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Gunfighter - Die letzten Ritter ?

       
     
       
     

Gunfighter - die letzten Ritter

       
     
       
      Einige von Ihnen werden sich angesichts unserer zwei Aufsätze zum Thema Gunfighter womöglich wundern – zumindest im ersten Moment. Und selbstverständlich hat CN nicht vor, zu einer Art von Waffenjournal oder Combat-Magazin im Internet zu werden, nein, ganz sicher nicht. Worüber wir hier und im folgenden sprechen, hat nichts, aber auch gar nichts, mit Mord und Todschlag à la „moderne westliche Gesellschaft" oder mit neuzeitlichen Ballergeräten zu tun. Das hier ist fernab von allem, was mit vielschüssigen Selbstladepistolen zu tun hat, deren mehr oder weniger fähige Benutzer sich mit beiden Händen an ihren neumodischen Schießprügeln festhalten während sie drauflos ballern – und wer so agiert, tut es nur aus Angst vor dem Gegner. Und eines ist gewiß: All solche Ballerschützen mit ihren hochmodernen Pistolen wären hoffnungslos verloren, müßten sie gegen echte Gunfighter antreten! Es ist nämlich unbestreitbar: Wer mit einem Single-Action-Revolver richtig umgehen kann, ist jedem anderen überlegen. Der Single-Action-Revolver bringt noch immer den schnellsten ersten Schuß. Und auf den ersten Schuß kommt es an. Aber es ist auch noch etwas: Der Mann, der mit diesem Revolver umgeht, muß nicht bloß dessen Mechanik beherrschen – sondern auch sich selbst, seinen Geist, seine lenkende Willenskraft.

Single action heißt hier: Vor jedem Schuß muß der Hahn von Hand neu gespannt werden. Es gibt kein Durchreißen des Abzugs und schon gar kein Geballer aus der Automatik. Einen Single-Action-Revolver hält man auch nicht mit beiden Händen, denn das ist ebenso unmöglich wie unnötig. So mancher Wildwest-Film hat insofern nicht ganz unrecht: Wer mit solch einem Revolver gut umgehen kann, ist den meisten Gegnern überlegen; und zwar ganz gleich, welche Waffen die anderen haben. Damals gab es noch keine Glock oder ähnliche Hochleistungspistolen, doch einem guten Gunfighter wäre das auch ganz gleich gewesen, er hätte mit seinem Colt SAA auf alle Fälle gesiegt.

Das „SAA" steht für: Single-Action-Army. Allerdings bevorzugten die Gunfighter Ausführungen mit 5 ¾ Zoll oder 6-Zoll-Lauf, also nicht die lange Armee-Variante.

 

Doch ehe wir darüber reden, wollen wir einen Blick in den Hintergrund tun, warum wir darüber bei CN sprechen.

Nun, zugegeben, einer des Kreises hat das daraus entstandene Hobby, das in den Vereinigten Staaten lebendig ist, einmal selber ein wenig betrieben und dazu deshalb ein besonderes, persönliches Verhältnis (und also nicht ohne Grund verwendet der Held des Romans ‚Z-Plan’ solch eine Waffe, während er moderne nicht leiden kann). Das alles hat jedoch nichts mit einer Neigung zu Gewalt zu schaffen, sondern: Es ist in der Tat eine letzte Spur von Ritterlichkeit auf diesem verkommenen Planeten, die im Geist der Gunfighter steckt – und irgendwie auch in den Single-Action-Revolvern. Das ist es, was für manche die Faszination ausmacht, was mit alledem verbunden ist; und nichts steht heutzutage dem Verbrechen und primitiver Gewalt ferner als das Gunfightertum!

