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Die Geheimnisse von Jandia

       
     
       
     

       
     
       
     

Die Geheimnisse von Jandia

Über die weiße Villa Winter auf der Halbinsel Jandia von Fuerteventura wurde schon viel gerätselt und manches geschrieben. Auch bei CN, schon in vergangenen Jahren, in der Ära von CN II. Gelöst sind die meisten Rätsel um Jandia und das Haus dort noch immer nicht. Denn Spekulationen und Mutmaßungen reichen nicht aus.

Als gewiß kann gelten, daß dieser Flecken Erde während des Zweiten Weltkriegs ein deutscher Stützpunkt gewesen ist. Es gab eine Start- und Landebahn für Flugzeuge. Mindestens eine Ju 88 (oder Ju 188) ist dort mit Sicherheit festgestellt worden. Von verschiedenen anderen Flugzeugtypen wird ferner gesprochen.

Auch als U-Boot-Stützpunkt dürfte Jandia gedient haben, wenigstens von Fall zu Fall.

Die Geschichten, die sich um all dies ranken, sind mannigfaltig.

Seit 1998 gibt es auch einen Bericht über ein Haunebu-UFO bei der Villa Winter. Also lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Was davon zu halten ist, läßt sich nicht ohne weiteres sagen. Vieles ist möglich – fast nichts ist unmöglich in Zusammenhängen wie solchen. Trotzdem dürfte die Bedeutung von Jandia inzwischen der Vergangenheit angehören. Was einstmals streng geheim war, ist mittlerweile zu einer Touristenattraktion geworden. Da viele Fragen dort aber nach wie vor unbeantwortet sind, lohnt es sich, noch einmal zu betrachten, was allgemeine Quellen darüber sagen.

In diesem Artikel wollen wir uns also darauf beschränken wiederzugeben, was andere über die Geheimnisse von Jandia zu sagen wissen.

 

Neue Zürcher Zeitung, WOCHENENDE, Samstag, 10. 4. 1993, Nr. 83 
Die Legende von Winter auf Fuerteventura 
Von Leonardo La Rosa und Manuel Bauer 

Niemand weiss, wo das Gerücht seinen Anfang nahm; der Passat treibt es über die Insel, und es wächst, es wächst mit den Jahren, die es von seinem Ursprung trennen. Das Gerücht ist ein riesiger Polyp, und seine Arme sind U-Boot-Stützpunkte, fliehende Nazis, geheime Besuche Hitlers, ein Hafen, eine Flugpiste, Franco, die braunen Dreissiger, der Krieg. 

Der Kopf des Polypen aber sitzt über einem abgelegenen Strand im äussersten Südwesten der Insel, in der Villa Winter bei Cofete. «Geh nicht zu nahe an das Haus heran. Die Hunde sind verdammt scharf, und manchmal wird auf Fremde geschossen.» Das wäre unangenehm, sehr unangenehm sogar. Hat sich in der dunklen Fensterhöhle im oberen Stock nicht eben etwas bewegt? Liegen in diesem Moment womöglich Kimme, Korn und mein Körper auf einer Linie? Fällt gleich ein Schuss? Unwillkürlich bleibe ich stehen und sehe mich verstohlen nach Deckung um. Aber bis zu der Mauer, die das Anwesen umschliesst, ist das Gelände offen wie ein Präsentierteller. Kein Graben, kein Steinhaufen, nicht einmal ein Busch, hinter dem man sich verstecken könnte. Ein paar Dutzend Meter weiter rechts arbeitet sich der Photograph stolpernd durch das Geröll voran. Von oben muss es aussehen, als würden wir das Haus absichtlich von zwei Seiten her angehen. Hoffentlich werden die jetzt nicht nervös. Immer mit der Ruhe; schliesslich schreiben wir das Jahr 1993. Die Nazis sind Geschichte, Franco ist Geschichte, der Krieg ist Geschichte. Fuerteventura ist ein Touristenparadies, wo nicht  'mir nichts - dir nichts' auf Fremde geschossen wird - wo käme man da hin. Anderseits liegen die Hotelburgen von Jandia zwanzig Kilometer Schotterpiste von hier entfernt, und die Jeepkarawanen, die tagsüber den Frieden von Cofete stören, haben sich längst wieder verzogen. Und das Donnern der Brandung würde den Knall verschlucken, bevor er zu dem vielleicht einen Kilometer entfernten Weiler gelangte. Wir sind allein. Nach ein paar Schritten ist Hundegebell zu hören. Und jetzt holpert über die Piste doch noch ein Jeep mit Touristen auf uns zu: «Wissen Sie, was das für ein Haus ist?» - «Nein», lüge ich. Der Jeep rumpelt noch ein paar Meter weiter den schmalen Fahrweg hoch, wendet dann und entfernt sich. Langsam zerzaust der Wind die Staubfahne. Endlich habe ich die Mauer erreicht. Es ist immer noch kein Mensch zu sehen. Das Hundegebell ist jedoch lauter geworden. Ich horche: Es sind mindestens drei Hunde. Dobermänner? In allen billigen Filmen über die Nazis gibt es mindestens einen Dobermann. Der gehört zu den Requisiten wie schwarze Ledermäntel, genagelte Stiefel und ein Deutsch, das einem die Freude an dieser Sprache verdirbt. Im Haus regt sich immer noch nichts. Das Hundegebell ist indessen sehr laut geworden, und vorsorglich bewaffne ich mich mit einem Stein, bevor ich mich dem Tor nähere. In der Abendsonne sitzen ein alter Mann und eine Frau mit am Kopf festgebundenem Strohhut vor dem Haus. Auf Zurufe reagieren sie nicht. Wer weiss, vielleicht sind sie auch taub. Vor ihnen vollrühren drei Hunde, schön gefleckte kanarische Hirtenhunde, keine Dobermänner, einen tollen Tanz. Plötzlich löst sich einer von ihnen aus der Runde und stürzt uns bellend entgegen. Ich schlucke leer und fasse den Stein etwas fester. Zehn Meter noch, ich hebe den Arm - endlich, wenige Schritte von mir bleibt er kläffend stehen und - wedelt. Braver Hund! Perro! Mitte der dreissiger Jahre tauchte der deutsche Ingenieur Gustav Winter zum erstenmal auf Fuerteventura auf. Mit Unterbrüchen hatte er schon an die zwanzig Jahre in Spanien gelebt. Er ist Zeuge der Ereignisse geworden, die das Land in den Bürgerkrieg geführt haben. Seine Sympathien sind klar. Sie gelten dem schwarzen Spanien. Dem Spanien der Kirche, der Grossgrundbesitzer, des Adels, der Armee. Anders wäre sein Aufenthalt hier gar nicht möglich, denn das Land, auf dem er bald seine undurchsichtigen Aktivitäten entfalten wird, ist im Besitz Adliger, und Franco ist Militärkommandant des kanarischen Wehrkreises. Die Bevölkerung ist es gewohnt, sich zu ducken. Wer protestiert, gibt seine Meinung mit den Füssen kund: er emigriert. Jahrzehntelang hat es kaum geregnet, so dass die gut zehntausend Einwohner, die hier geblieben sind, in grösster Armut leben. Keiner kommt freiwillig; hierher wird man, einer langen Tradition folgend, deportiert. Es ist schwer zu verstehen, wie Miguel de Unamuno, den zehn Jahre zuvor dieses Schicksal ereilt hatte, auf die Idee kommen konnte, Fuerteventura sei eine Oase in der Wüste der Zivilisation. Gustav Winter aber kommt freiwillig, und er hat grosse Pläne. Er will - so lautet die offizielle Version - Landwirtschaft betreiben, das heisst, er will in einem steinübersäten Gebiet, auf das jährlich kaum fünf Zentimeter Regen fallen und wo ein starker Nordostpassat unablässig die Erde austrocknet, Plantagen anlegen. Mehr noch, er lässt an der Ostküste der Halbinsel Jandia den Hafen von Morro Jable bauen, angeblich, um auf Fuerteventura eine Fischfangindustrie aufzuziehen. Und ganz im Süden, beim Kap von Jandia, wird eine Flugpiste angelegt. Schliesslich lässt er an der unzugänglichen Westküste sein Haus errichten - jetzt hat der Polyp einen Kopf. Es fehlt weder an Geld noch an einflussreichen Freunden, denn der Mehrheitsaktionär der Gesellschaft, hinter der sich Winter verbirgt, ist ein hoher spanischer Offizier. Und es verstummen auch die Stimmen nicht, die wissen wollen, Winter sei Oberst der Wehrmacht gewesen. 
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges gewinnen die Kanaren auf einen Schlag grossen strategischen Wert. Von hier aus lässt sich mit einem Aktionsradius von tausend Seemeilen der ganze Mittelatlantik erreichen. Ein Stützpunkt an dieser Stelle wäre nachgerade ideal, das haben sowohl die Engländer wie auch die Deutschen rasch erkannt. Und schon Anfang der vierziger Jahre verdichten sich die Hinweise darauf, dass deutsche U-Boote Fuerteventura regelmässig anlaufen. Es ist von Unterwassergrotten die Rede, von Munitionslagern, geheimen Kommandoposten auf Jandia, wo die Guardia Civil dafür sorgt, dass der bukolische Friede nicht gestört wird. «Chi viene del märe, ci vuole derubare.» 

