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Vrildame in geheimer Mission

       
     
       
     

Vrildame in geheimer Mission

       
     
       
      Vrildame in geheimer Mission? (AZP)

Die „Vrildamen" haben sich längst zu einer lebhaften Legende entwickelt. Sogar ein unlängst entstandener RTL-Spielfilm greift dieses Motiv auf (siehe dazu auch CN-Rundblick vom Januar 2011). Mit der Wirklichkeit haben solche öffentlich gehandelten Darstellungen meistens nicht sonderlich viel zu schaffen, aber gewisse Elemente bleiben doch immer fest erhalten. Das ist bemerkenswert, irgendwie aber auch verständlich, denn solche Geschichten sind reizvoll. Sie können sogar spannend sein, und das desto mehr, wie sie sich im Rahmen des Realen halten – was bei dem genannten Spielfilm sicher nicht in nennenswertem Umfang der Fall ist, da begnügt man sich mit ein paar passenden Punkten. Das ist dort allerdings auch nicht anders zu erwarten, es will ja nicht mehr sein als Unterhaltung.

Kino-Vrildamen

Anders als im bloßen Unterhaltungsgenre, gibt es aber auch echte, völlig reale Dinge, die Vrildamen betreffend. Und überhaupt gibt es auch zur „Vril-Gesellschaft" generell noch manches zu sagen, was bisher wenig behandelt wurde. Wir werden im folgenden also nicht nur über eine einzelne Vrildame sprechen, sondern auch über vieles aus dem „Vril"-Umfeld. Und was die spezielle Dame anbelangt so wird erkennbar, daß da und dort tatsächlich auch direkte oder indirekte Verbindungen zu anderen Persönlichkeiten der Zeit bestehen, wie etwa Professor Schumann, Admiral Canaris, Heinrich Lübbe oder auch General Kammler sowie aus dem weiteren Zusammenhang. Das sind für den AZP teilweise mehr als nur Randbereiche, manches davon spielt da für die Forschungstätigkeit eine Rolle. Vrildamen hatten beim AZP bisher keinen Platz, aber nun schob sich doch erstmal eine von ihnen auch hier ins Scheinwerferlicht, wenn auch anfangs nur aufgrund einer Verwechslung. Ohne diese Verwechslung hätte man da nicht genauer hingesehen und etliches verpaßt. Aber so suchte man nun auch beim AZP nach möglichen Spuren zu diesem Thema – und man wurde dabei sogar fündig, begegnete sozusagen einer Vrildame in geheimer Mission.

Eine Vrildame in geheimer Mission? Also eine ganz bestimmte, ja! Welche ist gemeint, werden Sie sich zuerst fragen, und: waren sie nicht alle in geheimer Mission - in gewisser Weise? Wenn hier von „geheimer Mission" die Rede ist, so ist dies im klassischen geheimdienstlichen Sinne gemeint. Und wer ist speziell gemeint? Darauf kommen wir gleich, und zwar mit guter Begründung! Denjenigen, denen es ernsthaft um die Aufhellung dieses Themas zu schaffen ist, wird das Folgende eine Menge geben, denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, daß hier wenigstens in einem speziellen Fall recht konkrete Informationen gegeben sind. Dies bezieht sich, wie gesagt, erstmal nur auf eine einzige der namhaften Vrildamen – aber auf eine der bedeutendsten, welche überdies eine besonders schöne Frau war, wie übereinstimmend berichtet wird. Es mag ja ein wenig oberflächlich klingen, aber wohl auch deshalb hat sie unter Vril-Freunden spezielle Verehrer, vielleicht sogar mehr als jede andere. Und da sie auch sonst noch besondere Qualitäten hatte, mehr als nur Schönheit, ist das besonders gut zu verstehen, und dagegen gäbe es sowieso nichts zu sagen. Das war auf alle Fälle eine Frau von Format, schon in sehr jungen Jahren, und später nicht minder. Um welche der bekannten Vrildamen es sich dabei handelt, soll selbstverständlich nicht verschwiegen werden, es ist auch leicht zu erraten: Es handelt sich um die „Nr.2" der Vril-Gemeinschaft, um Traute A. Und dabei treffen hier ausreichend viele einzelne Punkte zusammen, daß man nicht mehr von bloßen Zufällen sprechen kann.

Spielfilm

Was aber, beziehungsweise wem, verdankt der AZP diese griffig gewordene Spur: der Suche nach Vera J., die Traute offenbar in ein paar markanten Punkten sehr ähnlich sah. Und in diesem einen Fall zumindest (nicht Vera, sondern Traute betreffend) besteht in vieler Hinsicht wohl wirklich Gewißheit, wenigstens bis 1956/57, genauer gesagt: für den Zeitraum von Anfang 1945 bis zur Jahreswende 1956/57. Aus dem betreffenden Zeitraum gibt es eine ganze Reihe an Kenntnissen über Traute. Ihr Weg führte 1945 offenbar nach Montevideo, und besonders das ist aus AZP-Sicht hoch interessant.

Die hier verfügbaren Kenntnisse über Trautes Weg beginnen im März 1945. Von der Zeit zwischen März und Juni/Juli 1945 an kann der Weg dieser Frau lediglich durch Kombination einzelner überlieferter Punkte ungefähr rekonstruiert werden. Von vor Mitte März 1945 gibt es keine detaillierten Informationen über sie; das heißt für die Zeitspanne von Sommer 1942 bis März 1945 fehlt es an genauen Informationen. Dann aber setzen solche ein. Da vieles trotzdem ungenau bleibt, erlaubt dies verschiedene Spekulationen, welche mit deutlichen Hinweisen auf diese oder jene Unsicherheit versehen dargelegt werden. Es ist auf alle Fälle eine geradezu spannende Angelegenheit, und diese hat auch dann ihren Wert, wenn die ungewissen Punkte ausgeklammert werden, beziehungsweise manches offenbleiben muß.

Vorweggenommen sei, daß der gleich zu schildernde Weg einer der wichtigsten Vrildamen sich mit herkömmlichen Transportmitteln abspielt – Auto, Flugzeug, Passagierdampfer – und daß dieser sich auch ganz im Irdischen bewegt hat, wenngleich er bis nach Übersee führt. Von Flugscheiben oder dergleichen gibt es da keine Erwähnung, auch nicht von U-Booten. Solche Mittel wären auch unnötig gewesen für das, was Traute vorhatte – oder was zu unternehmen ihr Auftrag war: eine geheime Mission (nur eine eventuelle Andeutung in Trautes letztem Brief an Leonie M. (Leona) kann auf Flugscheiben-Angelegenheiten hinweisen, welche dann aber nicht Traute selbst betraf).

Montevideo-1940s

Selbstverständlich kann und soll damit nicht behauptet werden, daß der betreffende Weg einer einzelnen dieser Frauen typisch für alle seit 1945 vermißten Vrildamen sei. Dazu wissen wir viel zu wenig, und höchstwahrscheinlich kann darüber auch niemand Kenntnis haben, der oder die nicht selbst dem Vril-Kreis angehört hat. Immerhin ist aber aus der Post aus dieser Zeit herauszulesen, daß es bei all dem ein koordiniertes Zusammenwirken gab. Da heißt es, auch ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen, dann wird erkennbar, daß da jedenfalls eine zusammenhängende Organisation bestanden hat. Das muß aber trotzdem nicht bedeuten, daß der eine Weg, auf welchen wir durch Zufall oder Fügung stießen, bei allen anderen Vrildamen ähnlich gewesen wäre. Das klänge sogar unwahrscheinlich. Vermutlich erfüllten verschiedene Vrildamen ganz unterschiedliche Aufgaben. Vielleicht war es auch an dem (wie Charlotte D. meint), daß die damals mittlerweile über Dreißigjährigen andere Aufgaben übernahmen als die jüngeren? Sigrun, beispielsweise, war 1945 erst 25 Jahre alt, und von ihr scheint es nicht einmal den Ansatz einer Spur nach April 1945 zu geben, während von älteren, wie etwa Maria oder Gudrun, doch wenigstens unsichere Fingerzeige zu sehen sind. Wie dem auch sei: Auf irgendeine Weise scheint es jedenfalls auch nach 1945 ein gemeinsames Ziehen am selben Strang gegeben zu haben. Dazu ließen sich viele Überlegungen anstellen, die aber sämtlich Spekulation bleiben müßten. Damit wollen wir sparsam umgehen und solches eben auch da, wo es stattfindet, stets ausdrücklich Spekulation nennen.

Inwieweit Trautes Weg nach Montevideo im Frühling, beziehungsweise Frühsommer, 1945 in einem zumindest grundsätzlichen Zusammenhang damit steht, daß rund 27 Jahre später auch Vera J. sich zunächst dorthin begab, muß jetzt völlig offen bleiben. Es ist aber vielleicht doch kein Zufall gewesen. Schließlich besaß Vera schon frühzeitig Verbindungen in Südamerika, besonders, aber nicht nur, mit ehemaligen Canaris-Leuten. Sie war mit einem Freund ihres Vaters ja auch schon vor 1972 zweimal dort gewesen, in Rio de Janeiro. Das aber jetzt nur ganz am Rande.

Weshalb beschäftigt sich der AZP jetzt mit diesem Thema? Da bei CN im Internet jetzt ein Schwerpunkt zu dem Bereich „Vril" vorgesehen ist sowie zu dem, was damit zusammenhängt, hat der AZP in seinen Unterlagen nach Hinweisen gesucht, die dazu Beiträge liefern können. Einiges, wie etwa in Verbindung mit der Platinfracht, wurde ja bereits in der Vergangenheit bei CN gebracht. Auch anderes, was zum Umfeld der „Vril"-Thematik gehört, direkt oder indirekt, veröffentlichten wir schon. Ansonsten schien es da wenig Greifbares zu geben, beziehungsweise es wurde nicht nach so etwas gesucht, weil es nicht vordringlich zu den AZP-Bemühungen gehört. Das Auftauchen des Vril 7 ist aus AZP-Sicht ein spezieller Fall, weil es auf eine Weise stattfindet, die sich weniger auf Vergangenes bezieht als auf eventuell Kommendes. Schließlich entpuppten sich viele Zusendungen gerade in diesem Bereich, welche wir im Laufe der Jahre erhielten, als nicht stichhaltig oder kaum zuzuordnen. Möglich aber, daß es manche Zusammenhänge gibt, die dem AZP bisher nicht auffielen, weil dieser seine Bemühungen ja in erster Linie auf Ereignisse ausrichtete, welche nach 1972 gelegen sind, also beginnend mit Veras Verschwinden aus Deutschland, oder aber die sonst einen direkten Bezug zu den Z-Plan-Themen haben. Leserinnen und Leser bitten wir übrigens zu bedenken, daß der „Vril"-Bereich dem AZP nicht so vertraut war wie für Spezialisten auf diesem Gebiet. Daher finden sich hier sicherlich einzelne Punkte, die Kenner/innen des Stoffes nicht neu sind, aber für Menschen, die sich mit diesen Dingen noch nicht so gut auskennen, einfach wichtig. Man soll sich ja ein Bild vom Ganzen machen können, soweit das möglich ist, und nicht jeder ist schon mit allem vertraut.