Gunfighter-Meeting

 

Dies zeigt sich schon an einem anscheinend kleinen aber sehr wichtigen Detail: Bei einem Gunfighter-Wettbewerb wird nicht auf Mannscheiben geschossen, auf nichts, was Menschen darstellen könnte, sondern auf runde Scheiben! Kein Gedanke ist da, der auf Töten ausgerichtet wäre! Es geht um Reaktion und Schnelligkeit, und um die Treffsicherheit, die in solcher Schnelligkeit allein möglich wird, wenn Geist und Hand eines werden. Denn niemand kann in solch einem Blitzmoment zielen – der Geist muß die Hand steuern und der Wille den Geist in die nötige Richtung lenken. Manuelle Übung allein genügt nicht, um ein guter Gunfighter zu sein – und deshalb dürfen Sie gewiß sein: Keiner der berühmten Gunfighter des Wilden Westens ist ein Dummkopf gewesen! Jeder von ihnen mußte etwas beherrschen, was nie einfach war: Die Hand durch den Geist zu lenken.

Gunfighter-Meeting II

Und, auch ein weiteres sei an dieser Stelle gesagt: Keiner der großen Gunfighter war ein Verbrecher, ganz gleich, was mitunter über den einen oder anderen kolportiert wird. So ist beispielsweise nicht Billy the Kid (William Bonney) ein Lump gewesen, sondern Pat Garrett war einer, der „Mann des Rechts", der Billy aus dem Hinterhalt umbrachte. Ein Gunfighter hätte das niemals getan. Auch er besaß sicherlich ein Gewehr, hätte aus sicherer Entfernung und Hinterhalt schießen können. Doch das tat er nicht. Etwas war da, das sagte: Man tritt sich offen gegenüber, offen und ehrlich – und ehrlich waren sie alle, mochte mancher sonst auch ein Spitzbube sein – in diesem Moment waren sie ehrlich.

Möglich, manches ist daran jetzt ein wenig idealisiert gesehen, mag sein. Doch ist es nicht recht, das Beste im Menschen zu sehen, wenn etwas davon da ist?

Vielleicht – sollte sich Interesse an diesem Thema zeigen – werden wir in Zukunft noch über einige dieser Persönlichkeiten berichten, etwa über Jesse James, über Doc Holiday und, natürlich, auch über Billy the Kid.

Die „Revolverhelden" des alten Westen sind auf alle Fälle sicher nicht so gewesen, wie Clint Eastwood sie in Filmen darstellte. Viel eher waren sie vielleicht so, wie der junge Giuliano Gemma sie spielte.

Und das führt uns nun zum Hintergrund des Hintergrunds dieses Motivs:

Die Männer des alten Westens können wir uns noch gut vorstellen, wir können sie verstehen. Ganz anders verhält es sich diesbezüglich mit den Rittern des Mittelalters. Deren uns ferne Wesensart vermögen wir zwar mit dem Verstand zu begreifen – aber verstehen können wir sie nicht. Den meisten, die sich heutzutage mit dem Rittertum, überhaupt mit dem Mittelalter, befassen, ist dieses Faktum kaum bewußt. Erst wenn man sich sehr eingehend mit dem Geist, mit der Empfindenswelt, des Mittelalters auseinandersetzt wird einem klar, daß dies wirklich eine andere Welt gewesen ist! Ein Außerirdischer, falls es ihn gäbe, könnte uns – mental – kaum wesentlich ferner sein als der mittelalterliche Mensch. Wenn den verhältnismäßig vielen, die sich etwa mit dem Templertum befassen, dies vollauf bewußt wäre, würde so mancher sicherlich vieles anders handhaben als die meisten von ihnen es tun.

Wir Menschen können uns ja immer nur im Rahmen dessen zielführend bewegen, was wir auch zu verstehen imstande sind – verstehen, nicht nur per ratio begreifen!

Das kommt in der Geschichte des Don Quijote so wunderbar zum Ausdruck: Da war ein Mann, der eine schon damals bereits vergangene Epoche und deren Geist verstanden hatte; und weil das so war – verstand er nun seine eigene Zeit nicht mehr.

Die Gunfighter des alten Westens der USA indes sind uns noch nahe genug, um sie begreifen und gleichsam verstehen zu können, ohne uns darum selbst zu verlieren.

