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Hanns Heinz Ewers

       
     
       
     

Hanns Heinz Ewers

       
     
       
     

Hanns Heinz Ewers

Schon in CN II haben wir einen ausführlichen Artikel über den Dichter Hanns Heinz Ewers gebracht. Das liegt also etliche Jahre zurück. Trotzdem wollen wir nicht einfach den alten Aufsatz wiederholen. Wer sich in vielen Details über Hanns Heinz Ewers informieren will, tut dies am besten über den Internet-Auftritt der Hanns-Heinz-Ewers-Gesellschaft in Meerbusch (Link dorthin finden Sie am Schluß dieses Artikels). Das ist gewiß keine verlorene Zeit.

Hanns Heinz Ewers war einer der großen Avantgardisten seiner Zeit. Er wurde 1871 in Düsseldorf geboren. Er stammte aus einer Künstlerfamilie. Er verstarb 1943 in Berlin. Doch gute Biografien von ihm sind an mehreren Stellen im Internet zu finden. Wir möchten heute auf spezielle Weise über ihn sprechen – über manches, was ihm selbst, so er uns von „drüben“ aus bemerkt, wahrscheinlich wichtig sein würde.


Hanns Heinz Ewers war zu seinen Lebzeiten ein ebenso bewunderter wie umstrittener Dichter, in jeder Phase seiner Entwicklung, und umstritten ist er in gewisser Weise noch heute, wenn auch überwiegend aus anderen Gründen als zu jenen Zeiten, da er ein international berühmter Schriftsteller war – sicher eine der leuchtendsten und gleichsam schillerndsten Erscheinungen seiner Epoche. Schon in der Phase seiner größten Erfolge wurde Hanns Heinz Ewers geliebt und bewundert, gehaßt und beschimpft gleichermaßen. Germanisten kritisieren zu Recht die häufigen Satzumstellungen, die wie ein krampfhaftes Stilmittel erscheinen können und in der Tat die einzige sprachliche Schwäche in Hanns Heinz Ewers’ Werken sind. Es trifft wohl auch zu, daß diese Eigenheit als eine solche bemerkbar werden und von anderen Schriftstellern unterscheiden sollte. Objektiv ist sie kein Vorteil, das muß gesagt sein. Diese Eigenart ist schon bei den frühen Werken von HHE zu bemerken, wie etwa bei „Die Spinne“, seinem ersten großen Erfolg in jungen Jahren. Dieses Werk wurde auch gleich ins Französische sowie dann in mehrere andere Sprachen übersetzt.

 


Kritik wurde aber auch immer wieder an seiner Lebensweise geübt. Zeitweilig – besonders in seiner frühen Zeit – befaßte sich HHE mit der Philosophie von Max Stirner, der eine Auffassung von vollständiger Subjektivität verfocht und die Existenz allgemeingültiger Werte verneinte. Ob durch Stirner beeinflußt oder – wahrscheinlicher – einfach aufgrund von Veranlagung, ist HHE zeitlebens ein Egozentriker gewesen, vielleicht mitunter sogar ein Egoist. Familie bedeutete ihm wohl nie viel. Um seine Tochter, sein einziges Kind, hat er sich nicht nennenswert viel gekümmert. Er lebte sein Leben, mit einem hedonistischen Einschlag. Es gab nichts, was er nicht ausprobieret hätte, Rauschgifte eingeschlossen. Allerdings ist er zu keinem Zeitpunkt Rauschgiftsüchtig gewesen. Davor schützte ihn sein starker Wille. Er trank auch nie sonderlich viel. Für ausgelassene Feten hatte er aber viel übrig, besonders in seiner Jugend. Hanns Heinz Ewers war ein sehr gut aussehender Mann – und ein Frauenheld, wie sicher gesagt werden kann. Während seiner späteren Zeit galt er als „der schönste Mann von Berlin“, und einen ähnlichen Ruf genoß er dann auch in New York. Es ist nicht falsch, HHE – auch – einen Playboy mit viel Niveau zu nennen; einen Playboy - und einen weltreisenden Abenteurer gleichermaßen, so sehr sich diese beiden Züge auch von einander unterscheiden mögen.


