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Der Jugendstil

       
     
       
     

Der Jugendstil

       
     
       
     

Der Jugendstil

Wenn wir uns bei CN ein wenig näher mit dem Jugendstil befassen, so nicht, um eine kultur- und kunsthistorische Abhandlung liefern zu wollen. Wer sich darüber unterrichten will, kann genügend Literatur dazu finden, aus unterschiedlichen Blickrichtungen. Was uns am Jugendstil speziell interessiert, ist sein Selbstverständnis und sind seine Bestrebungen, das Leben zum Schönen und Guten hin zu beeinflussen. Der Name „Jugendstil“ geht bekanntlich auf die deutsche Kulturzeitschrift „Jugend“ zurück, die nicht so hieß, weil sie eine Jugendzeitschrift gewesen wäre, sondern weil ihre Schöpfer ihre Zeit als jugendlich empfanden, jene Zeit des aufgehenden Industriezeitalters, in dem vieles neu – und jung war.

 


Der Jugendstil als Kunstrichtung, welche in alle Bereiche hinein wirkte, bis zur Gestaltung von Gebrauchsgegenständen, hat seine Bezeichnung also von der Zeitschrift „Die Jugend“, von der gleichsam ein künstlerischer Stil geprägt wurde.Was sie aus diesen zunächst klein erscheinenden Anfängen ergab, erfaßte die Welt.


Diese 1896 gegründete illustrierte Kulturzeitschrift gab also einer ganzen Epoche den Namen, jener „Jugendstil-Epoche“, die vom Ende des 19. bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts währte. In anderen Ländern wurde die deutsche Bezeichnung nicht übernommen, sondern dem Jugendstil wurden verschiedene Namen gegeben, wie etwa „art nouveau“ (Frankreich), Floreale (Italien), Modern Style (im angelsächsischen Raum). In Frankreich wurde dieser Stil auch als Fin de siècle oder Belle Epoque bezeichnet. Und doch war dies alles: Jugendstil.

 


In Russland nannte man dasselbe Stil Modern. Im deutschen Sprachraum sowie in den Niederlanden, in den skandinavischen Ländern und in Lettland blieb der Begriff Jugendstil erhalten. In Wien sprach man auch von Jugend- und Secessionsstil.

Die Bezeichnung Jugendstil wurde vermutlich erstmals 1897 bei einer Industrie- und Gewerbe-Messe in Leipzig verwendet, inspiriert durch einen besonderen Ausstellungspavillon, bei dem Stilelemente aus der Zeitschrift „Jugend“ umgesetzt waren.

 

 

Äußerlich charakteristische Elemente des Jugendstils sind dekorativ geschwungene Linien blumen-, resp. gewächsartige Ornamente, romantische Bildmotive sowie die Abkehr von strenger Symmetrie. Allerdings ist der Jugendstil nicht immer so einheitlich gewesen, wie es jetzt, nach zeitlicher Entfernung, oft den Anschein hat. Starke Gemeinsamkeiten hat es aber in der Tat überall gegeben.

 

 

Vielleicht ist es sicher nicht falsch, den Jugendstil als eine neue Ausformung des Geists der Romantik zu sehen. Und ganz gewiß richtig ist, daß der Jugendstil das Schöne in alle Lebensabereiche zu bringen trachtete. Das gilt auch für Felder, die heutzutage als Industrie-Design und Design für Gebrauchsgegenstände bezeichnet werden würden.

 

 

Der Jugendstil war nicht nörglerisch, er brachte keine politisierende „Sozialkritik“ – er bewegt in einem positiven Geist die Dinge zum Besseren. Allein schon dadurch, daß schöngeformte Gegenstände durch industrielle Fertigung nicht mehr allein Leuten mit viel Geld vorbehalten waren, sondern jedermann zugänglich.

 

 

Oftmals wird heutzutage vergessen, dass es der Jugendstil, als Geisteshaltung und initiative Kraft war, der dergestalt in die Breite wirkte.

