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Inzwischen in Peru

       
     
       
     

Inzwischen in Peru

       
     
       
      Inzwischen in Peru

In Peru ist Rolando M. inzwischen von der theoretischen Vorarbeit zu den ersten praktischen Schritten übergegangen. Zuvor hatte er in Caracas nochmals einiges unternommen, um an alte Spuren von Vera eventuell anzuknüpfen. Diese Bemühungen zeigten keinen Erfolg. Anders hatte es wohl auch niemand erwartet. Offenbar ein bißchen angesteckt von diesem Motiv. Er hatte aber ohnehin noch Zeit, denn in Peru wollte er zunächst einen Mann treffen, der dort erst in ca. zwei Wochen eintreffen würde. Dieser Mann ist ein US-Amerikaner namens Henry W. aus Louisiana, wo er gerade bei seiner Familie zu Besuch war, lebt seit Jahrzehnten meist in Südamerika, überwiegend in Peru, wo er sich mit nicht näher definierten Forschungsarbeiten befaßt, wie er sagte. Schon in den 1950er Jahren hatte Henry W. ähnlichen Fährten japanisch-deutschen Goldes verfolgt, wie Rolando M. es jetzt vorhatte. Rolando erhielt den Hinweis von einem ihm bekannten brasilianischen Abenteurer, der schon mehrfach mit Henry W. zusammengetroffen war und auch dessen Kontaktdaten besaß, sowohl in Pisco in Peru wie auch in Leeville, Louisiana. Aufgrund eines Telefongesprächs, bei dem Rolando sich auf seinen brasilianischen Bekannten berufen konnte, erfuhr Rolando von Henry W., dieser werde in etwa zwei Wochen wieder in Peru sein, und er wäre bereit, ihn dort zu einem Gespräch zu treffen. Weil Rolando somit in Caracas noch Zeit übrig hatte, spürte er auch der jungen Frau erneut nach, die äußerlich an Vera erinnern konnte. Dabei erzielte er einen kleinen Erfolg, oder besser gesagt: er fand einen Ansatzpunkt, der zum Erfolg führen kann, wenn diese Suche fortgesetzt wird. Da aber nichts konkret dafür spricht, daß jene junge Dame mit den Angelegenheiten wirklich etwas zu tun hat, besteht dafür kein aktueller Grund. So stellte Rolando diese Hobby-Nachforschung vorerst ein, als es an der Zeit war, Henry W. zu treffen.

Suedamerika  -  Peru

Rolando nahm das Flugzeug nach Lima. Dort kaufte er sich preiswert einen robusten Wagen, den er in der nächsten Zeit zu benutzen beabsichtigt. Es ist ein hellgrüner VW aus mexikanischer Produktion, wie Rolando berichtet. Mit diesem besuchte er Henry W in dessen peruanischem Wohnsitz, nicht allzu weit südlich von Lima. Der US-Amerikaner war über den Besucher sehr erfreut, weil dieser jetzt die gleichen Interessen hatte wie er vor Jahrzehnten, und ihn das an seine Jugend erinnerte. Mittlerweile war Henry W. ein alter Mann, aber trotzdem kein Greis. Er erzählte Rolando M., der sich vorerst nicht als Deutscher zu erkennen gab, sondern den Venezuelaner vorgab, seine Geschichte.

Während des Zweiten Weltkriegs war er auf einem Zerstörer zur See gefahren, der durch japanische Sturzkampfbomber vor der malaiischen Küste so schwer beschädigt worden war, daß er aufgegeben wurde. Der Großteil der Besatzung konnte sich an Land retten. Doch dort gerieten sie alle in Gefangenschaft.

