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  PARKINSONS GESETZE

(Teil1)

       
     
       
     

       
     
       
     

Parkinsons Gesetze-1

Eine kleine Lernstunde für Politiker und Beamte in 3 Teilen

Das Erste und Zweite Parkinsonsche Gesetz


Der geniale englische Professor C. Northcote Parkinson hat 1957 das Buch ,,Parkinsons Gesetz" veröffentlicht. Man darf sich durch seine lockere Sprache nicht täuschen lassen. Seinen Erkenntnissen liegen umfangreiche Studien und Statistiken zugrunde. Sein erstes Kapitel ,,Parkinsonsches Gesetz oder die wachsende Pyramide" sollte Pflichtlektüre für jeden führenden Politiker und höheren Beamten sein und Wirtschaftsmanagern Nutzen bringen. Kurz gesagt, die Pyramide unserer Verwaltung wächst, unabhängig einer Notwendigkeit. Dies habe zwei Gründe die in der menschlichen Natur liegen.

1.  ,,Jeder Beamte oder Angestellte wünscht die Zahl seiner Untergebenen, nicht aber die Zahl seiner Rivalen, zu vergrößern."

2.  ,,Beamte oder Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit."


Um es zu erklären, bringt PARKINSON ein fiktives Beispiel, das wir verkürzt wiedergeben. Der Beamte A fühlt sich überarbeitet - ob er es wirklich ist oder es sich nur eingebildet ist egal. Er hat nun drei Möglichkeiten:

Er kann seine Entlassung eingeben. Er kann darum bitten, seine Arbeit mit dem Kollegen B teilen zu dürfen. Er kann das Gesuch stellen, seine Arbeit in Zukunft mit zwei Unterbeamten teilen zu dürfen.

Dankt er ab, verliert er seine Pensionsberechtigung. Zieht er seinen Kollegen B als Gleichberechtigten ins Spiel, schafft er sich einen Rivalen, für den Fall, daß sein Vorgesetzter eines Tages einen leeren Stuhl hinterläßt.

Daher ist es seit Menschengedenken so: A zieht es vor, zwei jüngere, C und D, unter sich zu haben. Diese streiten seine Stellung im Amt nicht ab und er kann auch die Arbeit in zwei Hälften teilen, die er ihnen getrennt zuweist, wobei für ihn der Vorteil entsteht, daß er allein die ganze Arbeit versteht.

Die Untergebenen müssen immer in der Mehrzahl auftreten, denn nur durch die Angst, der andere könnte die Nachfolge seines Chefs antreten, kann man sie in Ordnung halten.

Beschwert sich C eines Tages über zuviel Arbeit, - was er ganz sicher tun wird - dann wird A mit vollem Einverständnis mindestens zwei Hilfskräfte für ihn beantragen. Aber um keine Feindschaft aufkommen zu lassen, muß er auch zwei Hilfskräfte für D beantragen, also mit neuen Hilfskräften E, F, G, und H.

Damit steigt auch das Ansehen des A, denn umso mehr Untergebene, umso größer das Ansehen und er kann fast mit Sicherheit rechnen, demnächst befördert zu werden.

Die sieben Beamten machen jetzt das, was früher einer getan hat.

Aber nun tritt der Fall 2 hinzu: Die sieben schaffen sich nun gegenseitig soviel Arbeit, daß jeder von ihnen alle Hände voll zu tun hat und A selber härter arbeitet als je zuvor. Jedes eingehende Aktenstück muß alle sieben Schreibtische passieren. E erhält es zuerst und entscheidet, daß der Fall von F bearbeitet werden soll. Der entwirft einen Antwortbrief, den er an seinen Vorgesetzten C weiterleitet. Dieser nimmt erhebliche Veränderungen vor, ehe er sich mit D in Verbindung setzt, der die Angelegenheit ''von seinem Gehilfen G bearbeiten läßt. Doch der ist gerade im Begriff seinen Urlaub anzutreten und übergibt den Faszikel an H, der zum Entwurf ein kurzes Exposé schreibt und von D abzeichnen läßt, worauf das Ganze an C zurückgeht.