Vielleicht wäre es nicht falsch zu sagen: Im Grunde ist Hanns Heinz Ewers ein Mensch der 1970er Jahre gewesen, die er auf Erden nicht mehr erlebte. Er würde sicher als einer der ersten LSD versucht haben, ohne je von dergleichen abhängig zu sein. Er kannte auch keine Vorurteile gegenüber einer sexuellen Norm und abweichenden Veranlagungen, obschon er selbst in dieser Hinsicht stets ganz natürlich blieb. Er hatte keine Neigung zur Homosexualität, verwarf diese aber auch nicht, wofür etwa seine Verbringung zu Oscar Wilde spricht. Es braucht aber nicht zu verwundern, wenn ein Mann wie HHE zu seinen Lebzeiten für viele als „Bürgerschreck“ galt.

 


Das Bekenntnis zu einem ausgelebten Individualismus hat Hanns Heinz Ewers von Stirner vielleicht nicht übernommen, aber es entsprach seiner Wesensart. Möglich, Stirners Einfluß war da in Wahrheit gering. Das ist sogar anzunehmen. HHE war nicht der Mann, der Vorbilder gebraucht hätte. Er mag Fehler gehabt haben, doch Mangel an Selbstbewußtsein war keiner von davon.

Diesem Zug an ihm verdanken wir wahrscheinlich die wertvollsten seiner Werke. In seinem größten – dem Roman „Vampir“ – verbindet sich all die Besonderheit der Persönlichkeit Hanns Heinz Ewers mit einer Erkenntnis, die wir von ihm lernen können: In schweren Zeiten haben die Deutschen nichts anderes außer sich selbst. Darum soll man nicht zum engstirnigen Nationalisten werden – aber man muß sehen, was Realität ist. Das hat Hanns Heinz Ewers am eigenen Leibe erfahren. Der Lernvorgang und der Weg vom Kosmopoliten zum bewußten Deutschen, den das Leben ihm aufzwang, all dies wird in seinem Buch „Vampir“ lebendig. HHE hatte sich gewünscht, die Menschen in der Welt mögen anders sein – doch sie waren es nicht. In Kriegszeiten fand er sich mit seinen kosmopolitischen Anschauungen und Gefühlen allein – und er erkannte, daß diese nichts zählten, daß die Geschichte vielmehr jenen Menschen Recht gab, die national dachten und empfanden. Vermutlich während eines nächtlichen Spaziergangs durch New York wurde ihm bewußt, daß allein ein Weg der richtige sein konnte, und daß auch er diesen fortan gehen würde (siehe in seinem in Ansätzen autobiografischen Roman „Vampir“).


Um das Wesen von Hanns Heinz Ewers zu kennen und zu verstehen – um auch zu begreifen, was schließlich seinen Lebensweg bestimmte -, ist es unbedingt nötig, sein Werk „Vampir“ zu kennen. „Vampir“ ist der dritte seiner Frank-Braun-Romane (neben „Alraune“ und „Der Zauberlehrling“). In der Figur des Frank Braun sah Hanns Heinz Ewers zweifellos bis zu einem gewissen Grade sich selbst. Wer die drei Frank-Braun-Romane liest – besonders „Alraune“ und „Vampir“ – erlebt quasi rückschauend mit, wie der Mann, der diese Bücher schrieb, sich weiterentwickelt.

„Vampir“ handelt während des Ersten Weltkriegs in den USA. Das Buch enthält eine Menge unmittelbar autobiografischer Züge, teils direkt, teils mittelkbar. Hanns Heinz Ewers’ „Vampir“ darf sicherlich als eines der besten Bücher der Weltliteratur bezeichnet werden. Wer es nicht kennt, hat etwas versäumt! (das Titelbild der ersten Ausgaben verrät übrigens, daß HHE auch zum damaligen CN-Kreis in freundschaftlicher Verbindung stand).

Es gibt sicher nur wenige Bücher von denen gesagt werden darf: Diesen Buch sollte man unbedingt kennen. Hanns Heinz Ewers’ „Vampir“ ist eines dieser ganz besonderen Bücher. Wer es kennenlernt, wird es sogar mehr als einmal lesen, und jedes Mal noch wieder etwas Neues darin entdecken.

