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Sehen und Sein

       
     
       
     

Sehen und Sein

       
     
       
      Sehen und Sein

Dieser Artikel ist durch zwei andere in der August-CN-Ausgabe angeregt worden, er behandelt aber doch ein eigenes Thema, das im Grunde alltäglich ist – bloß fällt das kaum jemandem auf, und darum ist es wichtig!

Sehen wir Menschen immer, was wir zu sehen glauben? Oder sind Sehen und Sein oft viel unterschiedlicher von einander, als wahrgenommen wird? Höchstwahrscheinlich!

Die beiden Artikel dieser CN-Ausgabe, die uns auf dieses Phänomen besonders stießen, sind die Geschichte um die geheimnisvolle Mädchenmaske (hier im „Einblick"), und der AZP-Artikel „Wo sich Kreise schließen" im „Ausblick", resp. hier nicht der Artikel selbst, sondern ein paar zusätzliche Kenntnisse zu dessen Themenkreis). In diesen beiden Artikeln kommen Motive vor, die uns an zwei andere Geschichten erinnerten, welche ähnlich gelagert sind: Die Geschichte von den beiden Schwestern, die Madonnen-Erscheinungen haben in C.G. Jungs „Psychiatrischen Studien (Band 8 sowie besonders die weiteren Aufzeichnungen dazu), und die Erzählungen eines Bekannten, der fest davon überzeugt ist, sowohl in Deutschland wie auch in Südamerika „UFOs" gesehen zu haben. Alle die vier Schilderungen, von denen wir gleich sprechen wollen haben eines gemeinsam: Die Personen haben gesehnen, was sie zu sehen glaubten – obwohl nichts davon wirklich da war!

Frau - Rosschweif

Da uns gewissermaßen ein Einführungstext zu allem Folgenden zur Verfügung steht, der gut begreifbar macht, über was wir an dieser Stelle sprechen, bringen wir zunächst den besagten Text. Das hat an sich nichts mit dem Buch „Z-Plan" oder dem AZP zu tun, es bietet sich hier aber für das Thema einfach an. Bei dem nachstehenden Text handelt es sich um einen kleinen Auszug aus dem neuentstandenen Zusatzkapitel der in Vorbereitung befindlichen Neufassung von „Z-Plan". Dieses ist naturgemäß niemandem, außerhalb des engsten inneren Kreises bekannt. Es geht jetzt auch nicht um die Romanhandlung, sondern um die in dem Auszug sehr anschaulich dargelegte Grundsatzüberlegung:

„Wie hatte Felix, der sich jetzt Karim Al Mansur nannte, doch gesagt: «Mitunter genügt da ein starker Gedanke, ein nur unbewußter Wille, und es kommt zur Auferstehung» Lukowsky setzte sich in einen der hellbraunen Sessel und legte die Füße auf den niedrigen Tisch. Nein, dachte er nach ein paar Minuten: So ähnlich war die junge Frau, die ihm eben aufgefallen war, Vera Jörgens wohl doch nicht. Da mochten innere Bilder mit den äußeren verschmolzen sein. Die Augen nehmen zwar die Eindrücke auf, doch zu den Bildern, die wir dann sehen, werden diese ja erst im Gehirn – oder im Geist; und dort wartet immer bereits Vorbereitetes, was zu Täuschungen führen kann; und keiner vermag das zu überprüfen. Aufgrund dieses Prinzips, daß im Inneren vorbereitete Bilder gewissermaßen über etwas gestülpt werden, was die Linse und Kamera Auge aufnehmen und zum Gehirn leiten, mochten manche Menschen Mutter-Gottes-Erscheinungen haben, die es nicht gab, und andere Leute sahen UFOs, die nicht vorhanden waren. Ja, vielleicht hatte es eben die junge Frau, die anscheinend Vera so ähnlich sah, gar nicht gegeben, sondern einfach ein Mädchen mit einem Pferdeschwanz, der ein bißchen länger war als man es häufig sah, was durch den Wind besonders auffiel. Und weil das an Vera erinnern konnte, formte das Innere dieses von außen zugetragene Bild um, so daß es Vera sehr ähnlich sah? Durch Felix’ Besuch aus der Vergangenheit war die Erinnerung an Vera wohl besonders plastisch gewesen, und ebenso der Wunsch, sie zu sehen. Möglich, dachte Lukowsky: möglich. Aber seine akademische Betrachtung, so logisch sie ihm auch erschien, überzeugte ihn doch nicht. Er angelte den Aschenbecher vom Tisch und placierte ihn auf der Sessellehne. Wahrscheinlich war ja alles ganz anders, dachte er: die junge Dame, die Vera – vielleicht – sehr ähnlich sah, wohnte woanders, vielleicht mitten in Paris oder auch in Neuilly oder in Ivry, jedenfalls nicht in der Nähe. Und sie empfand auch nicht wie Vera Jörgens – möglicherweise. Alles immer nur: möglicherweise!"

