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Das Elend der deutschen Panzer 
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Das Elend der deutschen Panzer war ihre Qualität

       
     
       
     

Das Elend der deutschen Panzer war ihre Qualität

DIE WELT, 29.07.2012


Zweiter Weltkrieg

Mit dem "Tiger" gegen den T-34: Mit immer größeren und komplizierteren Kampfwagen versuchte das NS-Regime, die quantitative sowjetische Übermacht auf den Schlachtfeldern auszugleichen. Vergeblich. Von Sven Felix Kellerhoff


Wettbewerb ist besser als Planwirtschaft – jedenfalls fast immer. Die Ausnahme von dieser Regel ist der Krieg. Denn wenn Konkurrenz zwischen verschiedenen Angeboten nicht auf normalen Märkten friedlich ausgetragen wird, sondern blutig auf Schlachtfeldern, dann zählt schiere Massenproduktion mehr als alle technischen Finessen.

Im Sommer 1942 verlor die deutsche Rüstungsindustrie den Zweiten Weltkrieg, jedenfalls was die Panzerwaffe anging. Schon bald nach dem "Fall Barbarossa", dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion, hatte der Generalstab des Heeres erkannt, dass die eigenen Panzer der Typen III und auch IV der Ende 1940 eingeführten sowjetischen Neuentwicklung T-34 hoffnungslos unterlegen waren.

Zwar arbeiteten zwei deutsche Konsortien schon im Juni 1941 an einem neuen, schweren Panzer, der die Ordnungsnummer VI und den Namen "Tiger" tragen sollte. Doch beide Hauptpartner, die Henschel-Werke einerseits und das Ingenieurbüro Ferdinand Porsche andererseits, setzten falsche Prioritäten: Beiden ging es um technisch herausragende Lösungen, die den einzelnen Kampfwagen einem T-34 deutlich überlegen machen würden.

Porsche scheiterte bei der Vorführung

Tatsächlich waren beide Entwürfe, deren Prototypen im Frühjahr 1942 fertig wurden, sehr fortschrittlich. Sie setzten als Bewaffnung auf die als "Achtacht" bekannte schwere Flakkanone, das wohl beste Geschütz des Zweiten Weltkrieges. Ihr Fahrwerk war viel moderner als das auf einem britischen Entwurf aus dem Jahr 1924 beruhende T-34-Antrieb.

Der Porsche-Entwurf trumpfte sogar mit dem wohl ersten Hybridantrieb der Welt auf: Zwei luftgekühlte Zehnzylinder-Benzinmotoren erzeugten als Generatoren den Strom für zwei Elektromotoren, die direkt die Kettenräder antrieben. Die Idee war bestechend: Das bei Verbrennungsmotoren stets notwendige schwere Untersetzungsgetriebe konnte viel kleiner und leichter ausfallen, wenn zwei Arten von Motoren eingebaut wurden: Die Verbrennungsmotoren konnten stets im optimalen Drehzahlbereich Strom erzeugen, weil die Elektromotoren stets maximale Leistung und ein riesiges Drehmoment produzierten.

Jedoch funktionierte die Idee in der Praxis nicht, jedenfalls nicht 1942. Als Hitler persönlich am 20. April 1942 die Entscheidung zwischen den beiden Entwürfen in seinem Hauptquartier "Wolfschanze" fällen wollte, fiel Porsches Prototyp schon vor der Geländevorführung aus. Die 90 bereits vorab und auf eigenes Risiko in Auftrag gegebenen Panzerwannen des Porsche-"Tigers" wurden später zu überschweren Jagdpanzer mit dem passenden Namen "Elefant" umgebaut.

Einsatz unzureichend erprobter Typen

 

Der Sieger im Wettbewerb, der Henschel-"Tiger", war zwar technisch ein gelungener Entwurf, aber fuhr doch seiner Zeit hinterher. Denn die Ingenieure hatten wichtige Erkenntnisse aus dem Herbst 1941 nicht berücksichtigt: Einfachheit war im Gefecht wichtiger als anspruchsvolle technische Lösung, und eine schräg gestellte Panzerung schützte besser als dickere, aber rechtwinklige Stahlplatten.

Zudem befahl Hitler den Einsatz der völlig unzureichend erprobten Prototypen schon im Sommer 1942 – mit absehbarem Ergebnis: Von den ersten vier "Tigern" wurden drei an der nördlichen Ostfront von T-34 abgeschossen, nachdem sie Motorenschäden erlitten hatten.

