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Kriminalität

Die Angst der Bürger an Bahnhöfen und Haltestellen

DIE WELT, 25. Mai 2013

Die Deutschen fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln oft unsicher. Und beim Warten auf Bahnhöfen oder an Haltestellen sieht sich sogar fast jeder Dritte bedroht, wie eine Umfrage belegt. Von Nikolaus Doll

Verkehrsmittel in Deutschland fühlt sich auf Bahnhöfen oder an Haltestellen unsicher oder bedroht. In den Bussen und Bahnen selbst glaubt beinahe jeder Zehnte regelmäßig "weniger oder überhaupt nicht sicher" zu sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, das der "Welt" vorab vorliegt.

Die Bundespolizei, die für die Sicherheit im Bereich der Deutschen Bahn und dem DB-Netz zuständig ist, zählte zuletzt weniger Straftaten im öffentlichen Personenverkehr. "Dennoch spiegelt die Umfrage die tatsächlichen Erfahrungen der Fahrgäste wider."

Häufig handelt es sich um Fälle von Belästigungen, Beleidigungen oder aggressivem Betteln. Das taucht in keiner Kriminalstatistik auf, führt aber dazu, dass sich die Betroffenen bedroht fühlen", sagt Oliver Malchow, der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der "Welt". "Wir brauchen deutlich mehr Polizei vor Ort, die sichtbar und präventiv auftritt."

Hans-Werner Franz, Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), fordert bundesweit schärfere Gesetze, die den Schutz von Fahrgästen in Bussen und Bahnen garantieren – und darüber hinaus ein einheitliches Alkoholverbot in allen öffentlichen Verkehrsmitteln. "Mit entsprechenden Beförderungsbedingungen kriegt man das Problem nicht in den Griff, die werden nicht ernst genommen", so Franz.

Gefühl einer latenten Bedrohung

Laut der Umfrage durch Forsa begleitet in den Bussen und Bahnen vor allem in Großstädten wie Berlin oder Hamburg viele Passagiere ein Gefühl latenter Bedrohung. Aber auch in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt fährt in öffentlichen Verkehrsmitteln überdurchschnittlich oft die Angst mit. Zum Vergleich: Während in Baden-Württemberg 37 Prozent der Fahrgäste bei der Forsa-Befragung im März und April dieses Jahres angegeben hatten, sich "sehr sicher" zu fühlen, waren es in Brandenburg nur 16 Prozent.

Dagegen schneiden die Bahnhöfe und Haltestellen in den Großstädten besser ab als in manchen Flächenländern. In Hamburg fühlen sich dort gar zwölf Prozent der Fahrgäste sehr gut aufgehoben, das ist ein Spitzenwert, in Berlin sind es immerhin acht Prozent. Hinzu kommen in beiden Städten jeweils rund 60 Prozent, die sich schlicht ungefährdet fühlen.

In Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist dagegen das Sicherheitsgefühl eher gering. Als besonders gefährdet an Bahnhöfen und Haltestellen empfinden sich aber die Fahrgäste in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. An Rhein und Ruhr bekannten nur fünf Prozent der Befragten, sich beim Warten "sehr sicher" zu fühlen, ebenso viele gaben an, den Eindruck zu haben, dort "überhaupt nicht sicher" zu sein. Im Saarland erklärten gerade mal zwei Prozent der Nutzer, an den Stationen "sehr sicher" zu sein.

Jugendliche sind häufig Opfer

Frauen wähnen sich insgesamt besonders oft bedroht, das überrascht nicht. Dass es vor allem die jungen Erwachsenen sind, die sich fürchten, erstaunt schon eher: Vor allem die die 18- bis 29-Jährigen fürchten Gefahr – tatsächlich sind die Täter bei Akten körperlicher Gewalt im öffentlichen Personenverkehr häufig in diesem Alter, zugleich ist diese Altersgruppe aber auch überdurchschnittlich oft Opfer von Attacken.

Forsa hatte für die Umfrage im Auftrag des Lobbyverbandes Allianz pro Schiene mehr als 3200 Menschen im Alter von 18 Jahren an aufwärts befragt. Demnach hatten 70 Prozent der Befragten innerhalb des vergangenen Jahres öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Der Verband will die Studie kommende Woche vorstellen. Im Vergleich zur Erhebung des Vorjahres hat sich das Sicherheitsempfinden leicht verbessert.

