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Die Templer 
Teil 2

       
     
       
     

Die Templer   (Teil-2)

       
     
       
      Die Templer (Gesamtgeschichtliche Schau 2. Teil)

 

Militärische Leistungen

Nachdem es den Kreuzfahrern gelungen war, Jerusalem und Teile Palästinas sowie an der Levante zu erobern, gründeten sie das Königreich Jerusalem und außerdem eine Anzahl kleiner Kreuzfahrerstaaten. Die meisten wurden von französischen Kreuzrittern geschaffen, genauer gesagt von solchen aus Okzitanien (Occitània), dem im Gegensatz zum Großteil Frankreichs nicht fränkisch-gallisch, sondern romanisch geprägten Süden des Landes. Es bestanden in Outremer also verschiedene selbständige Staatengebilde, die mitunter auch eigene Interessen verfolgten. Im wesentlichen hielten sie aber unter der Führung des Königreichs Jerusalem zusammen. Angesichts der sie umgebenden moslemischen Übermacht blieb ihnen auch nichts anderes übrig.

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Der Templerorden bildete keinen Staat, stellte aber innerhalb von Outremer (vom Französischen outre mer – jenseits des Meeres) eine politisch selbständige Einrichtung dar, ebenso wie die anderen Ritterorden. Bei Kriegszügen unterstellten sich die Templer aber, wie andere Ordensritter auch, der übergeordneten Führung. Selbständige Feldzüge unternahmen die Templer nicht. Insofern verfolgten sie keine separaten Eigeninteressen.

Der erste größere Kriegseinsatz des neuen Ordens fand 1148 im Zuge der Belagerung von Damaskus statt. Er verlief für die Templer katastrophal. Die meisten der an dem Kampf beteiligten fielen. Ihre Tapferkeit war hervorragend gewesen, doch es mangelte ihnen noch an militärischer Erfahrung. Die schweren Verluste konnten aber schnell ersetzt werden. Der Zustrom an christlichen Rittern war groß. Bald nahmen Templer an fast allen größeren militärischen Unternehmungen der Christenheit im Orient teil. Die Geschichte der Schlachten, an welchen Templer beteiligt waren, ist gleichsam eine Geschichte von Kampf und Untergang des christlichen Outremer im Orient.

