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Christian von Rosencreutz

       
     
       
      Christian von Rosencreutz,

Johann Valentin Andreae

und die „Rosenkreuzer"

Gemessen an dem, wer diese Welt in jenen Bereichen geprägt hat, auf denen all das beruht, was heutzutage unergründlichen Hintergrundmächten zugeschrieben wird, müßten die Deutschen überall auf unserem Planeten tonangebend sein. Über Adam Weishaupt haben wir diesbezüglich schon gesprochen. Doch ein noch älterer Name will da gewürdigt werden, jener Name, auf dem all dies fußt. Christian von Rosencreutz! Ohne ihn wären die Geheimbünde Europas und Amerikas undenkbar. Alle beziehen sich auf ihn, jeder nennt sich auf diese oder jene Weise „Rosenkreuzerisch". Und – zumindest indirekt – würde sich ohne dies wohl auch die Reformation Martin Luthers nicht so schnell und weit ausgebreitet haben.

Christian von Rosencreutz war ein deutscher Ritter aus verarmter Familie. Er ist hinsichtlich historischer Details eine umstrittene Persönlichkeit. Niemand weiß genau, wann und wo er geboren wurde und wo seine Grabstätte liegt. Man weiß, er stammte aus Hessen. Er studierte viel, er bereiste den Orient. Im Jahre 1405 trat er vom ägyptischen Alexandria aus die Rückreise an. Er hielt sich zunächst kurz in Italien auf, reiste von da aus nach Deutschland und brach wieder nach Italien auf. Mehrere Jahre verweilte er in Venedig. Dann reiste er erneut heim nach Deutschland, nahm 1411 Quartier in Nürnberg – und dort verliert sich seine Spur. Alles weitere über ihn ist gänzlich legendenumwoben. Und Christian von Rosencreutz wurde zu einem unsterblichen Mythos für all jene Menschen, die sich berufen fühlten, höhere Erkenntnis zu gewinnen und aufgrund dessen berufen zu sein, sich über die gewöhnliche Welt zu stellen, um deren Geschicke zu leiten. Und so manche ganz oder teilweise geheime Vereinigung denkt heutzutage nicht anders, bloß profaner.

Von seinen eigenen Schriften gelangte niemals etwas an die Öffentlichkeit, sieht man von einigen privaten Kleinpublikationen ab. Sein geheimnisvolles Buch „T+M" (eigentlich Te-Men) enthält nur unlesbare Zeichen zwischen leeren Seiten, welche der Geist jedes einzelnen Menschen sich durch Inspiration aus den jenseitigen Sphären selbst füllen soll. Sein kurzer Begleittext dazu - „Das Licht Ägyptens" –bezeugt aber, daß es tatsächlich einen Freundeskreis um Rosencreutz gegeben haben muß. Diese echten Rosencreutz-Materialien gelangten in den Besitz einer italienischen Adelsfamilie, welche auch Briefe von ihm besitzt, in lateinischer Sprache geschrieben. Bei dieser Familie, der er sich aufs engste befreundet fühlte, war Rosencreutz zu Gast gewesen. Die Nachkommen seiner Gastfreunde von einst in Venedig hüten sein sagenumwobenes Erbe noch immer.

Im Kern von Rosencreutz’ Vorstellungen steht eine spezielle Auslegung verschiedener gnostischer Denkschulen, verbunden mit Auffassungen des Urchristenführers Markion und ureigenen Ideen. Besonderheiten bilden seine Erkenntnisse über das ewige Leben nach dem irdischen Sterben, welches in Jenseitswelten zu denken ist, die parallel zu unserem Kosmos bestehen. Vieles davon harmoniert übrigens verblüffend gut mit den aktuellen Arbeiten der Physik-Professorin Lisa Randall an der Harvard-Universität!

Rosencreutz geht davon aus, daß unsere Erde, dieser ganze Kosmos, lediglich ein Provisorium ist, welches sich in einem viel größeren quasi jenseitigen Überraum befindet. Der „unbekannte Gott", der dies alles geschaffen hat, steht im schroffen Gegensatz zu dem JHWH der Bibel, welcher der Satan sei. In Christus ist der unbekannte, wahre Gott zeitweilig Mensch geworden, um zu zeigen, wie Gott wirklich ist, nämlich das Gegenteil des El Shaddai (wie Jahwe im Hebräischen auch heißt).

