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Fragezeichen-Bild

       
     
       
      Das „Fragezeichen-Bild" -  und was es bedeutet

Dieser Artikel setzt sich aus zwei leicht verbesserten Beiträgen aus der relativ frühen AZP-Tätigkeitszeit zusammen, welche zwischenzeitlich wieder aus dem Netz genommen worden waren, da zu jener Zeit noch nicht angenommen werden konnte, daß das Interesse an diesem Thema so groß sein würde, wie es sich inzwischen herausgestellt hat. Weil dies aber nun der Fall ist, fügen wir die bewußten Inhalte jetzt wieder ein. Dabei sind einige mittlerweile erzielte Fortschritte berücksichtigt worden, ohne daß aber der gesamte Artikel überarbeitet worden wäre.

Ergänzt wurde der Bericht u.a. durch nähere Überlegungen bezüglich des unbekannten Mannes, welchen wir in Ermangelung eines uns bekannten Namens einfach als den „Zusender" dieser Post bezeichnen.

Eine detaillierte Abhandlung über die Männer des „Z-Plans" befindet sich in Vorbereitung. Diese stellt sich erheblich schwieriger dar als die Betrachtung der Frauen des Buchs, soweit diese konkrete Vorlagen haben. Außer Vera, gibt es dort nichts besonders Ungewöhnliches. Bei den Männern, welche eine Rolle spielen und einen realen Hintergrund haben, ist das anders.

Wir wollen dem aber nicht vorgreifen, ausgenommen im Hinblick auf jenen Mann, von dem das „Fragezeichen-Foto" kam.

Von der historischen Vera J. aus dem „Z-Plan" existieren nur wenige Fotos. Fototechnisch gut sind davon nur zwei, eine Aufnahme in persönlicher Umgebung, die aus Pietät nicht veröffentlicht werden soll, solange ihr Weg ab Oktober 1972 ungeklärt ist, und ein Bild von hinten mit offenen Haaren. Die beiden nächsten sind winzig, aber doch noch gut zu erkennen. Ferner gibt es einige mehr oder weniger unscharfe Fotos, unter diesen eines mit der typischen Zopf-vor-der-Schulter-Haartracht, sowie manche, von denen man nicht mit restloser Sicherheit sagen kann, ob sie Vera zeigen oder eine ihr ähnliche Frau. Das volle Ausmaß ihrer Haare ist nicht auf allen Bildern zu sehen, aber das wäre wenigstens ein guter Hinweis, selbst wo das Geicht kaum zu erkennen ist. Und tatsächlich haben sich im Laufe der Zeit sogar noch einige weitere Fotos von Vera auftreiben lassen, unter diesen eines, wo sie etwa 14 Jahre alt sein dürfte. So etwas hilft natürlich der Sache nicht gerade viel weiter. Darüber hinaus kursiert eine Reihe von Bildern, die nicht Vera J. zeigen, ihr aber ähnlich genug sind, um ihr Aussehen illustrieren zu können.

Außer all diesen genannten gibt es noch eine Fotografie, die eine Sonderstellung einnimmt. Über diese wird nun an dieser Stelle gesprochen.

Die Frage nach dem „Fragezeichenbild", wie es bis zur Klärung im AZP genannt wurde, haben einige schon immer für ein Originalbild von Vera J. nach dem Herbst 1972 gehalten und tun das auch weiterhin, namentlich in Düsseldorf und Mönchengladbach, andere glaubten daran nicht oder hielten es wenigstens für zweifelhaft. Inzwischen sind derartige Zweifel allerdings rundum ausgeräumt.

Warum ist ein Thema wie dieses jetzt aktuell genug, um auch auf dieser Plattform besprochen zu werden? Aus zwei Gründen: Zum Einen könnte es sein, daß der anonyme Zusender des Bildes von der Debatte erfährt und sich meldet, entweder, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen – oder um für noch mehr Verwirrung zu sorgen. Daß er sich so bald meldet ist nicht wahrscheinlich, er scheint kein Nutzer des Internets zu sein, er schickte daher auch einen konventionellen Brief, keine E-Mail. Doch unmöglich ist eine Resonanz nicht, der Artikel aus CN könnte ihm ja zugetragen werden. Zum Anderen kann das Besprechen dieser Sache im Hinblick auf das in Arbeit stehende Nachfolgebuch zum Z-Plan möglicherweise wichtig sein, weil auch dafür weitere Hinweise erhofft werden, die quasi mittelbar weiterführen könnten. Die Ur-Geschichte von Z-Plan und die Person der Vera sollen dort nicht im Mittelpunkt stehen, insofern ist also der Ausdruck „mittelbar" angebracht. Diese interne Perspektive sei aber nur am Rande erwähnt.