Der Hirte in Gran Valle de Jandia sieht uns mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen entgegen. Nachdem wir ein paar Freundlichkeiten ausgetauscht haben, taut er jedoch auf; es gefällt ihm, dass wir das Tal schön finden. «Da oben», erklärt er und weist auf eine Ansammlung von Ruinen zuoberst im Talkessel, «da oben bin ich geboren. Wir waren vierzehn Brüder und haben in Frieden gelebt. Eines Nachts aber, es muss wohl in den dreissiger Jahren gewesen sein, kam die Guardia Civil und befahl uns, von hier zu verschwinden. Man gab uns neues Land ein paar Kilometer von hier, in Esquinzo, gutes Land - aber wir wären lieber hiergeblieben.» - «Und das hatte Winter veranlasst?» - «Si, si, der Senor Winter.» - «Warum?» - «Ja, warum», er hebt die Arme, «darum.» Weiter unten im Tal sieht man die Brunnenstuben, die angeblich Winter errichten liess, zwei weisse Quader in einer Steinwüste. Quer über die Talsohle zieht sich ein meterhoher Erddamm, an dessen Bergseite ein paar mickrige Bäumchen kümmern. Vielleicht sind das die letzten Zeugen von Winters Aufforstungsversuchen. Von den kahlen Berghängen widerhallt Ziegengemecker. «Cabras», lacht der Alte und schwenkt sein Fernglas. «Ich komme her, um sie zu zählen; das ist meine Arbeit.» 

Ein paar Männer amüsieren sich vor der Bar von Cofete damit, eine Hündin mit einem ätzenden Pulver zu bestreuen. Endlich losgelassen, rast das geplagte Tier jaulend davon, wälzt sich im Sand und kommt schliesslich mit eingezogenem Schwanz zurück. Wir protestieren, ernten aber nur verständnisloses Gelächter. «Sie hat Flöhe, Flöhe!» Sie haben die ungeschlachten Gesichter von Bauern, aber die Baseballmützen und die spiegelnden Sonnenbrillen haben ihnen gleichsam die Unschuld genommen; sie wirken gefährlich. Als ich den Kellner, der sich an dem Spektakel mit der Hündin ebenso delektiert hat, nach Winter frage, habe ich den Eindruck, aller Augen richten sich auf mich. 