 

 

Das betraf sämtliche Lebensbereiche. Es gab einen literarischen Jugendstil, der auch als Neuromantik bezeichnet wird. Die Neuromantik – oder Neoromantik – verstand sich als Gegenbewegung zum Naturalismus. Die Dichtung der Jugendstil-Epoche behandelte gern Mythen und Sagen. Sie schuf hochstehende Lyrik, fühlte sich einer Verfeinerung der Sprache verpflichtet. Auch im Bereich Theater und Romandichtung brachte diese Zeit Großes hervor. Ein gutes Beispiel dafür ist Hermann Bahr.

 

 

Natürlich hat der Jugendstil auch auf die Musik starke Einflüsse gehabt. Richard Strauss, einer der bedeutendsten Musikschaffenden überhaupt, ließ sich vom Jugendstil inspirieren. Weitere Namen aus der dem Jugendstil verhafteten Musik sind Mahler, Pfitzner oder Reger. Mit Recht werden manche nun sagen, Richard Strauss stehe über jedweder Einteilung solcher Art. Das stimmt. Und doch hatte der Jugendstil für ihn große Bedeutung, besonders in seiner frühen Schaffensphase.

 

 

Die zentrale Grundidee des Jugendstils, das Schöne, das geistig Hochstehende, zu vervollkommnen, es gleichsam breitenwirksam werden zu lassen und dabei das noch junge Industriezeitalter mit dem Atem der Romantik zu durchdringen, fand buchstäblich überall Einlaß (sofern wir das Militärische einmal ausnehmen wollen). Vom substanziell Großen, der Architektur, bis ins Kleine, etwa Schmuck.

 

 

Und in allen Bereichen hat der Jugendstiel große schöpferische Geister angezogen. Ob Maler, Bildhauer, Kunstgewerbler, Designer, Dichter, Musiker und Architekten.

Unter den Malern war sicher Gustav Klimt der bedeutendste. In der kunstgewerblichen Grafik machte Alfons Mucha von sich reden. Unter den Architekten sind Joseph Maria Olbrich oder auch Antoni Gaudí besonders zu nennen.

 

 

Namen, die ferner erwähnt werden müssen, sind: Henry van de Velde, einer der wohl facettenreichsten Künstler jener Zeit. Ähnliches kann über Émile Gallé gesagt werden. Viele europäische Nationen trugen zum Jugendstil bei. Zu den wohl beeindruckendsten Architekten der damaligen Zeit gehört zweifelsohne Antoni Gaudí. Die von ihm entworfene „Sagrada Família“, eine römisch-katholische Basilika, und wurde im dem zum Jugendstil zählenden katalonischen Stil errichtet (dieses Bauwerk ist übrigens noch immer unvollendet).

 

 

Der Jugendstil hat Namen und viele Gesichter – und diese alle sind Bestandsteile des großen Ganzen. Es ist unmöglich über all das, worüber zu sprechen wäre, in einem solchen Artikel zu reden. Zahlreiche Bücher ließen sich mit diesem Thema füllen, und jedes davon würde lesens- und betrachtenswert sein.

 

 

Konzeptionell gesehen schuf der Jugendstil Distanz zum Historismus, griff aber doch mitunter dessen Gestaltungsgrundlagen auf. Kernidee des Jugendstils war aber die Verschmelzung der Kunst mit dem Leben, gleichsam das Einbeziehen aller Dinge in die künstlerische Neugestaltung. Der Anspruch des Jugendstils war im Grunde sehr hoch, auch wenn er von der Kunstkritik oft geringschätzig abgetan wurde. Die Idee, alle Bereiche des Lebens in ein Gesamtkunstwerk einzubinden, war durchaus revolutionär. Sie wirkte bis in Nutz- und Industriebauten. Überall sollte – so wollten es die Protagonisten des Jugendstils – die Welt und das Leben in ihr schön und lebenswert sein. Der Jugendstil verließ also die Abgehobenheit, er begab sich quasi mitten unter die Menschen. An sich eine großartige Denk- und Vorgehensweise.