Auch für jene CN-Freunde, die nicht mit allen Hintergründen der Dinge vertraut sind, ist das Thema nicht uninteressant, denn letztlich geht es dabei um die Beantwortung der Frage, ob Gruppierungen aus der Canaris-Ära noch mit geheimdienstlichen Methoden tätig sein könnten, bzw. wenigstens bis in die 1970er und wohl auch 1980er Jahre hinein. Ist das „Fragezeichenbild" tatsächlich ein Foto der Vera J. (ob nun in Caracas aufgenommen oder an einem anderen Ort), so dürfte das diese Frage positiv beantworten - zwar nicht in Einzelheiten, aber grundsätzlich. Ferner kann die Antwort auf die Frage nach dem bewußten Foto Fingerzeige darauf geben, ob der Roman vielleicht mehr enthält als beim Schreiben bewußt war, denn so etwas kommt ja vor (siehe z.B. die Angelegenheit Ermordung F. D. Roosevelts).

Das Foto, von dem wir jetzt sprechen, ist in einem gewissen Kreis mittlerweile beinahe zum Kultobjekt geworden (niemand wird verübeln, wenn wir das so sagen). Vielen würde eine Vera J. in solch moderner Aufmachung auch viel besser gefallen als das strenger wirkende Original. Diese Meinung hat es ja schon damals gegeben, wenn dieser auch namentlich der Verfasser des Romans nicht zustimmen kann.

Vera-Suche  -  Dd

Solche individuellen Gefallensfragen sind für die Sache aber objektiv unwichtig.

Das bewußte Foto befindet sich in einem miserablen Zustand. Es ist nicht annährend so gut wie die auf seiner Grundlage angefertigte Illustration, geschweige denn so ausdrucksstark wie das im Auftrag des AZP von einer akademischen Kunstmalerin geschaffene Gemälde. Dieses Gemälde ist es, was in den betreffenden Kreisen als überlebensgroßes Portrait einer eventuellen Vera J. nach Herbst 1972 verwendet wird; das Vorlagefoto würde dazu nicht taugen. Die Anmutung muß aber durchaus zutreffend genannt werden.

Es gibt keinerlei sicheren Hinweis darauf, woher diese Aufnahme wirklich stammt. Sie kann ein Originalfoto der Vera J. sein. Oder sie kann eine andere Frau zeigen, die Vera ähnlich ist. Diese Ähnlichkeit, speziell vom Gesicht her, müßte dann aber sehr groß sein. Man kann aber, genaugenommen, nicht einmal ausschließen, daß jemand, der Vera kannte, diese ihr vom Gesicht her ähnliche Frau zufällig in einem Modejournal oder dergleichen entdeckte (dann aber wahrscheinlich in einem südamerikanischen, das in Europa nicht auftaucht) und dieses bearbeiten ließ. Das ist zwar weit hergeholt, schon mehr als gewagt, aber unmöglich ist schließlich nichts. Zugegeben, diese Eventualität ist wirklich sehr weit hergeholt, und Fachleute halten das Bild auch nicht für ein Repro. Die Geschichte mit der Fälschung kann hier also wohl ausgeschlossen werden, zu 99,9 Prozent. Aber welchen Zweck verfolgt der Zusender, wenn er doch eigentlich nichts davon haben kann?

Auf all dies wollen wir im Folgenden eingehen, werden es wenigstens versuchen.

Besprechen wir zunächst jene Faktoren, die von den Vertretern der positiven Beurteilung dargelegt werden - denn das sind jetzt praktisch alle - die Punkte, die tatsächlich für ein Foto von Vera J. sprechen können.

Die Frau auf dem Bild erinnert tatsächlich an Vera. Das fällt ganz spontan auf, sogar trotz der ungewohnten Frisur. Die Ähnlichkeit ist unfraglich vorhanden, und zwar nicht allein in den Gesichtszügen, sondern auch bezüglich der Art des Schauens. Auf den ersten Blick könnte es also Vera sein, bzw. auf den zweiten, da man sie mit solch einer Frisur ja nicht kannte. Hat man diese Schwelle aber überwunden, kann man leicht meinen, Vera auf dem Foto zu sehen, das ist unbestreitbar.