«Ich weiss nichts, niemand weiss etwas», entgegnet er unwirsch. Im Hintergrund thront die Villa Winter wie ein steinerner Wächter über dem Dorf. Es ist plötzlich merkwürdig still geworden, so dass man die Lust verliert zu insistieren. Gleich neben dem knatternden Generator, der die Bar mit Strom versorgt, erhebt sich der Hügel, den einige für das Aushubmaterial des Tunnelbaus halten, während andere genau darunter den U-Boot-Bunker vermuten. Dass geologische Karten hier ganz prosaisch einen zusammengefallenen Vulkankegel verzeichnen, erwähnt man besser nicht. Wer denn die Karten herausgegeben habe, heisst es vielsagend. Eben! Seit einigen Jahren kehren die damals vertriebenen Bewohner Cofetes wieder in ihre Häuser zurück. Hier und da sieht man neuverputzte Mauern, Aluminiumfensterrahmen, Betonmischer, leere Farbkübel. Auf einem Hausdach arbeitet ein junger Mann. Nach Winter gefragt, legt er sein Werkzeug hin und schaut eine Weile zur Villa hinüber. «Eine merkwürdige Geschichte», sagt er schliesslich ausweichend, «eine äusserst merkwürdige Geschichte, aber das war vor meiner Zeit.» «Gibt es noch Leute, die damals gelebt haben?» «Ja - aber die sind alle in Morro Jable, im Altersheim. Gehen Sie nach Morro Jable, da werden Sie mehr erfahren.» Eigenartig: In Morro Jable gibt es gar kein Altersheim.

Verweist alles an der Ostküste Fuerteventuras auf Afrika, das flach abfallende Land, das träge Meer, der sandige Dunst über dem Horizont, so ist die Westküste wie ein Schiff im Atlantik, der sich grau in der Ferne verliert. Zerklüftet zieht sich die Steilküste über Dutzende von Kilometern hin, und unermüdlich rennt die See dagegen an, ringt dem Land Buchten ab, scharfe Einschnitte; sie höhlt den Fels aus, wäscht Grotten aus den schwarzen Basaltfelsen. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Da, da vorne! Die Decke jener Grotte kann nicht natürlich sein! Sind da nicht Mauerreste zu erkennen? Und der Einfahrtskanal, geradezu ideal: durch das Riff vor der Brandung geschützt, mehr als breit genug für ein U-Boot und Dutzende von Metern tief. Nichts wie hin! Von wegen nicht natürlich, verfluchter Basalt! Und auch die vermeintlich betonierte Decke, die die Grotte so geometrisch gerade abschliesst, ist nichts als eine Gesteinsschicht, die heimtückischerweise genau horizontal auf der anderen liegt. Die Mauerreste? 

Man könnte denken, die Natur habe dieses Gestein absichtlich erfunden, um uns zu narren. Erst auf wenige Meter Entfernung sieht man, dass es einfach eine andere Art von Basalt ist, der es offenbar gefällt, in schön gleichmässige Teile gespalten zu sein. Wonach suchen wir eigentlich? Weshalb klettern wir schon seit Stunden in diesen gefährlichen Klippen herum? Hat uns die Sonne den Kopf verwirrt? Neben einer Hütte finden wir einen riesigen Muschelhaufen. Vielleicht ist der ein Überbleibsel der beiden Tessiner, die einmal wochenlang diese Gegend abgesucht haben, ohne auch nur den Hauch einer Spur zu finden. Hinter der nächsten Landzunge sieht man den Roque del Moro wie einen schwarzen Zahn aus der Brandung ragen. Und dahinter dehnt sich der Strand von Cofete, bis er sich im Dunst der Gischt verliert. Der Weg wird immer schwieriger, denn jetzt fallen die Berge, die Cofete halbkreisförmig umschliessen, fast senkrecht zum Meer ab. Und genau da, wo man nicht mehr weiterkommt, schneidet die See tief in den Felsen ein. Das Ende der Bucht ist nicht einzusehen. Über dem Abgrund kreisen Möwen, und weit unten wiegt sich dunkelblau und sehr ruhig das Meer. Man müsste eine Möwe sein - oder ein Fisch. Mehr und mehr drängt sich der Verdacht auf, dass Winter nach dem Strategem verfuhr, hier eine Brücke zu bauen, um da den Fluss zu überqueren, dass also die von weither sichtbare Villa, der Hafen von Morro Jable, die Flugpiste und schliesslich die Mauer, die die Halbinsel Jandia abriegelte, nichts als ein gross angelegtes Täuschungsmanöver waren, um vom wahren Ort des Geheimnisses abzulenken. Ist es ein Zufall, dass etwa dreissig Kilometer nördlich von Cofete das militärische Sperrgebiet von La Matanza liegt? «Schöner Zufall», meint ein deutscher Wirt, und wie alle, die über Winter reden, senkt er fast unmerklich die Stimme. «Da war doch schon immer Sperrgebiet, auf Jandia haben die nur Zauber gemacht. Da haben schon einige reinzukommen versucht, aber die Militärpolizei ist ganz schön auf dem Quivive. Man müsste von der Seeseite her kommen, mit einem Boot, wie die drei Taucher aus Morro Jable, die angeblich in einer Höhle wirklich ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt haben. Wer weiss, was da dran ist. Jedenfalls erzählt man sich, der eine sei kurz darauf bei einem Autounfall ums Leben gekommen, mit Fahrerflucht, wie es sich gehört, dem zweiten sei sein Boot explodiert, und der dritte, ich hab' den mal getroffen, der .. .», er fährt sich mit dem ausgestreckten Finger unmissverständlich über den Mund, «. . . der schweigt wie ein Grab.» «In der Legion», erinnert sich ein ehemaliger Söldner des «Tercio», «war Winter absolut tabu. Man durfte nicht einmal seinen Namen erwähnen.» Das Gebiet von La Matanza liegt gut vierzig Kilometer nördlich von Cofete. Die Strasse, die beim Isthmus von La Pared die Küste streift, windet sich in unzähligen Kurven die Berge hoch Richtung Norden. So weit das Auge reicht, ist nicht die Spur einer menschlichen Ansiedlung zu sehen. Kurz vor dem Pass aber, über den man in das fruchtbare Tal von Pajara gelangt, geht ein geschotterter Fahrweg links von der Strasse ab. «Prohibido el Paso - Zona militar» kann man mit Mühe auf einem rostzerfressenen Schild entziffern. Von hier bis zum Meer sind es mindestens fünf Kilometer, und die kahlen Berghänge gewähren nicht die geringste Deckung; es ist wenig wahrscheinlich, dass man es bis zur Küste schafft, ohne der Militärpolizei in die Arme zu laufen. Einige Kilometer weiter nördlich verzeichnet die Karte ein thermoelektrisches Kraftwerk, das an dieser Stelle, weit weg von den besiedelten Gebieten und den Häfen, über die sich die Brennstoffe heranschaffen liessen, keinen Sinn macht. Eine kartographische Chimäre? Andererseits verriet ein Einheimischer, dessen Blick zwar schon arg glasig war, Winter habe das Kraftwerk gebaut, mit einer Kapazität überdies, die gleich dreimal den Bedarf der Insel hätte decken können. Unangenehm ist in jedem Fall, dass man nicht weiss, ob man sich dort bereits auf dem Gebiet der Legion befindet oder nicht. Für alle Fälle wechselt der Photograph den Film, und als wir einige hundert Meter entfernt einen der grünen Jeeps des «Tercio» entdecken, geben wir uns schrecklich Mühe, wie Touristen auf der Suche nach einem idyllisch abgelegenen Strand auszusehen. Schliesslich erreichen wir das Meer, ohne etwas entdeckt zu haben, das auch nur im entferntesten einem Kraftwerk gleicht, und ebensowenig sind wir einem Legionär begegnet. Ganz im Gegenteil, die Szenerie ist so friedlich, dass wir Lust bekommen, uns ein wenig in der verbotenen Zone zu verirren. Und so fängt einmal mehr das unfaire Spiel an: Basaltformationen, «betonierte» Decken, Mauerreste, Zufahrtsrinnen. Nach ein paar Kilometern im Schutz der Steilküste sind wir es leid. Zu der «Cueva de Lobos», in deren Namen so schön die Werwölfe anklingen, würden wir es wahrscheinlich ohnehin nicht schaffen. Dazu müsste man mitten über den Exerzierplatz der Legion spazieren, wofür unsere Aufmachung wenig geeignet ist. Über das Plateau streicht ein starker Wind aus Nordosten. Der Weg, der einige hundert Meter an der Kante der Steilküste verlief, führt plötzlich über eine Schicht Tuffgestein, zieht sich eine Weile dem Abhang entlang, bis er sich in schwindelerregenden Serpentinen hinab in die Bucht windet. Dumpf schlägt die auflaufende Flut an die Felsen. Ein Fehltritt wäre hier fatal. 

