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Kulturgeschichte:    Die Geschichte der Templer ...     (Teil 2)

       
     
       
     

Templer2

       
     
       
      Der Wille, die Wahrheit zu ergründen

Als im Jahre 1128 die formale Ordensgründung vonstatten ging, bei der Bernhard von Clairvaux bis zu einem gewissen Grade als Schirmherr zu betrachten war, hatte die kleine Schar der Tempelritter bereits ein >Geheimnis<: Es war der Wille, die Wahrheit Christi zu ergründen. Noch herrschte lediglich Ungewißheit   bald aber würde man Gewißheit haben.

Dieser Wille muß jedoch, als der Wille einer Gruppe von Rittern  -  von geradezu naiver Frömmigkeit  -  angesehen werden, die einfach nur ihrem Herren Jesus Christus dienen und dessen wahre Lehre wiederfinden wollte.

Es war nichts Aggressives in diesem Wollen gewesen, denn sie unterstellten niemandem Böses. 

Es war Bernhard, der ihnen klarmachte, daß ihre Ambitionen auf  keine Gegenliebe stoßen würde und  daß es klug sei, nicht offen auszusprechen, was sie dachten.

In den folgenden Jahren fanden sich keine weiteren Hinweise auf die ursprüngliche Lehre Christi. Der Templer-Orden wandte sich nun vor allem militärischen Aufgaben zu.

Das >Geheimnis< lebte bald nur noch in der Erinnerung weniger, vor allem provencalischer Brüder fort. Die praktischen Notwendigkeiten im Orient ließen wenig Raum und Zeit, sich um das >Geheimnis< zu kümmern.

Es war zunächst der nähere Kontakt zum Islam, der neue Impulse gab. Einige Briefe, die Ali Ibn Abu Thalib (Immam Ali) zugeschrieben wurden, fielen einer Templer-Abteilung bei einem Vorstoß gegen Damaskus in die Hände. Ali berichtete darin über eine nachträgliche Verfälschung des Korans, die er mit den Verfälschungen der Evangelien Christi vergleicht.

Diese Papiere gelangten in die Provence, wo daraufhin der alte Gedanke wieder auflebte, die Wahrheit Christi erforschen zu wollen.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag: der provencalischen Komturei wurde ein Dokument zugespielt, das aller Wahrscheinlichkeit nach aus Katharerkreisen stammte. Darin liegt wohl auch der Grund, warum die Templer sich später weigerten, am >Kreuzzug< gegen die Katharer teilzunehmen.

 

Templerkirche Tomar

Außenansicht der Templerkirche Tomar in Portugal

 

 

Die Verkündung der Selbstheilung

Es handelt sich um ein Stück des Ur-Johannes-Evangeliums, niedergeschrieben von dem Herätiker Marcion im Jahre 94 nach Christus. Beigefügt war ein Brief mit einer knappen Schilderung der Lebensgeschichte von Marcions. Er brachte in der Zeit von etwa 90 bis 130 nach Christus eine bedeutende rein-christliche Bewegung zustande, die erst nach seiner Ermordung zusammenbrach. Marcion, der noch mit dem Apostel Johannes zusammengetroffen war, lehrte daß Jesus Christus die Menschwerdung Gottes selbst gewesen sei, daß es keinen <Gottvater-Jahve > gäbe, sondern daß eben jener Hebräergott der Satan sei.

Er lehrte ferner, daß Christus den Menschen die <Selbstheiligung> verkündet habe, daß es allein des guten Willens jedes einzelnen bedürfe aber keinem Tempel und auch keiner Kirche.

Von nun an entwickelte sich ein <Orden im Orden>, eine regelrecht verworrene Marcioniter-Gemeinschaft. 

Es waren vor allem Provencalen und Deutsche, die diese Sonderformation innerhalb des Templer-Ordens bildeten. Das Gros der Tempelritter hat zu jener Zeit gewiß nicht durchschaut, was die Umgestaltung des Ordenskreuzes vom schlichten, gleichmäßigen Kreuz zum <Ritterkreuz> bedeutete.

In den Anfängen waren die heute typischen >Ritterkreuze<, wie sie in ähnlicher Form bald auch andere Orden benutzten, noch nicht vorhanden. Auch die Templer trugen ursprünglich ein ganz simples rotes Kreuz auf ihren weißen Mänteln. Erst der untergründige marcionitische Einfluß machte das >Marcioniter-Kreuz<, das sogenannte Dornenkreuz zum Symbol der Templer.

Urkreuz

Dornenkreuz

 

In frühchristlicher Zeit war das Dornenkreuz das Wahrzeichen der Marcioniter gewesen; es war >das Häretikerkreuz<. Wie es heißt, hatte der Evangelist Johannes aus Dornen ein Kreuz für die heilige Mutter Maria angefertigt. Das rote Dornenkreuz wählte Marcion dann zum Zeichen der reinen Christenheit. Das Ritterkreuz der Templer ist somit für den Eingeweihten das Symbol Marcions. In späterer Zeit entstand noch das >Doppeldornenkreuz< der templerischen Geheimwissenschaft.