Nun hat es bei CN im Internet Artikel gegeben, die einige Leute beim AZP auf etwas ganz Unvermutetes brachte. Zum einen eine Inspiration die der Brief von Traute bot (CN-Einblick März 2011), zum anderen vom AZP selbst, nämlich durch das Nachdenken über Uruguay. Beides zusammen ließ auf Folgendes stoßen:

Montevideo-1

Schon in der Anfangszeit der AZP-Tätigkeit kam eine Post aus Montevideo (welche aber nichts mit den anderen Meldungen von dort zu tun hat, also auch nicht mit der neulich erwähnten Einladung). Die frühe Post, von der jetzt die Rede ist, erzählte von einer Frau, deren Beschreibung sogleich sehr an die gesuchte Vera J. erinnerte, so daß man, wenn man den Zeitraum außer Acht ließ, glauben konnte, da werde Vera beschrieben, wenigstens anfänglich bei ihrer Ankunft in Uruguay. Und das nicht allein wieder wegen der auffällig langen brünetten Haare. Auch über dieses Charakteristikum hinaus klang die Beschreibung der Dame in Montevideo recht ähnlich. Das schloß sogar ein, daß sie sehr gut Klavierspielen konnte. Bloß, daß jene andere Frau an die 40 Jahre alt gewesen war – und daß sie schon im Frühsommer 1945 in Montevideo auftauchte. Das konnte natürlich unmöglich Vera gewesen sein. Die Frau, die in der schwierigen Zeit mit einem portugiesischen Dampfer aus Europa eingetroffen war, ist aber auch Deutsche gewesen, und manches an ihr hatte geheimnisvoll gewirkt.

Sie nannte sich Renate (bald Renata) N. Das erinnert zwar nicht an Traute (ihr Taufname war tatsächlich Traute, nicht etwa Waltraud oder Gertraud), doch mit weiteren Vornamen hieß sie Pia und Renate. Der mit „N" beginnende Nachname erinnerte an den ihres in Nordafrika gefallenen Verlobten. Daß Traute in geheimer Mission nicht ihren eigenen, sondern einen anderen Namen benutzte, war wohl natürlich. Selbst wenn sie nicht sonderlich bekannt gewesen wäre, würde das sicherlich zur üblichen Vorgehensweise bei Geheimdiensten gehört haben; und Traute A. war im Zusammenhang mit Unternehmen deutscher Geheimwaffenentwicklung vielleicht doch nicht gänzlich unbekannt. Daß Traute sich vermutlich schon ab Anfang 1943 auf einen Auslandseinsatz vorbereitete, dafür spricht, daß sie von da an Spanisch und Portugiesisch lernte. Sollte sie das nur zum Zeitvertreib getan haben? Wohl kaum! Sie war mit „Vril"-Angelegenheiten sicher stark beschäftigt, das steht außer Frage. Allerdings war zur damaligen Zeit in Deutschland Französisch die erste Fremdsprache, und das beherrschte Traute. Der Unterschied von Französisch zu Spanisch und Portugiesisch ist zwar erheblich, aber die Kenntnis gewisser romanischer Gemeinsamkeiten erleichtert das Erlernen auf alle Fälle. Es muß hier jedoch gesagt werden, daß es keinen Hinweis darauf gibt, Traute habe auf Anweisung Spanisch und Portugiesisch gelernt (diese beiden Sprachen sind ja sehr eng verwandt miteinander). Man wird jedoch kaum irren, wenn man das dennoch annimmt.

Traute-ZFrs

Über die „Vril-Traute" ist bei CN und in inneren Kreisen der Vril-Freunde heutzutage verhältnismäßig viel bekannt, zumal sie in München und Umgebung noch Verwandte hat - beziehungsweise hatte, denn sie war Jahrgang 1901, müßte heute also deutlich über 100 Jahre alt sein. Ihre Angehörigen behaupten, nach 1945 habe man nie wieder von ihr gehört oder Post erhalten. Ob es sich bei ihren inzwischen verstorbenen Eltern nicht doch anders verhielt, läßt sich nicht überprüfen, und es ist auch eine ausgemachte Sache, daß dort nicht nachgeforscht werden soll. Der richtige Familienname wurde deshalb niemals bekanntgegeben. Er beginnt tatsächlich mit A, ist aber nicht Amon, wie einmal bewußt ausgestreut wurde, um allzu Neugierige sicherheitshalber in die Irre zu führen.

Von den Vrildamen wird sonst natürlich am häufigsten von Maria Orschitsch (ursprünglich Orsic, später auch Orschütz) erwähnt, und das wohl mit Recht, denn sie ist sicher die Seele der Vril-Vereinigung gewesen. Sie muß eine sehr willensstarke Frau gewesen sein, die Chefin des Ganzen. Sie war zweifellos auch optisch eine bemerkenswerte Erscheinung, die bei Bedarf auch mondän wirken konnte. Elegantes Auftreten gehörte ja sogar zu den Regeln für die Frauen und Mädchen der Vril-Gemeinschaft (viele waren ja sehr jung). Maria wollte sicher auch darin vorbildlich erscheinen. Im Umgang mit Menschen soll sie allerdings nicht immer freundlich gewesen sein, sofern es sich nicht um Leute handelte, die für die Vril-Ziele gebraucht wurden. Sogar mit ihrer engsten Anhängerschaft kam es mitunter zu Problemen. Dennoch schaffte Maria O. es immer wieder, typische Frauenzwistigkeiten zu überwinden, und das Ganze zusammenzuhalten.

Maria O.

Die blonde Maria O. galt als eine schöne Frau, doch rein optisch betrachtet war Traute ihr wohl noch überlegen, diese soll eine echte Ausnahmeschönheit gewesen sein. Allerdings bevorzugte Traute ein schlichtes Auftreten. Ihre brünetten Haare, welche etliches mehr als Hüftlänge hatten, steckte sie meistens entweder in Zöpfen hoch oder sie trug sie in einem Nackenknoten mit Netz. Makaara-Kennerinnen weisen darauf hin, daß Traute ihre hervorragenden magisch-transmedialen Fähigkeiten weniger einer speziellen Neigung als der ganz außerordentlichen Massigkeit ihrer sehr schönen langen Haare verdankte, weil in solch starken Frauenhaaren auch das Astralhaar besonders stark ist. Das klingt sehr logisch, und es bietet eine schlüssige Erklärung dafür, wieso Traute und Sigrun (welche neben Traute „den dicken Zopf" besaß), in Sachen transmediale Kommunikation die leistungsfähigsten Vrildamen gewesen sind: diese beiden waren dafür wohl optimal ausgestattet, und speziell deswegen soll Maria sie auch für die Sache entdeckt und gewonnen haben. Traute selbst hatte nie ein besonders gutes Verhältnis zu ihren prächtigen langen Haaren, sondern fand sie „unpraktisch und unnötig". So gehörte Traute 1922 auch ursprünglich zu den Befürworterinnen der Kurzhaarfrisuren. Doch bekanntlich gab sie schließlich der gegenteiligen Auffassung ihrer Freundin Maria nach und stellte sich auf deren Seite. Das dürfte sogar den Ausschlag gegeben haben.

Die „Vril-Gesellschaft" war anfänglich ein klassischer deutscher Verein, in dem durch Abstimmungen quasi demokratisch entschieden wurde. Maria hatte das nie zugesagt. Möglicherweise inspiriert durch den Thule-Orden, stellte sie sich eher einen Vril-Orden mit hierarchischer Ordnung und Führung vor. Sie nannte sich auch nicht Vorsitzende, sondern Direktorin, was gewissermaßen ein Vorgriff auf die 1934 erfolgte Umwandlung in eine Firma war. Übrigens hatte die Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik (Vril-Gesellschaft) keine Nahverbindung zum Alldeutschen Bund, welcher 1939 von den Nazis verboten wurde. Und 1941 wurden dann ja sowieso alle esoterischen Vereinigungen verboten. Eine Antriebstechnische Werkstätten O.H.G. aber berührte dies natürlich nicht.

Zeichen-1

Aufgrund der bloßen Namensverwandtschaft wäre auch die Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik mit höchster Wahrscheinlichkeit 1939 verboten worden, hätte sie damals noch in Vereinsform bestanden. Traute hatte zu einer Firma sicher kein inneres Verhältnis, doch sie erwies sich Maria immer loyal und ordnete sich deren Auffassungen unter, auch wenn sie persönlich anders dachte (das kommt in ihren Briefen mehrfach zum Ausdruck). Hätte Traute sich 1922 anders verhalten, würde das ganze Projekt Vril-Gemeinschaft womöglich gescheitert sein. Wann immer es Ärger gab, oder es intern zu heiklen Situationen kam, mußte Traute es richten, und das tat sie dann auch souverän. Sie hatte jene ruhige Art von Selbstbewußtsein, die darauf verzichten kann, im Vordergrund zu stehen. Das Duo Maria-Traute ist ja sicher auch nicht ohne gute Gründe auf jenem bekannten Vril-Signet von 1941 angebildet, welches eben die Silhouetten dieser beiden Frauen zeigt.

Vril-Signet 1941

An der Abspaltung von 1922 beteiligte sich Traute also nicht, und das sicherlich in erster Linie aus Freundschaft zu Maria. Inhaltlich stand Traute den Abtrünnigen wohl durchaus nahe, zumal sie zu Technik offenbar keine nennenswerte Beziehung hatte. Vieles an Marias Regie scheint, entgegen der Optik, in vielem eher männliche als weibliche Züge gehabt zu haben. Die betont weibliche Anmutung der Gruppe um Leonie und Erika dürfte Traute näher gewesen sein. Sie hielt auch die Verbindung zu Leonie und Erika, was ab Mitte der 1930er Jahre wieder zu einer Annähung beider Gruppen führte. Für den weiteren Weg der Vril-Gemeinschaft dürfte Trautes Haltung im Jahr 1922 entscheidend gewesen sein. Sie blieb aber weiterhin im Hintergrund, die Führung überließ sie allein Maria O. Traute hätte sicher auch anders gekonnt, wäre sie von persönlicher Eitelkeit getrieben worden.