Die Schlacht von Montgisard, 1177

Montgisard

Als eine der wichtigsten Schlachten im Orient, an welcher die Templer beteiligt waren und in der ihre Leistungen besonders hervorzuheben sind, ist die Schlacht von Montgisard am 25. November 1177 zu nennen. Es war ein Kampf des christlichen Königsreichs Jerusalem gegen die Moslems unter der Führung des großen Saladin (ein Kurde, eigentlich Salal ed Din). Im Laufe des Jahres 1177 hatte ein Kreuzheer unter Philipp von Elsaß, Graf von Flandern, Vermandois und Valois, Palästina erreicht. Zuvor waren Verhandlungen mit Byzanz über einen möglichen gemeinsamen Angriff auf Ägypten, den Hauptwidersacher der Kreuzfahrer, ergebnislos abgebrochen worden (die zwischen Byzanz und dem übrigen Abendland üblichen Querelen und Taktierereien, welche die Republik Venedig dann 1202 unter dem Dogen Dondolo zur Eroberung von Byzanz veranlassen sollten, hatten sich wieder einmal ausgewirkt). Ohne Unterstützung durch Byzanz, marschierte Plilppp von Elsaß mit seinem verhältnismäßig kleinen Heer, das auch durch die Vereinigung mit den Heeren der Kreuzfahrerstaaten in Outremer kein gewaltiges war, im Norden Syriens ein. Bei Hama und Harenc kam es zu ersten Feindberührungen. Während sich das Kreuzheer dabei auf Syrien konzentrierte, unternahm Sultan Saladin von Ägypten einen großangelegten Angriff auf das christliche Königreich Jerusalem. Als König Balduin IV. von Jerusalem davon erfuhr, zog er dem Gegner mit allen verfügbaren Truppen entgegen. Allein Zivilisten blieben in Jerusalem zurück. Balduin zog zunächst nach Askalon, wo er in aller Eile den Heerbann (Arrière ban), quasi die allgemeine Wehrpflicht) anordnete. Im übrigen begleiteten Balduin seine Vasallen Rainald von Chatillon, Balduin von Ibelin, dessen Bruder Balian von Ibelin, der Graf von Sidon, Hugo von Saint-Omer und dessen Bruder Wilhelm sowie Joscelin III. von Courtenay und Aubert, der Bischof von Bethlehem. Dieser führte das „Wahre Kreuz" mit sich, ein Stück Holz, welches angeblich vom Kreuz Christi stammte und das die Kampfmoral der christlichen Ritter zu beflügeln pflegte. Außerdem folgte ein kleiner Trupp des Johanniterordens und eine Einheit des wegen seiner unvergleichlichen Tapferkeit berühmten Lazarusordens. Dieser hoch disziplinierte Orden bestand aus lauter todesmutigen Lebrahkranken, welche sich auch als die „lebenden Toten" bezeichneten. Wahrscheinlich die am meisten gefürchtete militärische Einheit des ganzen Orients. Schließlich stieß auch ein Trupp des Templerordens unter Führung des Großmeisters Odo von St. Amand zu König Balduins Streitmacht. Diese war der Armee Saladins an Zahl trotz allem weit unterlegen. Kurz nach Askalon stieß das Kreuzheer auf die Hauptmacht Saladins. Das christliche Heer zog sich ein Stück zurück, bis nach Gaza. Saladin rückte mit seinem weitaus größeren Heer über Al-Arisch an. Dort ließ er seinen Tross zurück, um für den Kampf beweglicher zu sein. Saladin marschierte ohne Unterbrechung an der Templerburg in Gaza vorbei nach Askalon, wo er am 22. November eintraf. Vor Askalon wollte Balduin IV. den Kampf annehmen. Er zog sein Heer aber zunächst hinter die Mauern der Stadt zurück, als er bemerkte, daß das moslemische Heer Saladins um vielfaches größer war. Saladin meinte, Balduins Heer stelle keine Bedrohung für ihn dar. Er belagerte Askalon nicht, sondern marschierte gleich in Richtung Jerusalem weiter. Saladin war davon überzeugt, Balduin werde ihm mit so wenigen Männern nicht zu folgen wagen. Doch das war ein Irrtum. Saladins Heer plünderte auf dem Weg nach Jerusalem die fruchtbare Küstenebene des Hinterlands. Zwischendurch stießen die Moslems auf kleine Abteilungen christlicher Fußsoldaten, die aufgrund des Heerbanns auf dem Weg Askalon waren. Sie wurden gefangengenommen und sollten als Sklaven verkauft werden. Saladins Vorhut besetzte unterdessen die verlassene Siedlung Ramla, deren Bevölkerung nach Jaffa geflohen war. Als nächstes brannten die moslemischen Truppen die Siedlung Mirabel nieder. Dann griffen sie Lydda an, wo sich die Bevölkerung in der festungsartigen St. Georg-Kathedrale verschanzte und der Belagerung gut standhielt. Jerusalem aber war seit Jahrzehnten nicht mehr angegriffen worden. Die Stadtmauern befanden sich in einem kläglichen Zustand. Die Bevölkerung suchte nun Schutz in der Zitadelle vor den anrückenden Moslems unter Saladin. Dieser verließ sich so sehr auf seine Einschätzung, Balduin würde es nicht wagen das befestigte Askalons zu verlassen, daß er keine Vorsichtsmaßregeln für einen anderen Fall walten ließ. Das sollte sich verhängnisvoll für ihn auswirken, denn Balduin hatte mit seinem Kreuzheer Askalon schon verlassen und sich mit den Templern aus deren Festung Gaza vereinigt. Gemeinsam marschierten die Kreuzfahrer nun zunächst an der Küste entlang nordwärts und schlugen dann den Weg nach Osten ein. Jetzt brauchte Balduin nur noch den Spuren der Verwüstung zu folgen, welche das moslemische Heer hinterlassen hatte, um einen Überraschungsschlag vorzubereiten. Am 25. November 1177 war es soweit. Saladin hatte mit seiner Hauptmacht die Hügel von Montgisard (auch Tell Jazar), ca. 5 km südöstlich von Ramla erreicht. Die Moslems waren gerade dabei einen kleinen Fluß zu überqueren, als sie von dem christlichen Heer angegriffen wurden. Viele von Saladins Männern waren noch da oder dort mit Plündern beschäftigt, was das ungleiche Anzahlverhältnis wenigstens ein bißchen zugunsten der Christen verschob. Dennoch blieb der Vorteil einer enormen zahlenmäßigen Überlegenheit auf Saladins Seite. Wie Saladin selber später über diese Schlacht sagte, trafen ihn die Christen unvorbereitet und setzten zum Sturmangriff an, noch bevor er seine Truppen formieren konnte. Rainald von Chatillon führte den Hauptteil der christlichen schweren Kavallerie zu einer wuchtigen Attacke in Saladins Zentrum. Dessen rechter und linker Flügel waren noch dabei ihre Positionen einzunehmen. Die Kreuzfahrer kämpften verwegen. Gegen alle rechnerischen Kräfteverhältnisse wurden die Moslems in die Flucht geschlagen. Saladin selbst konnte nur knapp der Gefangennahme entkommen. Die christlichen Gefangenen aus dem Heerbann konnten sich befreien und überwältigten die Wachen des muslimischen Trosses. Die Ritter der „Lebenden Toten" des Lazarus-Ordens spielten beim Sturmangriff eine herausragende Rolle. Aber auch die Templer schlugen sich hervorragend. Die Schlacht hatte erst am Nachmittag angehoben. Schon bald waren die fliehenden Moslems daher vom Dunkel der Nacht umgeben. Das erleichterte ihnen zwar ihre Flucht, machte es dem Heerführer Saladin aber unmöglich, Ordnung in den konfusen Reihen zu schaffen. So konnte Balduin die verstreuten Abteilungen des moslemischen Heers, von denen einige Lydda belagerten und andere plündernd in Richtung Jerusalem voraus gezogen waren, zum Kampf stellen und vernichten.

Am folgenden Tag begannen heftige Regenfälle, wie dort typisch für die Jahreszeit. Dies hinderte Saladin daran, sein Heer wieder zu sammeln. Das Kreuzfahrerheer verfolgte Saladin bis Askalon. Unterdessen hatten kriegerische Beduinen sein Basislager in Al-Arisch überfallen und geplündert. Saladin mußte die Reste seiner noch unlängst gewaltigen Streitmacht mit nur noch schlechter Versorgung über den Sinai nach Ägypten heimführen. Als Saladin am 8. Dezember 1177 Kairo erreichte, hatte er neun Zehntel seines Heeres verloren.

Diese Schlacht war ein großartiger Sieg der Kreuzritter. Das Königreich Jerusalem schien schon verloren zu sein – und wurde durch die eben so kluge wie mutige Führung des damals erst sechzehnjährigen und schon von der Lepra gezeichneten Königs Balduin IV. gerettet. Die winzige Armee der Christen hatte Saladin eine schwere Niederlage zugefügt. Auf Seiten des Kreuzheeres waren etwa 1.100 Männer gefallen und an die 750 schwer verwundet. Für die ohnehin an Zahl kleine christliche Streitmacht im Orient ein schwerer Verlust.

 

Die Schlacht von Cresson, 1187

Die Schlacht von Cresson war im Grunde ein verhältnismäßig kleineres Gefecht am Brunnen von Cresson (oder 'Ain Gozeh) bei Nazaret. Sie kann aber als Vorspiel zum Verlust des Königreichs Jerusalem nach der Schlacht bei Hattin zwei Monate später gewertet werden. Als der 1. Mai 1187 anbrach, der Tag der Schlacht von Cresson, sah wohl noch niemand die dunklen Wolken voraus, die sich bald über Outremer zusammenziehen sollten. Es war in mancherlei Hinsicht eine schwierige Zeit. Im christlichen Jerusalem herrschte politische Uneinigkeit. Raimund III. von Tripolis, der noch unlängst Regent und stets einer der besten Ratgeber des Königreichs gewesen war, weigerte sich, Guido von Lusignan als König anzuerkennen. Gérard de Ridefort, der Großmeister der Tempelritter, Roger de Moulins, der Großmeister des Johanniterordens, Joscius, der Erzbischof von Tyrus, Balian von Ibelin, Herr von Ibelin und Nablus, und Rainald Garnier, Graf von Sidon, wurden nach Tiberias gesandt, um mit Raimund zu verhandeln.