 

 

Heutzutage sind Originale von Hanns Heinz Ewers’ Büchern recht teuer. Das betrifft vor allem „Vampir“, aber generell die drei Frank-Braun-Romane. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sie sich zu beschaffen. In jüngerer Zeit sind diese drei Romane in einer gesammelten Form neu erschienen. Wir kennen diese Fassungen allerdings noch nicht und können daher nicht sagen, ob die Bücher dort vollständig wiedergegeben sind. Das wird demnächst überprüft werden. Sollte das Resultat positiv sein, werden wir Sie darauf hinweisen.

„Alraune“, das bekannteste Werk von Hanns Heinz Ewers, dürfte aber auch in Neuerscheinungen vollständig sein. Es zeigt noch einen ganz anderen „Frank Braun“ und einen anderen Hanns Heinz Ewers als „Vampir“. Der Entwicklungsbogen ist da deutlich zu erkennen. Im „Vampir“ wird sogar mehrfach Bezug auf Personen genommen, die bereits in „Alraune“ erscheinen. Schon aus diesem Grund ist es sinnvoll, „Alraune“ zu lesen, bevor man sich an den „Vampir“ begibt. Diese beiden Bücher vermitteln auch viel über die Persönlichkeitsentwicklung von Hanns Heinz Ewers – eine Entwicklung, wie sie zumindest im ganz Grundsätzlichen vielleicht viele hier im CN-Kreis ein wenig betrifft.

 

 

Hanns Heinz Ewers’ Bücher wurden vor dem Zweiten Weltkrieg in 25 Sprachen übersetzt. Besonders in Frankreich sowie in den angelsächsischen Ländern erfreuten sie sich großer Beliebtheit. Namentlich in Frankreich vermochten daran auch zwei Weltkriege nichts zu ändern. Die Franzosen hielten dem deutschen Dichter Hanns Heinz Ewers immer die Treue. Speziell auf die französische und die angelsächsische phantastische Literatur übte Hanns Heinz Ewers fraglos erheblichen Einfluß aus.

Ewers selbst sah sich im geistigen Erbe von E.T.A. Hoffmann und Edgar Allen Poe, obschon von den gewählten Stoffen her doch große Unterschiede offensichtlich sind, bestehen beide Bezugnahmen sicher zu Recht.

 

Das Buch Alraune wurde fünfmal verfilmt (5x!), und das kann wahrlich nur von wenigen Büchern gesagt werden. Die erste Verfilmung fand noch in der Stummfilmzeit statt, die vorläufig letzte nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hildegard Knef, 1952. Am bekanntesten wurde zu Lebzeiten von HHE vermutlich die Verfilmung von 1928, mit Brigitte Helm in der Titelrolle. Leider zeigen deutsche Fernsetstationen lieber den letzten Abfall aus Hollywood, als gute deutsche und österreichische Filme älteren Datums zu bieten. Die Alraune-Verfilmungen wären es fraglos wert, wieder gezeigt zu werden.

 

Es soll aber nicht das Thema dieses Artikels sein, über die Werke von Hanns Heinz Ewers im allgemeinen abzuhandeln. Darüber gibt u.a. die Internetpräsenz der Hanns-Heinz-Ewers-Gesellschaft umfassend Auskunft, oder auch bei Wikipedia.

Von seiner Geschichte als Dichter her betrachtet, müssen auf alle Fälle auch Hanns Heinz Ewers’ Novellensammlungen beachtet werden, durch welche er seine erste Berühmtheit erlangte. So etwa durch „Die Spinne“, „Das Grauen“, „Die Besessenen“ und andere mehr, sowie das Spätwerk „Die schönsten Hände der Welt“.

 

Durch seine gruseligen und zum Teil okkulten Geschichten wurde Hanns Heinz Ewers bekannt, und mit dem Roman Alraune dann bald auch berühmt. In dem Roman der Vampir erweist er sich als ganz großer Dichter.

Weniger bedeutend sind vermutlich seine Reiseerzählungen. Hanns Heinz Ewers hat zahlreiche Reisen in ferne Weltteile unternommen. Diese Berichte sind aber sicherlich nicht charakteristisch für sein Werk. In den Reiseerzählungen, wie z.B. „Indien und ich“ oder „Reisen durch die lateinische Welt“ kommt mitunter nicht jene Souveränität zum Ausdruck, die ansonsten für Hanns Heinz Ewers typisch ist.

