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Einblick |
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Direkte Botschaften aus dem Jenseits ? |
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Direkte Botschaften aus dem Jenseits? Die Überlegung, wie uns Botschaften aus dem Jenseits womöglich erreichen können – oder umgekehrt, wie es eventuell uns möglich ist, Jenseitigen, d.h. Verstorbenen, eine Botschaft zuzusenden, das hat viele in diesem Kreise schon mehr oder weniger intensiv beschäftigt; im nahen Umfeld wie auch an der Peripherie. Und davor schon grübelten darüber die Gnostiker sowie vor diesen die Philosophen der Antike. Dabei waren die Denkmodelle so unterschiedlich wie die Jenseitsvorstellungen der jeweiligen Epochen. Auf welcher Grundlage denken diesbezüglich wir? Auf der Grundlage von Jovian und den Ilu-Schriften. Diese nehmen wir als zutreffend an, es ist unser Glaube, unsere Glaubensgewißheit, das Richtige zu kennen. Das ist die Voraussetzung. Von diesem Punkt geht alles aus. Wer aber erlangte schlüssige Erkenntnisse in dieser Angelegenheit? Wo verläuft dabei die Grenze zwischen subjektiv und objektiv? Sofern es echte Objektivität überhaupt geben kann, ganz im allgemeinen. Für unsere Jenseitsauffassung, unseren Glauben, gibt es gewisse Zeugnisse, auf die wir durchaus aufbauen dürfen. Wir haben insofern mehr als bloße Hypothesen. Für die Realität des Jenseits – des Jenseits nach unserer Glaubenswelt – bestehen immerhin Hinweise, die durchaus greifbar zu sein scheinen. Zwar gibt es da im Detail Variationen, doch die große Basis erscheint unzweifelhaft. Schilderungen von Begegnungen mit dem Jenseits werden meistens mit Medien in Verbindung gebracht. Medien aber sind Menschen und insofern auch eine natürliche Quelle möglichen Irrtums. Jene, die die Botschaften entgegennehmen, sind ebenso Menschen, somit auch fehlbar. Eine aus dem Jenseits über ein Medium zu einem Empfänger im Diesseits geleitete Botschaft muß also mindestens zwei Hürden menschlicher Fehlbarkeit nehmen. Das allein schon macht verständlich, weshalb da und dort nach Wegen direkter Kommunikation mit dem Jenseits gesucht wird, schon seit Jahrhunderten. Die Anhängerschaft der Auffassung, ohne Medien sei eine Kommunikation mit dem Jenseits per se unmöglich, unterstützt die Bemühung nach anderen Wegen nicht, weil sie damit ihr eigenes Denkmodell in Frage stellen müßte. Ebenso bestehen die andere Denkschulen, etwa die gnostischen, auf ihren Modellen. Eine Grundfrage in alledem ist, ob die göttliche Macht eine unüberwindliche Trennwand zwischen Diesseits und Jenseits gefügt hat – oder ob die Diesseitigen einfach noch nicht die notwendigen Mittel und Wege gefunden haben, diese Trennwand zu durchbrechen? Oder aber haben einige besonders Kundige und Befähigte es längst geschafft, ohne daß es in weiteren Kreisen bekannt wäre? Haben magische Schulen den Beweis für das Jenseits nicht längst erbracht? Wissen wir überhaupt, ob wir nicht mitunter Jenseitigen begegnen, ohne dies mit Sicherheit zu erkennen? (wie in „Die ewige Mitternacht“). Oder sind das bloß Geschichten einbildungsstarker Menschen, beziehungsweise solcher, die über einen besonderen Schwingungsdraht nach „drüben“ verfügen? Vielleicht, ohne sich dessen bewußt zu sein? Liegt das Problem anscheinend unerklärlicher Phänomene vielleicht nur im Mangel an Vorstellungsvermögen bei der großen Mehrzahl der Menschen? Lauter Fragen ohne objektive Antwort. Der faustische Mensch aber sehnt sich nach objektiver Wahrheit. Wir suchen nach der Erkenntnis, und fürchten uns doch an entscheidenden Stellen davor, sie zu erlangen, weil die reine Selbsterkenntnis am Anfang dieses Wegs steht. Darüber hat schon Kaiser Rudolph II. philosophiert. Da nun Objektivität aus philosophischer Sicht schwerlich erreichbar ist, selbst wenn dialektische Spitzfindigkeiten beiseite bleiben, kann der Lösungsansatz wohl allein im Herauskristallisieren einer möglichst reinen Subjektivität liegen. Das erfordert viel Ehrlichkeit, auch die Ehrlichkeit in Hinblick auf das eigene Ich, womit wir zwischenzeitlich wieder bei dem Vorsokratiker Thales von Milet wären: „gnothi seautón“ („Erkenne dich selbst!