Der verändert den bereits verbesserten ersten Entwurf, den er dann A als endgültige Fassung vorlegt. Was macht A? Er könnte das Ding ohne Gewissensbisse unverzüglich abzeichnen, doch dazu ist er zu gewissenhaft. Also liest er den Entwurf des Antwortschreibens sorgfältig durch, streicht die Zusätze der Umstandskrämer C und H und redigiert das Schreiben auf jenen Entwurf, den der begabte F gleich zu Beginn geliefert hatte, nachdem er ein wenig an der Sprache herumfeilt. Das Ergebnis ist ein Brief; den er genauso geschrieben hätte, wenn es C und H nicht gäbe - Viel mehr Menschen haben viel mehr Zeit benötigt, um zu dem gleichen Ergebnis zu kommen. Keiner war müßig, alle gaben ihr Bestes...


PARKINSON sagt, es bestehe geringe oder gar keine Beziehung zwischen einem gestimmten Arbeitsprogramm und der Zahl der Angestellten, die das Pensum erledigen sollen. Mangel an Beschäftigung ist nicht notwendiger Müßiggang. Vielmehr schwillt die Arbeit an und gewinnt sowohl an Bedeutung, wie an Schwierigkeiten, je mehr Zeit man auf sie verwenden darf.

Obwohl heute allgemein bekannt, hat man noch nicht die notwendigen Folgerungen daraus gezogen - vor allem nicht auf dem Gebiet der öffentlichen Dienste und Ministerien.

Als Beispiel bringt PARKINSON die englische Kriegsmarine, der damals größten der Welt. Diese umfaßte I9l4 - also bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges - 62 Großkampfschiffe, 146 000 Seeoffiziere und Matrosen, 3.249 Werftbeamte und Angestellte und 57.000 Werftarbeiter. Im Jahre 1928, nach dem Washingtoner Abkommen wurde auf 20 Großkampfschiffe begrenzt, nicht aber die Zahl der Angestellten. Bei nunmehr 100.000 Seeoffizieren und Matrosen, gab es 4.558 Werftbeamte und Angestellte und 62.439 Werftarbeiter. Die Zahl der Admiralitätsangestellten (Stabsschreiber) stieg von ungefähr 2.000 im Jahre I9I4 auf 3.569 im Jahre 1928.

Man kann nun einwenden, daß der Fortschritt der Technik, U-Boote und die Einbeziehung des Flugzeuges, mehr Zeichner, Konstrukteure, Planer, Techniker und Wissenschaftler auf den Gehaltslisten erscheinen ließen. Aber die Zunahme der Angestellten stand in gar keinem Verhältnis zur nötigen Mehrarbeit. Die sogenannten Werftbeamten und – Angestellten vermehrten sich um 40 %, die Anzahl der Schreiber in Whitehall um nahezu 80 %. Weiter vermehrte sich die Zahl der 8.118 Admiralitätsschreiber vom Jahre 1935 auf 33.788 im Jahre 1954.

Ein günstigeres Beobachtungsobjekt biete das Kolonial-Ministerium. Das wachsen der Angestellten trotz Niedergang des Britischen Weltreiches und die Überführung der Kolonien in Selbstverwaltung: 1935 hatte man 327 Angestellte, 1923 waren es 817, 1957 gar 1991.

Es gibt das Beispiel des Bürogebäudes eines US-Konzernes, das sich noch viele Jahre nach Auflösung des Konzernes selbst verwaltete, indem man sich, ganz im Sinne von Fall 2, gegenseitig mit Arbeit versorgte.

Ein anderes Beispiel bietet wohl das österreichische Bundesheer mit einem im Verhältnis zur deutschen Bundeswehr zehnmal so hohen Anteil an Generalen, trotz immer kleiner werdender Anzahl an Rekruten und kürzerer Militärdienstzeit.