Daß Traute eine besonders schöne Frau war, ist unumstritten. Man kann es an vielen Stellen hören, beziehungsweise lesen. Außerdem soll sie viel Humor gehabt haben. Es heißt, sie habe manches von der rheinländischen Mentalität ihrer Großeltern von mütterlicher Seite geerbt. Ihrem Wesen nach war sie aber sonst wohl eher zurückhaltend. Man kann sie sich als eine sympathische Person vorstellen. Da über sie einiges verfügbar ist, wäre es möglich, ausführlicher über sie zu schreiben, ihre Persönlichkeit wäre das sicher wert. Dies zu unternehmen ist aber nicht die Sache des AZP.

Für den AZP ist vieles davon im einzelnen neu und daher jetzt interessant, doch in anderen CN-Artikeln wurde darüber bereits gesprochen. Von manchen Bildern weiß man übrigens nicht, ob sie wirklich die betreffenden Frauen zeigen oder vielleicht andere, die ihnen ähnlich sehen. Da bei CN im Internet schon mehrere Bilder sowohl von Maria O. und von Traute A. sowie auch von anderen Vrildamen zu sehen sind, brauchen weitere, welche überwiegend die gleichen Bilder wie die in anderen CN-Artikeln wären, hier sicherlich nicht nochmals gebracht werden.

TA1

Sehr bemerkenswert ist wirklich die vielfach bezeugte enge Freundschaft zwischen Traute A. und Maria O., obgleich beide von unterschiedlichem Charakter und Temperament waren. Die manchmal aufgestellte Behauptung, es habe da eine lesbische Beziehung gegeben, ist jedoch blanker Unsinn, denn beide Frauen hatten enge Beziehungen zu Männern. Wichtig ist für den jetzigen Artikel nur, daß Traute auch einen Hang zu romantischen und zu abenteuerlichen Dingen entwickeln konnte – und daß sie es war, von der die Verbindung des Vril-Kreises zu Canaris - und damit zum Geheimdienst - ausging. Wenn also gleich darüber spekuliert wird, wie und wo Traute in geheimer Mission tätig wurde, so muß das auf alle Fälle gut vorstellbar genannt werden – nach allem, was wir von ihr wissen.

In der letzten Phase der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs, und wenigstens in den ersten ca. 15 Jahren danach, haben ohne Frage geheime Unternehmungen von deutscher Seite stattgefunden, durch Geheimdienste und Geheimbünde, teilweise im Zusammenwirken mit Verbündeten aus dem Krieg. Wohl niemand kann im einzelnen sagen, um was genau es sich dabei gehandelt hat. Man könnte jetzt über Neuschwabenland und Feuerland reden usw, was wir jedoch unterlassen. Diesbezüglich können höchstens einige Gesichtspunkte ungefähr ausgemacht werden. Wäre es anders, könnten die bewußten Unternehmungen auch nichts getaugt haben, denn Geheimes ist nun einmal seinem Wesen nach geheim, und wenn das gut ins Werk gesetzt ist, bleibt es auch geheim – bis eine neue Lage dies womöglich unnötig macht. Wer bei diesen maßgeblich war (und in abgewandelter Form vielleicht auch noch ist), bleibt sogar für gut unterrichtete Menschen undurchschaubar – also genau so, wie es aus Sicht der Initiatoren sein soll. Am wahrscheinlichsten erscheint uns nach wie vor ein Gefüge von jener Art, wie es im Buch Z-Plan die „Kette" genannt wird (als Arbeitstitel).

Unsere einigermaßen zusammenhängenden Informationen zum Thema Traute beginnen im März 1945. Die Quellen sind verschiedene, nur eine davon geht auf die AZP-Tätigkeit zurück, andere stammen aus dem inneren Causa-Nostra-Kreis. Besonders manche Briefe sind dabei bemerkenswert, auch wenn diese nur Privates behandeln, wenigstens vordergründig gelesen.

Die Vril-Gemeinschaft ist von 1943 bis 1945 offenbar weitgehend in Brandenburg tätig gewesen. Das Hauptbüro, der Sitz der „Vril"-Firma Antriebstechnische Werkstätten O.H.G., blieb aber in München. Die praktischen Arbeiten trugen sich jedoch in Bandenburg zu. Dort gab es das „Vril-Gelände" mit unauffälligen, etwa als Scheunen getarnten, teilweise auch unter der Erde angelegten Arbeitsstätten oder mit Büschen bepflanzten Anlagen. Darüber hinaus gab es ausgelagerte Produktionsstätten, etwa in Dresden und Krefeld. Über dies alles dürften die Interessierten an diesem Thema unterrichtet sein, soweit es als bekannt gelten kann. Dort in Brandenburg wurde zur hier besonders relevanten Zeit an der Verfeinerung des Geräts Vril 7 (Vr 7) gearbeitet, nach unbelegten Aussagen auch an dem Aldebaran-Raumschiff Vril 8 (Odin), welches auf dem Vril 7 basiert haben soll. Soweit es das Gerät Vril 7 angeht, spielt es auch im Z-Plan eine Rolle. Die Weltraumfragen abzuhandeln ist jedoch keine Aufgabe für den AZP. Über das Bekannte oder Vermutete hinaus, bestehen diesbezüglich wohl auch keine neuen Erkenntnisse. Heute, in diesem Artikel, geht es aber auch in erster Linie um den Weg der Vrildame Traute A., von der es in Deutschland – außer ein paar unter Verschluß befindlichen Andenken – keine Spuren mehr gibt.

Andenken-T

Der gesamte Lebensweg Trautes ist hier nicht das Thema. Dazu also nur in Kurzform: Ihre Familie von väterlicher Seite stammte aus der Gegend von Traunstein, war aber vor dem Ersten Weltkrieg nach München gezogen. Sie gehörte dem kultivierten Mittelstand an. Traute genoß eine gute Bildung, sie konnte auch gut Klavierspielen. Hätte ihre konservativ eingestellte Familie Traute nicht verboten, sich eine kurze Frisur schneiden zu lassen, wie sie es gerne tun wollte, so würde ihr Lebensweg wahrscheinlich ganz anders verlaufen sein. Es hätte sich dann wohl nie eine enge Freundschaft zu Maria Orschitsch entwickelt, die Traute 1919 kennenlernte. Maria, die nur wenig älter war, muß es gut verstanden haben, andere Menschen zu beeindrucken und auch zu beeinflussen. Sie war sicher das, was man eine charismatische Persönlichkeit nennt. Traute hielt stets zu ihr, sie machte sich auch manchmal die von Maria erfundene Roßschweiffrisur, obwohl sie beklagte, daß diese bei ihr albern aussähe. Maria zog jedoch ihr Konzept eisern durch, sie verstand es offenbar vortrefflich, andere von ihren Auffassungen zu überzeugen. So kam es, daß Trautes Leben nicht in gutbürgerlichen Bahnen verlief, sondern für die Ideen und Ziele der Vril-Gemeinschaft wichtig wurde. Traute war in ihren Funktionen äußerst pflichtbewußt, ein Menschen von großer Ernsthaftigkeit, wie es heißt. Die lebensfrohe Art, die früher charakteristisch für sie gewesen war, soll sie aber bald verloren haben. Wie es scheint, gewann sie diese erst rund 25 Jahre nach den Anfängen der Vril-Gemeinschaft zurück.

Bis 1943 blieb Traute überwiegend in München, wo sie seit 1934 im Zentralbüro der Antriebstechnischen Werkstätten tätig war. An den technischen Arbeiten und Experimenten scheint sie sich wenig beteiligt zu haben. Obwohl das erste Vril-Versuchsgelände in Oberschleißheim nicht weit von München entfernt lag, soll sie kaum dort erschienen sein. Das nächste Versuchsgelände, welches sich zwischen 1935 und 1936/37 im Raum von Osnabrück befand, besuchte sie dem Vernehmen nach nur ein einziges Mal. Bei der Einweihung des „großen Vril-Geländes" in Brandenburg war Traute aber zugegen. Die Vril-Gemeinschaft hatte es durch Vermittlung ihres Bekannten Wilhelm Canaris vom ursprünglichen Eigner der Firma Arado, Heinrich Lübbe, erhalten. Dieser hatte dort in Brandenburg eine neue Flugzeugfabrik geplant gehabt. Da er sich 1936 weigerte, der NSDAP beizutreten, wurde er enteignet. Zu diesem Zeitpunkt gehörte das bislang ungenutzte Gelände in Brandenburg noch nicht zur Firma Arado, Lübbe konnte somit darüber verfügen. Sowohl er wie auch Admiral Canaris waren bei der Übergabe an die Vril-Firma Antriebstechnische Werkstätten anwesend, welche von Maria und Traute repräsentiert wurde. Traute ist vermutlich nur zugegen gewesen, weil sie gegenüber Canaris wichtig war. Dieser blieb nur kurz, es soll auch sein einziger Besuch dort geblieben sein. Lübbe dagegen, obschon damals bereits krank, ist noch mehrfach Gast auf dem Vril-Gelände gewesen. Er hatte auch zu seinen eingesetzten Nachfolgern in seiner ehemaligen Firma Arado durchaus gute Kontakte. Was da vielleicht noch an Querverbindungen lief, ist schwer zu durchschauen. Sicher ist wohl, daß Lübbe, der in den meisten „Vril"-Publikationen unerwähnt bleibt, sich nach besten Kräften für die Vril-Firma einsetzte. Trotz seines kritischen Verhältnisses gegenüber dem N.S.-System sowie seiner Enteignung, war er nach wie vor ein Mann mit Einfluß in der Wirtschaft. Ob er gewußt hat, an was genau auf dem Vril-Gelände gearbeitet wurde, vermögen wir nicht zu sagen.