 

Es lebe der Gott der Liebe!

Um die selbe Zeit entstand auch der >Kampfruf< der Tempelritter, der da lautete:

>Es lebe der Gott der Liebe< ( >Vive Dieu Saint-Amour<), worin die alleinige Hinwendung zu Christus und die Ablehnung des alttestamentarischen Rache->Gottes< Ausdruck fand.

Die große Mehrzahl der Menschen – sowohl außerhalb wie innerhalb des Ordens – war in die Hintergründe all dessen nicht eingeweiht. Noch erschien die Zeit dafür nicht reif, noch wartete man auf weitere, unumstößlich beweiskräftige Dokumente aus frühchristlicher Zeit.

Solche Dokumente sollten sich in der Tat finden. Allerdings auf Umwegen, auf die im einzelnen einzugehen jetzt zu viel Raum einnehmen würde. Es sei daher genug mit der Feststellung, daß zwei Tempelritter ein uraltes Marcioniter-Versteck in Ruinenresten des alten Karthago fanden. Dorthin waren sie jedoch nicht zufällig geraten, sondern auf den Spuren Marcions, der sich sehr viel an jenem Orte aufgehalten hatte.

Was sie da fanden, waren nicht allein nur Bruchstücke der Original-Evangelienschriften von Johannes und Matthäus, 
sondern auch eine alte karthagische Glaubens- und Weltschöpfungsschrift, samt der   -  wahrscheinlich  von Marcion angefertigten   -  griechischen Übersetzung. 

Und in dieser Schrift, dem >Ilu Aschera<, erkannte man nun die wahre Grundlage der Lehren Jesu Christi.

 

Die ökonomischen Ideen der Templer

Die Verwandtschaft zwischen der wahren Lehre Christi und dem altorientalischen >Ilu< erwies sich als sehr offensichtlich. Wer die Fragmente des Ur-Johannes-Evangeliums mit dem >Ilu Aschera< verglich, sah sogleich, daß in beiden Texten  vom selben >Reich Gottes< die Rede war; eben jenem Reich Gottes, über das in den offiziellen biblischen Evangelien nichts mehr stand, außer: >Und Jesus lehrte vom Reich Gottes<.

Was aber Jesus da lehrte, war und ist gänzlich beseitigt worden, denn dies vertrug sich nicht mit der mosaischen Lehre. 

Die marcionitische Erkenntnis, daß in den Texten des sogenannten >Alten Testaments< die Schriften des Teufels, des Widersachers Christi zu sehen seien, verdeutlichte gleichsam, daß jenseitige Wesen, die in den Hebräerschriften verflucht wurden  -  etwa Aschera oder Baal  -  in Wirklichkeit positive Geister sein mußten.

Weitere Bestätigung fand all dies dann durch umfangreiche Schriften, die durch einen Handel mit >Hasan Ibn Sabbah< in den Besitz der Templer gelangten. Es waren dies vor allem babylonische Textfragmente und deren arabische oder persische Nacherzählungen.

Dazu muß erwähnt werden, daß die Keilschrift noch bis ins erste, vorchristliche Jahrhundert hinein an verschiedenen Orten in Gebrauch war. 
Ein gebildeter Mann, der Hasan Ibn Sabbah fraglos war, konnte diese also lesen und verstehen. 

So dürften wohl auch assyrische Wirtschaftsgesetze in Templerhände geraten sein. Diese bildeten dann wohl - in Ergänzung mit der islamischen Zinsverbotslehre - die Grundlage für die ökonomischen Ideen des >Templerstaats<. Noch im letzten Jahrhundert schöpften Reformphilosophen, wie Gottfried Feder oder Silvio Gesell aus diesem Ideenschatz.

Ville-Niuvi

Der Tempel in Paris nach einem alten Stich

 

 

Die Verchristlichung der Wirtschaft 

Es waren jene ökonomischen Überlegungen, die  -  zunächst aus den Kreisen der templerischen Geheimwissenschaftler  -  nun zum allgemeinen Ordensgut  wurden.

Die >Verchristlichung der Wirtschaft< war somit ein konkretes Ziel des Ordens geworden. Um es zu erreichen, sagten die Templer quasi dem Geld- und Bankwesen ihrer Zeit den Kampf an. Mit dem >Leih- und Schenkgeld< unterliefen sie sämtliche Zinsgeschäfte und wurden schnell zur Drehscheibe des Geldgeschäftes. Dies war weder ein Wunder, noch bedurfte es besonderer Protektion, denn die Templer hielten sich ganz einfach nicht  an die gängigen Regeln. Wenn sie Geld verliehen, so nicht gegen Zins, ja nicht einmal mit Rückzahlungsverpflichtung.