Soweit der Auszug aus dem Roman. In diesem wird etwas gesagt, was jeder mehr oder weniger weiß, ohne sich dessen bewußt zu sein: Das Auge ist Linse und Kamera, es nimmt Bilder auf und leitet diese zum Gehirn. Erst dort, im Gehirn, werden die Bilder definiert und durch den unfaßbaren Geist zugeordnet. Wir sehen also, was der Geist das Gehirn zu sehen heißt! Und das ist keineswegs immer das, was das Objektiv Auge tatsächlich aufnimmt!

Auge - Sehen

Es kommt sicher sehr oft vor, daß wir Dinge „sehen", die „Objektiv und Kamera Auge" niemals aufgenommen haben! Vielmehr „sehen" wir, was unser Geist dem Gehirn wahrzunehmen diktiert! Das ist so, doch weil sich die meisten Menschen dessen nicht bewußt sind – und es oft auch gar nicht würden wahrhaben wollen – „sehen" sie, manchmal was nicht da ist! Das hat zumeist nichts mit Wahnsinn zu tun, es kommt alle Tage vor, bei großen oder kleinen Dingen, und es widerfährt jedem, wenigstens da oder dort.

Dazu können wir nochmals kurz einen Blick in das Buch „Z-Plan" tun, und zwar an eine Stelle, die – abgesehen von der dies durchlebenden Figur im Roman – nicht erfunden ist: Nachdem Lukowsky glaubt, Vera habe sich umgebracht, ist er in einem Moment während einer Nacht fest davon überzeugt, Vera leibhaftig im Türrahmen stehen zu sehen. So hat der Verfasser des Buchs es sich tatsächlich in ein paar Augenblicken eingebildet, und er glaubte, die reale Vorlageperson zu Vera so zu sehen, quasi aus dem Jenseits gekommen. Das war natürlich unmöglich, denn inzwischen wissen wir alle, daß diese Frau sich nicht umgebracht hat, sondern irgendwo munter lebt auf diesem Planeten (im Roman bleibt es für Lukowsky in diesem Punkt aber bei der ursprünglichen Fassung, was eben gesagt sei).

Schattentür

Zu der vermeintlichen Vision, eine verstorbene Frau im Türrahmen stehen zu sehen, wäre es mit Sicherheit nie gekommen, hätte der Mann gewußt, daß sie ja gar nicht im Jenseits ist! Da diese Gedanken aber gerade zu der Zeit sehr stark bei der vermeintlich nunmehr jenseitigen Vera waren, stülpte die aus dem Unbewußten wirkende Phantasie deren Bild gewissermaßen über einen belanglosen Schatten – und Vera wurde „gesehen".

Eine im Prinzip ähnliche Geschichte haben wir bei dem Mann, der in jener Mädchenmaske die Tochter seines Turnlehrers wiederzuerkennen glaubte und meinte, dies sei eine „Totenmaske" von ihr (siehe dazu den Artikel). Es stellte sich heraus, daß dieses Mädchen tatsächlich schon im Alter von 19 Jahren durch einen Unfall ums Leben kam, was aber nicht heißt, jene Maske müsse ihre Totenmaske sein. Als es dem Mann auch gelungen war, ein Foto des Mädchens im Alter von 18 oder 19 zu beschaffen – denn er hatte sie nur zwischen 14 und 17 Jahren gekannt – fand er die Ähnlichkeit mit der Mädchenmaske auch gar nicht mehr so groß, er wurde diesbezüglich zumindest unsicher. Zuvor hatte ein Blick in dieser Maske erkannt, was sein Geist erkennen wollte! Und dies hatte eine Einbildung bewirkt.

Sehen und Sein

Es ist gewiß auch kein Zufall, daß das Wort Einbildung das Wort Bild enthält: Wenn sich ein nicht vorhandenes Bild einprägt, ist das eine: Einbildung.