Zur selben Zeit entsandte Saladin eine Armee, die unter der Führung seines Sohnes Al-Afdal Revanche für einen durch Rainald von Chatillon durchgeführten Überfall auf eine muslimische Karawane nehmen sollte. Raimund III. hoffte wohl, Saladin würde sich mit ihm gegen Guido verbünden, und erlaubte dessen Truppen, Tiberias am 30. April zu passieren. Allerdings warnte er die Christen in Nazaret und dem übrigen relevanten Gebiet vor der dem Anmarsch der moslemischen Streitmacht. Als Gérard dies hörte, stellte er schnell eine kleine aber schlagkräftige Truppe zusammen. Sie bestand aus den Templern der Templergarnisonen von Caco und Le Fève sowie den königlichen Rittern, die in Nazaret stationiert waren. Alles in allem etwa 140 Mann. Ferner nahmen Balian von Ibelin und Rainald von Sidon an der Schlacht teil. Sie hatten unterwegs zu ihren Burgen Nablus resp, Beaufort Halt gemacht. Die Stärke des moslemischen Heers von Al-Afdal wird in den christlichen Chroniken mit rund 7.000 Mann angegeben. Möglicherweise ist diese Zahl übertrieben, sicher aber waren die Moslems den Christen an Zahl deutlich überlegen.

Gérard de Ridefort erreichte mit seinem Templern Cresson am 1. Mai. Die Muslime täuschten einen Rückzug vor. Gérard befahl gegen den Rat von Roger de Moulins einen sofortigen Angriff, bei dem die Reiterei und Fußsoldaten getrennt wurden. Die Moslems schlugen die Attacke der Christen zurück. Sie töteten erst die erschöpften Ritter und danach die Fußsoldaten. Roger de Moulins fiel im Kampf. Einer der wenigen Überlebenden, dem auch die Flucht gelang, war Gérard de Ridefort. Obschon dies sicher nichts mit Feigheit vor dem Feind zu tun hatte, empfanden es viele Templer nicht als ein Ruhmesblatt. Alle gefangengenommenen Ordensritter wurden von den Moslems getötet.

Nach diesem Desaster erkannte Raimund Guido als König an, um wenigstens wieder inneren Frieden in Outremer herzustallen.

 

Die Schlacht bei Hattin, 1187

Hattin

Die Schlacht bei Hattin (oder Hittim) war die größte und wohl auch schmerzlichste militärische Niederlage der Kreuzfahrer. Ihr Resultat war schließlich der Verlust großer Teile der Outremer einschließlich des Königreichs Jerusalem. Sie fand am 4. Juli 1187 statt. Das Schlachtfeld befand sich zwischen der befestigten Stadt Akkon und dem See Genezareth, südlich jener doppelten Hügelspitze, die „Hörner von Hattin" genannt wurde. Der See Genezareth liegt nicht fern, man kann ihn von den Hügeln aus sehen.

Die Vorgeschichte war ein gemessen an den Ereignissen im Grunde unbedeutend erscheinender Vorfall. Graf Rainald von Chatillon, der Herr von Kerak de Moab, einer Festung im südlichen Jordantal – überfiel wiederholt Karawanen moslemischer Kaufleute. Das war gegen den gültigen Frieden, an welchen sich aber beide Seiten des öftenen nicht hielten. Um die Moral im „Heiligen Land" stand es wohl nie sonderlich gut. Auch die christlichen Kreuzfahrer – manche Angehörige der Ritterorden nicht ausgenommen – dachten oft erst an Beute und erst danach an fromme Werke. Im konkreten Fall legte Rainald die gefangenen Kaufleute in Ketten und plünderte ihre Waren. Das war Saladin zuviel. Nachdem der neue König von Jerusalem, Guido von Lusignan, nicht nur die Auslieferung Rainalds abgelehnt hatte, sondern auch jede Wiedergutmachung an den Geschädigten verweigerte, rüstete Saladin ein Heer von rund 45.000 Mann aus; und diese Zahlenangabe ist sicher nicht übertrieben. Etwa 12.000 Mann davon bestanden aus der Mamluken-Garde, besonders tüchtige Kämpfer aus dem Kaukasus. Saladin stellte seine Streitmacht am Nordende des Sees Genezareth auf und belagerte zunächst Festung und Stadt Tiberias. Am 2. Juli 1187 hatte Saladin Tiberias am Westufer des Sees Genezareth eingeschlossen. Raimund von Tripolis, dessen Frau Eschiva in Tiberias war, und König Guido von Jerusalem befanden sich mit dem Hauptteil der christlichen Streitmacht in Akkon. Die Truppen bestanden vermutlich aus gut 1.200 Rittern, 4.000 Turkopolen, wie die nach orientalischem Vorbild ausgerüstete leichte Reiterei nannte, die wenigstens zu einem Teil aus einheimischen Söldnern bestanden, sowie 15.000 bis 18.000 Fußtruppen von unterschiedlicher Kampfkraft, angefangen bei gutausgebildeten Armbrustschützen bis hin zu unerfahrenen Siedlern und Zivilisten. Die Turkopolen-Söldner einheimischer Herkunft wurden mit dem Geld bezahlt, das König Heinrich II. von England als persönliche Buße für die Ermordung von Thomas Becket bei den Templern hinterlegt hatte, und das eigentlich zur Verwendung bei einem eventuellen Kreuzzug Heinrichs gedacht war. Raimund hielt in Akkon eine erste Rede, in der er darauf hinwies, daß ein Marsch von Akkon zur Entsetzung Tiberias im Hochsommer Selbstmord wäre. Aufgrund interner Machtkämpfe sowie um dem Verdacht der Feigheit zu entgehen, ordnete König Guido dennoch den unverzüglichen Marsch nach Tiberias an. Zunächst sammelte sich das gesamte christliche Heer bei Sepphoris, wo es nicht an Wasser und Weideland mangelte. Raimund von Tripolis hielt hier eine zweite Rede, in der er vom Weitermarsch dringend abriet, da die berechtigte Hoffnung bestehe, Saladins großes Heer könne bald Auflösungserscheinungen zeigen. Seinen überzeugenden Worten stimmten alle maßgeblichen Personen zu und gingen zu Bett. Gérard de Ridefort, der Großmeister der Templer und Rainald von Chatillon besuchten gegen Mitternacht den wankelmütigen König und überzeugten ihn davon, daß Tiberias auf jedem Fall schnell ertsetzt werden müsse. Am nächsten Morgen, es war der 3. Juli 1187, trat das christliche Heer seinen Marsch von Sepphoris in Richtung Tiberias an, entgegen allen Beschwörungen Raimunds. Dem ortskundigen Raimund fiel dabei die Führung der Vorhut zu. Der König und die schwerbewaffneten Reiter bildeten die Mitte, die Templer und Johanniter die Nachhut, welche von den Brüdern Balian und Balduin von Ibelin geführt wurde.