 

Ausschüsse

 

Ein anderes Kapitel PARKINSONS ist die Beurteilung von Ausschüssen, wobei Untersuchungs-Ausschüsse in Österreich und auch in Deutschland gerade sehr aktuell sind. Ein Ausschuß sei, meint Parkinson sarkastisch, ,,keine Konstruktion, eher eine Pflanze. Der echte Ausschuß gräbt seine Wurzeln tief in die Erde und wächst. Er grünt, blüht, welkt und stirbt dahin, während er seine Samen in die Gegend streut, aus denen kleine Ausschüsse sprießen und aufblühen. Nur wer dieses Gesetz richtig verstanden hat, wird den Aufbau und die Geschichte moderner Regierungen begreifen können".

Es gäbe zwei Kategorien von Ausschüssen: A.) jene, von dem die einzelnen Ausschussmitglieder etwas profitieren, und B.) jene, zu denen das einzelne Mitglied etwas beisteuern muß. Die widerstandsfähigere Gruppe sei A,welche den Mitgliedern die größte Macht und das größte Prestige verleihen. Fast überall auf der Welt nennt man sie, Kabinette. ... "

Im Idealfall (ernstlich gemeint) sollte das Kabinett aus 5 Mitgliedern bestehen. "Mit dieser Zahl ist die Pflanze bereits Iebensfähig- weil jederzeit zwei Mitglieder krank oder sonst abwesend sein können.Fünf sind leicht zu versammeln, können zuständig, geheim und rasch arbeiten.

Von diesen Fünf dürfen sehr wohl vier Mitglieder eine Ausbildung haben, und zwar nebeneinander im Finanzwesen, Außenpolitik, Verteidigung und Jurisdiktion. Der fünfte Mann, dem es nicht gelang, einen dieser Fächer zu meistern, wird dann gewöhnlich Präsident oder Premierminister“.

So annehmbar es nun scheinen mag, die Zahl auf fünf zu beschränken, entdecken wir doch, daß die Mitgliederzahl sich rasch auf sieben oder acht erhöht.“

Die Entschuldigung ist, daß ein Bedürfnis nach mehr Spezialkenntnissen versprüht werde. „ Doch der eigentliche Grund mag tiefer liegen. Denn in einem Kabinett aus 9 Mann machen 3 die Politik, sorgen 2 für Informationen und äußert 1 Mann finanzielle Bedenken. Zusammen mit dem neutralen Ministerpräsidenten ergibt das erst sieben Mann, sodaß die restlichen zwei zunächst wie Verzierung wirken. Diese Verteilung der Pflichten sei in England erstmals im Jahre 1639 festgestellt worden, doch hatte man zweifellos schon früher entdeckt, daß es Unsinn sei, mehr als drei Männer in einen Ausschuß aufzunehmen. Wozu wären dann aber die beiden schweigsamen Mitglieder gut?

Aber wir haben Grund anzunehmen, daß ein Kabinett in diesem zweiten Stadium der Entwicklung ohne die Beiden nicht lebensfähig wäre.“

Es gäbe Regierungen (in einer Minderheit von Kleinstaaten), deren Kabinette in diesem Stadium verharren. Aber in viel Größeren sind Kabinette

(und Untersuchungsausschüsse) einem Gesetz des Wachstums unterworfen.

Neue Mitglieder werden berufen, weniger wegen ihrer Spezialkenntnisse, als wegen des Ärgernisses das sie bereiten könnten, wenn man sie nicht aufnimmt. Man kann die Opposition nur überwinden, indem man sie zu jeder Entscheidung, die getroffen wird, hinzuzieht. Während sie also, einer nach dem anderen im Kabinett aufgenommen (und besänftigt) werden, wächst der Gesamtkörper über die Zahl zehn hinaus auf zwanzig zu. In diesem Stadium der Entwicklung werden aber nun schon erhebliche Mängel sichtbar.“

,,Eine Schattenseite ist die Schwierigkeit, so viele Menschen am gleichen Ort, am gleichen Tag und zur gleichen Stunde zu versammeln. Ein Mitglied des Kabinetts verreist, ein anderes ist noch nicht zurückgekehrt, der dritte Minister ist Dienstags nicht frei, den vierten kann man nachmittags überhaupt nicht erreichen. Doch damit fangen die Schwierigkeiten erst an; hat man wirklich alle unter einen Hut gebracht, dann besteht eine weitaus größere Chance, daß die Mitglieder alt, langweilig, nicht zu verstehen und schwerhörig sind. Nur bei wenigen erfolgte die Auswahl ja nach dem Gesichtspunkt, daß sie nützlich wären. Die Mehrzahl gelangte ins Kabinett, weil man eine Gruppe außerhalb des Kabinetts befriedigen wollte.

