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Einblick |
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Glaube und Erkenntnis |
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Glaube und Erkenntnis
Ein jeder hat seinen Glauben und seine Gottheit. Die des Christen heißt Christus – und es gibt gute Gründe, an die Göttlichkeit Christi zu glauben, besonders für jene, die vom wahren Christus und seinen Botschaften wissen. Für sie sind alle anderen Glaubenslehren ohne Belang. Das mag in Ordnung sein, solange es nicht zu Ignoranz oder gar aggressiver Intoleranz gegenüber anderen führt. Die Gottheiten anderer haben andere Namen. Der einer weit verbreiteten Sekte heißt: Naturwissenschaft. Dieser Gott ist ein Sohn dessen, welchen seine Anhängerschaft die menschliche Vernunft nennt, wobei sie diese weit überschätzen. Darum rätseln diese Leute, weshalb ihnen ihr Dasein derart sinnlos erscheint, wie’s oft der Fall ist; und früher oder später suchen die meisten von ihnen sich dann doch einen Gott, mit dem sie reden können. Im stillen reden die Menschen ja mit ihren Göttern, auch wenn’s ihnen oft nicht auffällt und auch selten in klar formulierten Sätzen geschieht; denn solches Reden mit der Gottheit ist mehr als Gebet. Nicht gegenüber jedem zum Gott erhobenen Wesen tut das gut, denn viele haben sich ein schreckliche Etwas als Gott aufreden lassen, einen Jahwe etwa oder einen Allah, gewalttätige Wesen, die ständig Unterwürfigkeit von ihrer Anhängerschaft fordern. Sie machen Angst, und Angst erzeugt Haß, welcher sich dann gegen die Mitmenschen richtet. Das Resultat dessen ist allenthalben unübersehbar. Die Hindus sind ein wenig besser daran, aber auch nur zu einem Teil; und die Anhänger des Buddhismus besitzen im Grunde gar nichts außer ihrer Einbildung, so daß im Augenblick der Klarsicht nichts bleibt als Leere. Aus Furcht vor dieser betäuben sie ihren Geist und erklären für weise, was bedeutungslos ist. Die Christen sind da besser gestellt, sie können ihren Herrn Jesus Christus sogar vertrauliche Worte senden, denn er hat für alles Verständnis, steht einem jeden mild gegenüber. Das tut oft gut. Bei einigen Göttinnen und Göttern aus uralter Zeit ist das in ähnlicher Weise möglich. Doch kaum jemand weiß noch von ihnen. Wo sie wiederentdeckt werden, führt das nicht weit, weil deren Kräfte nach Jahrtausenden erloschen sind. Dann gibt es noch starke Geister als mögliche Bezugswesen. In diesen Bereich gehören die Isais sowie einige noch bedingt wirksame Kräfte, welche schon die Gnostiker kannten. Auch jetzt im Jenseits lebende Verstorbene sind hier einzureihen, etwa so, wie mancher Mensch nie aufhört, an einen hinübergegangenen lieben Menschen stets stark zu denken. Oft hält er die Geliebte oder den Geliebten dadurch in seiner Nähe. Der verstorbene Mensch wird somit für einen auf Erden lebenden zur Göttin oder zum Gott – in gewisser Weise. Auch so etwas ist ja möglich. Auf irgendeine Art hat jedenfalls jeder Mensch seinen Glauben, wie auch immer dieser ausgeformt sein mag. Sogar der Atheist ist auf seine Art fromm, denn er betet de facto sich selber an in Form seiner vermeintlichen Intelligenz, die oft wenig ausgeprägt ist. Die Sekte der Marxisten gehört auch noch in diesen Bereich. Ein menschliches Wesen braucht etwas, worin er das Höhere sieht oder zu sehen vermeint, er kann nicht anders, weil in eines jeden Menschen Unbewußtem die meist verkümmerte Urkenntnis lebt, daß es da etwas gibt - eine Kraft und einen Willen - über allem stehend, was den sachlich bekannten Kosmos ausmacht. Der Glaube ist also, ganz grundsätzlich, in uns Menschen vorhanden, oder wohl richtiger gesagt: vorhanden ist stets das nicht physisch auszumachende „Glaubensorgan", wie sinnbildlich gesagt werden könnte. Dies erklärt, wieso der Glaube mitunter soviel vermag – im Guten wie auch im Schlechten. In den meisten Fällen, namentlich heutzutage, heißt Glaube für die Menschen, Dinge anzunehmen, die ihnen andere Menschen beibringen, wenn nicht gar oktroyieren. Gelingt es diesen, das „Glaubensorgan" zu erreichen, so vermengen