Heinrich Luebbe

Auf dem brandenburgischen Vril-Gelände wurde ab 1937/38 gearbeitet. Durch den 1936/37 erfolgten Verkauf zweier Projekte an die Technische Truppe der SS hatte das Vril-Unternehmen finanzielle Bewegungsfreiheit gewonnen. Für jene Konstruktionen, die später als Haunebu sowie Do-Stra bekannt wurden, erhielt die Firma einen nicht sicher überlieferten Betrag. Eine Erstzahlung von 4.000 Reichsmark ist belegt. Das war damals kein kleiner Betrag, und, wie gesagt, noch nicht die vollständige Summe, welche gezahlt worden ist. Auch Jahre später, dann aus Wiener Neustadt, scheint die Vril-Firma aus dieser Quelle noch Zahlungen erhalten zu haben. Möglicherweise bestand da eine Art Litzenvertrag. Ausgehandelt hatte diese Vereinbarung Maria O. nach Vorbereitungen durch Prof. Dr. W.O. Schumann. Der Grund des Verkaufs jener Konstruktionen war aber nicht Geldnot, sondern die Erkenntnis, daß für die spezifischen Vorhaben der Vril-Gemeinschaft ein noch größeres Fluggerät notwendig sein würde als das in Angriff genommene (die späteren Haunebu I u. II). Das neue größere Objekt wurde dann das Gerät Vril 7. Es konnte an die 25 Passagiere aufnehmen. Damit müßte es, falls noch nicht als Kampfgerät, jedenfalls als Transporter militärisch interessant gewesen sein. In der zweiten Hälfte des Jahres 1943 soll es, Berichten zufolge, seinen ersten größeren Testflug absolviert haben. Dieses Gerät Vril 7, die unmittelbare Vorstufe zum geplanten Aldebaran-Weltraumschiff, scheint Maria O. ganz besonders am Herzen gelegen zu haben. Offenbar kümmerte sie sich jetzt fast nur noch darum.

Vril-Brandenburg

Anfang 1943 verließ auch Traute München und zog nach Brandenburg auf das Vril-Gelände. Das zeigt auch der Briefwechsel mit ihrer Familie und mit Leonie. Die Korrespondenz verlief über das „Vril"-Kontaktbüro in Berlin-Spandau, wahrscheinlich zur Geheimhaltung des Vril-Geländes. In dem Berliner Büro (welches nicht dieselbe Adresse hatte wie das der Technischen Truppe der SS in Spandau) war Maria O. mit wechselnden Assistentinnen tätig, meistens mit Angelika, doch zeitweilig hielt sich auch Gudrun dort auf. Während der Zeit zwischen Mitte 1943 und Anfang 1945 besaß Maria auch eine Wohnung in Berlin (die Adresse ist bekannt). Das Vril-Gelände besuchte sie ab Herbst 1944 nur sporadisch. Die kleine Hs 126 (ein ausrangiertes Aufklärungsflugzeug), die eine Passagierin mitnehmen konnte, stand entweder ab 1944 nicht mehr zur Verfügung, oder diese veraltete Maschine wurde angesichts der amerikanischen Luftüberlegenheit nicht mehr eingesetzt. Es gab zwar noch ein sehr schnelles Jagdflugzeug zum Schutz des Vril-Geländes (eine Fw 190-D), doch in dessen enger Kabine konnte man nicht einmal eine schlanke Frau mitnehmen. Also wurden die ja nicht allzu langen Reisen von Brandenburg nach Berlin mit dem Pkw durchgeführt. Da Maria nicht selbst Auto fuhr, holte Gudrun sie zumeist ab und brachte sie auch wieder zurück. Der Opel-Admiral-Firmenwagen war zwar an die Wehrmacht abgegeben worden, doch es gab noch Trautes kleinen BMW sowie eben Gudruns recht großen Wagen (einen Packard). Gudrun blieb ja auch zeitweilig in Berlin, sie dürfte eine der wichtigsten Vrildamen gewesen sein. Marias Aufenthalte in der unter fast ständigem Bombardement liegenden deutschen Hauptstadt dürfte zwingende Gründe gehabt haben, die höchstwahrscheinlich mit dem „Vril-Projekt" zusammenhingen (wie immer dieses im einzelnen auch ausgesehen hat). Dazu besitzen wir jedoch keine konkrete Information. Es ist aber kaum vorstellbar, daß Maria, und oft auch Gudrun sowie Assistentinnen, sich ohne Not dem Bombenhagel in Berlin aussetzten. Wahrscheinlich ist, daß die Damen in Berlin bei den entsprechenden Stellen um die Zuteilung nötigen Materials verhandelten. Zu jener Zeit war ja beinahe alles äußerst knapp, es hat sicher schweres Feilschen darum gegeben, was kriegswichtig genug für Materialzuteilungen sei. Vermutlich bestand Marias Haupttätigkeit in Berlin darin. Das ist nur eine Annahme, jedoch eine logische. Es haben zwar sicher auch zu dieser Zeit noch rege Kontakte der Vril-Firma in die Schweiz bestanden, doch darüber liegt vieles im Ungewissen. Bloße Spekulation ist, daß für solche Kurier und Materialtransportflüge das Vril 7 eingesetzt worden sei. Es wird nur von einem Flug dieses Geräts in die Schweiz glaubhaft berichtet. Das schließt aber selbstverständlich nichts grundsätzlich aus. Falls das Gerücht das Richtige besagt, könnte man darin eine Erklärung finden, weshalb dieses Transportmittel bis zuletzt dort benötigt wurde, also auch nicht zur Verfügung stand, um Traute nach Montevideo zu bringen. Aber das ist eben nicht mehr als eine vage Spekulation.

Berlin - 1945

In dieser Zeit, als Maria kaum auf dem Vril-Gelände anwesend war, wird Traute dort das Kommando geführt haben, sofern, was ungewiß ist, sich da nicht inzwischen noch andere Stellen eingemischt hatten. Besonders seit Canaris nicht mehr seine Hand über die Vril-Dinge halten konnte, erscheint eine Einmischung von außen möglich, obschon davon nirgends etwas erwähnt wird. Es gibt ja aber auch nur wenige Originalzeugnisse zu alledem, und was es noch gibt, sind meist Fotokopien von Fotokopien usw. Bei einer eventuell derart kriegswichtigen Sache ist anzunehmen, daß verschiedene staatliche Stellen zumindest versuchten, ihre Finger da hineinzustrecken. Doch, wie schon gesagt, konkrete Anzeichen dafür lassen sich nicht finden. Auf jeden Fall war Traute seit jeher Marias Stellvertreterin, und diese Aufgabe wird sie also während Marias Abwesenheit wahrgenommen haben. Dafür spricht auch, daß Traute sehr bald nach Marias andauernder Rückkehr aus Berlin das Vril-Gelände verließ, und zwar auf recht abenteuerliche Weise.

Gesichert ist, daß Traute sich bald über unbekannte Zwischenstationen nach Böhmen und von dort dann nach München begab, wo sie dann vorübergehend bei ihrer Familie Quartier bezog. Ihre eigene Wohnung in München hatte sie ja nicht mehr. Auch aus anderen Aufzeichnungen (speziell von Frau Charlotte D.) ist bekannt, daß Traute das Werksareal in Brandenburg im März 1945 verlassen hat. Allerdings nicht, um direkt nach Hause nach Bayern zu fahren, sondern um erst mit mehreren nicht genannten Personen zusammenzutreffen, über welche gerätselt wird. Ihr Aufbruch hatte aber sicher einen bestimmten Zweck, der von großer Wichtigkeit gewesen sein muß. Das Risiko war hoch. Tiefflieger stellten eine ständige Gefahr dar. Nachdem die Amerikaner mit ihren Mustang- und Thunderbold-Langstreckenjägern die Deutsche Luftwaffe niedergekämpft hatten, traten als Tiefflieger auch Briten in Erscheinung. Eines der bevorzugten Angriffsziele alliierter Jäger als Tiefflieger waren Lokomotiven. Besondern aus dem Raum der Hauptstadt kommende Züge waren nie sicher, es gehörte Glück dazu, das Ziel zu erreichen. So gesehen war Trautes Entscheidung, mit dem Auto zu fahren, sicher richtig. Ein kleines Auto, das die Autobahnen und großen Straßen mied, konnte sich besser durchschlagen – mit dem nötigen Glück.

Es gab sicher gute Gründe, weshalb Traute diese riskante Tour unternahm. Man muß bedenken, daß sie jahrelang mit großem Abstand die wichtigste Person in Sachen transmediale Kommunikation gewesen war. Ohne Traute hätte etwa der „Aldebaran-Aspekt" nie soweit gedeihen können, daß ein „Vril-Projekt" eventuell doch realistisch werden konnte. Vor allem wegen dieser besonderen Wichtigkeit war Traute ja lange in München geblieben, wo sie all ihre Unterlagen geordnet hatte. Als sie dann nach Brandenburg reiste, war die Luftlage noch einigermaßen in Ordnung. Das Vril-Gelände selbst war bestens getarnt und überdies teilweise verbunkert. Über Besuche Trautes in Berlin ist nichts bekannt. Dabei war Traute allen Erzählungen zufolge keine ängstliche Person. Für ihre besondere Sicherheit wurde wohl vor allem wegen ihrer speziellen Wichtigkeit gesorgt. Warum also begab sie sich nun in eine so große Gefahr? Es muß wirklich sehr wichtig gewesen sein, wenn man sie fahren ließ.

Allerdings: Im Magischen betätigte sich Traute zu der Zeit kaum noch oder sogar überhaupt nicht mehr. Das oblag mittlerweile anderen Damen, wohl besonders Sigrun sowie Paula (über deren Verbleib wir nichts wissen). Von Sigrun weiß man, daß sie ein ähnlicher Typ wie Traute gewesen sein muß, sie soll in Sachen transmediale Kommunikation die Fähigste der ganz jungen Vrildamen gewesen sein. Traute konnte sich somit jetzt um anderes kümmern. Sie war mittlerweile auch schon über die 40, auch wenn sie rein äußerlich deutlich jünger gewirkt haben soll, wie es übereinstimmend heißt. Im Makaara-Bereich erfahrene Damen sagen, im Alter zwischen etwa 18 Jahren und Mitte 30 seien die diesbezüglichen Fähigkeiten der Frauen meistens am besten. Möglich also, daß Traute die magischen und transmedialen Angelegenheit auch deshalb Jüngeren überließ (Maria befaßte sich schon längst nicht mehr mit magischen und ähnlichen Dingen, sie neigte ja überhaupt stets mehr zum „Management" und dazu, Aufgaben zu delegieren).

Es kann also mehrere Gründe gegeben haben, aus denen Traute die riskante Fahrt unternahm. Wenn diese sie schließlich zurück in ihre Heimat und zu ihrer Familie führte, so ist das sicher ein angenehmer Nebenaspekt für sie gewesen, doch wahrscheinlich wußte sie auch schon: von dort aus würde ihr Weg weiterführen, und zwar sehr viel weiter. Das alles wurde ja vermutlich schon von Berlin aus ins Werk gesetzt. Wir wissen das nicht, doch die Logik spricht dafür.