Immerhin versuchte die inzwischen von Albert Speer geleitete deutsche Rüstungsindustrie, einen vernünftigen Schluss aus dem "Tiger"-Chaos zu ziehen. Der nächste deutsche Kettenkampfwagen, der mittelschwere Panzer V "Panther", folgte in wesentlichen Punkten dem T-34: Die Wanne bekam schräge Außenwände, das Fahrwerk wurde einfacher aufgebaut, ebenso der Motor. Zwei Konsortien unter der Leitung der MAN-Werke und von Daimler-Benz bekamen den Auftrag, zwei Prototypen zu entwickeln.

Vorteile der Massenproduktion

Der Daimler-Prototyp lehnte sich stärker an den T-34 an, das MAN-Modell war technisch eigenständiger. Weil dieser Entwurf, intern "Vk 30.02" genannt, trotzdem etwas früher testreif war, entschied sich die Wehrmacht für den MAN-"Panther". Im Juni 1942 besiegelten MAN und Daimler, außerdem Henschel und eine Fabrik in Hannover, den Vertrag über die gemeinsame Produktion dieses Modells.

Doch weil der Entwurf komplizierter war, dauerte es bis in den Januar 1943, bis die ersten Serien-Panzer V ausgeliefert wurden. Sie erwiesen sich dann zwar als die technisch besten mittelschweren Panzer des Zweiten Weltkrieges. Jedoch wurden nur gut 6000 "Panther" bis 1945 fertig gestellt – in der selben Zeit schickten sowjetische Fabriken fast zehnmal so viele T-34 an die Front.

Die Vorteile der Massenproduktion von einfachem Kriegsgerät gegenüber weniger technisch leistungsfähigeren Modellen führte übrigens nicht nur die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg vor. Auch die USA, ohne Zweifel ein kapitalistisches, am Grundprinzip des Marktes orientiertes Land, machten damit gute Erfahrungen.

"Sherman" in Großserienproduktion

1940/41 hatte die US-Army als Übergangslösung den skurrilen mittelschweren Panzer M-3 "General Lee" mit einer rechts eingebauten und nur um 120 Grad schwenkbaren 7,5-cm-Kanone sowie einem zusätzlichen 3,7-cm-Geschütz im Turm entwickelt. Das Modell erwies sich als technische und praktische Katastrophe.

Doch parallel mit dem "Lee" war bereits der M-4 "Sherman" entwickelt worden, auf Grundlage des gleichen, robusten Fahrgestells, aber mit einem rundum schwenkbaren Turm mit einer modernen 7,5-cm-Kanone. Seit Februar 1942 wurde dieses Modell in mehreren Fabriken in den USA in Großserienproduktion hergestellt. Technisch konnte das Modell nicht mit dem "Panther" mithalten, gegen die "Achtacht" des "Tigers" hatte es keine Chance – aber es war in großen Stückzahlen verfügbar: Insgesamt wurden mehr als 50.000 "Shermans" produziert.

Aus dem Panzerfiasko von 1942 lernten Hitler und die ihm hörige deutsche Rüstungsindustrie übrigens nichts. Statt auf technisch einfachere Modelle in größeren Stückzahlen zu setzen, ließ der Diktator immer neue, immer größere Typen konzipieren: Der Panzer VII "Löwe" sollte 91,4 Tonnen wiegen, der Panzer VIII "Maus" sogar gigantische 188 Tonnen. Der technisch weitaus fortschrittlichere, freilich nicht über das Entwurfsstadium hinausgekommene Panzer IX hätte wohl in der Mitte zwischen den beiden Typen gelegen.

Hitler wollte drei neue Superpanzer

Statt aber mehr "Panther" und "Tiger II", den Nachfolger des Henschel-Modells mit nun schräger Panzerung, zu produzieren, entwarfen Ingenieure 1944 auf Hitlers Befehl noch drei weitere Superpanzer mit den Nummern E-50, E-75 und E-100. Keiner von ihnen kam auch nur in die Nähe der Serienproduktion, auch wenn sie viele Entwicklungen vorweg nahmen, die erst die Panzer der Nachkriegszeit auszeichneten.

Die USA mit ihrer praktisch unbegrenzten Fertigungskapazität brachten Anfang 1945 den schweren M-26 "Pershing" an die Front, der dem "Tiger" in fast allen Belangen überlegen und dem "Tiger II" gleichwertig war. Vor allem aber wurden von diesem Panzer allein 1944 mehr als 2000 Stück ausgeliefert – so viele wie von allen "Tiger"-Varianten insgesamt.

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