So halten es die Gunfighter-Vereinigungen in Amerika, und sie erhalten damit eine Tradition, die wohl einen letzten Hauch von Ritterlichkeit in dieser Welt beinhaltet.

Colt 45 Gf

In Filmen sehen wir zumeist den Colt .45 SAA als die übliche Waffe des Wilden Westens. Dies trifft aber nur für die relativ späte Zeit zu. In der wesentlichsten Phase dieser Epoche waren noch Perkussionsrevolver üblich. Das sind Revolver, deren Trommelkammern von vorne mit Pulver und Kugeln geladen wurden, an der Rückseite der Trommel wurden Zündhütchen aufgesteckt. Es handelte sich also um Vorderladerrevolver. Der „Colt Navy" ist die am häufigsten verwendete Waffe dieser Art gewesen. Die Patrone wurde erst später erfunden, sie war anfänglich keineswegs immer zuverlässig.

Colt Navy

Remington

Smith &.Wesson

Es gab, außer Colt, auch Remington- und Schmidt-Revolver sowie weitere Modelle, die bereits einen geschlossenen Rahmen besaßen. Aber der Colt hatte immer einen besonderen, einen für die Gunfighter entscheidenden, Vorzug: Die Trommel eines Colts rastet immer exakt ein, während besonders die des Remington dazu neigt, sich über die Verriegelung hinaus zu drehen. Für den Normalgebrauch ist das belanglos gewesen, nur wenige konnten so schnell den Hahn spannen. Für die meisten war bald auch der praktisch zu ladende Kipplaufrevolver von Smith & Wessen gut brauchbar. Dessen Hahn „flog" aber nicht so griffig an den Daumen wie der des Colts! Als Colt dann den SAA brachte – den berühmten „Peacemaker" – war damit die wohl ideale Faustfeuerwaffe geschaffen, ideal bis auf den heutigen Tag und vermutlich auch in kommender Zeit – wenn jemand damit umgehen kann!

Reichsrevolver-I

Reichsrevolver-II

Der einzige Single-Action-Revolver, der dem Colt SAA ähnliche Qualitäten aufwies, war der deutsche „Reichsrevolver". Es gab ihn in zwei Ausführungen. In der damaligen Zeit wurden aber nur wenige Exemplare davon exportiert, und es hätte auch geheißen, Eulen nach Athen zu tragen, Revolver in die USA zu exportieren.

Später nahm die Herstellerfirma des Reichsrevolvers, J.P. Sauer & Sohn, eine Lizenzfertigung des Colt SAA auf und brachte davon dann auch eine Ausführung im Kaliber .44-Magnum, für den man aber für den Allgemeingebrauch eher die leichtere Patrone .44-Spezial verwendet, die vom Wirkungsgrad her der .45-Long-Colt ähnlich ist.

Seit der Fusion mit der Schweizer Industriegesellschaft (SIG) hat Sauer & Sohn die Revolverherstellung aufgegeben, jetzt entstehen dort Ballergeräte…

 J P Sauer & Sohn

Sie bemerken: Die Erinnerung an die Ära der Single-Action-Revolver kann sentimentale Gefühle auslösen. Mit solchen Waffen war noch ein fairer, ritterlicher Kampf das Übliche – Mann gegen Mann, von Angesicht zu Angesicht – mit einem schnellen Schuß. Kein wütiges Drauflosgeballere mit 14- bis 19-schüssigen Automatikpistolen in der Hoffung der Ballernden, daß irgendetwas schon treffen möge. Dieses Geballere ist (leider) typisch für die heutige Zeit, in der sich Brutalität und Feigheit auf fatale Weise vermischen.

Die Gunfighter des alten Westen würden sich für solches Tun geschämt haben; denn sie waren vielleicht wirklich auf ihre Art – die letzten Ritter. Sicherlich kannten sie nicht die Gefühle der Ritter des Mittelalters, denn das war eben eine andere Welt, aber ein paar Züge des Rittertums, die gab es im alten Westen Amerikas wohl doch.

 

       
               
               
     

       
               
               
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