Dieses Prinzip trifft auf vieles zu, und so manche Einbildung vergleichbarer Art ist keineswegs etwas Unnatürliches oder gar Krankhaftes. Es hat in aller Regel nichts mit Besetztsein durch fremde Wesenheiten zu tun. Meist ist es einfach die Umsetzung einer starken Sehnsucht, die aus diesen oder jenen Gründen im realen Leben der betreffenden Person keine Chance auf Erfüllung hat, in eine vermeintliche Wirklichkeit, welche allein subjektiv für die bestimmte Person existiert.

Ein weiteres gutes Beispiel dafür ist der Fall der beiden Schwestern, welchen die Madonna erschien, wie C.G. Jung es schildert. Damit soll nicht unbedingt gesagt sein, echte Erscheinungen der Mutter Gottes seien unmöglich – aber falls es solche gibt, sind sie gewiß äußerst selten, und höchstwahrscheinlich kommen gerade bei Nonnen keine echten Erscheinungen der Madonna vor, sondern wenn, dann eher bei natürlich lebenden Mädchen oder Frauen.

Madonna von Guadalupe

In dem von C.G. Jung geschilderten Fall war es zunächst nur eine von zwei Schwestern im Alter von 12 und 14 Jahren, die von Madonnen-Erscheinungen berichtete. Das Mädchen hatte zuvor viel über dergleichen gelesen, und in dem Haus gab es auch eine hübsche Madonnen-Figur.

Die Madonnen-Erscheinungen kamen dem Mädchen stets abends und nachts, wenn sich an den Wänden des Schlafzimmers durch draußen vorbeifahrende Autos bewegliche Fensterschatten bildeten. Aus solchen wurde für das Mädchen das lebendige Bildnis der Mutter Gottes, und zwar dergestalt, wie es der Madonnen-Fugur im Wohnzimmer entsprach.

Die andere Schwester bemerkte davon zunächst nichts. Nach einer Weile aber „sah" dann auch sie die Madonna, ebenso wie ihre Schwester.

Beide Mädchen waren fest davon überzeugt, wirklich die Jungfrau Maria zu sehen!

In Wahrheit „sahen" sie wohl ein im Inneren selbst suggeriertes Bild.

Außer solch spirituell gelagerten Motiven, die auf religiösem Glauben oder Liebe, resp. Verliebtheit hervorgehen, kann es aber auch zu verhältnismäßig banalen Einbildungen kommen, von deren Wahrhaftigkeit die betreffenden Personen fest überzeugt sind. Relativ häufig vorkommende Beispiele dafür sind „UFO"-Sichtungen, die niemals wirklich stattgefunden haben, von denen auch keine fotografisch dokumentiert werden konnte, an die jedoch geglaubt wird. So etwas findet sich sowohl bei Menschen, die an außerirdische UFOs glauben, wie auch bei anderen, deren Interessensgebiet deutsche Fluggeräte in „UFO"-Form sind.

UFO-X

Irgend etwas, das nicht das Geringste mit einem „UFO" zu schaffen hat und auch nicht entfernt wie die Vorstellung von einem solchen aussieht, wird bei den betreffenden Menschen auf dem Weg Auge-Gehirn-Geist zum „UFO"; und zwar immer zu einem jener Form, mit dem er sich gerade gedanklich beschäftigt. Das wahre Bild kann eine Wolke sein, ein Hubschrauber bei Nacht oder ein in großer Höhe fliegendes Flugzeug – das Innere der betreffenden Person formt es zum „UFO" um, ohne sich dessen bewußt zu werden. Das reale Gebilde vor den Augen verschmilzt mit einem im Gehirn vorgeformten Muster – und dieses wird gesehen. Die betreffenden Personen sind fest davon überzeugt und meist empört, wenn ihnen jemand sagt: „Nein, Du hast da kein UFO gesehen. Es mag ja welche geben – aber Du hast kein solches gesehen". Die Einbildung dessen, der meint ein „UFO" gesehen zu haben, bleibt aber meistens stärker, zumal bei dergleichen oftmals noch mitspielt, daß der Betreffende sich für etwas Besonderes, quasi einen „Auserwählten", halten möchte.

Auf welche Weise auch immer: jedem von uns passiert es, oder kann es passieren, Dinge zu sehen, die nicht da sind. Sehen und Sein stimmen nicht immer überein.

       
               
               
     

       
               
               
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