sich der Urimpuls und die erzählte Lehre zu etwas, das der einzelne dann für seinen Glauben hält. Es ist aber meistens nur etwas mehr oder weniger Bizarres, das er oder sie sich hat aufreden lassen, ob von einem Pfaffen, Guru oder Scientologen etc. Ein echter Glaube kann ja allein aus Erkenntnis hervorgehen, und dazu ist der freie Geist des einzelnen Menschen nötig, sich vom ersten bis zum letzten Moment dieser Entwicklung die volle Urteilsfähigkeit zu bewahren – und zwar auch dort, wo vielleicht eine charismatische Person ungut auf ihn einredet. Den Weg der Erkenntnis zu gehen, erfordert also innere Stärke, eine Art von innerer Stärke, die jeder Mensch aufzubringen vermag, weil er sie ohnehin in sich hat. Es ist das Gegenteil dessen, was beispielsweise Meditation bewirkt. Erkenntnis finden heißt ja: klug denken! Das Glauben, das kommt erst später, setzt erst dann ein, wenn der eigene Geist Kraft seines freien Willens alles erfaßt, durchdacht sowie kühl beurteilt und für sich eingeordnet hat, was sich ihm darbietet. Allein so kommt Erkenntnis – und aufgrund dieser der Glaube. Und bei alledem spielt in hohem Maße mit, was jenes unsichtbare „Glaubensorgan" im Inneren intuitiv als wertvoll erkennt und zu einer Empfindung formt. Bei den meisten Menschen läuft all dies in mehr oder weniger tiefgehender Form quasi automatisch ab, ohne daß es ein bewußt stattfindender Vorgang wäre. Der aufgrund von Erkenntnis gewonnene Glaube ist stark, er ist eine Kraft, die durchs Leben leitet und Sicherheit gibt; und er ist die Grundlage dessen, worauf Lebenssinn aufbaut. Das alles ist im Grunde keine besondere Weisheit, es ist vielmehr etwas Selbstverständliches, und spricht dafür, daß der Boden in uns allen schon vom Jenseits her gegeben ist. Die Böden in den Menschen sind jedoch nicht überall in gleicher Weise aufbereitet. Welche Samen da oder dort aufgehen, steht mit der jeweils persönlichen Eigenschwingung in Abhängigkeit. Wie auch immer: Ist der auf Erkenntnis gewachsene Glaube einmal da, wird er bald zur natürlichen Selbstverständlichkeit; er kann derart selbstverständlich werden, daß er dem ständig Bewußten entgleitet und in den Hintergrund wandert. Dann tritt womöglich das auf, was wir für Glaubenszweifel halten – obschon es bloß Zweifel des Unbewußten an unserem bewußten Selbst sind. Denn es gibt so etwas wie eine unablässige Rivalität zwischen unserem Unbewußten und unsrem Bewußten: das Unbewußte möchte die Angelegenheiten des Geistigen im Vordergrund sehen, das Bewußte dagegen all jenes, was für den täglichen Lebenskampf in dieser Welt wichtiger ist. Das Gleichgewicht aus beidem zu gewinnen, würde von Wert sein – doch, wie die Bezeichnung schon aussagt – über das Unbewußte haben wir keine Kontrolle. Wir können nicht einmal sagen, es sei das Gefühl, das andre aber der Verstand, denn das wäre nur zu einem geringen Teil richtig. In letzter Konsequenz müssen wir uns darin also wohl auf die Führung durch jene höhere Macht verlassen, der wir uns aus Erkenntnis im Glauben zugetan haben, denn sie hat zu unserem Unbewußten einen Zugang. Man kann das als Gottvertrauen bezeichnen. Und bei näherer Betrachtung bleibt uns gar nichts anderes, als auf dieses zu setzen; denn allein wenn wir darauf bauen können, gewinnt unser Bewußtes die nötige Bewegungsfreiheit, alles für das Leben in dieser Welt nach bestem individuellem Vermögen richtig tun zu können. Kehren wir zum Ausgangspunkt dieser kleinen Betrachtung zurück, so läßt sich mit Recht die Frage aufwerfen, ob das, was wir im Sinne von Gottglauben behandelt haben, nicht auch einfach im Lichte der Tiefenpsychologie gesehen werden könnte – etwa so, wie die Archetypenlehre von C.G. Jung es anbietet? Doch, durchaus – weil diese das Prinzip von Erkenntnis, Glauben und Beziehung zum göttlichen Wesen einbezieht. Es ist aber im Grunde für uns Menschen in dieser Welt nicht sonderlich wichtig, wieso und warum es uns gelingt, ein erfülltes und auf anständige Weise erfolgreiches Leben zu führen – wenn uns das nur gelingt! |
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