Überraschend ist, was die Passagiere fordern, um im öffentlichen Personenverkehr mögliche Gefahren ausschalten zu können. 79 Prozent der Befragten halten es für "sehr wichtig", dass Videoüberwachung in den Bussen und Bahnen eingesetzt wird und Personal in Dienstuniformen an Bord ist. Dass Polizeibeamte mitfahren, hält nur etwas mehr als ein Viertel für sinnvoll.

Mehr Personal auf Bahnhöfen

Für die Bahnhöfe und Haltestellen fordert eine große Mehrheit der Fahrgäste mehr Sicherheitspersonal vor Ort. 91 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Personal in der Nähe sehr wichtig sei. Wer dieses Personal stellt, ist für die Nutzer dabei nebensächlich. 84 Prozent bevorzugen Bahn- oder Buspersonal, 76 Prozent wollen Polizeibeamte – dem Gros der Menschen geht es schlicht nur um den Einsatz geschulter Sicherheitskräfte. Dass geöffnete Geschäfte oder Kioske für mehr Sicherheit an Bahnsteigen oder Haltestellen sorgen können, glauben nur 58 Prozent der Befragten.

Nach Einschätzung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wäre die Einführung eines zentralen Registers, in dem alle Straftaten und Fälle von Bedrohung erfasst werden, ein erster Schritt, um den öffentlichen Personenverkehr sicherer zu machen. "Die Zahlen der Bundespolizei gelten nur für die Deutsche Bahn, wir brauchen aber Daten und Tendenzen für alle Busse und Bahnen im Land, um zu Lösungen zu kommen", sagt Reiner Bieck, Vorstand Personenverkehr bei der EVG.

Ein Beispiel: Der VBB kann bestätigen, dass sich Jugendliche zu Recht besonders unsicher in öffentlichen Verkehrsmitteln fühlen. "Eine unserer Erhebungen hat ergeben, dass vor allem 13- bis 16-Jährige oft Opfer von Attacken sind", sagt VBB-Chef Franz. Aber gilt das auch für andere Regionen? Und wie regiert man darauf?

Unsicherheit ist ein zentrales Problem

"Klar ist, dass wir subjektive Empfindungen wie die in der Forsa-Umfrage sehr ernst nehmen." GdP-Chef Malchow fordert, offensiver gegen Verwahrlosung und Vandalismus an Bahnhöfen, Stationen und den Fahrzeugen selbst vorzugehen. "Heruntergekommene Orte und Fahrzeuge sorgen automatisch dafür, dass sich Passagiere unwohl fühlen."

Das Empfinden von Unsicherheit gilt seit Jahren als ein zentrales Problem im öffentlichen Personennahverkehr. Vor allem abends und nachts fühlen sich Fahrgäste unsicher. Ältere Untersuchungen in Berlin hatten ergeben, dass sich die Passagiere tagsüber nur zur zwei Prozent unsicher fühlen. Nachts steigt die Quote, je nach Gegend, auf bis zu 45 Prozent.

Das hat zur Folge, dass die Menschen Busse und Bahnen selten nutzen, als sie eigentlich wollen – die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel leiden und das vor allem bei jenen Kundengruppen, die zu den häufigsten Nutzern gehören: Jugendlichen, Frauen, Senioren. Denn die fühlen sich am angreifbarsten.

Wie wichtig Fahrgästen das Thema Sicherheit ist, zeigen zurückliegende Untersuchungen der U-Bahn-Nutzer in München. Befragungen dort hatten ergeben, dass den Passagieren persönliche Sicherheit vor Angriffen und Diebstählen die gleiche Bedeutung zugeschrieben wurde wie günstigen Tarifen

Wobei die Experten am Ende einräumen: Wirklich Angst haben die wenigstens Nutzer von Bussen und Bahnen. Weitaus ausgeprägter ist ein diffuses Unbehagen, das einen in der Dunkelheit, beim Aufeinandertreffen mit fremden Menschen und dem Aufenthalt an unbelebten, verwahrlosten Orten besonders schnell beschleicht. Und das ist nicht nur ein Problem im öffentlichen Verkehr.

       
               
               
     

       
               
               
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