Was mit der Revolte des Volks in Tunesien begann und sich über Ägypten weiter ausbreitet, ist weithin bekannt, Zeitungen und Nachrichtensender berichten darüber, sicher nicht frei von dieser oder jener Tendenz, aber alles in allem doch ausreichend, daß der interessierte Mensch sich ein ungefähres Bild von den Dingen verschaffen kann. Es ist also nicht nötig, daß wir diesbezüglich ins Detail gehen.

Was speziell zu beachten bleibt ist die Frage, welches Ziel für die arabischen Menschen bei alledem bestehen kann, denn die Araber leben zwar in vielen verschiedenen Staaten, sie sind aber eine Nation! Zerspaltende Kriege untereinander schwächten die einstige arabische Macht, so daß große Teile Arabiens zunächst unter die Herrschaft des Osmanischen Reichs fielen, und dann von den europäischen Kolonialmächten beherrscht und willkürlich aufgeteilt wurden. Die Geschichte ist bekannt.

Wenn auch die Ursachen der arabischen Vielstaaterei andere waren als einst in Deutschland und in Italien, so gibt es doch eine mögliche Parallele: Deutsche und Italiener überwanden die Zerteilung ihrer Länder Dank einer starken nationalen Einheitsbewegung. Das einige Vaterland war dabei die leitende Idee, nicht etwa eine Religion. Vielleicht wird sich in solchem Geiste auch die arabische Nation erheben, um nach Jahrhunderten der Zerteilung nationale Einheit zu gewinnen? Es war einmal der noch heute legendäre ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser, der die arabische Nation wachzurütteln und zu einen versuchte.

Er vermochte das große Ziel nicht zu erreichen, obwohl ihm einige erste Schritte gelangen. Viele sagen, vor allem die von der sogenannten Westlichen Welt haben die arabische Einigung hintertrieben, und daran ist sicher auch ein Stück Wahrheit. Der Hauptfeind der arabischen Einigung aber waren die gleichen Leute, die es auch heutzutage sind: die egoistischen Potentaten, allen voran das Regime in Saudi Arabien, jene Diktatur, die Frauen sogar das Autofahren verbietet und in Sachen Religion bodenlos intolerant ist. Aber dem „Westen" paßt nun einmal die den Interessen des Staates Israel vorteilhafte Haltung der Diktaturen in Riad und in den Emiraten. Erst wenn in Saudi Arabien eine national-arabische Revolution gelänge, könnte eine einige arabische Nation Wirklichkeit werden.

Sollte es das einige Arabien einmal geben, mit einem Volk von gut 300 Millionen Menschen und einem großen Land, dann könnte gerade dies auch für den Staat Israel das beste sein, weil ein großes, einiges, stolzes Arabien es sich leisten könnte, mit Israel Frieden zu schließen, und, mehr noch, dieses große Arabien könnte auch so großmütig sein, dem kleinen Land Israel die 1967 eroberten Gebiete zu lassen, die das israelische Volk einfach gebrauchen kann, um anständig zu existieren.

Alles könne sich also zum Guten wenden, wenn die arabische Nation zur Einheit fände – sogar für das Volk des Staates Israel, daß es ebenso wie jede andere Nation verdient, in sicheren Grenzen friedlich zu leben.