Ein Fehlversuch war sicherlich, als HHE den Anlauf unternahm, Schillers Geisterseher zu vollenden. Vielleicht seine einzige unnötige Arbeit, obschon sie nicht schlecht gemacht ist. Es mag aber auch sein, daß die Inspiration dazu zum falschen Zeitpunkt kam, in einer Phase seines Lebens, während der HHE mystischen Dingen innerlich vielleicht etwas fern stand.

 

 

Hätte er diese Arbeit zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff genommen, würde sie womöglich bedeutend geworden sein. HHE selbst hat an „seinem Geisterseher“ oft gezweifelt. Es wurde dem Geist Schillers nicht gerecht. Geschadet hat das seiner Reputation als Schriftsteller allerdings nicht.

Heutzutage ist der quasi politische Ruf von Hanns Heinz Ewers speziell durch die Werke „Reiter in deutscher Nacht“ und, besonders, „Horst Wessel“, beschädigt, aber auch schon durch „Vampir“. Politische Ignoranz hat dazu geführt, daß auch die kreativen literarischen Leistungen von HHE kaum noch gewürdigt, sondern zu Unrecht geschmälert werden. Dabei hat Hanns Heinz Ewers seine Überzeugungen niemals verraten, auch nicht an den Nazismus. Sogar in seinem Horst-Wessel-Buch kommt nicht eine einzige antisemitische Äußerung vor. Zu seinen jüdischen Freunden hat Hanns Heinz Ewers immer gestanden und manchem von ihnen geholfen. Aber es trifft zu: 1931 trat Hanns Heinz Ewers der NSDAP bei, an der ihm so vieles unendlich fremd sein mußte. Zu HHE, dem geborenen Individualisten, konnte eine uniformierte Massenbewegung wie der Nazismus unmöglich passen. Wenn er dennoch versuchte, dort Einfluß zu gewinnen, so sicherlich weil er meinte, vielleicht manches verbessern zu können, was ihm natürlicher Weise mißfiel – aber er tat es wohl auch, weil er einfach keine andere Möglichkeit mehr sah, in der Weimarer Republik etwas für Deutschland zu bewegen. Auch daran verlor er bald den Glauben. 1935 distanzierte Hanns Heinz Ewers sich von der NSDAP (es kann übrigens sein, daß Erik Jan Hanussen, den HHE in Berlin kannte, ihn in Richtung Nazismus beeinflußt hat. Hanussen war ja von der Sendung Hitlers überzeugt, und bis heute ist nicht restlos geklärt, wo Hanussen wirklich abblieb, denn die Angelegenheit um dessen Ermordung kann durchaus angezweifelt werden).

Was ihm sein Leben nach dem Ersten Weltkrieg noch brachte, ist zweifellos durch das Zerfallen seiner gesamten kosmopolitischen Vorstellungswelt geprägt. Er fühlte sich wohl wie ein Mann, der sein Leben bisher falsch gelebt hatte. Erkennbar wird dies vor allem in seinem Meister-Roman „Vampir“. Der oft und weit durch die Welt gereiste Hanns Heinz Ewers lebte in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg und während dieses Krieges in den USA. Dort lernte er auch die Frau kennen, die er heiratete: Josefine Bumiller.

 

Seine Verbindung zu Amerika war eng, aber durch Erlebnisse währen der Kriegsjahre in mancherlei Hinsicht schwer gespalten. Dennoch ist unübersehbar, daß HHE von Amerika auch später noch fasziniert war. 1918 und 1919 wurde er dort interniert. Nach Kriegsende konnte er nach Deutschland zurückkehren. Doch er war körperlich geschwächt. Er hat während der Internierung 1918 und 1919 in den USA keine Drangsalierung erlitten. Doch die psychische Enttäuschung durch all das, was er während der Kriegszeit erlebte, hat ihn tief getroffen. Er wurde nie wieder der, der er früher gewesen war, und das konnte wohl auch nicht sein.

All seine Illusionen von einer vermeintlich über sämtlichen Staatsangehörigkeiten stehenden globalen Kulturnation, zerschellten an dem stumpfsinnigen Nationalismus, dem er selbst nie erlegen war, dem aber gerade seine vormaligen Freunde aus England, auch aus den USA, auf einmal frönten. Fast alles, woran Hanns Heinz Ewers bisher geglaubt hatte, stellte sich als bloße Illusion heraus. Die Welt, in der er zu leben geglaubt hatte, gab es nicht – sie war Einbildung gewesen, es hatte sie niemals gegeben.