Doch das ist kein Basalt, was da vor uns aufragt, das ist Beton. Eine schmale, hohe Mauer, die scheinbar nutzlos auf einer Klippe steht. Darüber baumelt im Wind eine Betonplatte an rostenden Armierungseisen. Und neben der Klippe öffnet sich der Fels zu einer riesigen Höhle, in der ein Unterseeboot spielend Platz fände. An einer Seitenwand führt eine Treppe hinab, und der Zugang vom Meer ist von meterhohen Felsbrocken versperrt. Der Gedanke, dass diese von der Decke heruntergesprengt wurden, liegt nicht allzu fern. Rings um die Bucht reiht sich Grotte an Grotte, einige zugeschüttet, andere weit offen. Wieder auf dem Plateau oben, entdecken wir über einer Grotte auf der anderen Seite der Bucht eine Anzahl mit Stahl ausgekleideter Löcher, die tief hinab in den Fels führen. Einige Dutzend Meter davon entfernt gähnt ein mehrere Meter breites und tiefes, kreisrundes Loch, in dem einige mumifizierte Ziegen liegen. An einer Seite ist ein Einschnitt, der zur See hin durch einen Wall aus Steinen abgeschirmt wird. «Sondierbohrungen», winkt ein Spanier aus dem nahegelegenen Fischerdorf Ajuy ab, den wir nach einer Erklärung für die Löcher fragen. «Man wollte einen neuen Hafen bauen. Ja, und diese Mauer da, die stammt noch vom alten Hafen. Puerto de la Pena war einmal der wichtigste Hafen des ganzen Archipels. Von hier aus wurden die Baumaterialien für die Häfen auf Gran Canaria und Tenerife verschifft.» Das aber ist Hunderte von Jahren her, und damals gab es bestimmt noch keinen Stahlbeton. Es ist eine merkwürdige Welt, es ist eine Jules-Vernesche Welt, in der die «Reise zum Mittelpunkt der Erde» und die «Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer» sich verbinden: das chthonische Reich des Gustav Winter, in das sich die Geschichte zurückgezogen hat, um jederzeit wieder daraus hervorbrechen zu können. Winter, der 1971 starb, nahm sein Geheimnis mit ins Grab. Und die Erben treiben mit all denen, die sich für die damaligen Vorgänge interessieren, ein übles Spiel. Einmal wird zugegeben, dass während des Weltkriegs auf Fuerteventura U-Boote versorgt und versteckt wurden, dann wird wieder alles dementiert und erklärt, Winter habe zwar U-Boot-Stützpunkte gebaut, aber nicht auf Fuerteventura, sondern an der französischen Atlantikküste. Im übrigen seien alle Spekulationen nichts als böswillige Verleumdungen. 

Reichlich wenig Feuer für all den Rauch. Ungeklärt ist immer noch die Frage, wo sich Winter während des Krieges wirklich aufhielt. Es spricht jedoch einiges dafür, dass er mehrheitlich auf Fuerteventura war. Auch wenn sich die Einheimischen nur schlecht an Jahreszahlen erinnern können, haben sie eine sehr genaue Vorstellung davon, was Krieg ist. Und die meisten beteuern, er sei während des Krieges hier gewesen und nicht erst danach zurückgekehrt. Erst 1962, als die Nazizeit längst Geschichte war, nahm Winter, der in der Zwischenzeit die spanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, die Halbinsel Jandia offiziell in seinen Besitz. Langsam begannen sich die touristischen Perspektiven Fuerteventuras abzuzeichnen. Und wer weiss, vielleicht will es die Ironie der Geschichte, dass er aus der Niederlage Hitler-Deutschlands ein riesiges Vermögen erwirtschaften konnte. Der Hund aus der Villa Winter ist zu unserem treuen Begleiter geworden. Anstatt die Ziegen zusammenzutreiben, wie es ihm lautstark befohlen wurde, steigt er mit uns weiter den Hang hinauf. Von oben wirkt das Anwesen recht schäbig. Wie soviele andere Bauten auf der Insel schwebt es in diesem ewigen Moment zwischen unvollendetem Aufbau und bereits einsetzendem Zerfall. Es fällt schwer, sich Hitler hier als Feriengast vorzustellen. Und doch hat Cofete einen ungewöhnlichen Genius loci, der sich jetzt um den von einem letzten Sonnenstrahl beleuchteten Turm der Villa Winter zusammenzuziehen scheint. Vom Meer ist Dunst aufgestiegen und kriecht über den Strand hinauf ins Buschland, unter dem der sagenhafte Tunnel zur Villa verlaufen soll. 