Wäre das Bild vom Zusender bearbeitet worden, um es Vera ähnlich sehen zu lassen, so müßte er Vera entweder persönlich gut gekannt haben oder über das einzige gute Portraitfoto von ihr verfügen, welches aber nie veröffentlicht wurde. Eine gezielte Fälschung wäre für einen Menschen, der keinerlei innere Kenntnis hat, so gut wie unmöglich. Da bliebe allein die Erklärung einer ganz verblüffenden Zufallsähnlichkeit, die sich nicht ausschließen läßt, aber sicher sehr selten vorkommt. Doch selbst in diesem Falle müßte der Zusender Vera gut genug gekannt haben, um solch eine eventuelle Zufallsähnlichkeit wahrzunehmen.

Wenn wir den hochgradigen Zufall einmal ausschließen wollen, was wir wohl tun dürfen, so muß der Zusender des Bildes aus dem damaligen Umfeld stammen, in welchem er Vera kennengelernt haben könnte, also am ehesten im Aero-Club-Restaurant in Mönchengladbach, wie dieses damals war. Falls sich das so verhielt, war der Mann wahrscheinlich niemand, der oft in dem Milieu verkehrte, sondern als seltener Besucher, der einen Bekannten in diesem Kreis hatte. Oder, was ja auch denkbar ist: er hatte mit den geheimen Angelegenheiten zu tun, die ja immer noch nicht richtig ergründet werden konnten. Die Romanfigur „Peter Fischer" ist früher bei bundesdeutschen Geheimdiensten tätig gewesen, MAD und dann BND. Also nicht restlos auszuschließen, daß der Zusender des Fotos ein ehemaliger Verbindungsmann von diesem Herrn Fischer war, bzw. ist. Rein theoretisch könnte natürlich auch Fischer selbst der Zusender sein, aber warum sollte dieser so etwas unternehmen? Das erscheint wenig logisch.

An diesem Punkt setzt das stärkste Argument für die eventuelle Echtheit des Bildes ein. Denn selbst wenn der Zusender auf irgendwelchen Wegen an einen Abzug eines guten Portraitfotos der Vera J. gelangt wäre und ein Täuschungsmanöver hätte durchführen wollen, so würde er eine langhaarige Vera gefälscht haben. Er hätte unmöglich wissen können, daß Vera genau solch eine Frisur gewählt haben würde wie das Foto sie zeigt, und wie wir es inzwischen definitiv wissen. Das konnte nur jemand vielleicht ahnen, der sich Mitte August 1972 in Veras nächstem Umfeld befand, und auch nur, wenn er an einem ganz bestimmten Nachmittag im Flughafenrestaurant von Möncherntlabbach gewesen wäre – und zwar als ein sporadischer Gast, der nicht wußte, daß er Veras damalige Äußerung nicht gleich als bare Münze nehmen durfte.

Die Begebenheit hatte durchaus ungewöhnliche Züge. Vera saß da einmal mit Lilo zusammen, als Susanne hinzu kam, direkt vom Friseur, sie hatte sich solch eine sehr kurze Frisur machen lassen. Susanne hatte vorher auch einen ziemlich langen Pferdeschwanz, den sie aber schon seit längerer Zeit nicht mehr leiden konnte. Jetzt war er aber ab. Lilo fand es zu kurz, es sähe beinahe aus wir bei einem Jungen. Vera aber ergriff die Partei von Susanne, so angetan war sie von der in lauter kurze Stufen geschnittenen Frisur. Sie sagte, das gefalle ihr, so würde sie es auch haben wollen. Diese Äußerung war aus Veras Mund sensationell und erregte daher an den Nebentischen Aufmerksamkeit. Die drei Frauen besprachen das Thema noch weiter.

MGB

Von den Nachbartischen mischten sich unterschiedliche Stimmen ein. Die meisten fanden Susannes neue Frisur hübsch, und Vera würde das auch gut stehen. Es kam zu einer Herumalberei mit Veras langen Haaren, denn der Zopf war inzwischen aufgemacht. Es klang so, als ob Vera es diesmal wirklich ernst meinte. Wer sie nicht kannte mußte wohl glauben, sie sei schon halb beim Friseur. In Wahrheit war aber keine Rede davon, da sicher noch nicht. Vera ging dann auch bald.