So wurde schließlich auch der weltgewandte und weltoffene Hanns Heinz Ewers national. Noch immer nicht stumpfsinnig nationalistisch, wie andere, aber er sah in den Scherben seiner Lebensträume die Spiegelbilder übelster nationalistische Hetze, wie sie besonders in den angelsächsischen Ländern gegen Deutschland betrieben wurde. Hanns Heinz Ewers, der persönliche Freundschaften trotz Krieg zwischen Staaten als über allem anderen stehend empfand, der sich solche Abstürze, wie er sie dann erleben musste, bei kultivierten Menschen gar nicht hatte vorstellen können, was zutiefst enttäuscht. Sein Bild von der Welt und den Menschen änderte sich.

 

 

Besonders betroffen machte ihn 1917/18 das Verhalten der häufig jüdischen Marxisten im Rücken der kämpfenden deutschen Front. Von alledem erfuhr er erst nach seiner Rückkehr nach Europa in Einzelheiten. Hanns Heinz Ewers, dem viele Juden so viel bedeuteten, war durch die kommunistischen Umtriebe sowie durch die Pamphleterie diverser Publizisten in der Weimarer Zeit zutiefst betroffen. Da dürften abermals vermeintliche Eckpfeiler seines Lebens eingestürzt sein.

Die meisten jüdischen Deutschen waren freilich ebenso patriotisch wie das Gros des deutschen Volkes. Eine kleine laute Minderheit aber war es nicht, diese forcierte den Kommunismus. Insgesamt ist die früher oft erwähnte Dolchstoßlegende durchaus keine Legende gewesen, sondern eine Tatsache. Und ohne dies (so sagt auch Churchill) hätte es zu einem Versailler Vertrag mit all seinen schlimmen Folgen nicht kommen können. Ohne diesen heutzutage meist unterschlagenen Aspekt der Geschichte läßt sich der Aufstieg des Nazismus in Deutschland überhaupt nicht erklären. – Und das führt uns wieder zu Hanns Heinz Ewers, dessen Wandlung auch als ein Resultat der geschichtlichen Gegebenheiten zu sehen ist.

Also geriet auch er, wie so viele Menschen, in den Sog des Verhängnisvollen. Hanns Heinz Ewers war darum trotzdem kein „Nazi“ im landläufigen Sinne. Und er distanzierte sich von dem, was der Nazismus in Deutschland tat, als es erkennbar wurde, und ebenso, daß auf eine Selbstreformierung des NS nicht mehr zu hoffen war. Das aber ist von den Offiziösen heutzutage vergessen. Allein die negativen Momente blieben präsent – und so konnte es geschehen, daß einer der bedeutendsten Dichter des XX. Jahrhunderts systematisch totgeschwiegen wird!

Hanns Heinz Ewers, der jetzt aus einer anderen Welt auf uns schaut, muß sogar noch heute erfahren, wie tragisch sein Irrtum war, als er an die globale Kulturnation aus allen Völkern glaubte. Die Illusion war zweifellos schön, und jetzt, im XXI. Jahrhundert, besteht vielleicht sogar die Chance, diesem Traum ein kleines Stückchen näher zu kommen. Hanns Heinz Ewers aber würde darauf vermutlich nicht mehr vertrauen.

 

 

Wir aber können noch immer viel Freude durch seine großartigen Bücher haben – und wir können nach wie vor von ihm lernen, besonders dann, wenn wir durch das geschichtliche Wissen der nach ihm Geborenen die Erkenntnisse einbeziehen, was Hanns Heinz Ewers aufgrund seiner Erdenzeit noch nicht kennen konnte.

Vieles, was er sich in den späten Jahren seines Erdenwegs vorgeworfen haben dürfte, vermochte er nicht mehr zu ändern. Und wahrscheinlich ist das gut so; denn ein anderer Hanns Heinz Ewers würde andere Bücher geschrieben haben, und seine bedeutendsten könnten wir dann heutzutage nicht lesen. Schön aber, daß wir das tun können! Kein anderer Dichter hat Vergleichbares geschrieben.

Die Hanns-Heinz-Ewers-Gesellschaft im Netz: www.hanns-heinz-ewers.com

       
               
               
     

       
               
               
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