Plötzlich ist draussen, vielleicht hundert Meter vom Strand entfernt, eine halbkreisförmige Formation im Wasser zu erkennen, die im nächsten Moment wieder verschwindet, um gleich darauf erneut aufzutauchen. Aufgewirbelter Sand, eine Strömung, die Tunneleinfahrt? Wer sehen will, der sieht. «Ein einziges Mal nur», gestand ein Franzose mit verklärtem Gesicht, «möchte ich mir dieses Haus von innen ansehen können. C'est mon reve.» Der Hund wüsste mehr darüber, aber er sagt kein Wort.

 

 

U-Bootbunker auf Fuerteventura 10.12.1991. Die Tourleiterin erzählt: 

Die Villa Winter sei angeblich ein Geschenk Francos an Hitler gewesen. Dieser sei aber nie da gewesen. Die Familie Winter besitzt grosse Ländereien auf den Kanarischen Inseln und viele Hotels und Industrie (z.B. Winter-Air). Sie wohnen in Las Palmas. Es gäbe Gerüchte um die Villa, aber nur noch die Ältesten Bewohner wüssten etwas. Die Villa gehört merkwürdigerweise immer noch ihnen, obwohl sie total verlottert ist. Einzig den Keller darf man nicht betreten. Es habe einen kleinen Flugplatz gegeben für Fokker-Flugzeuge (oder Fiesler Storch). Dieser ist aber beim Leuchturm, so dass zu vermuten ist, dass der U-Bunker in dessen Nähe ist. Von der Lage her ist es fast ausgeschlossen, dass ein Verbindungsgang von der Villa zum Bunker führt. Die Lage des Bunkers muss zwischen den beiden Peilpunkten (Villa und Leuchturm) liegen. Ausserhalb gibt es keine steilen Felsen und tiefe Gewässer. Vermutung: Eher näher an der Flugpiste, also beim Leuchturm. 

NUGGET 7/84 Sieben Tonnen Gold im Nazi-Stützpunkt 

In einem geheimen U-Boot Bunker auf der spanischen Insel Fuerteventura liegen heute noch zwei UBoote, die offiziell als versenkt gemeldet sind. Tausende von Urlaubern, die jedes Jahr ihre Ferien auf der Kanareninsel Fuerteventura verbringen, ahnen nicht, welches Geheimnis dieses Eiland vor der afrikanischen Küste birgt. Die Geschichte des U-Boot Bunkers von Fuerteventura ist geheimnisvoll und bedrohlich zugleich. Mord und Totschlag haften diesem Überrest aus dem zweiten Weltkrieg an und wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist es nicht immer unbedingt gesund, das Geheimnis ergründen zu wollen. Die Geschichte begann während des zweiten Weltkriegs. Admiral Dönitz, Kommandant der U-Bootflotte, wollte den ständigen Aktionsradius der "Haie" vor allem im Atlantik vor Afrika festigen. Zwar war Spanien offiziell neutral, aber die Strategen des NS-Regimes fanden einen Weg, diese Neutralität zu umgehen. Grundlage für eine ständige und unabhängige Präsenz deutscher U-Boote in diesen Gewässern war eine solide Basis, von der aus selbst strengst geheime Operationen möglich waren. Voraussetzung dafür allerdings war eine Operationsbasis, die alle möglichen technischen Vorteile bieten mußte, die für ein solches Unternehmen erforderlich waren. Die Problematik war, daß sich nicht jede Örtlichkeit für den Bau eines geheimen U-Boot-Stützpunktes eignete. Das spanische Festland kam nicht in' Frage, weil die Entfernung für die geplanten Vorhaben zu groß war. Auch die lnseln Gran Canaria und Teneriffa schieden aus, weil diese lnseln zu stark bevölkert waren. Hierro war zu klein und Lanzarote kam wegen des vulkanischen Charakters ebenfalls nicht in Frage. Als optimal bot sich Fuerteventura an. Nur einhundert Kilometer vor der Nordafrikanischen Küste gelegen, konnte gar kein besseres Eiland gefunden werden. Auch war der Küstenstrich für ein Vorhaben dieser Art wie geschaffen. Mit der spanischen Regierung war man sich bald einig. Große Teile Fuerteventuras wurden gekauft. Als Besitzer galt General Winter, der zugleich mit der Befestigung und dem Ausbau des Stützpunktes beauftragt wurde. Die Aktivitäten, die alsbald entwickelt wurden, waren denn auch enorm. Aus Deutschland wurden Spezialtrupps gebracht, deren Aufgabe es war, nach Wasser zu suchen und Brunnen zu bohren. Die Wasserversorgung war bereits damals eines der größten Probleme auf dieser Kanareninsel.

 

 

Eine Villa dient als Peilpunkt. 