Das hätte der sporadische Besucher, den es da vielleicht gab, aber eben nicht richtig deuten können. Er hätte denken müssen, daß es ernst war. Und diesen sporadischen Besucher hat es vielleicht gegeben. Und er ist dann der Zusender des Fotos? Aber warum uns zusenden, wozu? Doch sicher nicht bloß aus Langeweile. Damit muß ja doch wohl eine bestimmte Absicht verbunden gewesen sein!

Das könnte also passen: Ein Außenstehender, der Vera und ihre Eigenheiten nicht näher kannte, eben ein sporadischer Besucher, der das lebhaft geführte Gespräch zwischen den drei Damen nebst anschließendem Palaver mitbekam, konnte leicht die Schlußfolgerung ziehen, Vera würde sich demnächst den gleichen Haarschnitt wie Susanne machen lassen und dann so aussehen wie es das „Fragezeichenfoto" zeigt. Ist der Zusender dieses Bildes damals also anwesend gewesen? Unmöglich wäre das nicht. Wir haben ja keine Ahnung, ob er nicht sogar ein Bekannter ist, der sich einen Jux mit uns machen will! Eher ist aber zu bedenken, daß dieser Mann – also falls er damals dort war – irgendwie in das Gefüge des Ganzen hätte gehören können, vielleicht, wie schon vermutet wurde, aus dem Umfeld des Peter Fischer.

Dieser Mann ist eine der wichtigsten Personen der Geschichte um den Z-Plan, wenn nicht sogar die wichtigste. Über ihn gibt es auch eine Reihe von Informationen,

Dazu kommen wir bald in einem eigenen Artikel.

Die Szene wirft noch eine Frage auf: Niemand weiß, ob an dem Nachmittag nicht sogar unbemerkt Fotos entstanden. Durch die großen Fenster und das helle Wetter draußen wäre das ohne Blitzlicht möglich gewesen. Dabei brauchten damals noch keinerlei Hintergedanken im Spiel gewesen zu sein. Es war einfach ein auffälliger Auftritt mehrerer attraktiver Frauen. Gäbe es solch ein Foto im Besitz des anonymen Zusenders, so besäße er sowohl eine Aufnahme von Veras Gesicht wie auch eine von Susanne. Warum sollte das nicht des Rätsels Lösung sein? Manches ist eben wirklich nichts anderes als purer Zufall! Andererseits: warum und wozu?! Es würde dem Mann ja nichts einbringen.

Außerdem dürfte es technisch schwierig sein, um ein vorhandenes Foto eine Frisur wie diese so exakt zu retuschieren, daß der Eindruck überzeugend ist. Mit dem nötigen Aufwand wäre es zwar machbar, aber das würde wirklich Spezialisten erfordern und keine billige Angelegenheit sein. Das ist die Meinung eines befragten Fachmanns aus einer Düsseldorfer Werbeagentur. Nach dessen Urteil ist das Foto weder bezüglich des Gesichts noch der Frisur verfälscht, auch wenn zur Verbesserung der schwachen Qualität kleine Retuschen stattfanden. Ganz generell meint der Fachmann, sehen Fälschungen anders aus, vor allem nicht so, daß man sie für Fälschungen halten kann. Ferner könne die grobe Auflösung für einen Billigfilm sprechen, wie es ihn in Deutschland nicht gibt, aber in Südamerika (der Mann hat für einen deutschen Kosmetik-Kunden einmal in Argentinien Werbefotos gemacht, bzw. war mit bei diesen dabei, und weiß daher, daß dort solche Filme im Handel sind, bzw. auf jeden Fall waren zu der Zeit).

Bei dieser Gelegenheit auch grundsätzlich um eine Meinung nach dem Foto befragt, äußerte der Fachmann, seiner Meinung nach sei die Aufnahme (6x9) tatsächlich von so schwacher Qualität, vermutlich von einem schlechten Fotografen gemacht, vielleicht auch heimlich oder vielmehr für die Frau (Vera) überraschend. Für das Repro eines Profifotos, etwa aus einer Illustrierten, hält er es nicht, ebenso wenig für dem Internet entnommen (Zitat: „Eine schöne Frau, die einfach fotogen ist, kann jeder Idiot so fotografieren, daß sie gut kommt."). Dieser Variante kann man also von der Liste der Möglichkeiten streichen.