Vril-Abb-T

Traute bereitete sich also in Brandenburg auf ihre Fahrt vor. Und da nun einmal bezeugt ist, daß diese gefährliche Tour einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Vril-Kreises einsam mit dem Pkw stattfand, läßt sich daraus eine Menge ableiten. So beispielsweise, daß nicht mal so eben ein „UFO" zur Verfügung stand, sondern äußerst konventionelle Mittel notwendig waren. Vor der Abfahrt hatte Traute Beratung durch einen jungen Infanterieoffizier, der von einer Verwundung noch nicht ganz genesen war, weshalb er der „Vril-Truppe" zeitweilig zur Verfügung stand (sein Name ist bekannt, er fiel in den letzten Kriegstagen). Unter seiner Anleitung studierte Traute auch Autokarten. Für einige Gegenden standen Meßtischblätter, beziehungsweise sehr detaillierte Karten zur Verfügung. Ihr Wagen wurde nach allen technischen Eventualitäten durchgesehen. Einen Tarnanstrich erhielt er nicht, damit er, falls er entdeckt werden sollte, aus der Luft nicht für ein Militärfahrzeug gehalten würde. Nicht alle Tiefflieger schossen auf Zivilisten. Traute entschied daher auch, als Frau erkennbar sein zu wollen. Ihre unübersehbar langen Haare band sie sich deswegen nur im Nacken zusammen. Die Hinterräder von Trautes kleinem zweisitzigem Cabriolet waren voll verkleidet, so daß ihre langen Haare nicht womöglich an die Räder wehen und von diesen erfaßt werden konnten. Als einzige Tarnmaßname erhielten die Scheinwerfer des Wagens Masken. Für Gepäck war in dem kleinen Zweisitzer kein Platz. Der Wagen wurde mit Reservekanistern beladen, damit es am Benzin nicht mangelte, auch an Öl und Wasser wurde gedacht, letzteres, falls das für den Kühler nötig werden sollte. Im Morgengrauen fuhr Traute los, ganz allein, mit nichts bewaffnet als ihrer kleinen Walther PPK (alle Vrildamen besaßen Pistolen, aber nur wenige hatten auch gelernt, mit diesen umzugehen).

PPK

Die ersten ca. 150 Kilometer der Fahrt waren die heikelsten, wie Traute in ihrem Brief an Leonie schreiben wird, denn in der Nähe der Reichshauptstadt war die Tieffliegergefahr besonders groß. Traute nutzte Nebenstraßen, mitunter auch einigermaßen befahrbare Waldwege. Ob es während ihrer Fahrt zu Zwischenfällen kam, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ging alles glatt, denn anderenfalls würde Traute in ihrer Schilderung an Leonie sicherlich nicht das umständliche Nachtanken aus dem Benzinkanister hervorgehoben, sondern andere Ereignisse in den Vordergrund gestellt haben. Von dem, was Traute bei ihren Begegnungen mit den Kontaktpersonen erlebte und wer diese waren, schreibt Traute nichts. Daß sie davon nichts einem Brief anvertraute, ist wohl verständlich. Sie hoffte ja wohl auch, Leonie bald persönlich wiederzusehen.

Wie bereits gesagt: Trautes Fahrt muß auf jeden Fall wichtige Gründe gehabt haben. Sie sollte mit wichtigen Leuten zusammentreffen. Das ist gewiß, ohne daß wir sicher zu sagen wüßten, um welche Leute es sich handelte. Wenn es um so wichtige Zusammentreffen mit maßgeblichen Personen ging, so muß man fragen, warum die diplomatisch geschickte und in so etwas auch erfahrene Maria dies nicht selbst in die Hand nahm, sondern Traute schickte? Traute muß da wohl persönliche Verbindungen gehabt haben, wenigstens einen Kontakt, dessen Vertrauens- und Sympathiegrundlage durch nichts zu ersetzen war. Traute vermochte Dank ihres blendenden Aussehens zu beeindrucken und auch durch ihre Bildung. An Raffinesse hat es ihr aber sicherlich gefehlt, darin war Maria Meisterin. Warum sollte Maria also Traute in der fraglichen Angelegenheit einsetzen? Die Ursache dafür kann im Grunde allein die schon genannte sein: Es ging um Gespräche mit Menschen, welche Traute auf privater Ebene kannte. Und wen kannte Traute seit vielen Jahren? Wilhelm Canaris! Dieser war zwar mittlerweile im KZ Flossenbürg festgesetzt, aber er besaß immer noch Einfluß. Himmler hielt nachweislich Kontakt zu ihm, und Himmler hatte auch dafür gesorgt, daß General Hans Kammler einen Besuch bei Canaris im KZ unternahm. Ohne Kammlers Unterstützung ließ sich zu jener Zeit keine geheime unterirdische Anlage errichten, was aber zum Z-Plan der Abwehr gehörte. Canaris benötigte Dr. Kammler somit unbedingt für wichtige Bestandteile seines Z-Plans.

Jetzt gelangen wir zwischendurch wieder in Bereiche, die zwangsläufig Spekulationen enthalten, obschon alles Nachfolgende eine Menge Logisches für sich hat: Kammler hatte Canaris offenbar nur widerwillig auf Drängen Himmlers in Flossenbürg aufgesucht. Dafür spricht, daß Kammler zu diesem Besuch nicht einmal einen Notizblock mitnahm, weshalb er seine Aufzeichnungen dann auf einem gebrauchten Briefumschlag (DIN-A4) machen mußte. Er genoß das besondere Vertrauen Hitlers, er hatte daher auch gegenüber Himmler einen starken Stand. Wie Kammler in seinem Inneren dachte und empfand, ist schwierig zu durchschauen. Er gilt allgemein als besonders führertreu. Ob er das auch bis ganz zuletzt war, ist zumindest zweifelhaft (darüber eventuell später einmal in einem eigenen Artikel). Jedenfalls glaubte er wohl tatsächlich an die Möglichkeit einer Wendung des Kriegsgeschicks durch neuartige Waffen, welche dicht vor der Fertigstellung standen. Dahingehende Aussagen von ihm sind bezeugt, auch und speziell zum Thema „Luftscheiben", wie Kammler sich ausdrückte (eine Typbezeichnung benutzte er wenigstens bei der bewußten Besprechung nicht, doch klingt logisch, daß vom Vril 7 / Vr7 die Rede war, was dann vielleicht später zu der Bezeichnung „V7" führte?).

KZ

Wie kann Kammler sich gefühlt haben, als er Canaris im KZ besuchte? Er wird unsicher gewesen sein, ob Canaris tatsächlich ein Verräter war, wie offizieller Annahme zufolge, oder aber nicht, wie Himmler annahm. Auch Hitler soll daran Zweifel gehabt haben. Welche geheimen Aspekte da womöglich noch im Hintergrund standen, kann jetzt einmal außer Acht bleiben. Kammler wußte, daß Canaris zwar Patriot, aber kein Nationalsozialist war, sondern vieles an der Vorgehensweise der Herrschenden auszusetzen hatte. War aber Kammler überzeugter Nationalsozialist? Auch das ist nicht sicher. Er spielte bei allem mit, ohne Frage, doch ob aus Überzeugung oder aus Opportunität? Auf alle Fälle waren Canaris und Kammler sicher unterschiedlich nach Charakter und Wertevorstellungen. Diese beiden Männer dürften sich menschlich kaum besonders gut verstanden haben. Aber eine militärische Niederlage abzuwenden, notfalls letzte Reserven zu schaffen, darin werden sie sich einig gewesen sein. Und darum ging es wahrscheinlich bei dem Zusammentreffen im KZ Flossenbürg. Canaris dürfte damals nur noch wenigen Menschen vertraut haben. Traute A. zählte vielleicht zu diesen wenigen, bei ihr konnte er sicher sein, daß seine Mitteilungen an Kammler – wenn es um solche ging – richtig bestellt wurden. Um was es darüber hinaus womöglich noch ging, weiß der Himmel.

Kammler-Canaris-Skizze

General Kammler war, den Informationen zufolge, im Februar 1945 bei Canaris in Flossenbürg auf Besuch gewesen. Dieser soll nur eine knappe Stunde gedauert haben. Schon bald nachdem Traute in Böhmen – und wohl bei Kammler – gewesen war, holte dieser 21 Männer aus dem KZ Flossenbürg in ein besonderes Quartier in der Nähe von Prag, welches kein Lager oder Gefängnis war. Angeblich handelte es sich bei diesen Leuten um technische Spezialisten. Das klingt wenig glaubhaft. Ob es nicht vielleicht Leute aus dem Kreis von Canaris waren? Und vielleicht auch dieser selbst? Nichts als vage Spekulation! Trotzdem: Es ist jedenfalls merkwürdig, daß Kammler ausgerechnet aus Flossenbürg Leute in seine damals nächste Umgebung holte. Darüber nachzudenken lohnt sich wohl besonders für all jene Menschen, die Canaris bisher ganz in der Beleuchtung der offiziellen Geschichtsschreibung sehen. Doch vorerst befand sich Canaris sicherlich noch in Flossenbürg. Dort im KZ einen exponierten Gefangenen wie Admiral Canaris aufzusuchen, war sicher keine einfache Angelegenheit. Dazu gehörte die Unterstützung durch einflußreiche Personen wie etwa Schellenberg, Kaltenbrunner oder sogar Himmler. Gute Verbindungen auch in hohe Kreise dieser Art soll wenigstens seit 1942/43 Maria O. gehabt haben, die relativ besten zu Ernst Kaltenbrunner, und dieser konnte sicher so manches bewirken – etwa ihr Papiere beschaffen, welche Traute bei deren Mission halfen. Zu Wehrmachtskreisen hatte Maria ebenso einige recht gute Kontakte, wie etwa durch Sigrun zu General Galland, doch die konnten da vermutlich weniger helfen. Dank ihrer Geschicklichkeit dürfte es Maria auf irgendeine Weise geschafft haben, Traute den Weg zu einem Zusammentreffen mit Canaris zu ebnen sowie anschließend mit Kammler. Wir nehmen jetzt einmal an, daß es sich so verhielt.

Wie dem im einzelnen auch gewesen sein mag: Traute machte sich vom Vril-Gelände in Brandenburg aus mit ihrem kleinen BMW-Zweisitzer auf den Weg. Der Wagen war ein Geschenk ihres inzwischen gefallenen Verlobten aus dem Jahr 1937. Wahrscheinlich weil es sich bei diesem Wagen um einen kleinen Zweisitzer handelte, der für eine Übernahme für militärische oder sonstwie kriegswichtige Aufgaben ungeeignet war, durfte Traute ihr Auto behalten, anders als viele andere, deren Privat-Pkw von der Wehrmacht oder der Waffen-SS beansprucht wurden.

Traute hatte sich also auf den Weg gemacht, in Richtung Süden, beziehungsweise Südosten.