 

 

Das besondere Verdienst der leider oft unterschätzten Jugendstil-Kunst ist aber die zur damaligen Zeit erstmalige – und erfolgreiche – Ambition, alle Lebensbereiche zu durchdringen und quasi an jeden Ort Schönheit und Freude zu bringen. Auch bloße Nutzgegenstände wurden künstlerisch gestaltet. Und die Tatsache, daß viele Jugendstil-Designs in großer Stückzahl erschienen, mindert ihren ästhetischen und künstlerischen Wert in keiner Weise. Im Gegenteil: dank dieser Tatsache wurden schöne Gegenstände für das alltägliche Leben erschwinglich!

 

 

Auch die Mode wurde – beinahe selbstverständlich – durch den Jugendstil beeinflußt, und das sogar in hohem Maße. Anleihen an Elemente des Jugendstils hat es auch später da und dort immer wieder gegeben; und so mancher heutige Modeschöpfer läßt sich mitunter von diesen Ideen inspirieren.

 

 

Der Aspekt, als Kunst auch im alltäglichen Leben zu wirken, hinderte den Jugendstil nicht darin, Bestandteil einer echten Hochkultur zu sein. Die Werke von Gustav Klimt sind dafür ein anschauliches Beispiel.

 

 

Ob andere, heutzutage höher gehandelte Werke neuerer Maler eine höhere oder auch nur gleichwertige Einschätzung wirklich wert sind, dazu mag einjeder sich seine eigene Meinung bilden.

 

 

Den Jugendstil-Künstlern hat es jedenfalls nicht an Selbstbewußtsein gemangelt; und das ohne jede Frage mit vollem Recht. Der Anspruch, der sich daraus entwickelte, zeigt sich besonders deutlich an dem Bauwerk der Wiener „Secession“.

 

 

Die Eigenständigkeit des seinerzeit Neuen, der Geist einer eigen, edlen Schönheit, welchem die Künstler dieses Stils sich verpflichtet fühlten, vermittelt die Secession außen wir innen.

 

Der Jugendstil hatte keine unmittelbar politische Botschaft, wohl aber verfocht er eine Weltanschauung. Deren Kern könnte man in dem Willen sehen, das Großartige über das Kleinliche zu stellen, das Edle über das Unedle – die Welt im Geist der Ästhetik von Lebensart weiter voranzubringen. Dabei wurde die Phantasie als eine der höchsten Gaben geschätzt. Denn alles Bedeutende, entsteht ja zuerst in Gedanken.

 

 

Zum quasi programmatischen Denken des Jugendstils gehörte auch der Wunsch nach eine harmonischen Verbindung von äußerer Erscheinungsform und Funktionalität. Das betraf Gebäude sowie die Einrichtung darin.

 

 

Heutzutage erfreut sich der Jugendstil wieder zunehmender Beliebtheit. Aber noch immer wird seine ganze Bedeutung nur selten verstanden und richtig gewertet. Vieles, was sich nachher entwickelt hat, wäre ohne den Jugendstil kaum denkbar gewesen. Und das gilt nicht allein für das Art déco, welches genau betrachtet eine Adaptation des Jugendstils ist. Ohne den Jugendstiel gäbe es vieles nicht.

 

 

Somit hat eine Münchner Zeitschrift den Anstoß für eine ganze Epoche von Kunst und Kulturphilosophie gegeben, ja, wir können sagen: sie hat in ihrer Zeit die ganze westliche Welt maßgeblich geprägt. Unabhängig davon, welche Namen dem Jugendstil in den verschiedenen Ländern gegeben wurden – es war der Jugendstil. Er ist nicht in allem einheitlich gewesen, was auch seinem Konzept nicht entsprochen hätte. Die große Linie war aber stets unverkennbar die gleiche.

 

 

In typisch deutscher Zurückhaltung, wird das heutzutage selten so deutlich ausgesprochen wie wir es einmal tun. Wenn wir es tun, so wahrlich nicht aus Nationalismus, denn derart dumme Anwandlungen liegen uns fern, sondern aus Freude darüber, daß der aus Deutschland hervorgegangene Jugendstil vielen Menschen in der Welt eine Menge zu geben vermochte.

       
               
               
     

       
               
               
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