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Rückblick |
Kulturgeschichte: Die Geschichte der Templer ... (Teil 3) |
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Die
Menschheitsgeißel des Nationalsozialismus In diesem Zusammenhang ist ein Blick auf
die Europakarte des Mittelalters angebracht. Man hat sich dabei zunächst zu
vergegenwärtigen, daß Nationen im heutigen Sinne nicht bestanden. Die
Menschheitsgeißel des Nationalsozialismus gar, die erst aus der
Französischen Revolution hervorging, war völlig unbekannt. Selbst ein
Unterschied zwischen germanischer und keltischer Abstammung wurde nicht
gemacht. Wenn wir also in der Ära der Templer von
>Deutschen< oder >Franzosen< sprechen, so ist dies nicht im
Sinne der heutigen Nationen zu sehen, es ist bei korrekter Betrachtung
sogar falsch, denn es gab weder Deutsche noch Franzosen nach heutigem
Verständnis, und die Menschen fühlten sich auch keineswegs solcherart
unterteilt. Sie verstanden sich zunächst als die >Christenheit<. Dann gab es das lose
Gemeinsamkeitsbewußtsein des germanisch- gallischen Raums, also jener
Völker, die im Altertum gegen Rom gekämpft hatten. Franken, Normannen
und Burgunder waren allesamt Germanen und die Gallier galten zu Recht als
ein zu diesen verwandter Stamm. Zwischen Franzosen und Deutschen gab es
keinen Gegensatz. Noch der Sonnenkönig Louis XIV. nannte die Franzosen
>Abkömmlinge der Deutschen<. Erst in den vergangenen 150 Jahren ist -
durch die tragischen Bruderkriege -
die höchst zweifelhafte Unterteilung in Germanen und Kelten
vorgenommen worden, die korrekter Betrachtung nicht standhält.
Tatsächlich haben beide Völker sowohl germanische wie auch keltische
Völker. Diese beiden Völkerschaften dürften wiederum ein und desselben
Ursprungs sein. Wenn die einen eine romanische Sprache annahmen,
beziehungsweise eine romanisch- germanische Eigensprache entwickelten und
die anderen nicht, so konnte das noch nicht grundverschiedene Menschen
hervorbringen. Dieser Aspekt ist wesentlich, um zu
verstehen, daß von nationalistischen Strömungen oder auch nur nationalem
Eigensinn zur Zeit der Templer keine Rede sein konnte. Einem Franken aus
Paris erschien ein >lichtes Reich< mit dem Zentrum Deutschland
genauso erstrebenswert, wie wenn dessen Zentrum Frankreich geheißen
hätte; denn der Gemeinsamkeitsbegriff war eben ein viel größerer, als
es heutzutage der Fall ist. Man muß dies so ausdrücklich betonen,
weil der leidige Nationalsozialismus späterer Jahrhunderte, ohne
Rücksicht auf historische Realität, auch versucht wurde, den Templern
unterzuschieben, indem man bewußt versucht hatte, ihre Lehren speziell
auf das Keltentum zurückzuführen. Allein
das Christentum stand im Mittelpunkt Tatsächlich gab es an ein spezielles
Keltentum zu jener Zeit keinerlei Erinnerung mehr, noch hätte es
Interesse hervorgerufen; ebensowenig wie das Germanentum. Allein das
Christentum stand allenthalben im Mittelpunkt – und somit auch
wesentlich der Orient. Das neue verheißene Reich in Mitteleuropa ist
daher auch nicht etwa ein fränkisches, germanisches oder gallisches
Reich, sondern >Das Neue Babel<. Der Templerorden war kein nationaler Orden.
Ritter verschiedenster Herkunft gehörten ihm an, sogar einige
christianisierte Orientalen. Seine Gründer und die Mehrzahl seiner
Führer aber waren fraglos Franken und Normannen, also Männer die aus dem
heutigen Frankreich hervorgingen. Das bedeutendste Verdienst am Aufbau des
Ordens gebührt den aus Frankreich stammenden Rittern. Wenn die
Geheimwissenschaften in nicht geringem Umfange von einer deutschen
Minderheit betrieben wurden, so hat dies wohl vor allem den Grund, daß
die wertvollsten Dokumente solcher Natur in Süddeutschland aufbewahrt
worden waren, wo sie auch sicher waren vor dem Zugriff des Königs von
Frankreich. Es ist überdies sehr wahrscheinlich, daß
die oberste militärische und wirtschaftliche Führung des Ordens sich nur
am Rande für geheimwissenschaftlich- esoterische Arbeiten interessierte
und interessieren konnte; zu viele weltliche Belange galt es ständig zu
regeln. Manches spricht sogar dafür, daß die Geheimwissenschaftler
schließlich gar nicht besonders ernst genommen wurden. Bei dem Stichwort esoterische
Geheimwissenschaft in Verbindung mit dem Templerorden wird immer wieder
das rätselhafte Wort >Bafomet< fragend erwähnt. Das Geheimnis
dieses Wortes ist leicht gelöst, wenn man seine Ursprungssprache kennt.
