineswegs etwas Konfuses, nein, es verlangt lediglich danach, die eigenen inneren Resonanzkräfte zu mobilisieren, dank derer es möglich wird, die Wahrhaftigkeit des nicht faktisch zu Greifenden durch Erfühlen zu packen! Und dies ist zu allen Zeiten der Weg zur wahren Weisheit gewesen.

Zu so manchen Themen, die hier bei uns im CN-Internetz behandelt werden, ließen sich durchaus mehr nachprüfbare Fakten bieten. Das Augenmerk auf dergleichen zu lenken, würde aber zu nichts anderem führen als zu einer Banalisierung, und – was uns entscheidend erscheint – es würde dazu leiten, das Geistdenken auszuschalten und ganz jenes sture Verstandesdenken in den Vordergrund zu rücken, das schon Goethes Dr. Faust zur Verzweiflung trieb, weil es den Weg zur Erkenntnis verschließt.

Wenn Sie in dieser CN-Ausgabe über die Geschehnisse um die „Rivalisierenden Schwestern" in den 1920er Jahren lesen, über die „Aldebaranischen Notizen", oder auch von der „Para-Physik des Mondspiegels", so erkennen Sie immer wieder jene Punkte, an denen das Verstandesdenken allein hilflos ist, und nur das Geistdenken weiterführt. Das ist nun einmal ein außerordentlich wichtiger Punkt.

Bei den genannten Themen wird auch abermals offenbar, welche natürlichen Unterschiede zwischen Männlich und Weiblich bestehen, daß Frauen im Geistdenken überlegen sind, während Männern das Verstandesdenken mehr liegt. Das Zusammenwirken beider Geschlechter hat daher in jenen Bereichen, wo es seltener Weise voll zur Anwendung gelangte, die bemerkenswertesten Resultate erzielt.

Isis - Schwingen

Hier schließt sich auch der Kreis zu dem weisen Wort des großen Sokrates. Nicht das verstandesmäßige Wissen vermag zu den Höhen des in Wahrheit vorhandenen zu führen, sondern allein die Kraft des bewußten Geistes, wozu Plato ergänzende Weisheit hinterließ.

Nun wollen wir uns nicht anmaßen, die Weißheit von Sokrates oder Platon zu besitzen. Doch den Ratschlägen und der Wegweisung solch großer Geister zu folgen, wie schon andere vor uns es durch viele Jahrhunderte taten, kann gewiß von Nutzen sein. Unsere Denkfähigkeit – mit dem Verstand und dem Geiste – ist ja das Werkzeug der Erkenntnisfähigkeit.

       
               
               
     

       
               
               
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