Die
andere Zeit
Die
Zeiten, mit denen wir wissend leben,
die
über alle Räume walten,
können
mehr, als offenkundig ist, entfalten.
Sie
richten wahrlich sich nicht nur
nach
dem strengen Gang der Uhr.
Denn
Zeit ist Kraft, unsichtbar Substanz zum Leben.
Es
muß – mehr als bekannt - noch andre Zeiten geben,
Eine
Kraft, die keine Uhrzeit kann bestimmen,
auch
wenn wir das schwerlich fassen mit den Sinnen.
Und
doch: auch die andre Zeit ist immer da!
Andere
Lebensebenen, sie sind ständig nah!
Die
andre Zeit, sie ist von andrer Weise
als
jene, die so einfach fällt uns auf,
weil’s
entspricht dem Uhrenzeigerlauf.
Die
andre Zeit gleicht einer wundersamen Reise
ins
ferne Land,
das
unbegreiflich ist, und doch nicht unbekannt.
Zweimal
zwölf Stunden für den Tag mitsamt der Nacht.
Klar
eingeteilt und woh durchdacht.
Darüber
nachzudenken fällt uns selten ein,
weil’s
uns niemals wurde beigebracht.
Doch
auch die andre Zeit hat jeder schon berührt.
Etwas,
was sich nicht leicht erklärt,
obwohl
es Geist und Wesen oftmals führt,
vieles
dort uns allen widerfährt.
Eher
ist’s zu fühlen als zu messen;
und
dennoch ist es ohne Zweifel da!
Was
an Erlebtem dort gebunden,
das
werden wir niemals vergessen.
Verborgen
in uns selbst wird es gefunden,
denn
jeder ist ein Teil von dieser Kraft,
die
aus ihrer eignen, namenlosen Stärke schafft.
Wollten
wir die andre Zeit mit einer Uhr erfassen,
so
hätte deren Uhr ein eignes Zifferblatt.
Das
uns vertraute, könnten wir getrost beiseite lassen,
weil
die andre Zeit auch eigne Maße hat.
Was
sich sonst stets in eine Richtung bloß bewegt,
kennt
auf einmal hin und her.
Ja,
und es ist mehr
als
der Verstand allein begreifen kann.
Die
andre Zeit, die zeigt sich anders an!
Verläuft
die Zeit nicht immer linear?
Kann
es ganz andre Zeitenarten geben?
Ist’s
so, daß manches wir erleben,
was
sich nicht fassen läßt mit bloßem Denken,
weil
da andre als gewohnte Kräfte lenken?
Es
ist so, und so wahr, wie’s außer dieser Welt noch andre Welten gibt.
Und
alles ist miteinander stets verbunden.
Es
mag wohl sein, daß im Zeitgefüge etwas sich verschiebt.
Erkennen
wir’s, haben wir die andre Zeit gefunden.
Wir
können dann auf einmal auch in dieser leben;
Wir
erkennen: sie hat uns einiges zu geben!
Denn
in ihr können gesunden -
manche
hier in dieser Zeit empfangne Wunden.
Teils
aus eigner Kraft und teils Dank einer Macht,
die
von der Jenseitszeit aus schafft.
Die
sonderbare Uhr der andren Zeit,
mit
Zeigern, die sich nicht drehen, sondern biegen,
gewährt
uns Zutritt, sobald wir dafür sind bereit.
An
manchem Ort wird Raum zur Zeit,
an
manchem andren Zeit zum Raum.
Beides
kann geschehen, wir müssen’s sehen und verstehen.
Der
Mensch bemerkt’s ja meistens kaum,
ist
er sich nicht bereits bewußt: es gibt die andre Zeit!
Ein
jeder hat in dieser seine Zeichen, die ihm alleine gelten:
Ein
Mensch, ein Ort, ein Gegenstand –
Teil
von Erlebniswelten,
das
ist „das ferne Land,
unnahbar
euren Schritten“ -
von
dem die Gralserzählung singt –
in
welches uns Gedankenkraft und Wille bringt,
so
schnell und leicht, wie wir die Uhr verstellen.
Das
zu begreifen, heißt,
die
Ebenen der andren Zeit uns zu erhellen.
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