Wir Menschen sind alle gefallene Engel, welche in die Ohnmacht des Vergessens versanken. Damit wir wieder Bewußtsein erlangen können, ist der einmalige Weg durch das Erdendasein nötig. Danach durchwandern wir noch viele jenseitige Welten, ehe wir in unsere Urheimat, das Himmelreich, zurückkehren können. Wir verlieren also nach unserem Sterben nicht unsere Persönlichkeit, es gibt auch keine das Ich auslöschende Reinkarnation.

Sehr schön hat dies auf der Grundlage von Rosencreutz-Briefen im XVI. Jahrhundert die Venezianerin Livia Loredan wiedergegeben, eine Nichte des Dogen Lorenzo Loredan und führend in dem Geheimbund Ordo Bucintoro (auch Ordo Imperio nuovo). Sie faßt auch einen für das Erdenleben wichtigen Punkt in Verse, welcher lautet: „Erkenne den Engel in dir." Dies ist ein wichtiger Teil der mystischen Philosophie des Christian von Rosencreutz: Da wir alle von Natur aus gefallene Engel sind, besitzen wir auch verkümmerte Engelskräfte. Wer diese schon hier zu wecken imstande ist, erlangt außerordentliche Fähigkeiten. Diejenigen, denen es gelingt, die Engelskräfte in sich zu wecken, sollen eine geheime Gemeinschaft bilden, welche berufen ist, die Geschicke der irdischen Welt zu lenken.

Bei den heutigen „Rosenkreuzer-Orden" findet sich von alledem meistens so gut wie nichts - abgesehen davon, daß auch sie meinen, die Welt anführen zu sollen. Gruppierungen, wie etwa der einflußreiche A.M.O.R.C. (Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis), 1915 in New York von Harvey Spencer Lewis gegründet, würden mit den wahren Ideen des Ritters von Rosencreutz wenig anzufangen wissen, denn diese widersprechen vielem diametral, was sie behaupten. Auch das hat aber seine Wurzeln in unserem Land, bei einem anderen Deutschen: Johann Valentin Andreae (1586 -1654). Dieser war ein württembergischer Gelehrter, Theologe und Mathematiker. Er stand unter dem Eindruck von Paracelsus und – Luther, sowie bald auch Calvin; und bei diesen, besonders bei Paracelsus, aber auch im persönlichen Siegel Martin Luthers, fand Andreae Anknüpfungspunkte zu dem sagenumflorten Christian von Rosencreutz, den jeder bewunderte, obschon kaum einer Genaues über ihn wußte. Das nun dürfte Andreae auf eine Idee gebracht haben: Er wollte das Unbekannte des Ritters Rosencreutz dergestalt füllen, daß es seinen idealistischen Absichten nützen konnte. So verfaßte er Bücher, welche Christian von Rosencreutz zugeschrieben werden sollten – und auch wurden. Das berühmteste dieser Werke trägt den Titel, „Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz." So ist es Johann Valentin Andreae gewesen, der ein „Rosencreutzertum" (bald „Rosenkreuzertum") in die Welt brachte, das den überwiegend gnostischen Ideen des echten Rosencreutz keineswegs entsprach. Die wahren Rosencreutz-Ideen sind ja für jeden Kirchengläubigen „böse Ketzerei", für Evangelische ebenso wie für Katholiken. Und das, was Andreae aus Rosencreutz machte, wirkt bis in die Gegenwart in Logen weiter; und zwar kräftig!

Auf Andreae, der ein phantasievoller Weltverbesserer im edelsten Sinne gewesen ist, dürfte das Rosenkreuz-Siegel Martin Luthers wie ein göttlicher Fingerzeig gewirkt haben. Konnte das Zufall sein? Wohl schwerlich! Die Rosenkreutz-Mythe war zu Luthers Zeit durchaus lebendig, und ganz ohne Absicht hat der Reformator sein Siegel also gewiß nicht gewählt. Da nun niemand außer einiger Eingeweihter in Nürnberg und Venedig die Originalschriften des Christian von Rosencreutz kannte, ist Andreae zuzugestehen, daß er wähnte, diese müßten im Geiste Luthers sein – ja, Martin Luther habe wohl sogar dem geheimen Rosencreutz-Orden angehört, von dessen Existenz es da und dort immer wieder ein Raunen gab. Ob solch ein Orden bestanden hat, ist höchst zweifelhaft. Anhänger seiner Ideen hat es zwar gegeben, etwa Ordo Bucintoro in Venedig, doch das blieb weitgehend unbekannt. Trotzdem ist nicht ganz von der Hand zu weisen, Luther könnte eine Beziehung zu solchen Kreisen gehabt haben, wenn auch ohne deren Glauben zu übernehmen.