Um die Transportmöglichkeiten zu erleichtern, wurde eigens eine Schmalspurbahn gebaut, deren Überreste heute noch zu sehen sind. Beim Bau des U-Boot Stützpunktes nützte das Baukommando die Tatsache, daß sich an vielen Stellen durch vulkanische Tätigkeit riesige Luftblasen gebildet hatten. Diese natürlichen Dome, die allerdings meist nur von See aus erreichbar waren, eigneten sich hervorragend für einen geheimen Stützpunkt. Im Süden der Insel wurde eine herrliche Villa gebaut, auf einem Geländepunkt, der eine sehr gute Übersicht ermöglichte. Auch ist anzunehmen, daß die Villa mit ihrem Turm als Orientierungs- und Peilpunkt diente, für anlaufende U-Boote. Da heute keinerlei Baupläne mehr aufzutreiben sind, entweder weil sie sicherheitshalber vernichtet wurden, oder weil sie sich der Brisanz wegen immer noch unter Verschluß befinden, ist anzunehmen, daß eine in der Nähe der Villa liegende Barranca, also ein trockenes Flußbett ausgegraben wurde. Auf diese Weise müßte es möglich gewesen sein, von Land aus zu einer der Luftblasen vorzustoßen. In der Phase der Bauarbeiten, wurde der größte Teil der Bevölkerung evakuiert. Möglicherweise ist dies mit ein Grund, weshalb niemand von einem Vorhandensein eines U-Boot Bunkers wissen will. Bekannt ist, daß die Bauarbeiten recht gut vonstatten gegangen sein müssen, denn bald darauf liefen große Frachtschiffe die Insel an. Zwei große, tonnenschwere Drehbänke wurden nach Fuerteventura geschafft, wo sie im U-Boot Stützpunkt verschwanden. An der Stelle, wo sich die Barranca befand, wurde wahrscheinlich eine Betondecke eingezogen, und obenauf der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Auch müssen mindestens zwei Zugänge zu der unterirdischen Anlage existiert haben, da dieser Bunker der einzige überhaupt war, der unter Wasser angefahren werden mußte. Für U-Boote, selbst der 7-C-Klasse war es durchaus möglich, in Sehrohrtiefe eine Peilung vorzunehmen und sich dann dem Punkt in Schleichfahrt zu nähern. Sinn und Zweck dieses geheimen Stützpunktes muß gewesen sein, eine völlig unabhängige Basis zu schaffen, die auch in völliger Autonomie verwaltet und geführt wurde. Nun mag es offenbleiben, ob der eigentliche Zweck vorerst der war, den Wolfram-Schmuggel, der ja bekanntlich über diese Region abgewickelt wurde, zu fördern und eventuell noch zu verstärken. Auch das Vorhandensein der "Milchkühe" in diesen Gewässern, deutet daraufhin, daß hier ein zentraler und strategischer Punkt für die Unterwasserflotte geschaffen werden sollte. 

7 Tonnen Gold für den Stützpunkt 

Eines aber ist mit Sicherheit klar: Jegliche autonomen Stützpunkte mußten auch finanziell vom Reich unabhängig sein. Mindestens ebenso sicher war das Vorhandensein einer ausreichend gut bestückten Kasse. Daß es sich dabei um Gold gehandelt haben mußte, steht außer Zweifel. Gold war in solchen Fällen ein Zahlungsmittel, daß über alle anderen Geldmittel erhaben war. Nach ziemlich gleichlautenden Aussagen soll es sich dabei um etwa 7 Tonnen Gold gehandelt haben. Der Stützpunkt war also aktionsbereit für welche Geheimaktionen auch immer. Fuerteventura - 1974 Eine große Yacht bewegt sich bereits seit einigen Tagen in den Gewässern um die Insel. Die Mannschaft - zwei spanische Journalisten und ein Österreicher, geben sich als Touristen. Wo immer sie auftauchen, sind sie gerne gesehen, denn ihre großzügige, freigiebige Art hat ihnen viele Freunde unter der nicht gerade mit Reichtümern gesegneten Bevölkerung gebracht. Aber eines fällt auf: Immer wieder bringen sie das Gesprächsthema auf den zweiten Weltkrieg und auch auf den verschollenen U-Boot Stützpunkt, von dem niemand weiß, wo er sich genau befinden soll. Immer wieder kreuzt die Yacht in den südlichen Gewässern von Fuerteventura. Eines Tages werfen die Besatzungsmitglieder Anker. Während ein Mann auf der Yacht zurückbleibt, gleiten an der Uferabgewandten Seite zwei Taucher ins Wasser. Zielstrebig nähern sie sich der Küste, wo in einer Tiefe von etwa 6 Metern ein großes dunkles Loch klafft - zweifellos die Einfahrt zum Bunker. Zwar ist der Meeresgrund hier im Laufe der Zeit stark versandet, aber das Loch ist immerhin noch beinahe fünf Meter hoch. Eine starke Strömung herrscht vor, die den beiden Tauchern schwer zu schaffen macht und auch die Sicht am Grund des Tunnels beträgt nicht mehr als 2 bis 3 Meter. Ziemlich weit im lnneren des Tunnels deponieren sie ein mitgebrachtes Tauchgerät als Reserve für den Notfall. Allmählich wird das Wasser flacher und nach einigen Metern stoßen sie auf eine Betonmauer. Das Ende des Tunnels ist erreicht. Über eine eiserne Leiter klettern sie die Mauer hinauf und legen erst einmal ihre Tauchgeräte ab. Als sie ihre Scheinwerferkegel der Unterwasserlampen über das Innere der riesigen Höhle streichen lassen, werden die blaß und das Blut scheint ihnen in den Adern zu gefrieren .... Was sie sehen, ist so ungeheuerlich, daß sie sich beide erst einmal setzen müssen. 

NUGGET 8/84  Teil II 

Zwei spanischen Journalisten ist es gelungen, den unter Wasser liegenden Eingang zum U-Boot Bunker zu finden. Sie tauchen hinein, um das Geheimnis des Bunkers zu ergründen. Was sie darin sehen, ist so ungeheuerlich, daß sich beide erst einmal setzen müssen. Im diffusen Schein ihrer Unterwasserscheinwerfer erkennen sie im Hintergrund der einstmals natürlichen Höhle Maschinen. Zwei riesige, bedrohliche Schatten aber waren es, die ihnen das Blut in den Adern schier gefrieren ließ: Die Lichtkegel ihrer Lampen streichen über zwei U-Boote der 7-C-Klasse. Als sich die beiden Taucher wieder gefangen haben, gehen sie daran die "Haie" näher zu untersuchen. Festgemacht mit Stahltrossen dümpeln die stählernen Röhren in der Atlantikdünung, die selbst hier in dieser Höhle noch stark bemerkbar ist. Der Versuch, das Boot an der linken Mauer zu öffnen mißlingt. Sie versuchen es am rechten Boot. Hier gelingt es ihnen, die Turmluk zu öffnen. Sie sind jetzt auf das schlimmste gefaßt. Aber als sie vorsichtig in den Turm steigen, geschieht nichts. Im Schein ihrer Lampen erkennen sie, daß alles in ordentlichen Zustand verlassen wurde. Kein Anzeichen von überstürzter Flucht oder gar Panik. Es sieht so aus, als wäre das Boot zum Auslaufen bereit. Sie suchen weiter. 