Weil aber so viele Neo-Pseudo->Templer< sich getrost den Kopf
zerbrechen sollen, sei hier nur vom Sinn gesprochen. Das
rätselhafte Wort >Baphomet< In späterer Zeit, jedoch noch vor
Erlöschen des Ordens und durch Templer selbst, wurde das Wort in
Buchstaben aufgelöst, die sowohl vorwärts wie rückwärts einen Sinn
ergeben. Dies ist die Ursache dafür, daß aus dem mit >f<
geschrieben Bafomet die >ph<-Version >Baphomet< entstand.
Dabei handelt es sich aber um Spielereien, denen keine wirkliche Bedeutung
zukommt. Der Sinn von Bafomet ist das Bekenntnis zu
einer Urschöpferkraft, die aus den Kräften Männlich und Weiblich
besteht und noch vor allem Sein, selbst noch vor dem Sein Gottes bestand.
Es ist zugleich die unsichtbare Sonne des ewigen Lichts im Jenseits. Wäre
in der persischen Übersetzung nicht ein Schreibfehler
unterlaufen, den zu erkennen die Ritter damals natürlich nicht in
der Lage waren, hätte jeder Assyrologe mit der Deutung ein leichtes
Spiel. Die
Frage nach dem Gral Eine weitere Frage, die im Zusammenhang mit
den Templern unweigerlich aufgeworfen zu werden pflegt, ist die Frage nach
dem Gral, die Frage nach der Suche nach dem Gral. Hier kann zunächst ein Mißverständnis
vorliegen. >Wir wollen trinken aus dem Kelche des
reinen Wissens um Christus den Herrn!<. Mit diesem >Kelch< war nicht der Gral
gemeint – sondern das wahre Evangelium. Der Gral- als ein Gefäß, in dem vom Blute
Christi sei – ist von Templern nie gesucht worden. Ein Templer hätte an einen solchen Gral
auch nicht glauben können, da das Blut Christi sich in Licht verwandelt
hat und daher, unendlich vermehrt, dem heiligen Abendmahl dienen kann. Auch Richard Wagner hat in seinem Parsifal
das Blut des Heilands gewiß nur als Gleichnis aufgefaßt. Wenn aber der Gral als vorchristlichen
Ursprung angesehen wird, und damit einem magischen Stein gleichgesetzt
wird, so könne man der Sache näherkommen, was indes ein eigenes Thema
wäre. Gewiß ist, daß zumindest in Wien sich Templer mit babylonischer
Magie beschäftigt haben. Es wäre aber irrig, dem Templer-Orden als
ganzem dergleichen magisches Handeln oder Trachten unterstellen zu wollen.
Jene Templer, die sich in Wien mit okkulten Künsten befaßten, waren
zweifellos eine Sondergruppe – wie überhaupt der deutsche Hang zur
Mystik eine Eigenerscheinung ist und die deutschen Templer nicht als
typisch für das Gros des Ordens angesehen werden können. Ehe man den Templerorden an sich in den
Schein des Okkulten rückt, wäre sicherlich richtiger, seiner Führung
eine große Toleranz zu bescheinigen, aufgrund derer die
geheimwissenschaftliche Tätigkeit namentlich der deutschen
Brüder, widerspruchslos geduldet wurde. Der
Kreis schließt sich immer wieder Wie groß die Duldsamkeit der
Ordensführung war, wird unter anderem daran zu messen sein, daß im
süddeutschen Raum sogar mitunter Frauen Zutritt zu Ordenshäusern hatten,
was grundsätzlich gegen die Ordensregeln verstieß. Bei der im übrigen sehr strengen Ordnung
und Disziplin bleibt fraglich, ob dergleichen im Sinne okkulter
Forschungen zugestanden worden war, oder ob einfach Mangel an Kontrolle
und Disziplinierungsmöglichkeit die Ursache gewesen ist. All dies sind
und bleiben aber unbedeutsame Nebenerscheinungen, die mit der Geschichte
und dem Wesen des Templer-Ordens wenig zu schaffen haben. Guillaume
de Nogaret Abschließend sei noch auf den im
Templer-Prozeß vorgebrachten Vorwurf eingegangen, bei den Aufnahmeriten
hätten die Ritter auf das Kreuz Christi speien müssen. Dies ist von
Nogaret ursprünglich nie so behauptet worden. Vielmehr hieß es, >das
Heiligste der Kirche< sei zu schmähen gewesen. Das aber war die Bibel,
jenes Buch, das die >Schriften des Teufels< enthielt, das sogenannte
>Alte Testament< , und auch die völlig verfälschten Evangelien. Damit kommen wir der Sache wieder auf den Kern – und der Kreis schließt sich zugleich. |
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