Ihr Interesse liegt folglich darin, daß sie der Gruppe, die sie ins Kabinett schickte, erzählen wollen, was im Kabinett passiert ist.

Jede Geheimhaltung geht zum Teufel und, was das schlimmste ist von allen, die Mitglieder beginnen ihre Reden vom Blatt zu lesen. Sie halten Ansprachen und erzählen später ihren Freunden in den Wandelgängen, was sie angeblich gesagt haben. Und in dem Maß, in dem sie sich breit machen, wächst draußen das Geheul anderer Gruppen, die ebenfalls in der Regierung vertreten sein wollen. Kleine Parteien bilden sich im Kabinett selbst, sie versuchen ihre Macht zu vergrößern, indem sie Parteifreunde für den Kabinettsdienst rekrutieren. Die Zahl zwanzig wird erreicht und überschritten, und über Nacht tritt das Kabinett in das vierte und letzte seiner Entwicklung ein."

Denn an diesem magischen Punkt des Wachstums (zwischen 20 und 22 Mitgliedern) unterzieht sich der Ausschuß einer jähen chemischen oder organischen Wandlung. Erstens treffen sich jetzt die fünf Mitglieder, die wirklich zählen, nicht mehr auf, sondern vor der Versammlung und beschließen, was wirklich zu geschehen hat. "(Erinnert an diverse Parlamentsklubs, wobei jene die bestimmen was zu geschehen hat, gar nicht dem Klub oder dem eigenen Land angehören müssen). ,,Angesichts der fertigen Beschlüsse bleibt den übrigen Mitgliedern nur noch wenig zu tun.

Und infolgedessen schmilzt jeder weitere Widerstand gegen eine Vergrößerung des Kabinetts endgültig dahin. Zusätzliche Mitglieder bedeuten keine zusätzliche Zeitverschwendung, denn das ganze Kabinett ist jetzt so oder so nur Zeitvergeudung. ...

Die Türen des Kabinetts stehen weit offen, die Zahl der Mitglieder steigt von zwanzig auf dreißig, von dreißig auf vierzig. Ja es mag gar nicht mehr so lange dauern bis die Zahl tausend erreicht ist. Es schadet nichts, denn das Kabinett hat längst aufgehört ein wirkliches Kabinett zu sein, es hat seine

Aufgaben einer ganz anderen Körperschaft übertragen".

PARKINSON bringt nun einen geschichtlichen Überblick:

Fünfmal sei in der englischen Geschichte eine solche Pflanze aufgeblüht. Eine Untersuchung des britischen Beispiels lege den Gedanken nahe, daß für ein Kabinett oder wie immer, mit mehr als 20 Mitgliedern der Verfall begann.

,,Jedermann weiß, daß eine Konferenz mit mehr als zwanzig Teilnehmern ihren Charakter ändert. Privatgespräche entwickeln sich an den entfernten Ecken der gemeinsamen Tafel. Ein Mitglied, das gehört werden will, muß sich erheben. Steht der Mann erst einmal auf seinen Füßen, kann er schwerlich der Versuchung widerstehen, eine Ansprache zu halten - und sei es auch nur aus Macht der Gewohnheit. ... Während dieses ganzen Gefasels schieben sich die nützlichen Mitglieder, falls solche im Raum sind unter dem Tisch kleine Zettel zu, auf denen steht: ,Iß mit mir morgen zu Mittag, wir erledigen die Sache dann unter uns!"

(Wir verstehen nun, wieso das deutsche Wort Ausschuß zweierlei Bedeutung hat ).


Ende Teil 1


       
               
               
     

       
               
               
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