BMW-T-Foto

Wir nehmen an, Trautes erste Station war Flossenbürg. Zeitlich wäre das auf alle Fälle möglich gewesen, denn die Amerikaner erreichten Flossenbürg erst am 23. April 1945. Auch räumlich hätte es gepaßt. Der Ort liegt in Bayern, dicht beim Sudetenland (heute nahe der tschechischen Grenze). Falls es sich so verhielt, hat Traute ihren alten Bekannten Canaris im Konzentrationslager besucht. Das war, wie gesagt, sicher nur Dank einer besonderen Genehmigung von sehr hoher Stelle möglich. Wenn sie eine solche besaß ist auch denkbar, daß sie unbelauscht mit Canaris sprechen konnte. Verhielt es sich so, um was ist es dann gegangen? Darüber spekulierten wir soeben schon. Rechnet man nun ein, daß Traute bezeugter Maßen aus Böhmen kommend nach München zurückkehrte, so muß es geradezu naheliegend erscheinen, daß sie von Flossenbürg aus nach Prag weiterfuhr, wo General Kammler sich zur betreffenden Zeit aufhielt (u.a. in Sachen Flugscheiben). Er war neuerdings nicht bloß für jedes nennenswerte bauliche Vorhaben entscheidend, sondern auch für alle neuartigen Flugzeuge und Luftkampfmittel zuständig. Diese Position hatte Hitler ihm am 27. März 1945 übergeben. Ohne Kammler ging also beinahe nichts mehr, was die Vril-Truppe brauchte. Das betraf jetzt sicherlich auch die Rohstoff-, Material- und Treibstoffzuteilung. Allein bezüglich Arbeitskräften bedurfte der Vril-Betrieb nicht Kammlers Hilfe, da dieser ja überwiegend Zwangsarbeiter einsetzte, und das kam schon aus Sicherheitsgründen im Vril-Bereich nicht in Frage. Dort kam es auch nicht auf eine große Anzahl von Arbeitskräften an, sondern auf sehr gute. Abgesehen davon, war Kammlers Unterstützung aber sicher nötig. Abermals kann man sich nun fragen, ob Maria gegenüber solch einem Mann nicht die bessere Verhandlerin gewesen wäre. Höchstwahrscheinlich wäre das der Fall gewesen. Doch auch Traute war klug, und sie besaß eben zumindest den Vorteil ganz außergewöhnlich gut auszusehen. Traute konnte bei bedarf sicher auch ihre Trümpfe ausspielen. Ob sie tatsächlich in Flossenbürg und bei Canaris war sowie anschließend bei Kammler in Prag, wissen wir natürlich nicht. Aus Sicht der logischen Zusammenhänge spricht jedoch vieles dafür, daß es sich so verhielt. Jedenfalls kam Traute direkt aus Böhmen nach München, von wo aus sie dann zwei erhaltene Briefe schrieb, einen davon an Leonie M. (Leona). Die Post funktionierte offenbar noch immer gut. Ob Traute auf diese oder andere Weise Maria über ihre Gespräche informierte, wissen wir nicht. Irgendwie auf eine sichre Art wird es geschehen sein. Vielleicht ging es dabei ja auch um das Sichern der Posítion der Vrildamen im „Vril-Projkt"? (siehe dazu auch unsere Überlegungen in dem parallel erscheinenden Artikel „Maria O.").

Traute befand sich nun wieder in Bayern. Da war die Kriegslage noch geringfügig günstiger als in anderen Gegenden des Reiches. Aus der Schlußphase der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs in Europa sind ja viele Einzelheiten bekannt und belegt. So auch, daß die Logistik in vielerlei Hinsicht bis zuletzt erstaunlich gut funktioniert hat, und daß die Deutsche Wehrmacht selbst in ihren Restbeständen dem Gegner immer wieder gefährlich werden konnte, wenn auch nur noch punktuell. Zumindest die Panzerproduktion funktionierte bis zuletzt, hergestellte Fahrzeuge wurden zur jeweils nächsten Front gefahren, soweit noch Treibstoff zur Verfügung stand. Die deutschen Panzer konnten ihre technische Überlegenheit bis in die letzten Kriegstage hinein zur Geltung bringen, besonders im Westen, sofern der Luftraum einigermaßen frei war.

Panther

Aber selbstverständlich herrschte überall und an allem und jedem Mangel. Die Luftherrschaft war verschenkt worden. Auf See gelangten von den neuen U-Booten nur noch einzelne zum Einsatz, und die alten vermochten sich kaum noch zu halten. Der unmittelbaren Heimatverteidigung fehlte es oft am Nötigsten, sogar an Handfeuerwaffen und Munition. Statt des neuen Sturmgewehrs (nach dessen Vorbild übrigens später die „Kalaschnikow" gebaut wurde), war der alte Karabiner 98 aus dem Ersten Weltkrieg verbreitet. Trotzdem wurde überall weitergekämpft. In einzelnen Gegenden, in denen deutsche Jagdflieger noch zum Einsatz gelangten, war da und dort die Luftlage ein wenig besser, wenigstens zeitweilig. Die viel zu spät gekommenen neuen Jäger-Typen konnten, trotz winziger Anzahl und schlechter Ausbildung der jungen Piloten, da und dort einiges bewirken. Dies dürfte erklären, wieso manche Transporte von kleinen Ausmaßen doch noch mitunter möglich waren. Es ist vielleicht auch eine der Ursachen, weshalb Traute ihre zuletzt im Auto zurückgelegten Fahrten unbeschadet überstehen konnte. Möglicherweise war sie unterrichtet, wo und wann deutsche Jäger den Luftraum freihielten, was immer nur für kurze Zeit möglich war. Doch vielleicht hatte sie auch einfach Glück.

Die Initiative dürfte zuletzt weitgehend in den Händen der Frontoffiziere und Unteroffiziere gelegen haben. Die politische Führung hatte ohnehin längst den Überblick und das Gefühl für die Lage verloren. Es ist nicht klar, wie verschiedene Sondereinsätze etwa der Luftwaffe noch vonstatten gingen, welche Befehlsstruktur dabei maßgeblich war. Die Tatsache, daß noch mehrere Langstreckenflüge unternommen wurden, ist jedoch nicht zu leugnen, und das nicht nur mit den beiden einzigen vorhandenen Ju 390. Meistens wurden He 177 benutzt, aber auch Fw 200 sowie erbeutete amerikanische B-17 und B-24 des KG 200. Gesichert ist ferner, daß mit innen liegenden Zusatztanks ausgestattete mittelgroße Maschinen der besonders schnellen Typen Ju 188 und He 219 derartig verwendet wurden (die frühen Düsenflugzeuge waren für Langstreckenflüge noch nicht geeignet). Das meiste dazu liegt aber unter dichten Schleiern der Geheimhaltung, welche auch nach mehr als einem halben Jahrhundert undurchdringlich bleiben.

He-177

Wenn unsere nachstehend untermauerten Annahmen bezüglich Trautes weiterem Weg zutreffend sind, ist zunächst ungefähr folgendes abgelaufen (wobei manche der ersten Annahmen ja nicht belegt sind, diese entsprechen einfach nur der Wahrscheinlichkeit): Vermutlich koordinierte der Abwehroffizier namens O. die Dinge, das war wahrscheinlich schon zuvor in Berlin von Maria eingefädelt worden (dieser fiel aber noch in den letzten Kriegstagen in Berlin). Traute sollte demnach auch außerhalb Deutschlands bestimmte Aufgagen erfüllen, ohne daß wir wüßten, welche genau. Also an einem schon seit einer Weile vereinbarten Tag, fuhr Traute vermutlich mit ihrem Wagen zu einem provisorischen Flugplatz am Stadtrand von München. Dort dürfte sie mit anderen Passagieren für die Reise zusammengetroffen sein, von denen sie vielleicht manche kannte, vielleicht auch nicht, wohl eher letzteres. Dann ging es mit dem Fernflugzeug nach Portugal. Ein recht langer Flug voller Risiken, welcher zum Großteil über vom Gegner beherrschte Gebiete führte. Auch hier zeigt sich wieder, daß sogar die führenden Mitglieder der Vril-Gemeinschaft auf konventionelle Transportmittel angewiesen waren. Für ein „UFO" würde solch ein Flug den Berichten zufolge ein Klacks gewesen sein, und frei von jeder Gefahr – wenn solche Geräte dafür zur Verfügung gestanden hätten. Das können also bloß Einzelstücke gewesen sein, vielleicht noch gar nicht fertig oder noch unsicher hinsichtlich ihrer Funktionstüchtigkeit – oder aber für ganz spezielle Aufgaben in Verwendung, die als noch wichtiger eingestuft wurden als Trautes Angelegenheit. Und es ist auch noch eine weitere Eventualität zu erwägen, vielleicht sogar vor allen anderen Möglichkeiten; und zwar die, daß die Vrildamen zu jenem Zeitpunkt vielleicht nicht mehr über ihre eigenen Mittel frei verfügen konnten? Hatten staatliche Stellen, etwa die SS, dort das Heft übernommen? Auf alle Fälle sollte auch diese Möglichkeit nachdenklich stimmen. Bis zuletzt tauchen da an allen wichtigen Stellen immer nur Frauennamen auf. Aber sind das wirklich die bis zuletzt maßgeblichen Personen gewesen? Oder liegt auch da noch so manches im Unbekannten, vielleicht sogar auf gravierende Weise? Konkrete Anzeichen dafür lassen sich nicht entdecken – doch was heißt das in solch einer Sache schon! Aber lassen wir stehen: Es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, daß die Vril-Leute nicht bis zuletzt bestimmt hätten, was bei ihnen und mit ihren Dingen geschieht.