Von Anfang an setzte die leichte, wendige Reiterei der Moslems den geordnet aber aufgrund der schweren Ausrüstung relativ langsam dahinziehenden Truppenteilen des christlichen Heers zu, indem sie sie mit Pfeilen überschütteten. Das Weiterkommen wurde dadurch verlangsamt. Außerdem ließ Saladin sämtliche Sträucher in der Umgebung abbrennen, um die Luft noch stickiger und trockener zu machen. Gegen Abend erreichte die Vorhut des Kreuzheers eine nur noch eine Meile vom Seeufer entfernte Wasserstelle. Inzwischen hatte Saladin seine Truppen von Kefr Sebt herangezogen und versperrte den Christen den Weg. Der zögerliche König Guido fragte daraufhin Raimund um Rat. Dieser schlug vor, in das Dorf Hattin zu ziehen. Das erwies sich jedoch als nicht möglich, da Saladins Truppen auch hier den Weg versperrten. Die Christen übernachteten durstig ohne Aussicht auf Wasser auf freiem Feld an der Südspitze der Hörner von Hattin. Saladin ließ dort die Zugänge sperren und setzte weiter die Sträucher ringsum in Brand.

Am Morgen des 4. Juli 1187 versuchten die christlichen Truppen einen Ausfall in Richtung des Sees Genezareth. Anfänglich stellten sich die Moslems nicht zum Kampf, sondern gingen langsam zurück. Dabei brannten sie das Buschwerk ringsum nieder und deckten die Christen zugleich mit Pfeilen ein. Als das Kreuzheer erschöpft und weder gut orientiert noch richtig organisiert war, blieb Saladin mit seinen geordneten Truppen stehen. Das christliche Heer kam nun aus dem Rauch der brennenden Sträucher heraus. Saladins Truppen griffen an und fügten den Christen etliche Verluste zu. Vor allem der Wassermangel und die übergroße Hitze hatten die meisten christlichen Kämpfer schon erheblich geschwächt. Das „Wahres Kreuz" wurde von den Moslems erbeutet. Der Bischof von Betlehem, dem man es anvertraut hatte, wurde dabei getötet. Raimund, der vom Hauptteil des Heeres abgeschnitten worden war, durchbrach schließlich mit der ihm unterstehenden Vorhut die feindlichen Linien und entkam durch das Wadi al-Hammam in Richtung Nordosten. Ein Teil der durch die Brüder Ibelin geführten Nachhut konnte westwärts Richtung Akkon fliehen. König Guido zog sich mit den verbleibenden Truppen auf die Südspitze der Hörner von Hattin zurück. Dort ließ er sein Zelt aufbauen. Nach mehreren heftigen Angriffs- und Entlastungswellen, welche von den trotz aller Widrigkeiten diszipliniert kämpfenden Ordensrittern geführt wurden, fiel gegen Mittag das Zelt und das Banner des Königs unter einem Ansturm aller Truppenverbände Saladins. König Guido selbst und die noch verbliebenen Ritter, unter ihnen der Großmeister der Templer, Gérard de Ridefort, wurden völlig erschöpft gefangengenommen. Saladin persönlich reichte König Guido Wasser als Zeichen, daß er mit Großmut würde rechnen können. Der König und Großmeister Ridefort wurden als Geiseln genommen. Rainald von Chatillon aber ließ Saladin enthaupten. Auch alle anderen überlebenden Ordensritter wurden hingerichtet. Nur wenige christliche Ritter hatten sich der Schlacht am Ende durch Flucht entziehen können.

Um diese Schlacht mit einiger Aussicht auf Erfolg führen zu können, waren die Besatzungen der Festungen auf das Allernötigste reduziert worden. Das erleichterte Saladins Truppen nun deren Einnahme. Bis Mitte September eroberte Saladin 52 Städte und Burgen. Am 7. Oktober 1187 fiel den Moslems nach nur kurzer Belagerung auch das kaum noch wehrfähige Jerusalem in die Hände. Bloß wenige christliche Orte konnten sich erfolgreich der Belagerung widersetzen. Unter diesen befanden sich die Festungen bei Gaza, die Festung Tyros, die Festung Tripolis, die Johanniterburg Krak des Chevaliers, die Templerburg Tortosa und die Johanniterburg Margat.

Die Nachrichten von der vernichtenden Niederlage bei den Hörnern von Hattin und vom Verlust Jerusalems führten schließlich zum Dritten Kreuzzug. Dieser konnte zwar die vollständige Vernichtung der Kreuzfahrerstaaten vorerst verhindern, aber letztlich war die Niederlage von Hattin der Anfang vom Ende der christlichen Präsenz in Palästina.

