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AZP 2008-02

       
     
       
     

AZP-2008-02

       
     
       
     

Arbeitskreis Z-PLAN (AZP) II

Der Roman Z-Plan schildert eine weitgehend erfundene Geschichte. Einige Motive kommen aber doch aus dem wirklichen Leben. Das betrifft speziell die Person der „Vera Jörgens", bzw. die Vorlageperson zu dieser, und sie ist gewissermaßen der Ansatzpunkt für vieles, was über die reine Romanhandlung hinausgeht. Sie hat vor allem zweifellos alles inspiriert, was die Angelegenheiten von Admiral Canaris usw. betrifft. Das war aufgrund der Geschichte ihres Vaters ein Bestandteil ihres Lebens. Bei ihr kann man wirklich sagen, daß der alte Admiral Canaris so lebendig war, als ob er ihr Nachbar wäre, dem sie täglich begegnet. Aber dabei ist sie in keiner Weise versponnen gewesen, sie wußte schon, welche Überlegungen sie sich machte. Das wieder hatte sie eben von ihrem Vater, der zur Zeit der Romanhandlung ja schon nicht mehr auf dieser Welt lebte. Man kann wohl sagen, ohne diese Frau wäre der Roman so sicher nicht entstanden. Sie ist besonders wegen ihres persönlichen Hintergrunds sehr wichtig, nicht nur, weil sie im Roman etwas Romantisches ausstrahlt. Diese Frau hält vielleicht den Schlüssel zu viel mehr in ihren Händen, oder sie ist dieser teilweise selbst – wenn nicht sogar ein gewissermaßen das Ganze weiterführendes „Kettenglied" durch sie ins Leben kam.

Sechmet  -  Kette

Die Vorlageperson zur Vera des Romans wurde äußerlich zutreffend beschrieben. Sie war außergewöhnlich schön, das ist im Buch bestimmt nicht übertrieben worden. Man kann ganz objektiv sagen, daß sie eine faszinierende Frau war, wie es nur sehr wenige gibt, und daß von ihr eine besondere Ausstrahlung ausging. Sie hatte sowohl die absolute Idealfigur wie auch ein bildschönes Gesicht, wenn dieses auch eher Kühle als Herzlichkeit ausstrahlte. Ihre langen brünetten Haare sind im Buch eher untertrieben als übertrieben, sie waren wirklich sehr außergewöhnlich. Darum war die Behauptung der bestochenen Friseuse dann auch so glaubhaft, und das besonders, weil Vera ja tatsächlich bei ihr war und es offenbar wirklich vorhatte, aber im letzten Moment davon zurücktrat, so daß nichts passierte. Das hat die Friseuse aber erst nach vielen Jahren zugegeben und auch nur, weil es so viele Leute gab, die Vera ja danach noch gesehen hatten, und zwar wie immer. Diese Angelegenheit hat den AZP erheblich an der Nase herumgeführt. Das näher darzustellen, würde diese Ausführungen aber nicht bereichern, das Nötigste ist dazu wohl gesagt. Ob es mit Veras enormen Haaren etwas so Spezielles auf sich hatte, psychologisch oder auch philosophisch gesehen, wie im Buch dargestellt, ist nicht sicher, es kann aber vielleicht doch sein. Dies ist für die Hintergründe des Z-Plans nicht wichtig, sondern nur, daß man sie daran später doch immer wiedererkannte, auch wenn die Ausmaße ihres Pferdeschwanzes in späteren Jahren offensichtlich von Rocksaumlänge auf Polänge um ein Stück geringer waren.

Alles in allem machte sie immer einen äußerst seriösen Eindruck. Sie ist damals, 1972, erst Anfang 20 gewesen, aber zweifellos viel reifer als die meisten Menschen dieses Alters. Fremden gegenüber wirkte sie unnahbar bis abweisend, was aber einfach ihre Art war, arrogant ist sie nicht gewesen, das war eine Fehlbeurteilung von Leuten, die sie nicht näher kannten. Es umwehte sie aber irgendwie immer etwas Geheimnisvolles. Das blieb auch für diejenigen Menschen so, die sie relativ gut kannten. Man hatte nie den Eindruck, ein junges Mädchen vor sich zu sehen, sondern eine Dame von ausgeprägtem Selbstbewußtsein, so daß es einen oft fast wundern konnte. Sie hatte schon etwas Besonderes, in jeder Weise.