Sollte Trautes Flug mit einer der Spezialausführungen der Ju 188 unternommen worden sein, deren hohe Geschwindigkeit es erlaubte, feindlichen Jagdflugzeugen zu entkommen, wäre das Risiko geringer gewesen als mit einer schwereren Maschine. Es gilt aber als sicher, daß auch solche durchkamen, vielleicht nicht alle, aber die Mehrzahl. So oder so muß der Flug gelungen sein. Eines der großen Flugzeuge hätte es von Portugal aus, frisch aufgetankt, auch nach Südamerika schaffen können. Wir wissen aber, daß die Frau, die wir für Traute halten, mit einem Schiff in Montevideo eintraf. Von eventuellen anderen Passagieren mit geheimdienstlichem Hintergrund ist uns nichts bekannt, was allerdings nicht heißen muß, es habe solche nicht gegeben. Bei aller Wertschätzung für Traute kann schwerlich angenommen werden, solch ein gewagter Flug sei speziell und allein ihretwegen unternommen worden. Vielmehr erscheint es logisch, daß sie gewissermaßen eine Mitfluggelegenheit erhielt. Wer aber flog noch? Oder was wurde mit demselben Flugzeug transportiert? Könnte es sein, daß Traute in dem Flugzeug sogar Kameradinnen des Vril-Kreises wieder traf? Daß dies lediglich aus maximalen Sicherheitsvorkehrungen vor jeder einzelnen verschwiegen wurde? Die meisten der vermißten Vrildamen verschwanden allerdings in Brandenburg. Nur von Leonie ist sicher, daß sie zuletzt in Bayern war. Vielleicht flog diese mit? Selbst wenn mehrere Damen des Vril-Kreises auf diesem Weg ausgeflogen worden sein sollten, ja, wenn sie vielleicht sogar zum selben Ziel bestimmt waren, so hätte dann wohl doch höchstwahrscheinlich jede für sich eine eigene Aufgabe übernommen, sie wären also nicht beisammen geblieben. Das alles ist aber Spekulation. Als gewiß darf nur gelten, daß Traute mit dem betreffenden Flugzeug nach Portugal gebracht wurde. Wer außer ihr noch, wissen wir nicht. Dort legte bald ein Dampfer ab, und mit diesem reiste Traute weiter nach Uruguay.

Dampfer

Ohne den in der vorigen CN-Internet-Ausgabe veröffentlichten Brief von Traute würde dem AZP gar nicht die Idee gekommen sein, jene Dame in Montevideo, über die wir im Z-Plan-Zusammenhang erfuhren, könnte die Traute des Vril-Kreises gewesen sein. Auch bevor wir weitere Post von ihr zu lesen bekamen (hier nicht wiedergegeben), waren wir noch voller Zweifel. Mittlerweile denken wir jedoch, die Wahrscheinlichkeit ist sogar sehr groß, daß hier wirklich von Traute, einer der beiden wichtigsten Vrildamen, Kunde besteht, hinsichtlich dessen, wie ihr Lebensweg 1945 außerhalb der Heimat weiter verlief, also seit sie offiziell als vermißt gilt. Das allein schon ist sicher bemerkenswert, und es gibt dazu eben genug an konkreten Details.

Erst im Frühsommer 1945 tritt Traute nun in Montevideo wieder in unseren Gesichtskreis. Sie bezog ein für sie reserviertes möbliertes Zimmer bei einer deutschstämmigen Familie (aus welcher der AZP, Jahrzehnte später, schließlich Nachricht erhielt, wegen der zunächst optischen Ähnlichkeit mit Vera). Von Trautes Abflug in Bayern bis zu ihrer Ankunft in dem besagten Quartier in Montevideo vergingen also über zwei Monate, deutlich mehr Zeit als die Überfahrt mit einem Dampfer von Portugal nach Uruguay benötigte. Mit einem U-Boot, das meist getaucht und daher nur langsam fahren konnte, hätte solch eine Fahrt relativ lange gedauert. Traute reiste aber mit einem Passagierschiff neutraler Nationalität, und das hatte durch Kriegshandlungen kaum etwas zu befürchten. Was hat Traute in der Zwischenzeit getan? War sie erst noch eine Weile auf der Iberischen Halbinsel geblieben? Logisch wäre, daß sie dort erst noch mit neuen Papieren und Devisen versehen wurde, sich auch noch ausstaffierte, ehe es nach Südamerika ging. Traute war im übrigen keine bedürftige Frau. Sie war wohlhabend, wenn auch nicht ausgesprochen reich. Die damalige Reichsmark war im Ausland schwer konvertierbar. Auf dem Flug nach Portugal konnte sie vermutlich nur wenig mitnehmen. Es ist auch bekannt, daß der Großteil ihrer Kleider nach 1945 noch in München war. Also: Was tat Traute in der bewußten Zwischenzeit – außer daß sie womöglich eine Weile auf ihre neuen Papiere warten mußte. Bei einem gutorganisierten Geheimdienst, wie der deutsche es war, kann das aber nicht lange gedauert haben, sofern nicht überhaupt schon alles Nötige bereitlag. Es bestehen also nur zwei logische Möglichkeiten: Entweder Traute unternahm erst noch etwas in Europa – oder sie ist schon eine Weile länger in Südamerika gewesen als sich belegen läßt. Beides erscheint vorstellbar. Es würde jedoch reine Spekulation sein, darüber näher nachgrübeln zu wollen. Was Traute in der Zwischenzeit tat, ahnen wir nicht.

Montevideo - 10

Als sie bei den Vermietern des möblierten Zimmers in Montevideo eintraf, hatte sie einiges an Gepäck, wenn auch nicht so viel, wie man es sich in solch einer Lage vorstellt. Das Zimmer hatte ein uruguayanischer Arzt beschafft, den Traute nicht kannte und auch nie kennenlernte. Wahrscheinlich ein Verbindungsmann des deutschen Geheimdiensts. Traute stellte sich bei der Vermieterfamilie in Montevideo als Renata N. vor (der Name ist vollständig bekannt) und sagte, sie sei eine Deutsche aus Chile, die vor Kriegsausbuch nach Europa gereist sei. Demnach war auch ihr Paß. Sie wurde von der Familie herzlich empfangen. Diese bestand aus einem Ehepaar sowie drei kleinen Kindern, zwei weitere Kinder der Familie waren bereits erwachsen und verheiratet. Traute muß sich in diesem Umfeld offenbar von Anfang an wohl gefühlt haben. Sie beschäftigte sich auch gern mit den Kindern. So gewann sie sehr schnell das, was man Familienanschluß nennt. Ansonsten kannte sie anscheinend niemanden in der Stadt, sie erhielt auch keinen Besuch. Sie ging jedoch alle Tage in die Stadt. Ob sie dort mit bestimmten Personen zusammentraf, ist nicht bekannt.

TA2

Äußerlich entsprach Traute ganz ihrer aus Deutschland bekannten Beschreibung. Nur im Dirndl sah man sie nicht. Sie kleidete sich dezent und gleichsam elegant, bevorzugt in gedeckten Farbtönen, wie früher in Deutschland. Sie war recht gut ausgestattet, auch was Schmuck anbelangt. Ferner verstand sie es, sich gut zu schminken, und gut schminken heißt ja: man sieht die Schminke nicht sofort. Es heißt, wer nicht wußte, daß sie über 40 war, würde sie für Anfang 30 gehalten haben. Bezüglich der Frisur trug sie auch in Montevideo entweder hochgesteckte Zöpfe oder einen großen Nackenknoten, welchen ein Haarnetz zusammenhielt. Ein solches besaß sie auch mit echten Perlen verziert, was aufgefallen war. Im Haus hatte sie ihre Haare gern offen, was als besonders markant beschrieben wurde. Es habe beeindruckend ausgesehen, Traute habe aber auch so viel Zeitaufwand mit ihren Haaren betrieben, wie es sich nur eine Frau leisten konnte, die über ihre Zeit frei verfügen konnte. Das traf auf Traute zu, offenbar konnte sie ihre Zeit nach belieben einrichten. In Gesprächen mit den Vermietern sagte Traute oft, sie finde ihre langen Haare unpraktisch, und so bald sie soweit sei, wolle sie sie abschneiden lassen. Dem Sohn der Familie versprach sie sogar, sie würde sich dann einen so kurzen Haarschnitt machen lassen wir ein Junge, und seine beiden Schwestern sollten ihre Zöpfe zum Spielen bekommen. Niemand glaubte, daß dies ernstgemeint sei. Doch nach etwa zwei Monaten geschah alles genau so. Das war eine Sensation. Traute war zu einem Herrenfriseur gegangen und hatte sich eine so kurze Frisur machen lassen, daß ihre Vermieter nur staunten (Stufenhaarschnitte für Frauen entsprachen zu der Zeit keiner Mode). Besonders bemerkenswert sind daran zwei Punkte: zuerst, daß Traute in ihrem letzten Brief an Leonie dies detailgenau ankündigt, einschließlich der Idee, zu einem Herrenfriseur zu gehen, weil „der Salat weg" solle, und sie ihre Haare jetzt so kurz haben wolle „wie ein Bub" („…aber so, daß die Astralatmung durch den Scheitel noch wirkt…" usw). Davon ist in dem Brief ausführlich die Rede, wobei Traute ihre Vorstellungen genau beschreibt und äußert, es werde für sie wie eine Befreiung sein, und sie freue sich sehr darauf. Rund ein Viertel ihres ausführlichen Briefs behandelt nur dieses Thema, welches zwischen den beiden Frauen wohl schon oft erörtert worden war. In diesem Teil des Briefs kann ferner noch der Nebensatz Trautes auffallen, sie stehe dann ja auf neue Weise „in vorderster Linie". War das eine Anspielung auf eine spezielle geheime Mission?

Der zweite bemerkenswerte Punkt ist, daß Traute damit rund zwei Monate wartete. Wollte sie erst noch einen Versuch in Sachen transmediale Kommunikation unternehmen? Das könnte eventuell sein! Traute hatte sich das ansonsten ja lange und gut überlegt. Wenn sie dann doch nochmals ein paar Monate zögerte, so kann das aber auch einfach zu verstehen sein, schließlich handelte es sich um eine im wörtlichen Sinne einschneidende Veränderung. Traute hatte ja wohl über 25 Jahre lang daran gedacht, ohne daß es dazu kam, zuerst, weil ihre Eltern es ihr verboten, und dann, weil Maria O. strikt dagegen war. Und das, so läßt es sich vorstellen, war für Traute wahrscheinlich das Schwierige daran: zu tun, was Maria nicht gefallen würde. Sich jetzt trotzdem so zu entscheiden, das hieß vielleicht auch, sich endlich der Bevormundung durch die nur geringfügig ältere Freundin zu entziehen. Wenn Traute in ihrem Brief von einer „Befreiung" schreibt, so denkt sie vielleicht an eine Befreiung von Marias Diktat. Und wenn Traute einen möglichst kurzen Haarschnitt haben wollte, so ist auch das vielleicht ein spätes Aufbäumen gegen Marias Anordnungen in diesem Punkt gewesen. Allerdings hatte Traute diese Vorstellung auch schon viel früher geäußert. Vielleicht war Maria sogar doch informiert darüber und fand den Schritt jetzt richtig, im Lichte der Vernunft gesehen? Auch das ist nicht unmöglich. Die beiden hatten sich ja mit einiger Wahrscheinlichkeit nochmals abgesprochen, ehe sie Deutschland verließen, Traute in Richtung Südamerika, Maria vermutlich nach Schweden. Und beide hatten sicherlich neue Aufgaben vor sich. Traute deutet das in ihrem Brief an Leonie ja sogar an.