 

Die Schlacht von La Forbie, 1244

Die Schlacht von La Forbie (Harbiyah) oder Schlacht bei Gaza, fand vom 17. bis zum 18. Oktober 1244 statt. In dieser Schlacht unterlagen die Kreuzfahrer und die mit ihnen verbündeten syrischen Ayyubiden den ägyptischen Ayyubiden. Die Beni Ayyub, oder Ayyubiden, waren ein arabisch-kurdische Dynastie, begründet vom Vater Saladins, welche von 1171–1252 über Ägypten herrschte. Innere Streitereien gab es bei den Moslems ebenso wie unter den Christen. Dadurch erklärt sich die sonderbar erscheinende Konstellation. Verursacht wurde diese mittelbar durch den Zusammenbruch des Choresmierreichs 1220 durch den Einmarsch von Dschingis Khan in Persien. Der letzte Choresm-Schahs, Dschalal ad-Din, war 1231 gefallen. Der infolge des mongolischen Siegs versprengte Rest des nunmehr führerlosen choresmischen Heeres, eine Reitertruppe die sich Khwarezmiyya nannte, konnte nach Syrien entkommen. Diese Truppen formierten sich dort einigermaßen und gingen 1244 als Söldner in die Dienste des Ayyubiden-Sultans von Ägypten, As-Salih. Im Sommer 1244 hatten diese Truppen zusammen mit anderen Jerusalem für die Ägypter zurückerobert und geplündert. Dieses Ereignis erschütterte die Kreuzfahrer tief, fast ebenso aber die den Ägyptern feindlich gesinnten ayyubidischen Staaten Syriens, welche sich nun durch Ägypten akut bedroht fühlten. In dieser schwierigen Situation verbündeten sich die verbliebenen Kreuzfahrerstaaten mit den muslimischen Staaten von Damaskus, Aleppo, Homs und Kerak zum Kampf gegen die Ägypter. Die ungleichen Verbündeten sammelten und formierten ihre Heere bei Askalon. Von dort aus zogen sie entlang der Küste südwärts. Sie wollten zunächst die ägyptisch-choresmische Hauptmacht schlagen. Im Anschluß daran sollte die Rückeroberung Jerusalems erfolgen. Das Heer der Kreuzfahrer führte Graf Walter IV. von Brienne. Es bestand aus dem verbliebenen Aufgebot des Königreichs Jerusalem und seiner Vasallen. Außerdem standen ihnen die Kämpfer des Lazarus-Ordens zur Seite, sowie die Heeren der Templer, der Johanniter und des Deutschen Ordens. Alles in allem ungefähr 6.000 Mann Fußvolk und 1.000 Mann schwere Reiterei. Die muslimischen Verbündeten wurden von Al-Mansur, dem Emir von Homs und An-Nasir Yusuf, dem Emir von Aleppo angeführt. Deren Heere umfaßten 4.000 leichte Reiter und einige hundert Fußsoldaten. Insgesamt eine Streitmacht von etwa 12.000 Mann. Bei La Forbie, nördlich von Gaza, trafen sie auf das Heer der Ägypter unter Führung von Baibars. Diese boten zusammen mit den Choresmiern ca. 11.000 Soldaten auf. Al-Mansur zeigte sich zaudernd. Walter von Brienne aber drängte zur Offensive. Er ließ das Heer zur Schlacht aufstellen. Walter mit seinen Truppen am rechten Flügel, An-Nasir Yusuf im Zentrum und Al-Mansur am linken Flügel. Manches spricht dafür, daß die Verständigung, trotz beiderseitigen guten Willens, nicht optimal gewesen ist.

In der Frühe des 17. Oktobers begann die Schlacht. Die Christen kämpften verbissen. Die Frontlinie verschob sich mehrmals vor und zurück, ohne daß jedoch eine Entscheidung erfochten werden konnte. Am Morgen des 18. Oktobers warf Baibars seine choresmischen Truppen auf das Zentrum der Verbündeten. Das Zentrum wurde durch den wuchtigen Angriff zersprengt. Die Choresmier richteten ihre Stoßkraft nun gegen die Truppen aus Homs. Diese kämpften tapfer, wurden aber schließlich geschlagen. Al-Mansur erging es nicht besser. Ebenfalls geschlagen, zog er sich mit nur mehr 280 Überlebenden zurück. Daraufhin waren die Christen eingeschlossen. Sie kämpften in aussichtsloser Lage. 5.000 von ihnen fielen, 800 gerieten in Gefangenschaft und wurden nach Ägypten gebracht. Von den Ordensrittern überlebten nur 33 Templer, 27 Johanniter und 3 Ritter des Deutschen Ordens. Vom Lazarus-Orden überlebte keiner die Schlacht. Viele hohe christliche Würdenträger gerieten in Gefangenschaft. Unter ihnen auch der mehrfach verwundete Walter von Brienne.

Bei La Forbie hatte die größte christliche Armee seit dem Dritten Kreuzzug im Felde gestanden. Die Niederlage bedeutete eine schwerwiegende Schwächung der Kreuzfahrerstaaten, ähnlich schlimm wie die Niederlage bei Hattin. Jetzt gab es für die Kreuzritter nur noch Defensive. Die Templer sowie die anderen Ritterorden waren derart geschwächt, daß sie Mühe hatten, mit den wenigen ihnen verbliebenen Männern wenigstens ihre Burgen halten zu können. Die Ägypter aber erlangten Syrien zurück und konnten ihre Macht allenthalben ausdehnen.

Im Anschluß an den Sieg in dieser Schlacht begannen die Ägypter Askalon zu belagern, doch die dortige Festung hielt stand. Für die Christen wurde die Niederlage von La Forbie das auslösende Moment für den Sechsten Kreuzzug unter König Ludwig dem Heiligen von Frankreich.

 

Die Schlacht von Akkon, 1291

Akkon

Im August 1290 kam es in Akkon durch betrunkene lombardische und toskanische Kreuzfahrer zu Ausschreitungen gegen moslemische sowie einige jüdische Händler. Auch manche christliche Einwohner wurden in Mitleidenschaft gezogen. Es gab Todesopfer und Verletzte. Verübt wurde diese Untaten durch seit langem zur Untätigkeit verdammte Kreuzfahrer niederer Herkunft, denn andere waren dem Aufruf der Kirche zu einem neuen Kreuzzug 1289 nach dem Fall von Tripolis nicht gefolgt. Den Herren von Akkon, die auf ein diszipliniertes Heer gehofft hatten, war die Ankunft des wilden Haufens in der ohnehin von Flüchtlingen überlaufenen Stadt keineswegs angenehm. Gerade erst hatte man mit Mühe einen Waffenstillstand mit den Mamluken schließen können. Daher gab es keine Veranlassung, die neuen „Kreuzfahrer" in einen Krieg zu schicken, die aber nun einmal darauf brannten, die Feinde des Christentums zu bekämpfen. Aufgrund des Friedensschlusses kamen aber wieder moslemische Kaufleute in die Stadt. Diese wurden nun zu Opfern des bizarren Tatendrangs der wenig geeigneten neuen „Kreuzfahrer". So brachen Unruhen aus, und schließlich kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen übelster Art, die in Mord und Todschlag an Moslems mündeten.

