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Die kraftvollen Jahre  (CN / AZP)  

       
     
       
     

Die kraftvollen Jahre  (CN-AZP)

       
     
       
     

Die kraftvollen Jahre  (CN / AZP)

Das Empfinden, in früheren Jahren sei vieles besser gewesen als in der gerade gegenwärtigen Zeit, ist so alt wie die Zeit selbst. Und immer ist daran sowohl Richtiges wie Falsches, denn es hat eine subjektive und eine objektive Sicht. Die eine wie die andere ist real, jeweils in ihrer Empfindenswelt. Aus deren sachlicher Betrachtung können wir manches lernen, was uns nützt: wir können dadurch einen klareren Blick auf uns und unser momentanes wie zukünftiges Leben gewinnen - wenn wir das Objektive und das Subjektive in die natürliche Relation zu einander bringen. Denn das natürliche Empfinden geht in der Regel nur vom Subjektiven aus. Das liegt in der Natur des Menschen, zumeist ohne daß es ihm gänzlich klar würde.

Besonders deutlich wird uns all dies gerade durch die Relation der beiden verwandten Geschichten „Z-Plan“ und „Gralsjagd“ zueinander. Beispielsweise in einer Szene im 5. Teil der „Gralsjagd“: Der Protagonist steht auf einem Kliff bei Toulon, wie schon einmal vor Jahrzehnten in „Z-Plan“, und er hadert mit sich, weil er da nicht mehr hinunterklettern kann. Was der Körper an Leistungsfähigkeit verliert, muß der Geist hinzugewinnen und so ausgleichen. Das ist das Denken des Weisen. Doch selbst der höchste Grad an Weisheit vermag die Jugend nicht zu ersetzen.

Der allgemeine Eindruck aber, das Leben an sich sei früher kraftvoller gewesen, ist im Grunde damit verbunden, daß wir selbst einst kraftvoller waren - rein körperlich gesehen. Das Denken mag ähnlich bleiben, das Fühlen sogar gleich, doch der Mensch als Ganzes hat sich verändert. Ernést Lucas fühlt noch wie einst als Ernst Lukowsky, doch er ist ein anderer geworden. Die Veränderung des Namens im Roman steht dafür wohl als ein Sinnbild, das etwas auszudrücken hat; und zwar etwas, das real ist, aber eine unangenehme Seite hat, denn in jungen Jahren ist das Leben nun einmal kraftvoller gewesen als es in den späteren ist.

In früheren Jahren erschien uns, die wir nun zu den Älteren zählen, alles kraftvoller als heutzutage. Die Männer waren männlicher, die Frauen weiblicher, die Autos rasanter, Fliegen hatte noch etwas von Handwerk, und der Kampf etwas Ritterliches.

So erscheint es uns. Ist es tatsächlich so gewesen? Vielleicht, ein wenig. Aber all dies ist nur ein Teil der Wahrheit, weil uns die Dinge jetzt anders erscheinen als in früheren Jahren. Das klingt subjektiv, und doch beweist manches, daß es auch eine objektive Wahrheit ist. Junge Menschen von heute empfinden das kraftvollere Leben von einst auch. Die Industrie reagiert darauf mit Nachbauten alter Autos. Mercedes brachte eine Variation auf den berühmten 300 SL, Ford einen Mustang, der an den alten erinnert, und GM einen Chevrolet Camaro, der sich an den alten anlehnt.


Das sind aber nur Äußerlichkeiten. Fahren tun sich diese Autos wie neue, weil sie in der gleichen Weise wie neue gebaut sind. Dennoch sind dies Zeichen! Die Zeit von einst aber bringen sie nicht zurück, höchstens den Anschein. Wie Kostüme bei einem Kostümfest. Es sind Illusionen. Es bleibt dabei, daß Geist und Körper mit der Zeit die Gestalt wandeln, daß allein geistige Reife die körperliche Kraft zu ersetzen vermag.

Oft braucht es eine gewisse Zeit, bis neue Erkenntnisse im Bewußtsein ankern. Wir alle leben ja unter dem Eindruck selbstgeschaffener Vorstellungen, und es ist natürlich, daß man an solchen festhalten möchte. Erst wenn neue Erkenntnisse nicht mehr beiseite geschoben werden können, revidiert der Mensch seine Bilder. Er tat es also selten ganz freiwillig. Auch das ist natürlich. Und so muß es nicht verwundern, wenn viele im CN-Kreis nicht recht wahrhaben mögen, wo neue Erkenntnisse alte Vorstellugsbilder stürzen. Manche empfinden dann mitunter Widersprüche zwischen CN- oder auch AZP-Darstellungen heute und früher. Neue Erkenntnisse widersprechen naturgemäß alten, die überholt oder als irrig erkannt sind. Das gilt auch in politischen und weltanschaulichen Dingen. Es heißt, Irrtümer vergangener Jahre zu überwinden, so manches, was wir trotzig wollten - aber nie objektiv wußten, sondern was lediglich aus der subjektiven Wahrnehmung kam.

 

 

Haben wir damit uns selber verraten? Nein! Wir sind klüger geworden. Das ist die Wahrheit. Und wenn wir weiterhin etwas bewirken wollen, wenn wir mehr sein wollen als ein Traditionsverein, dann müssen wir die Dinge dergestalt nehmen, wie sie tatsächlich jetzt sind. Anderenfalls schüfen wir ein „Museum“ unserer eigenen Erinnerungen, der Erinnerungen an unser Denken und Wünschen aus vergangener Zeit. Das aber wäre nicht zielführend. Denn an den wesentlichen Zielen, dem Blick in ein neues, kraftvolles Zeitalter, ändert sich nichts - niemals.

       
               
               
     

       
               
               
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