Seekarten von Südamerika 

Ein Stapel Seekarten erregt ihre Aufmerksamtkeit. Besonders eine Karte fällt ihnen ins Auge: Die Karte von der Küste Südamerikas! Sechs Stellen sind mit dem Buchstaben "T" in einem Kreis markiert. Zwischen den Karten finden sie Zeitungsauschnitte. Die beiden legen alles wieder an ihren Platz zurück und klettern wieder aus dem Boot. Nachdem sie das Turmluk wieder verschlossen haben, notieren sie die Nummern der U-Boote. Nachdem inzwischen Ebbe eingetreten ist, beschließen sie, zum Schiff zurückzutauchen und am nächsten Tag wiederzukommen und die gefundenen Gegenstände und Unterlagen zu bergen. Die Strömung ist mittlerweile noch schlimmer geworden. Mit Müh und Not erreichen sie das deponierte Tauchgerät, das sie für den Notfall hier zurückgelassen haben. An der Land abgewandten Seite klettern sie wieder ins Boot zurück, wo sie der dritte Mann, der Österreicher, erwartet. Nachdem sie ihre Entdeckung mitgeteilt haben, prüfen sie im Handbuch die Nummern der beiden U-Boote nach und erleben abermals eine große Überraschung. Die Nummern der im Bunker liegenden Boote gelten offiziell als versenkt! Als sie mit ihrem Boot abdrehen in Richtung Süden, liegt die Villa Winter mit ihrem Türmchen wie eine Festung in der kargen Landschaft Fuerteventuras In dieser Nacht ereignet sich auf der kleinen Kanareninsel nichts besonderes. Außer, daß auf einem Touristenschiff ein Feuer mit einer anschließenden Explosion ausbricht. Zwei Touristen kommen dabei ums Leben! Der dritte Mann ist später nicht bereit, auch nur das geringste zu dem Unglück und den vorangegangenen Unternehmungen zu sagen. 

1977 - Gran Canaria 

In einem Restaurant lerne ich einen Mann kennen, der bereits seit Kriegsende hier ist. "Charlie" - wie ihn alle hier rufen, war Jagdflieger und nach einem Unfall wurde er zu einer U-Booteinheit kommandiert. Hier in Gran Canaria ist Charlie das Mädchen für alles. Momentan begleitet er ein Deutsches Filmteam, das einen Film hier und auf Lanzarote dreht. Eines Tages bringe ich das Gespräch auf die Feindfahrten Deutscher U-Boote. Da erzählt mir der Veteran, daß sie einmal getaucht in einen Bunker eingefahren seien. Sofort fällt mir die Geschichte des Fuerteventura-Bunkers ein. Mit zweifelnder Stimme entgegne ich, daß so etwas doch unmöglich sei. Und nun ist Charlie nicht mehr zu halten. Er selbst habe etwa eine Meile von der Insel die Überwasserpeilung gemacht. Der Bezugspunkt seien zwei Felsspitzen, die ein "U" ergeben. Dabei sei die eine Spitze rund und groß, während die andere spitz und klein sein sollte. Nach Charlies Aussage bewegten sie sich vier Stunden in Schleichfahrt vor der Insel auf und ab, da nach Aussage seines Kommandanten die Einfahrt nur zu einer bestimmten Zeit möglich sei. Außerdem sollte der Eingang bei starker Dünung an der Oberkante manchmal sichtbar sein. Als ich ein paar Fragen stelle, beschreibt mir Charlie das Bunkerinnere. Spätestens, als er von zwei riesengroßen Drehbänken spricht, weiß ich, daß es sich um den geheimnisvollen Bunker handeln muß. Weiter erzählt Charlie, daß der Kommandant des Stützpunktes im Frühjahr 1945 die Landzugänge sprengen ließ. Von nun an war der Schlupfwinkel nur mehr auf dem Wasserweg zugänglich. Und nun kam wie ein Hammer Charlies abenteuerliche Geschichte. 

Fluchtpunkt für Kriegsverbrecher 

Der Stützpunkt sollte bis 1950 aktiv gewesen sein. 
Mit Wissen der amerikanischen Regierung wurden von hier aus angeblich gesuchte Kriegsverbrecher und Nazis nach Übersee gebracht. Ursprünglich seien es drei Boote gewesen, aber eines wurde in der Nähe von Florida tatsächlich versenkt. Da kam man auf die ldee, die beiden restlichen Boote ebenfalls als versenkt zu vermerken. Auch auf meine Frage, wo denn die Mannschaft abgeblieben sei, wußte der alte Haudegen eine Antwort. Die Mannschaft hätte auf der Insel das Leben von Zivilisten geführt und sei nur im Einsatzfall aktiv geworden. Woher er denn dies alles so genau wissen wolle, fragte ich ihn. Aber auch dafür hatte Charlie eine plausible Erklärung. Hier auf Gran Canaria lebten auch noch ein paar seiner ehemaligen Kameraden, erklärte er. Naja, und wenn sich Veteranen treffen, dann dreht sich nicht immer alles nur um Weiber. Dann spricht man schon auch mal über vergangene Zeiten. Das leuchtete mir ein. Aber was mir nicht einleuchtete war der Verbleib des Goldes. "Das Gold kannst du vergessen", lachte Charlie. "Schau dich einmal um in Fuerteventura - was siehst du da an Gebäuden?" "Na Hotels" entgegenete ich. "Siehst du, und diese Hotel haben viel Geld gekostet". "Wenn du schaust, wem diese Kästen gehören, wirst du viele deutsche Namen finden". Er hatte recht. Viele Hotels auf Fuerteventura sind im Besitz von Deutschen. Sogar die halbe Insel ist im Privatbesitz der Familie Winter. Eigentlich hat sich nicht viel geändert hier, seit dem Krieg. Die Faschisten achten immer noch darauf, daß niemand unangenehme Fragen stellt und wer zu unbequem wird, na-ja, für den findet sich immer etwas. Was letztendlich wirklich hinter dem Geheimnis steckt, wird man wohl nie erfahren, denn sowohl die spanischen Behörden als auch die Deutschen haben zu großes Interesse daran, die Hintergründe zu verschleiern. Wer etwas weiß, spricht nicht darüber, denn Reden könnte lebensgefährlich sein. Das ist auch der Grund, weshalb in dieser Geschichte nirgends ein Name steht -außer der von Charlie. Und Charlie lebt nicht mehr! Deshalb ist es vielleicht ganz gut so, daß es ein Geheimnis bleibt, denn es gibt Leute, die davon überzeugt sind, daß die Wahrheit zu einer ernsthaften Krise führen könnte. Und Krisen haben wir fürwahr auch so schon genug. 