Merkwürdig war sie in Sachen Männerbekanntschaften. Verehrer, welche es reichlich gab, waren ihr nur lästig, da war sie unnahbar und reagierte manchmal auch heftig. Launisch ist sie sowieso manchmal gewesen.

Aber ganz bestimmt war sie keine dumme Gans, im Gegenteil. Einmal, z.B. als Karl Dönitz zum Tag der deutschen Einheit in den Klub kam, um eine Ansprache zu halten, warf Vera ihm knallhart vor, er hätte ab dem 8. Mai 1945 wie ein Apparatschik gehandelt. Besonders empört war sie wegen der Auslieferung des U-Boots, das mit japanischen Waffenbrüdern an Bord nach Japan unterwegs war, da hätte Dönitz ehrlos und auch gegen den Sinn des noch gültigen Befehls gehandelt. Es war fast ein Eklat, aber natürlich hatte Vera Recht. Die beiden Japaner gingen in den Freitod. Wahrlich eine Schande für Deutschland. Dabei konnte Vera noch gar nicht wissen, was inzwischen sogar schon im „Spiegel" gestanden hat, daß nämlich an Bord dieses U-Boots vermutlich entscheidende Teile für die Atombomben waren, welche der Gegner sonst gar nicht hätte fertig stellen können. Die Geschichte von dem U-Boot für Japan kannte Vera sicher von ihrem Vater, und es brachte sie so in Rage, daß es Dönitz sichtlich peinlich war, denn er schämte sich.

Vera war fraglos hoch intelligent, sehr gebildet, und patriotisch-idealistisch eingestellt. Man kann nicht sagen, sie sei fanatisch gewesen, denn das entsprach nicht ihrem kühlen Wesen. Aber sie war sicher vollkommen überzeugt von dem, was sie vertrat, und das tat sie sehr konsequent. Sie hatte da wohl auch ein gewisses Sendungsbewußtsein, obwohl dieses Wort es nicht genau trifft, denn das hatte nichts mit Irrationalität zu tun, sie wußte schon, worum es ging.

Niemand sollte meinen, es hätte solche Hintergrundaktivität deutscher Kreise, um die es im Buch geht, nicht wirklich gegeben. Diese gab es, und wahrscheinlich viel verzweigter als die meisten es sich ausmalen. Beispielsweise die Andeutungen im Roman auf das BMVg, den BND und den MAD sind kaum ganz aus der Luft gegriffen. Man muß bedenken, daß zu der betreffenden Zeit die Angehörigen der Kriegsgeneration noch nicht alt waren. Dazu muß man ferner sehen, daß es seit den 1950er Jahren wirklich gute Beziehungen zu amerikanischen Partnern gab. Damit ist weniger die politische Ebene gemeint als eine spezielle Art von kameradschaftlicher Zusammenarbeit von einzelnen deutschen und amerikanischen Personen und Gruppen, besonders in den Geheimdiensten, welche auf beiden Seiten ein bißchen von „Staat im Staate" hatten. Die Freundschaft zwischen verschiedenen deutschen und amerikanischen Personen und Gruppen war sicher eng, während es in den jeweils selben Organisationen und Institutionen auch wieder Gegner gab. Die Fronten, wenn man so sagen will, verliefen quer durch die Reihen. Vermutlich ist das auch heutzutage noch so. Aufgrund der Dinge über Vera folgt darüber noch einiges, aber erst zurück zu dieser Frau. Wirklich enge Beziehungen zu anderen Menschen hatte sie kaum, auch nicht zu Männern. Sie war da schon ein bißchen eigenartig. Es gab das Gerücht, sie wäre völlig auf ihren verstorbenen Vater fixiert, eventuell auch auf ihren älteren Bruder, mit dem sie zwischenzeitlich aber auch mal nicht gut stand, ungefähr 1968/69. Dann waren sie aber wieder sehr eng. Es hat schon diverses Getuschel gegeben, was vielleicht nicht ausschließt, daß die Hinweise im Roman nicht nur erfunden sind. Zuletzt aber, und das ist hier wichtig, war das Verhältnis zwischen Vera und ihrem Bruder wieder sehr eng. Es kann auch sein, daß es die Vorlageperson zum Valtine des Buchs ebenfalls gegeben hat. Also gegeben hat es diese in den Dingen ihres Vaters, aber eben vielleicht außerdem so, wie im Buch beschrieben. Es hat tatsächlich Rätsel um Vera gegeben, und manche davon gibt es noch heute. Dabei kann man aber ziemlich sicher sagen, daß es dabei nicht um Phantasieprodukte von ihr ging, dazu war sie viel zu realitätsbezogen. Daß sie irgendwie anormal gewesen wäre, kann man sicher auch nicht sagen, sie hatte ein paar Eigenheiten, aber solche haben andere auch. Vera ist im Roman also weitgehend korrekt beschrieben worden. So sensibel, wie dort dargestellt, ist sie aber nicht in allem gewesen. Eine interessante Person in Veras Umgebung war eigentlich ihre Freundin S., diese war etwa gleichaltrig mit Vera und interessierte sich auch für Magie und sogar für die Geheimsachen, von denen ja manchmal gesprochen wurde, wenn auch nicht von Vera, sondern von den alten Hasen der Kriegsgeneration, die darüber dies oder das hatten läuten hören, also nicht sehr konkret. Vera hielt sich da immer zurück, sie sprach nur mit wenigen näher oder in einem engen Kreis von bestimmten Leuten. Was die beiden jungen Frauen da untereinander geredet haben, ist unbekannt, S. spricht nicht darüber, sozusagen alte Geheimniskrämerei unter Freundinnen. Vielleicht steckte auch nichts von Bedeutung dahinter. Andererseits kann es auch sein, daß S. ihr später beim Untertauchen half. Diese Idee kann einem kommen, wenn man alle Möglichkeiten in Betracht zieht. Seit sich Veras vermeintliche Äußerlichkeitsveränderung als Irrtum, bzw. Irreführung, entpuppte, ist noch keine in allen Punkten zufriedenstellende Lösung der damit verbundenen Abläufe gefunden. Fest steht lediglich, daß Vera den Bluff lanciert haben dürfte, sie habe ihr Äußeres, speziell die Haartracht, geändert, was aber, wie man jetzt sagen kann sicher nicht zutraf. Die Einzelheiten diesbezüglich sind für die Hintergründe nicht wichtig, wichtig ist aber, daß solch ein Täuschungsmanöver stattfand. Das wirft natürlich die Frage auf: Warum? Und diese beantwortet sich im folgenden selbst.