Verständlicherweise empört, forderte Sultan Qalawun die Auslieferung der Schuldigen und überdies eine Entschädigung in Höhe von dreißigtausend venezianischen Zecchinen. Für damalige Verhältnisse außerordentlich hohe Summe. Die Stadträte Akkons waren nicht bereit, zu zahlen oder die Täter auszuliefern. Im Sommer 1290 stellte der Sultan in Kairo ein Heer bereit, unter dem Vorwand, in Afrika einfallen zu wollen. Als er dieses Heer dann im November 1290 für sein wahres Vorhaben in Marsch setzte, nämlich zur Vertreibung der Christen aus Palästina, erkrankte er plötzlich und starb sechs Tage später. Überraschenderweise konnte Qalawuns Sohn Al-Ashraf Chalil sich ohne die sonst bei solch einem Herrschaftswechsel üblichen Querelen innerhalb weniger Wochen durchsetzen und als von allen anerkannter Sultan etablieren. Und Al-Ashraf Chalil führte nun den Plan seines Vaters weiter. Allerdings verschob er den Angriff auf den nächsten Frühling.

Im März 1291 marschierte Al-Ashraf Chalil von Kairo aus los und sammelte in Damaskus seine ägyptischen und syrischen Truppen. Er führte auch zahlreiche Belagerungsgeräte mit sich. Seinem Heer hatte sich eine große Anzahl von Freiwilligen angeschlossen. Zusätzlich wurde er durch Truppen seiner Vasallen Lajin aus Damaskus, Al-Muzaffar Taqai ed-Din aus Hama, Bilban aus Tripolis und Baibars al-Dewadar aus Kerak unterstützt. Die riesigen Zahlen bei dem Heer der Mamluken erscheinen übertrieben, sind aber keineswegs unmöglich. Die moslemische Überzahl ist mit Gewißheit erdrückend gewesen. Am 5. April schlug das mamlukische Heer sein Lager vor Akkon auf und schloß die Stadt von der Landseite her ein.

Die Verteidiger mobilisierten daraufhin alle ihren zur Verfügung stehenden Truppen. Sämtliche wehrfähigen Männer Akkons wurden eingezogen. König Heinrich II. von Jerusalem und Zypern war zu dieser Zeit krank. Er setzte aber seine Flotte zwischen Zypern und Akkon ein, um Verstärkungen und Proviant in die Stadt zu schaffen und zumindest einen Teil der Frauen und Kinder zu evakuieren. Das Oberkommando übertrug der König seinem Bruder Amalrich. Dieser wurde von den Kontingenten der vier Ritterorden unterstützt, den Templern unter dem Großmeister Guillaume de Beaujeu, den Johannitern unter dem Großmeister Jean de Villiers und den Deutschordensrittern unter dem Hochmeister Burchard von Schwanden. Dieser trat überraschend zurück und übergab sein Kommando an Heinrich von Bouland. Außerdem stand eine Einheit des Lazarusordens bereit. Dazu kam noch eine kleine Gruppe englischer Ritter unter Otton de Grandson sowie eine französische Gruppe unter Jean I. von Grailly. Schließlich gab es noch ein paar weitere kleine europäische Formationen. Insgesamt standen auf der Seite der Kreuzfahrer etwa 1.000 Berittene und 12.000 bis 14.000 Fußsoldaten. Die Bevölkerung Akkons zu jener Zeit kann auf etwa 40.000 Einwohner geschätzt werden. Am 2. Mai traf der inzwischen genesene König Heinrich II. mit weiteren 100 Berittenen und 2.000 Fußsoldaten ein. Akkon war stark befestigt und verfügte zur Landseite hin über einen doppelten Mauerring, der mit mehreren großen Türmen versehen war.