Anhang 

Am 2. November, 14 Uhr 23 meldet sich ein Anrufer in der Redaktion. Er will seinen Namen nicht nennen, hat aber Informationen zum Artikel U-Boot Bunker. Der unbekannte Anrufer erzählt, er sei bis Februar 1949 auf Fuerteventura gewesen. Im Mai 1948 wurde die Mannschaft informiert, daß in zehn Tagen ein "Transport" fällig sei. Mitte Mai trafen zwölf Deutsche in der Villa Winter ein. Darunter, so der Anrufer, hätte er Martin Bormann und Dr. Josef Mengele erkannt. Die restlichen zehn Personen seien ihm unbekannt gewesen. Am nächsten Tag wurden die Flüchtlinge über eine Treppe in die Keller der Villa geführt, von wo aus ein Gang zum Bunker verlief. Nachmittags um 17 Uhr liefen sie aus. Der Anrufer erzählte weiter, daß tatsächlich zwei der insgesamt drei Bunkerzugänge gesprengt wurden. Lediglich der Zugang über die Villa sei noch erhalten. Auch, so der Anrufer, lagerten in einem Raum im Keller der Villa große Mengen an Aktenmaterial und Plänen. Welcherart diese Unterlagen gewesen seien, wußte er nicht. Ein Kamerad erzählte ihm, daß diese Transporte von der Organisation "Odessa" durchgeführt würden, die jetzt, drei Jahre nach Kriegsende immer noch funktionierte. Der Transport nach Südamerika, so der Anrufer, kam unbeschadet dort an ....

 

 

dtv MERIAN Über Jandia/Fuerteventura, allgemein: 

Kanarische Inseln, dtv MERIAN Reiseführer, 4. Auflage 1989 Seite 160

Informationen für die einzelnen Inseln Halbinsel Jandia Am Isthmus von La Pared trennen nur knappe fünf Kilometer die West- von der Ostküste. Bis zum südlichsten Punkt, dem Leuchtturm Punta de Jandia, sind es noch fast 50 Straßenkilometer. Im Bereich der Landenge soll eine Mauer die beiden sagenhaften Königreiche der Insel getrennt haben, aber ernsthafte Beweise für deren Existenz gibt es nicht. Auch eine Landkarte Fuerteventuras, die ein Franziskanermönch aus Betancuria 1782 angefertigt hat, zeigt zwar das Relief der Insel erstaunlich realistisch, nennt aber auf der Halbinsel Jandia keinerlei Gemarkungsnamen, wohl dagegen Namen von Buchten und Felsvorsprüngen. Aus dem Schatten seines menschenfeindlichen Daseins trat Jandia erst vor knapp zwei Jahrzehnten, als mutige Touristenpromotoren 110 Pistenkilometer südlich des See- und damals primitiven Flughafens von Puerto del Rosario es wagten, ein Hotel zu bauen. Es war nicht nur für die Initiatoren ein Abenteuer, sondern auch für die ersten Touristen Fuerteventuras. Die stundenlange Busfahrt über eine abenteuerliche Schotterpiste ist seit 1980 nur noch Geschichte, ebenso wie die Weltabgeschiedenheit der gesamten Halbinsel Jandia. 28 Kilometer feiner weißer Sandstrand prägen die Ostküste Jandias. Die Passatwinde aus Nordosten lassen die Nähe zum Schwarzen Kontinent vergessen; Feriensaison ist das ganze Jahr über. Jandia hat sich zum größten Ferienzentrum der Insel entwickelt. Auch die Westküste der Halbinsel Jandia lockt mit zwei Sandstrandzonen. An der Playa del Rey in Höhe der Landenge von La Pared gibt es erste Ansätze von Tourismus. An der Playa de Cofete, einem riesigen Sandstrand, existiert bisher nur eine kleine Bar, von der man die wohlschönste Aussicht auf die einmaligen Steilküsten genießen kann. Bei Ebbe ist die kleinste Insel vor Fuerteventuras Küsten zu erkennen. Sonst nämlich verschwindet El Islote unter den je nach Wetterlage manches Mal haushohen Wellen. Leicht erobern lassen sich die Naturschönheiten an der Playa de Cofete nicht. Am Ende des neuen Yachthafens von Morro Jable nämlich endet die Teerstraße. Die 20 Kilometer nach Cofete haben es in sich. Ohne Jeep sollte man auf den Ausflug verzichten, besonders nach einem der seltenen, dafür aber kräftigen Regengüsse. Rallyeerfahrung hilft dann auch nicht weiter. Warum ein deutscher Ingenieur kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs an diesem an sich so idyllischen Fleck seine bombastisch-protzige »Villa Winter« erbaute mit Flughafen und U-Boot-Bunkern, sei hier dahingestellt. Die letzten der in der Nähe zu findenden Cardon de Jandia sind da schon interessanter. Da diese endemische Kakteenart, die bis zu 100 Zentimeter groß wird, unter Naturschutz steht, sollte man auf die Mitnahme von Ablegern wirklich verzichten. Danke!

       
               
               
     

       
               
               
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