Ein weiteres Argument für die Echtheit des Bilds ist der Hintergrund. Von diesem ist zwar nicht viel zu erkennen, doch was sich erkennen läßt erinnert vage an einen im Kreise bekannten Schauplatz (auf dem Gemälde ist dieser ausgeführt worden, jedoch nach einem beigestellten Foto des Schauplatzes, welches ganz separat zum „Fragezeichenbild" geliefert wurde). Dieser Schauplatz nun, wäre er derselbe wie im Hintergrund des fraglichen Fotos, würde nicht nach Caracas passen, überhaupt nicht nach Übersee, denn er befindet sich in Frankreich. Da die Idee, jenen französischen Schauplatz mit dem Hintergrund auf dem Foto zu identifizieren, erst vor zwei Jahren aufkam, war eine eventuell über 30 Jahre alte Fährte selbstverständlich nicht mehr aufzunehmen. Bei näherem Hinsehen ist es auch sehr fraglich, ob der Hintergrund des Fragezeichenfotos der bewußte Schauplatz in Frankseich sein kann.

Damit sind die Positivargumente vorgebracht worden. Betrachten wir nun die andere Seite, also das, was gegen die Originalität des fraglichen Fotos spricht.

Die Möglichkeit einer Fälschung haben wir schon erwähnt, so unwahrscheinlich diese objektiv auch genannt werden muß. Wir werden auf diesen Aspekt aber doch nochmals zurückkommen. Zuerst die einfachen Argumente:

Das Einfachste: Eine Kombination aus Ähnlichkeit, wie sie durchaus vorkommt, und Zufall. Das reicht bis zum Punkt der Frisur. Denken wir an C.G. Jungs Äußerung, der zufolge äußerliche Ähnlichkeit auch wesensmäßige Ähnlichkeit bedeutet – also einen ähnlichen Geschmack. Aber der Zusender müßte trotzdem auf alle Fälle wenigstens über ein paar Einblicke in das Umfeld verfügt haben.

Zum Punkt Ähnlichkeit können wir noch ein anschauliches Beispiel bringen: Das Titelbild der Paperback-Ausführung von Z-Plan zeigt eine Illustration, die Vera J. ähnlich ist. Das Modell dafür war jedoch eine andere Frau, eben eine ihr zumindest von ferne ähnliche. Doch einzuräumen wäre: Dagegen ist das Gesicht der Frau auf dem „Fragezeichenbild" dem der historischen Vera deutlich ähnlicher als das der Dame auf der Buchtitelillustration! Verblüffend ist diese Sache insofern schon.

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Dies führt uns aber nun zu der Frage, ob eine starke Ähnlichkeit nicht bei den Überarbeitungen noch hervorgehoben worden sein könnte? Das brauchte gar nicht bewußt, nicht mit gezielter Absicht, geschehen sein – aber letztlich eben doch?

Diese Frage kann allein in Düsseldorf beantwortet werden. Das Ur-Foto des Zusenders steht weder in Starnberg noch in München, Wien oder Mailand zur Verfügung. Allerdings hat der Verfasser dieser Zeilen es selbst gesehen und kann bestätigen, daß kein grundlegender Unterschied besteht, die Ur-Vorlage ist einfach noch blasser und, vor allem was den Hintergrund anbelangt, noch verwaschener. Am Hintergrund ist sichtlich verbessert worden, das Bild der Frau hingegen wurde offenbar nicht nennenswert retuschiert.

Wir verfügen hier jedoch nur über Überarbeitungen, auch das erste, als Vorlagefoto bezeichnete Bild ist zumindest schon soweit überarbeitet, daß kleine Risse, bzw. Knicke, ausgebessert und von dem Resultat Repros angefertigt wurden. Es ist aber nicht zu bezweifeln, daß das Original-Vorlagefoto im wesentlichen identisch aussieht.

Die zentrale Frage aber ist eine sehr einfache, die zu aller erst gestellt werden muß, wenn von geheimdienstlichen Methoden die Rede ist und also ein dementsprechendes Gedankenmodell aufgebaut werden soll. Diese einfache Frage lautet: Würde eine Vera J. in geheimer Mission, die eigens zu diesem Zweck ihr Äußeres verändert hat, sich so ohne weiteres fotografieren lassen? Und wenn schon, würde sie sich dann beinahe im Mannequin-Stil zum fotografieren anbieten? Oder ist das nur Einbildung? War das purer Zufall? Vielleicht ist sie in Gedanken gewesen und hat gar nichts von dem Fotografieren bemerkt? Der Blick kann einen solchen Eindruck ja machen.