US-Zerstörer

Von den Japanern seien sie nicht gerade besonders gut behandelt worden, erzählte Henry W. Die kräftigsten von ihnen, zu denen er gehörte, seien verschifft und woanders hin gebracht worden, ohne daß sie genau wußten, wo sie sich dann befanden. Nicht immer, aber zeitweilig, seien sie auch zu Arbeiten herangezogen worden. Es war zu bemerken, daß der alte Mann manches von damals noch immer in unangenehmer Erinnerung behalten hatte. Von zwei Kameraden, die auch schon zu Arbeiten eingeteilt worden waren und dann in dasselbe Lager kamen, hätte er sonderbare Geschichten gehört, so erzählte Henry W., Geschichten von geheimen Goldtransporten der Japaner, bei denen auch Deutsche mitgemacht hätten. Sie nahmen damals an, daß nicht nur deutsche U-Boote, sondern vielleicht auch andere deutsche Kampftruppen zur Unterstützung der Japaner an der Pazifikfront seien. Einer habe behauptet, ein deutsches Flugzeug gesehen zu haben, ein riesengroßes mit sechs Motoren, das auch auf dem Wasser landen konnte, und wenn es wieder startete, zog es seine Stützschwimmer in die Tragflächen ein wie ein Fahrwerk (solche Maschinen gab es in kleiner Stückzahl, die Bv 222 und Bv 238, sogar das Detail der einziehbaren Schwimmer stimmt; aber es besteht keinerlei Hinweis darauf, daß solch eine Maschine an der Pazifikfront operiert haben sollte).

Bv-238

Es ist möglich, daß die damalige US-Kriegspropaganda solche Behauptungen getätigt hat, welche dann womöglich die Phantasie der Menschen beflügelte? Wir wissen das nicht, es müßte sich aber noch herausfinden lassen. Auf alle Fälle hatte sich in Henry W. die Vorstellung festgesetzt, es sei auf diese Weise viel Gold nach Südamerika gebracht worden, und zwar nach Peru. Alle Einzelheiten der Erzählungen des alten Amerikaners liegen uns noch nicht vor.

Nach seiner Befreiung aus der Kriegsgefangenschaft erlebte Henry W. zuhause in den Vereinigten Staaten etwas, das ihn tief erschütterte: seine Freundin, an deren Treue er geglaubt hatte, war inzwischen mit einem anderen Mann verlobt. Henry verfiel monatelang in Schwermut. Er fand nicht recht in das normale Leben zurück. Es hat nicht viel gefehlt, und er wäre zum Trinker geworden. Da rettete ihn die Idee, nach Peru zu reisen und nach dem vermeintlichen Gold zu suchen. Er bat seine Eltern um das nötige Geld, was diese ihm auch gaben, und reiste los.

In Peru fehlte es ihm an Kontakten. Die Südamerikaner sympathisierten fast alle mit den Deutschen, in Peru auch mit den Japanern. Auf viel Unterstützung konnte er daher nicht rechnen. Doch mit Hilfe von Geld, von dem er noch etwas hatte (der US-Dollar hatte damals einen höheren Wert als heutzutage), gelangte Henry schließlich doch an einige Informationen. Diese wiesen allerdings nicht in die Anden im Norden, sondern in die urwaldähnlichen Regionen süd-östlich von Lima, welche zu jener Zeit noch weitgehend unberührt waren. Henry versuchte dort sein Glück, er meinte auch eine interessante Höhle entdeckt zu haben, an deren Eingang mit Zement gemauert worden war. Gold oder sonstige Schätze entdeckte er jedoch nicht.

Peru-16

Trotzdem fand Henry in Peru sein Glück, denn er lernte ein schönes Mädchen kennen. Die beiden heirateten und bekamen Kinder. Die Kinder waren mittlerweile alle in die Vereinigten Staaten gegangen. Die Frau wollte das nicht, und so blieb Henry mit ihr in Peru. Er fühlte sich dort auch sehr wohl. Obgleich er kein Studium hatte, machte Henry sich als Forscher in der peruanischen Frühgeschichte einen gewissen Namen. Außerdem eröffnete er ein Geschäft, das bald gut ging.

Jetzt enthüllte ihm Rolando, daß er Roland heiße und Deutscher ist. Und er erzählte dem alten Herrn, daß er auf dessen Spuren wandle – gewissermaßen. Henry war körperlich nicht mehr in der Lage, solch eine Abenteuertour mitzumachen. Auch wollte er seine Frau nicht allein lassen. Doch er beschrieb Roland M. genau, wo seiner Meinung nach eine Suche Zweck haben könnte. Obwohl Roland nach wie vor davon überzeugt ist, das vor allem in den Anden zu suchen ist, besondern im Norden Perus, an Stellen, wo die Berge fast bis ins Meer reichen, wird er doch zuerst der von Henry gewiesenen Spur folgen.

       
               
               
     

       
               
               
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