Am 6. April 1291 begannen die Mamluken die Stadt durch Katapulte mit Steinen und mit Feuer zu beschießen. Am Abend des achten Tags errichteten die Angreifer große Stellwände aus Korbgeflecht, um sich so vor dem Pfeilbeschuß der Verteidiger schützen. Auf diese Weise drangen Moslems allmählich bis zum Fuß der Stadtmauern vor. Gleichzeitig brachten sie weitere Wurfmaschinen in Stellung und unterminierten Teile der Stadtmauer. Immer wieder, besonders im Schutz der Nacht, unternahmen die Verteidiger Ausfälle, wurden aber immer wieder zurückgeschlagen. Während der gesamten Belagerung blieb Akkon immerhin der Zugang über den Seeweg offen. Trotzdem war es nicht möglich, ausreichend Verstärkung heranzuführen, um mit der Überzahl der Moslems fertigwerden zu können. Solche Reserven standen einfach nicht zur Verfügung. Sie hätten erst aus dem Abendland herangeführt werden müssen, was nicht allein wegen des Transportwegs langwierig gewesen wäre, sondern mehr noch wegen des umständlichen Verhaltens der einzelnen europäischen Monarchen, eventueller Abstimmungen mit dem Papst etc. Die einzige nennenswerte Verstärkung hatten die Verteidiger Akkons durch König Heinrich II. am 2. Mai erhalten. Mehr wurde es nicht. Und die Gegner setzten ihre Angriffe fort. Ab dem 8. Mai begannen einzelne Türme des äußeren Rings der Stadtmauer einzustürzen. Ein Großangriff der Mamelucken am 15. Mai drängte die Verteidiger in den inneren Mauerring zurück, den sie aber vorerst halten konnten. Im Morgengrauen des 18. Mai unternahmen die Moslems einen erneuten Großangriff auf die Stadt. Nach heftigen Kämpfen, bei denen u.a. Guillaume de Beaujeu, der Großmeister der Templer, tödlich verwundet wurde, gelang es den Angreifern, einen Abschnitt des inneren Mauerring zu erstürmen. Damit war ihnen der Durchbruch in die Stadt gelungen. Nun begannen blutige Straßenkämpfe, bei denen die Moslems alles umbrachten, was ihnen in die Hände geriet. Auch der Zivilbevölkerung gegenüber kannten sie keine Gnade. Der Marschall der Johanniter, Mathieu de Clermont, wie auch alle Lazarusritter wurden im Kampf getötet. Einige Verteidiger und Zivilisten konnten sich auf die wenigen Schiffe im Hafen retten, unter diesen König Heinrich II. und der schwer verletzte Johanniter-Großmeister Jean de Villiers. Als die Nacht über Akkon hereinbrach, hatten die moslemischen Truppen unter Al-Ashraf Chalil die Stadt eingenommen. Allein das befestigte Quartier der Templer, genannt die „Eisenburg", wurde unter dem Kommando des Templer-Marschalls Pierre de Sevry noch gehalten. Pierre verfügte dort aber kaum noch über kampffähige Männer. Mit einigen Verwundeten sowie überlebenden Bürgern hielt er sich verschanzt. Al-Ashraf Chalil war nicht bereit, eine Kapitulation gegen Zusicherung freien Abzugs zu akzeptieren. Doch Thibaud Gaudin (der später Großmeister des Ordens wurde) gelang es in einer heimlichen Unternehmung am 27. Mai, das Gros der Eingeschlossenen mit einem Schiff nach Sidon zu evakuieren. Auch der Ordensschatz der Templer in Akkon konnte auf diese Weise gerettet werden. Die Mamelucken hatten die Eisenburg inzwischen unterminiert. Am 28. Mai stürzte der befestigte Bau ein. Die letzten ihn verteidigenden Templer starben dabei.

Der Verlust von Akkon bedeutete praktisch das Ende der Kreuzfahrerstaaten an der Levante. Die letzten verbliebenen Städte und Festungen der Kreuzfahrer fielen bald ohne größere Kampfhandlungen in die Hände der Moslems. Tyros war bereits am 19. Mai 1291 gefallen, Sidon wurde Ende Juni besetzt. Allein die Templer in der Seefestung vor Sidon hielten noch bis zum 14. Juli durch. Beirut kapitulierte am 31. Juli. Am 3. und 14. August räumten die Templer ihre Burgen Château Pèlerin und Tartus. Nun hielt allein die befestigte Insel Aruad vor der Küste von Tartus noch stand. Da es auf ihr jedoch kein Süßwasser gab, fiel 1302 auch sie. Sultan Al-Ashraf Chalil beherrschte nun das ganze Land. Er gab den Befehl, sämtliche Befestigungsanlagen der Christen an der Mittelmeerküste zu zerstören, damit die Kreuzfahrer sich nie wieder dort sollten festsetzen können.

 

Die Belagerung von Aruad, 1302

In den vorangegangenen ca. 200 Jahren war es den Moslems gelungen, die Christen und deren verschiedenen Staaten im Orient zurückzudrängen. Im Jahr 1191, nach dem Fall Jerusalems, hatten die Kreuzfahrer ihren Hauptsitz nach Akkon verlegt, wo sie sich rund 100 Jahre zu halten vermochten, bis zu dem zuvor geschilderten Fall von Akkon im Mai 1291. Daraufhin verlegten die Kreuzfahrer ihren Sitz nach Tartus, eine nördlich von Akkon gelegene Stadt. Doch auch diese wurde noch im selben Jahr von den Mamelucken erobert. Jetzt räumten die Kreuzfahrer ihre letzten Positionen auf dem Festland, da die Aussicht, sich dort halten zu können, gleich Null waren. Auch Château Pèlerin wurde nun verlassen. Die überlebenden Kreuzfahrer nahmen ihren Hauptsitz nun auf die Insel Zypern. Dort regierte der letzte König von Jerusalem, Heinrich von Lusignan, als König von Zypern. Dieser unternahm im Jahr 1300 einen Versuch, Tartus zurückzuerobern. Unterstützt wurde dieses gewagte Unterfangen von den drei stärksten Ritterodern, den Templern, den Johannitern und dem Deutschen Orden. Es war ein Anlauf, erneut auf dem Festland Fuß zu fassen. Gegenüber von Tartus, dicht vor der Küste, liegt die kleine Insel Aruad, damals von den Kreuzfahrern befestigt. Die christlichen Truppen schifften sich zunächst dorthin ein. Sie planten, die Stadt Tartus von See her anzugreifen. Für diese Unternehmung hatten die Kreuzfahrer ein Bündnis mit den Moingolen unter Ghazan Ilchan geschmiedet, der gleichzeitig mit ihrem Vorgehen von See, die Moslems von der Landseite her angreifen sollten. Doch die Ankunft der Mongolen verzögerte sich um mehrere Monate. Daher kehrte das Gros der christlichen Truppen unverrichteter Dinge nach Zypern zurück.

Der Templerorden indes versuchte einen festen Stützpunkt auf Aruad zu errichten. Papst Bonifatius VIII. sprach ihnen diese Insel als Ordensbesitz zu. Die Templergarnison dort hatte eine Besatzung von ca. 120 Tempelrittern und etwa 500 Bogenschützen. Ferner lebten an die 400 Männer und Frauen als ziviles Dienstpersonal auf der Insel, bei denen es sich fast gänzlich um Syrer christlichen Glaubens handelte. Das Kommando auf Aruad führte der Marschall des Templerordens Barthélemy de Quincy.