Doch fragen wir von diesem Punkte aus weiter: Würde Vera J. „in geheimer Mission" nicht dafür sorgen, daß solch ein Foto von ihr nicht publiziert werden kann? Das wäre doch wohl wahrscheinlich! Vorausgesetzt, daß sie von der Existenz dieses Fotos wußte! Wenn das aber nicht der Fall war? Wenn sie es wirklich nicht bemerkt hat? Außerdem könnte man noch dagegen halten, daß sie sich zum Zeitpunkt dieses Fotos sehr sicher fühlte. Wann wurde das Foto gemacht? Der Zusender behauptet zu wissen, daß Vera J. im November 1972 in Montevideo gewesen sei. Ob er damit ausdrücken will, sie dort auch gesehen zu haben, ist unsicher. Angeblich begegnete ihm Vera J. jedenfalls 1974 in Acapulco, und zwar mit der kurzen Frisur. Demnach hätte sie die kurze Frisur doch wenigstens für ein paar Jahre beibehalten. Vielleicht stammt das Foto aber auch von Anfang 1973, nicht erst 1974. Hat der Zusender es überhaupt selber aufgenommen? Auch das bleibt unklar.

In Caracas will er Vera dann später wieder mit „langer Mähne" gesehen und auch gesprochen haben. Das Bild ist nicht scharf genug, um das Alter der Frau darauf wenigstens ungefähr zu bestimmen, da kann man nur raten.

Weitere Option: Der Zusender des bewußten Fotos hat es entweder gestohlen – oder er könnte ein Verräter sein! Ist das richtig gesehen? – Schwer zu sagen!

Es gibt einen vagen Hinweis darauf, daß der Zusender einer älteren Generation angehören dürfte: Er schreibt „Fräulein Vera", was inzwischen leider ein Stück verlorener, resp. wegdemokratisierter, Kultur ist. Im Übrigen: Seine Bemerkungen bezüglich spezieller Stützpunkte des deutschen Geheimdiensts Abwehr/Ausland in Acapulco, Montevideo sowie Yachthafen von Caracas lassen sich untermauern. Allerdings stehen namentlich Acapulco und Montevideo in öffentlich zugänglichen Quellen erwähnt, wenn diese auch wenig verbreitet sind.

Und damit kommen wir jetzt zu den interessantesten Perspektiven, welche sich aufgrund des fraglichen Bildes ergeben; und zwar sowohl falls es echt ist, wie auch wenn es falsch wäre. Denn eines ist durch die Angelegenheit klar: Völlig unbedeutend kann diese Sache so oder so nicht sein. Denn sonst würde niemand sich damit so stark befassen.

Warum hat der Zusender dieses Bild samt dem Begleitbrief geschickt? Nur um sich wichtig zu tun? Wieso dann anonym! Er besaß gewisse Kenntnisse, die aus keinem Buch stammen können. Denken wir dabei nur an die Sache mit der B-24 und die daraufhin beschafften Erkenntnisse. Ob er von Vera viel wußte, steht auf einem anderen Blatt. Immerhin wirkt es so. Er schildert sie mal so und mal anders. Das kann teils vom Hörensagen und teils aufgrund von Schlußfolgerungen zustande gekommen sein. Oder aber, jemand hat ihm das Foto gegeben und die dazu passende Geschichte erzählt? Da bestehen verschiedene Möglichkeiten.

Und zuletzt gibt es noch eine: Vera ist eben eine Frau, die faszinierend wirkt. Möglicherweise hat der Mann sich sozusagen platonisch in sie verliebt, und darum macht es ihm Freude, sich mit ihr zu beschäftigen? Auch möglich!

Doch ist all dies heutzutage noch wichtig genug, um „Spielmaterial" zu lancieren? Vielleicht schon. Wieso erschien beispielsweise relativ bald nach dem Roman Z-Plan unter dem Titel „Die Kette" eine Art Gegenbuch, in dem ähnliche Namen etc. unübersehbar sind? Als „coverbook" zum Überdecken des Inhalts von Z-Plan? Übrigens zu einem Schleuderpreis, bei dem man sich nach der Wirtschaftlichkeit fragen muß. Verfaßt wurde dieses Buch von einem Herrn Kaes, der, sofern die Information zutreffend ist, schon für Polizei und Verfassungsschutz tätig war. Daß hier kein Zufall bestehen kann, bezeugt ein einfaches Faktum: Die Bezeichnung „Kette" kann bloß abgeschrieben sein, denn sie ist eine Erfindung des Autors von Z-Plan (würde er den tatsächlichen Namen des Canaris-Geheimbunds kennen, was nicht der Fall ist, so erwähnte er ihn gewiß nicht öffentlich).

