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Gott mit uns

       
     
       
     

Gott mit uns

       
     
       
      Das nachstehende Gedicht ist aus der ganz persönlichen Sicht von Vera J. verfaßt, die nicht in allem als typisch für die CN-Auffassung gelten kann; es handelt sich ja auch um keinen von CN geschriebenen Text. Hierzu im Ausblick, August-2009:  "Veras Gedanken - ein gnostisches Weltbild ?"         
     
       
       

Gott mit uns?

An einem Sonntagmorgen – das Geläut von Kirchenglocken war zu hören –

da stand mein Vater still am Fenster. Ich mochte ihn nicht stören

bei den Gedanken, die innerlich ihn wohl bewegten.

Auf dem Schreibtisch sah ich liegen, Erinnerungen aus dem vergangnen Krieg,

an den verlornen Sieg, der nah gewesen – und schließlich war zerronnen.

Der ‚Teufel’, sagte Vater einmal, hatte doch gewonnen, dieser Unhold ohne

eine Gestalt, der das Geschehen formte, mit Willkür der Gewalt.

Der Vater sah mich ruhig stehen. Er lächelte: wir sollten jetzt nach draußen gehen,

die Sonne scheine, es sei ein schöner Morgen.

Ich spürte doch, ihn plagten Sorgen, als sei die ferne Zeit, an die er oft

noch dachte, keine Vergangenheit, sondern ein Teil des Jetzt.

Unter den Dingen, die auf dem Schreibtisch lagen, war auch ein Gürtel,

den Vater einst im Krieg getragen. Auf dem Koppelschloß waren zu sehen -

über Eichenlaub und Adler - Worte, die da geschrieben stehen:

GOTT MIT UNS

Da wollt ich meinen Vater fragen: Welcher Gott? Von wem ist da gesprochen?

Von dem, für den die Glocken läuten? Der aus dem Wüstenstaub gekrochen?

Der Juden-Gott, von dem es heißt, er habe seinen Sohn geschlachtet,

die Welt von Sünde zu erlösen? Wär’ das der Gipfel nicht des Bösen?!

Könnte ein Gott denn nicht vergeben, ohne zu fordern Menschenleben?

Wäre dieser Gott denn gut, der bloß vergibt durch Opferblut?

Ich kann’s nicht glauben!

(Und an Goethe mußt’ ich denken, an Faustens Wort an einem Ostermorgen.)

Der Vater schien’s mir anzusehen, wohin meine Gedanken gehen.

Ich hatte kein Wort ausgesprochen von dem, was gerade ich gedacht.

Noch immer läuteten die Glocken vom Turm der fernen Kirche her, verwehter

Klang, der leise durch die Lüfte drang.

Und als ob’s ganz einfach wäre, in die Gedanken mir zu sehen,

mein Vater sprach: Laß uns in den Garten gehen.

Dort will ich dir manches sagen, von vielem, was wir in uns tragen,

wonach kaum wer die Frage stellt – und doch bestimmt es unsre Welt.

Der Kirschbaum blühte, und Krokos auf dem Rasen. Der helle Kies des Weges

knirschte unter unsren Schritten leise.

Vater sprach, auf seine ruhige Weise: Der Christus, er war keines Gottes Sohn,

nicht der Jehovas, nein, das kann nicht sein nach meinem Glauben.

Er war ein tapfrer, weiser Mann, aller Ehren wert, gewiß, der Mann, denn wir

Jesus Christus nennen, ohne viel von ihm zu kennen.

Wenn je ein Gott da lebte in dem Land, das fern dem Heile ist,

so war es Jesu Christ. Er selbst, er ganz allein, keines andren Gottes Sohn.

Mord war dort seines guten Wollens Lohn.

Und ich fragte, weil ich’s auf dem Koppelschloß gelesen: Da steht geschrieben:

‚Gott mit uns’. Wer sollte dieser Gott denn sein? Ließ er uns nicht im Kampf allein?

An diesen Gott kann ich nicht glauben, nein, ich will’s auch nicht! Er soll sich

dort Verehrung holen, wo er den Leuten hilft. Uns bleibe er getrost gestohlen!

Ich meine auch, es gibt ihn nicht! Der Gott ist nur ein Hirngespinst, wie’s Angst hervorbringt vor dem Unbekannten. Und das Geläut der Glocken, wie auch fromme Gebete, das ist nicht mehr, als wenn aus Angst vor Dunkelheit ein Kind im Keller singt – ohne daß es Helligkeit ihm bringt.
Ich glaube nicht an diesen Gott, ich will von ihm nichts hören. Er möge sich zum Teufel scheren, denn da gehört er hin. All das hat keinen Sinn!

Die Glocken waren nun verstummt – bloß Zufall, doch es fiel mir auf.

Mein Vater sprach: Sinnlos würde alles sein, unser ganzes Leben, sollte es nicht – irgendwie – doch eine Gottkraft geben.

Woher wär alles denn gekommen? Aus nichts könnt nichts entstanden sein!

Wir Menschen sind wohl bloß zu klein in dem, was wir denken können,

um das Höchste zu erkennen, was bewegt Himmel und Erde,

bestimmt was ist und was noch werde,

was unsrem Leben, nach dem Sterben, wird ein Weiterwirken geben;

denn daran glaub ich, weil ich’s fühle: Unser Sinn kann nicht allein,

nur hier auf dieser Erde sein!

Da war ich still für eine Weile, bedachte, was der Vater sagte.

Er war geduldig, als erneut ich fragte nach dem, was mir noch unklar war:

‚Gott mit uns’, dort auf der Gürtelschnalle, wie wäre das dann zu verstehen?

Welcher Gott ist da zu sehen?

Mein Vater sagte, damit ich es verstünde, das habe zwei verschiedne Gründe:

Der eine: weil der Mensch sich sehne nach Geborgenheit, die einfach er

empfindet, sei dies auch unbegründet.

Der andre Grund liege im Blut, weshalb jede Völkerschaft das Bild von Gott

und Göttern sich erschafft nach ihrer eignen Art. Bloß hätten wir uns nicht bewahrt, 

was mit Thor und Odin, Idun, wie auch mit den Walküren, einst unser war.

Allein die eignen Götter könnten siegreich führen, wo es gilt auf dieser Welt.

Die höchste Kraft jedoch, die über allem steht, erst später, nach dem Tode zählt.

So mein ich nun, ich hab es recht verstanden: In dieser Welt gibt’s keinen

Gott, der sich um die Menschen kümmert. Solche Phantome haben sich

schwache Menschlein selbst gezimmert - ganz gleich, wie auch benannt.

Die wahre Gottkraft bleibt uns - solange wir auf Erden leben - immer unbekannt.

So ist da hier auch nie ein ‚Gott mit uns’, hier sind wir allein.

Das ist nicht schlimm, bloß sollt man dessen stets bewußt sich sein,

sollte nicht hoffen, daß von ungefähr das Nöt’ge wird geschenkt,

daß ein gütiger Gott unsre Geschicke lenkt.

Nein, nichts von alledem. Dies Dasein ist nicht so bequem.

Nichts wird gelingen, was wir nicht selbst erzwingen!

 

Aus Veras Gedanken

 

(Undatiert, von Vera geschrieben im Alter zwischen 19 und 21 Jahren.)

 

       
               
               
     

       
               
               
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