Dieser vorgeschobene Kreuzfahrerstützpunkt war den Mamelucken ein Dorn im Auge. Im Jahr 1302 entsandten sie 16 Schiffe mit Truppen von Ägypten nach Tripolis und begannen die Belagerung der Insel. Die Moslems landeten an zwei Stellen und errichteten ein befestigtes Lager. Die Templer verteidigten sich erbittert, wurden aber schließlich ausgehungert. Eine zypriotische Flotte zum Entsatz der Insel war bereits von Famagusta aufgebrochen, traf allerdings nicht mehr rechtzeitig ein. Der Templer-Bruder Hugues de Dampierre wurde zu Verhandlungen mit dem Gegner ausgeschickt. Er vereinbarte mit den moslemischen Belagerern, Aruad am 26. September zu übergeben, unter der Bedingung, sie erhielten freies Geleit in ein christliches Land ihrer Wahl. Die Mamelucken willigten ein. Als die Verteidiger daraufhin am 26. September die Tore öffneten, brachen die Moslems die Vereinbarung und überfielen die Christen. Barthélemy de Quincy wurde im Kampf getötet, alle Bogenschützen und syrischen Christen wurden hingerichtet. Ein paar Dutzend überlebende Templer wurden nach Kairo verschleppt und eingekerkert. Gemäß dem Bericht eines damaligen Mitgefangenen im Kerker von Kairo, einem Genuesen namens Matthias Zaccaria, waren Jahre später noch 39 von ihnen am Leben, die man schließlich verhungern ließ, weil sie einen Übertritt zum Islam hartnäckig abgelehnten.

Aruad war der letzte Kreuzfahrerposten in Palästina gewesen. 1303 marschierten die Mongolen mit einem starken Heer in Syrien ein, gemeinsam mit ihren christlichen Verbündeten aus Kleinarmenien. Nennenswerte Gebietsgewinne vermochten sie jedoch nicht zu erzielen. Am 30. März 1303 wurden die Mongolen nebst ihrer armenischen Vasallen in der Schlacht von Homs geschlagen. Am 21. April 1303 brachte eine weitere Niederlage in der Schlacht von Shaqhab, südlich von Damaskus, die endgültige Entscheidung zugunsten der Moslems.

Nach dem Verlust von Aruad unternahmen die Kreuzfahrer von Zypern aus noch einige Überfälle auf die syrische Küste. So zerstörten sie die südlich von Beirut gelegene Stadt Damur. Es gelang ihnen jedoch nie wieder, einen dauerhaften Stützpunkt an der Levanteküste zu gewinnen.

 

Die Schlacht von Liegnitz, 1241

Liegnitz - 1241

Der gesamtgeschichtlich gesehen wohl wichtigste Kampfeinsatz der Templer fand aber nicht im Orient statt, sondern in Europa, und zwar 1241 in der Schlacht bei Liegnitz. Dort entschied sich, ob ein Mongolensturm über ganz Europa hinwegfegen würde oder nicht. Die erfolgreiche Abwehr des Angriffs der „Goldenen Horde" unter Batu Kahn durch ein christliches Heer unter der Führung von Herzog Heinrich II. von Schlesien war vermutlich ein entscheidender Moment in der Geschichte Europas. Unterstützt wurde das deutsche Heer Herzog Heinrichs durch Heere der Deutschordensritter sowie der Templer und einem kleinen Kontingent der Johanniter. Außerdem formierte sich ein neues polnisches Heer aus den Überresten des ersten Kampfs mit den Mongolen, welchen die Polen mit großer Tapferkeit, aber ohne Aussicht auf Sieg, geführt hatten. Auch ein böhmisches Kontingent traf rechtzeitig zur Unterstützung ein. Das europäische Heer aus Deutschen, Polen, Böhmen und Ordensrittern lieferte den an Zahl weit überlegenen Mongolen eine heroische Schlacht, die trotz schwerer Verluste schließlich den Abzug der Mongolen bewirkte. Die Deutschordensritter und Templer, welche mit Herzog Heinrich stets im Brennpunkt des Geschehens kämpften, erlitten besonders hohe Verluste. Auch Heinrich selbst fiel in der Schlacht. Aus politischen Gründen werden in jüngerer Zeit meist unhistorische Falschdarstellungen der Schlacht von Liegnitz geboten, in welchen es heißt, das polnische Heer sei maßgeblich gewesen. Davon kann jedoch keine Rede sein. So tapfer die Polen ohne Zweifel auch kämpften, war ihr Anteil an der Schlacht doch nicht allzu groß. Sie hatten ja auch schon zuvor schwere Verluste erlitten, als sie sich den ersten Vorstößen der Mongolen entgegenstellten. Die Hauptlast in der Schlacht bei Liegnitz lag eindeutig bei dem deutschen Heer sowie bei den Heeren der Ritterorden.

Die Schlacht von Liegnitz wird später noch in einem eigenen Kapitel behandelt werden. Sie hatte auf dem Schlachtfeld keinen Sieger. Die Verluste auf beiden Seiten waren hoch. Zum erstenmal aber waren die Mongolen bei den Truppen der Ritterorden auf eine sowohl technische wie logistische Kampfkraft gestoßen, wie sie sie bis dahin nicht kannten, und das wirkte sich nachhaltig aus.

Schwert-3

Die militärischen Leistungen der Templer waren zweifellos beachtlich. Ohne sie und die anderen Ritterorden hätten sich die Kreuzfahrer sicher nicht so lange im Orient halten können. Anders als aus Europa gekommene Kreuzheere, die nach einer gewissen Zeit wieder heimkehrten, waren die Ritterorden ständig in Palästina präsent. Insofern bildeten sie das Rückgrat von Outremer. Unter den Ritterorden war der Templerorden der stärkste, obschon auch die Johanniter (Hospitaliter, später Malteser) sich Verdienste erwarben, und ebenso der Deutsche Ritterorden, welcher nach dem Vorbild des Templerordens geschaffen worden war und diesem in vielem ähnelte – wenigstens soweit es die exoterische Seite anbelangt. Im Hinblick auf militärische Tätigkeit war der Deutsche Ritterorden der einzige unter diesen Orden, der ganz eigenständige Kriegszüge unternahm und auf diese Weise die Grundlage des späteren preußischen Staates schuf. Daran hatten auch verbündete Templer-Einheiten Anteil. Im Orient jedoch bildeten alle Ritteroden stets Abteilungen innerhalb größerer Heere. Eigenständige militärische Unternehmungen der Templer sowie der anderen Ritterorden beschränkten sich auf kleine Feldzüge in moslemisch beherrschte Gebiete, die mitunter auch als Raubzüge betrachtet werden können.

       
               
               
     

       
               
               
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