“). Genau davor aber fürchten sich die meisten Menschen, weil sie erhalten und möglichst noch verstärken möchten, was sie sich selbst und ihrer Umwelt gerne vorspielen, was zu sein sie darstellen, aber nicht wirklich sind. Schon an dieser ersten Stufe des Wegs scheitert also zumeist die Bemühung, in die Wirklichkeit einer eventuellen direkten Kommunikation mit dem Jenseits vorzudringen, die Grundlage dafür zu erreichen. Nur wenige dürften die für das „gnothi seautón“ notwendige persönliche Größe besitzen. Die reine Subjektivität, welche gleichsam das höchsterreichbare Maß an Objektivität bedeuten dürfte, ist also eine schwierige Angelegenheit. Nicht unmöglich, aber sehr, sehr schwierig für uns irdische Menschen, zumal wir unter gesellschaftlich-wirtschaftlichen Bedingungen leben, in denen Ehrlichkeit mehr Schaden als Nutzen bringen kann. Da hatten die alten Philosophen es leichter. Und die Jenseitigen kennen dergleichen Probleme ohnehin nicht (es sei denn, in der Hölle, und auf diesen Zugang wollen wir verzichten). Aber nehmen wir einmal an, es gelingt uns, diese erste Hürde zu nehmen. Wir sehen und akzeptieren uns genau so, wie wir sind – denn dies zu tun ist den Jenseitigen selbstverständlich. So bestünde dann also – wenigstens weitgehend – eine gewisse Schwingungsgleicheit. Aber – und jetzt muß der Schreiberling aus dem Eigenen schöpfen – kaum einem von uns wird das in ausreichendem Maße gelingen, weil wir alle durch viele Ereignisse und Faktoren geprägt sind, oft allein schon durch Berufsbedingtes, welches uns zu Persönlichkeiten formte, die wir im Grunde nicht sind; zumindest nicht vollständig. Wir sollten so weit wie möglich wissen, wer wir sind und uns dazu bekennen. Es dürfte sich zeigen: das kann kaum vollkommen gelingen. Wir bleiben von einer größeren oder kleineren Fehlschwingung behaftet. Diejenigen, die uns lieben, werden solche menschliche Unvollkommenheiten verzeihen, und uns samt diesen annehmen, sofern die Diskrepanz zur reinen Wahrheit nicht allzu groß ist. Jenseitige, die uns gewogen sind, werden uns also akzeptieren. Und das kann auch ein Ansatzpunkt jener Auffassung sein, der hinsichtlich des Jenseitskontakts nicht auf Medien setzt, sondern unmittelbare Verbindung anstrebt. Er setzt auf die alles überwindende Kraft der Liebe. Um es symbolisch zu sagen: Tristan und Isolde oder Samson und Delila, Romeo und Julia oder Ferdinand und Luise, würden immer zueinander finden, ob die Grenze zwischen Leben und Sterben sie trennte oder nicht. So stellt sich das zumindest vordergründig dar. Und vielleicht ist es allein diese ganz besondere Schwingung, die alles zu überbrücken vermag, auch wenn Dichtung und die Opernliteratur ihre Namen nicht kennt. Gelänge es, diese spezielle Schwingung festzuhalten, eine Brücke aus ihr zu erschaffen, dann bestünde vielleicht eine direkte Verbindung zwischen den vom Diesseits her anscheinend unverbindbaren Seinsebenen. Erreichen uns Botschaften aus dem Jenseits, wenn dort Menschen sind, die wir auf Erden kannten, die uns wichtig sind – und die uns lieben? Dieser Kraft allein ist zuzutrauen, daß sie alles überwindet! Möglich auch, es kann Verstorbene „drüben“ geben, die uns im Irdischern weniger nahe waren, uns aber kannten und mochten; und sie werden unsre Sehnsucht spüren, weshalb sie dann eine Verbindung bewirken, die uns Unvollkommenen ohne dies unerreichbar sein würde. Denn wer weiß, wie schwierig es für die Jenseitigen sein mag, uns da hier zu finden? Wir können ihnen ja wohl nur ihre Bilder senden mit unseren Gedanken, um sie zu rufen? Viele Gedanken voller Grübelei. Nicht ganz ohne einen bestimmten Anlaß, wie möglicherweise zu bemerken ist. Und falls ja, so wäre das ganz in Ordnung. Denn auch das gehört zur Ehrlichkeit des „gnṓthi seautón“. Die Gefahr, vor der wir uns bei Kontakten oder vermeintlichen Kontakten mit dem Jenseits hüten müssen, ist die Gefahr des Wunschdenkens, der Einbildung, bis hin bis zur Autosuggestion. Oftmals ist das nicht einfach. Dies gilt besonders da, wo wir persönliches herbeiersehnen. Nach allem, was wir wissen oder zu wissen glauben, ist das Jenseits fern und nahe zugleich. Vieles mag den Jenseitigen möglich sein. Doch das ist ein schmaler Grat. Es ist nötig, bei dem Weg auf ihm einen klaren Kopf zu behalten. Sonst könnten wir abstürzen wie ein plötzlich erwachender somnambuler Schlafwandler vom Dachfirst. Es ist eine Operndiva, die von einem Tonträger „Mon cœur s'ouvre à ta voix“ singt - es ist nicht die hinübergegangene Geliebte. So schön es auch sein würde - wenn beispielsweise die Illusion die Wirklichkeit wäre. |
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