Andreae, der überzeugte und tiefgläubige Protestant mit Sendungsbewußtsein, wird sich gedacht haben, er könnte seinen Worten viel mehr Gewicht verleihen – wenn sie dem sagenhaften Christian von Rosencreutz zugeordnet wurden. Und diese Überlegung war richtig – sie war, mit einem heutzutage passenden Ausdruck gesprochen: clever – er benutzte ein Rosencreutz-Image, ohne dazu berechtigt zu sein. Doch der Protestant Andreae dachte da wohl jesuitisch: Der Zweck heiligt die Mittel.

Andreaes erste Veröffentlichung mit Rosencreutz-Image, „Fama Fraternitatis" erschien im Jahre 1614. Sie trägt den vollständigen Titel: „Allgemeine und General Reformation der gantzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis, Deß löblichen Ordens des Rosenkreutzes, an alle Gelehrte und Häupter Europä". Bald folgten, 1615, „Confessio Fraternitatis" und, 1616, das schon erwähnte Werk, „Chymische Hochzeit". Unverkennbar zeigt sich schon in diesen frühen Büchern der Hang dazu, eine „Neue Weltordnung" schaffen zu wollen, was Verschwörungshypothetiker ja auch heutigen Geheimbünden unterstellen, die freilich kaum Ideale haben.

Der Sache des Christian von Rosencreutz diente all das, was Johann Valentin Andreae produzierte und lancierte freilich nicht, denn dessen Vorstellungen sind ja ganz andere gewesen.

Im XVII. und XVIII. Jahrhundert sprießen die „Rosenkreuzer-Orden" in ganz Europa und Nordamerika aus dem aufbereiteten Boden. Es gab und gibt dieser so viele, daß sie sich in einem Zeitungsartikel gar nicht alle aufzählen ließen; und die Freimaurer-Logen wären auch noch dazuzurechnen. Denn wohl alles und jedes, was sich mehr oder weniger heimlich organisiert und weltlich wie zugleich okkult etwas auszurichten bemüht ist, beruft sich auf Rosencreutz. Das taten daher in jüngerer Vergangenheit auch Leute wie Aleister Crowley und „Golden Dawn" - oder Rudolf von Sebottendorff, der den Thule-Orden gründete, welchem auch Adolf Hitler zeitweilig angehört hat. Der Begriff „Rosenkreuzer" ist insofern zu einem Gattungsnamen für Gesellschaften mit okkulten und gleichsam weltlichen Ambitionen geworden. Mit den Ideen des Christian von Rosencreutz haben die meisten nichts zuschaffen, sofern sie diese überhaupt kennen, doch darauf kommt es inzwischen auch längst nicht mehr an. Trotzdem: Sie hingen und hängen alle an diesem Namen, auch wenn manche Ausländer ihn in ihre Sprache übersetzt verwenden. Wie es richtig heißt und wo der Ursprung liegt, wenigstens das wissen sie alle, so auch der bereits erwähnte A.M.O.R.C, welcher eine der weltweit einflußreichsten Quasi-Rosenkreuzer-Logen ist. Origineller Weise möchte diese sich - über Rosencreutz hinaus – gleich bis auf den Pharao Amenophis IV. im alten Ägypten zurückführen, was zu kommentieren kaum nötig sein dürfte.

Der Einfluß, der von dem deutschen Ritter Christian von Rosencreutz ausging – und immer noch ausgeht – direkt wie indirekt – ist auf alle Fälle gewaltig. Dabei gibt es nicht einmal ein zuverlässiges Portrait von ihm. Wo hätte der Name eines andern sterblichen Menschen derart nachhaltig und weitreichend gewirkt! Was nützt es uns Heutigen, könnte man fragen. Um Antwort darauf geben zu können, müßte die Frage vielleicht umgedreht werden: Was wäre geschehen, oder nicht geschehen, ohne Christian von Rosencreutz? Wer weiß, ob etwa Martin Luther dann zu seinen Thesen inspiriert worden wäre? Vieles, worauf kein Mensch heute Antwort geben kann; und auch das paßt recht gut zu dem Bild im ganzen. Das Geheimnisvolle bleibt eben tatsächlich immer: geheimnisvoll.

       
               
               
     

       
               
               
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