Es wurde dem sich Borgenden als Ehrensache anheimgestellt, das geliehene Geld zurückzuzahlen, wenn er könne, und  -  falls er wolle  -  auch eine Spende für den Orden hinzuzufügen.

Sollte er die Summe aber nicht zurückzahlen können, so war diese als Geschenk zu betrachten.

Konnte der sich Borgende nur einen Teil zurückzahlen, so war die Differenz ein Geschenk des Ordens.

Gegen solche Bedingungen konnte natürlich kein kommerzieller Geldverleiher konkurrieren. Die professionellen >Banker< jener Epoche waren in kurzer Zeit allesamt mehr oder weniger pleite. 

Und es war dies der wesentlichste Grund für die spätere Zerschlagung des Ordens durch die herrschenden Mächte.

Auch völlig neue Geldkonzepte wurden von Templern entwickelt. Etwa Geldwertscheine, die nach Ablauf eines Jahres ihren Wert verloren. Dadurch sollte das Horten von Geld verhindert werden, da ja das Geld als Mittel zur Schaffung von Bewegung verstanden wurde. 

Machte jemand Geld selbst zur Handelsware,  das eigentlich dem Handel dienen sollte, so pervertierte er den Sinn des Geldes.

Die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit der Templer ließ sie schnell zu einem bestimmenden Faktor des Wirtschaftslebens werden. Ihre Macht gründete sich auf Geradlinigkeit und gerechtem Denken. 

Die ersten >Girokonten< der Geschichte funktionierten über Templer-Komtureien.

 

 

Der Widerstand der Herrschenden

Der Faktor >Mensch< zeigte aber auch in Templer-Kreisen mitunter seine Auswirkungen, wie nicht verschwiegen werden soll. 

Namentlich von London aus, wo das geschäftliche Hauptquartier des Ordens angesiedelt worden war, geschahen auch Dinge und Transaktionen, die dem ursprünglichen Templergeist zuwiderliefen. 

Es ist daher kein Zufall, daß die Templer-Verfolgung in England praktisch nicht stattfand; denn dort arrangierten sich leitende Ordensangehörige schnell mit dem herrschenden System. 
Damals hieß es manchmal, der Geist des Ordens habe nicht den Weg über das Wasser von Calais nah Dover geschafft, 
allein das Fleisch sei hinübergekommen. 
Dieses Urteil kontinentaler Templer war gewiß nicht immer gerecht, entbehrte jedoch auch nicht eines wahren Kerns.

Die >Verchristlichung der Wirtschaft< sollte also die Grundlage für das neue Reich, den >Templerstaat< bereiten. 

Daß in diesem Gedanken auch ein gutes Stück naiven Glaubens bester Prägung enthalten ist, wird klar, wenn man bedenkt, daß die geplante Umformung auf alle Fälle den Widerstand der herrschenden Mächte hervorrufen mußte, deren vereinigter Schlagkraft auch der Templerorden nicht gewachsen sein konnte. 
Um die Dinge jedoch recht zu verstehen, muß über ein sonderbares und in der Tat geheimnisumwobenes  Stück Templer-Geschichte gesprochen werden; die >Templer-Offenbarung<, besser bekannt als >Roderich-Bericht<.

Über jene aus dem Jahre 1236 stammende >Templer-Offenbarung< ist hier nur soviel wichtig zu berichten, daß diese das Kommen eines lichten Reiches verheißt, zu dessen Wegbereitern die Geneigten der Tempelritter ausersehen seien. Die Offenbarung geschah, als zwei Rittern, die nach marcionitischen Schriften suchten, im Raume des alten Karthagos eine weibliche Erscheinung gegenübertrat und eben jene Botschaft überbrachte. Bedeutsam an dieser Version ist immerhin, daß aufgrund ihrer,  >Tempelhof<- Berlin – gegründet wurde; nämlich als die >Nordhauptstadt< des verheißenen >Neuen Babylon<.

Der Glaube an den Gehalt jener Offenbarung ist gewiß insofern wichtig, wie er auch eine wesentliche Grundlage für das Sendungsbewußtsein der Eingeweihten des Ordens schuf, auf das gewagte Ziel des >Templerstaats< energisch hinzuarbeiten. 

Auch läßt sich nicht leugnen, daß der Name >Tempelhof< - noch vor dem Ortsnamen Berlin existierte, und noch heute als Ortsbezeichnung lebendig ist. Als einziges bedeutendes Namensdenkmal der Templer.

Die >Rue de Temple< in Paris ist eine Straße von vielen, >Tempelhof< aber ist noch immer eine Stadt und dank des Flughafens ist ihr Name zu einem weltweit bekannten Andenken des Templerordens geworden.

Kirche - Tempelhof

Kirche In Tempelhof  

       
               
               
     

       
               
               
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