Bezüglich des Zusenders des Fragezeichenfotos also Möglichkeit 1: Ein Mann mit Abwehr- oder SD-Hintergrund, vielleicht sogar jemand, der die Umgebung von 1972 in Deutschland kannte, womöglich aus dem Umfeld der Personen „Fischer" und „Busch" des Romans Z-Plan. Vielleicht ein Mann im Ruhestand, der nichts zu tun hat und diese abenteuerliche Geschichte weiter zu beleben versucht. Das wäre denkbar.

Möglichkeit 2: Der Mann verfolgt die Absicht Glauben zu machen, Vera J. sei in Südamerika in Sachen Canaris-Agenden aktiv. Warum? Wenn das Foto tatsächlich im Hintergrund den Schauplatz in Frankreich zeigt, dann um auf eine falsche Fährte zu lenken (Vera sprach Altsprachen und romanische Sprachen, Italienisch und Spanisch gut, Französisch so perfekt, daß sie französische Literatur nur im Original las). Falls es darum nicht geht, Möglichkeit 3: Um einen „Vera-Mythos" in die Welt zu setzen, der ein Ablenkungsmanöver an sich ist, weil es ihn gar nicht gibt. Doch wozu dann das?

Jede der grundsätzlich in Frage kommenden Möglichkeiten wäre vielleicht vor vielen Jahren erörterungswürdig gewesen. Aber das Foto tauchte erst zu einem Zeitpunkt auf, da Vera J. um die Mitte 50 sein mußte. Ist das noch logisch?

Auf jeden Fall hat im AZP. Teils auch über diesen hinaus, dadurch eine verstärkte Wiederbelegung des „Vera-Mythos" stattgefunden, und das hat dann tatsächlich auch zu noch ganz anderen interessanten Dingen geleitet.

Caracas-Ven

Anonymer, Brief, Poststempel Caracas, Venezuela

(Auszüge)

. . . . . . . . . . .

Der vorgebliche Selbstmord von Fräulein Vera J. ist ein Bluff gewesen. Ich weiß das genau und kann es zuverlässig sagen, denn ich habe diese junge Dame im Herbst 1974 in Acapulco gesehen und auch mit ihr gesprochen, sowie später auch in Venezuela, im Jachthafen von Caracas, wo es so etwas wie eine deutsche Schaltstelle gab und gibt. . . . . . . . . . Es gibt besonders viele Deutsche, bzw. Deutschstämmige und Deutschfreundliche dort. Daß an diesem Ort deutsche Interessenspunkte sind, ist nachgerade klar. Erst aber begegnete ich der jungen Dame in Acapulco, da war sie zusammen mit alten Abwehrlern. In Acapulco hat ja Canaris 1945 sein erstes HQ (Amk. Hauptquartier) aufgeschlagen gehabt, die Villa ist von Adriana T. im Juli 1944 mit Abwehrgeld gekauft worden, das ist evident. . . . . . . . . .

Auch Fräulein Vera J. ist übrigens, natürlich viel später, erst im November 1972, in der deutschen Drehscheibe Montevideo gewesen, wo sie eine Weile geblieben ist, ehe sie weiterreiste nach Acapulco. Dort lebte sie mehrere Jahre, bevor sie nach Caracas umzog, wo sie heute aber auch nicht mehr wohnt. Auch wenn sie einen anderen Namen benutzte und ihr Haar kurzgeschnitten trug . . . . . . . Später, in Caracas, trug sie ihr Haar übrigens wieder als lange Mähne. Ob jetzt auch noch, weiß ich nicht genau, ich glaube, es ist wieder kurz, wenn es mir richtig zugetragen wurde, voriges Sylvester (Amk. 2001/2002; das dürfte eine Fehlinformation gewesen sein). . . . . . . . . .

Die Verhältnisse, die ich Ihnen eben beschrieben habe, sind mittlerweile längst anders, ich verrate also hier nichts, was jetzt gültig und wichtig ist, wie man verstehen wird, ich weiß sonst auch nicht viel, nichts wirklich Besonderes.

(Kursives eingefügt)

 

       
               
               
     

       
               
               
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