So oder so: die innere Selbstbefreiung dürfte für Traute das Wichtigste an dem Friseurgang gewesen sein, denn jetzt mußte sie ja auch allein ihre Frau stehen! In all den vergangenen Jahren, ja, Jahrzehnten, hatte sie sich selbst hinter Maria zurückgestellt. Das hatte sich nunmehr geändert: Traute konnte sie selbst sein. Ihre neue Frisur war offenbar ein voller Erfolg. Solch ein Haarschnitt steht sicher nicht jeder Frau, vielleicht sogar nur wenigen. Darüber ist auch nicht zu disputieren. Es läßt sich aber wohl sagen: wenn es einer steht, dann wirkt es besonders gut. Traute stand es wohl gut, und sie soll sich damit ausgesprochen wohl gefühlt haben. Ihr lag nun ganz offenkundig daran, möglichst gut als elegante Dame auftreten zu können, wozu ein wenig stilvolle Extravaganz nur nützlich sein konnte. Vielleicht stand hinter diesem Wunsch auch, daß sie dementsprechende Aufgaben erwarteten? Das wäre sehr gut denkbar. Montevideo war damals ein wichtiger Platz des internationalen Finanzwesens; Uruguay nannte man die „Schweiz Südamerikas". In diesem Land Einfluß zu gewinnen, läge im natürlichen Interesse einer Macht, die keine eigene staatliche Basis mehr besitzt, sondern nur noch in geheimdienstlichen Strukturen besteht. Vermutlich handelte Traute also – zumindest auch – im Auftrag. Wir wissen es nicht genau. Immerhin wissen wir: sie angelte sich bald einen interessanten und zugleich wohlhabend den Mann, der sicher leicht jüngere Frauen hätte haben können. Doch diese war wohl eben etwas ganz Besonderes.

In Geheimmission  -  T

Traute kaufte sich auch eine Reihe neuer Kleider, die extravaganter waren als ihre alten. Außerdem gewöhnte sie sich das Rauchen an, wozu sie eine elegante Zigarettenspitze verwendete. Mit ihrem äußerlichen Erscheinensbild veränderte sich auch ihr Umfeld, zumal sie inzwischen auch die Landessprache sicher immer besser beherrschte. Schon ungefähr einen Monat nach ihrem optischen Wandel zählte Traute zu den Damen der ersten Gesellschaft von Montevideo. Ganz ohne Einführung dürfte das auch der attraktivsten Dame nicht möglich gewesen sein. Doch Traute kannte bereits Leute in der Stadt, über die ihre Vermieter so gut wie nichts wußten. Von da an änderte sich überhaupt manches in ihrem Leben. So ließ sie auf ihre Kosten ein Telefon in die Wohnung legen; zwar auch zur Verwendung für die Vermieterfamilie, doch anzunehmender Weise besonders für sich, womöglich aus bestimmten Gründen, die sich vielleicht erahnen lassen. War Traute nun zunehmend mit geheimen Angelegenheiten beschäftigt? Stand sie in Verbindung der „Kette" (Arbeitstitel), beziehungsweise gehörte sie dieser an? Oder wirkte sie mit dem Netzwerk Sechmet zusammen? Sie besaß eine Pistole, das hatten die Vermieter gesehen. Wahrscheinlich war es ihre, die sie mitgenommen hatte. Viel heißen mußte die Pistole allein nicht, zumal die Waffengesetze damals nicht streng waren.

Über geheime Angelegenheiten hat Traute selbstverständlich bei ihren Vermietern nicht gesprochen. Und doch erinnerte man sich in dieser Familie noch an ein schönes Märchen, welches „Renata" den Kindern erzählt hatte, als sie von einem ihrer wenigen mehrtägigen Ausflüge zurückkam und die Kinder neugierig waren. Da hatte Traute eine romantische Geschichte erzählt, von einem grauen Schiff, das sich unsichtbar machen konnte und das auch tun mußte, weil es glänzende Goldstücke zu guten Menschen bringen mußte, Seeräuber es aber ausplündern wollten. Und so durchlebte das Schiff, das selbst eine Seele hatte, zusammen mit der Besatzung, die aus Jungen und auch aus Mädchen bestand, viele Abenteuer… Dieses Märchen für die Kinder war so beeindruckend, daß es noch durch mehrere Generationen weitererzählt wurde. Steckte hinter dem Märchen für die Kinder aber vielleicht doch mehr? Hatte es einen wahren Kern? Eine ganz vage Vermutung! Traute beschäftigte sich eben gern mit den Kindern.

Sie war inzwischen mit einem Herrn der guten Gesellschaft von Montevideo verheiratet (der Name ist bekannt). In den nächsten Jahren hielt sie Kontakt zu ihren ehemaligen Vermietern, welche auch zur Hochzeit eingeladen wurden. Geburtstage, Weihnachten und Ostern vergaß sie für die Kinder nie. Sie ging auch weiterhin zu demselben Herrenfriseur dort in der Nähe, und bei solchen Gelegenheiten traf man sich hin und wieder. Ihre Frisur behielt sie so bei, wie sie sie beim erstenmal hatte machen lassen. Traute besaß auch wieder ein kleines Auto (den Typ wußte man nicht, es könnte ein Fiat Topolino gewesen sein).

Kleines Auto

 

Im Frühjahr 1957 brach die persönliche Verbindung Trautes zu ihren ehemaligen Vermietern ab. Das entsprach nicht ihrer Art, es war äußerst ungewöhnlich. Auf besorgtes Nachfragen erfuhren die ehemaligen Vermieter, Traute (d.h. Renata) sei zusammen mit ihrem Gatten auf Reisen gegangen. Offenbar kehrte das Ehepaar in den nächsten Jahren nicht zurück. Es hieß, sie hätten sich ein Anwesen in Spanien gekauft. Ihr Hausstand in Montevideo war jedoch nicht aufgelöst worden. Allerdings sind diese Informationen inzwischen aus zweiter und sogar dritter Hand, da Trautes ehemalige Vermieter längst verstorben sind.

Selbstverständlich können wir nicht restlos sicher sagen, ob die bewußte Deutsche, welche sich in Montevideo Renata nannte, tatsächlich die Traute der Vril-Gesellschaft war. Die Argumente, die sich dafür ins Feld führen lassen, können aber schwerlich alle purem Zufall zugeschrieben werden. Auf alle Fälle lohnt es sich, die Eventualität sorgsam zu betrachten. Briefe aus der, von den Damen Johanna v.H. und Charlotte D. (die beide den Vril-Kreis noch aus eigenem Erleben kennen) verwalteten „Vril-Korrespondenz" weisen wohl deutlich diese Richtung. So manches paßt sogar in verblüffenden Einzelheiten. Und wenn es sich tatsächlich so verhielt, wenn Traute also ab dem Frühling 1945 in Montevideo lebte – zunächst unauffällig in einem möblierten Zimmer, dann als Ehefrau eines einflußreichen Mannes der ersten Gesellschaft, so ergeben sich daraus viele Möglichkeiten. Auf alle Fälle bietet sich hier ein weitgehend neuer Ansatz, um die Geschehnisse um die Vril-Gemeinschaft ein wenig durchschaubarer zu machen, einiges dabei sogar in einem neuen Licht zu sehen.

Manche engagierte Anhänger/innen der Vril-Dinge sind jetzt vielleicht ein bißchen enttäuscht, weil Weltraumschiffe usw. auf dem Weg einer der wichtigsten Vrildamen keine Rolle zu spielen scheinen. Auf alle Fälle läßt sich von so etwas nichts erkennen. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, daß wir hier von Traute A. sprechen, derart groß, daß wir durchaus von Gewißheit reden könnten. Traute ist auch ohne „UFO" eine faszinierende Frauenpersönlichkeit gewesen, und was wir über sie erfahren konnten, sowie durch Kombinationen zu einem Gutteil erkennbar machen, erscheint uns bedeutsam genug. Rein menschlich gesehen offenbart sich außerdem das Gesicht einer sympathischen Frau, die mit Mitte 40 und darüber hinaus jung und schwungvoll blieb. Und wer weiß denn auch, was die Vril-Angelegenheiten alles beinhaltet haben? Vielleicht ja auch geheimdienstliche Tätigkeiten hier auf unserer Welt, um der Sache, die vielleicht mehr umfaßt als die meisten Menschen sich vorstellen können, zu nützen!

Was den Ort Montevideo und den Staat Uruguay anbetrifft, so ist dessen Lage zwischen Argentinien und Brasilien sowie mit Zugang zum Meer fraglos besonders günstig – besonders vorteilhaft auch für eine geheime Aktivität, wie die der Abwehr, aber auch dem Vril-Kreis, durchaus unterstellt werden kann.

Uruguay

Ist es also Zufall, wenn (wahrscheinlich) Traute A. von der Vril-Gemeinschaft ab April/Mai 1945 ihren Standort in Montevideo wählte? Wenigstens für ihre ersten Jahre außerhalb Deutschlands, denn für wie lange sie in Uruguay blieb, wissen wir nicht. Und ist es gleichfalls Zufall wenn, Jahrzehnte später, Vera J. ebenfalls Montevideo als ihren ersten Anlaufplatz in Südamerika benutzte?
Die geheimen Abenteuer der Vera J. ? – Ein paar Dinge mehr zum Nachdenken!


P.S.: Der mehrfach erwähnte letzte Brief von Traute an Leonie ist sehr umfangreich, obwohl die Damen D. und v.H. vermutlich einigte Stellen entfernt haben. Er enthält eine Menge an aus persönlicher Sicht interessanten Details, vielleicht auch da und dort versteckte Hinweise. Im großen und ganzen handelt es sich jedoch um einen Brief, der den meisten Leserinnen und Lesern hier im Internet wenig geben könnte. Aus diesem Grunde ist seine Veröffentlichung bisher nicht vorgesehen.

Ferner sei angemerkt, was sowieso logisch sein dürfte: einige der Abbildungen sind lediglich gut passende Platzhalter (so u.a. auch die He 177).

Zuletzt noch schnell für speziell Z-Plan-Interessierte: Wie stark sind die Ähnlichkeiten zwischen Traute und Vera nun wirklich gewesen? Aus erster Hand vermögen wir das natürlich nicht zu sagen. Aber es hat bemerkenswerte Ähnlichkeiten gegeben, sowohl äußerlich und hinsichtlich des patriotischen Engagements wie auch in der Wesensart. Beide schrieben auch gern und beide spielten Klavier. Daß äußere Ähnlichkeit auch innere bedeutet, hat sich hier wieder einmal bewahrheitet.

       
               
               
     

       
               
               
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