Vera im Badeanzug 2

Diese Frau war aber immer ganz klarsichtig und dachte vernünftig. Wenn manche wegen ihrer übertrieben wirkenden Haare meinten, sie hätte einen Tick, so bezog dieser sich wirklich nur auf diesen einen einzigen Punkt. Ansonsten dachte sie ganz rational, fast zu sehr für eine junge Frau ihres Alters.

Auch ihre Ideen von geheimen deutschen Hintergrundkräften, die voll aktiv am Werk seien und von denen sie manchmal in Andeutungen sprach, waren wahrscheinlich gut begründet und nicht etwa nur Spinntisiererei, wenigstens prinzipiell. Auch wenn man sich den Hergang der BRD-DDR-Wiedervereinigung von 1989/90 genau ansieht, kann man nicht ausschließen, daß dazu auch Kräfte beigetragen haben, die nicht sichtbar geworden sind, denn es hat starke Gegenkräfte gegeben. Es stimmt wohl (wie bes. R.E. meint), daß Helmuth Kohl damals durch sein couragiertes Handeln die Entscheidung zugunsten Deutschlands herbeigeführt hat. Viele glauben, daß Kohl deshalb später durch eine Intrige aus der Politik herausgedrängt worden sei. Kohl selber hat einmal gesagt, man wolle ihn vernichten, und zwar „von ganz oben". Was er damit meinte, hat er nie näher erklärt, aber seine Bemerkungen über „die Ostküste" der Vereinigten Staaten deuten vielleicht in eine bestimmte Richtung, darüber hat sogar ein Amerikaner ein Buch geschrieben. In den entscheidenden Wochen, als es um die Wiedervereinigung ging, hat Kohl auf jeden Fall vieles getan wovon später herauskam, daß es mit den westlichen Verbündeten nicht abgesprochen war. Ob Kohl bei diesem patriotischen Handeln womöglich „von Unbekannt" Unterstützung bekam, sozusagen „von überall und nirgends", das weiß niemand genau, es ist aber vorstellbar. Für Vera und ihre Freundeskreise muß die Vereinigung auf jeden Fall ein großes und wichtiges Ereignis gewesen sein, wie ja für uns alle, aber für sie ganz besonders, denn sie war einer der wenigen Menschen, der immer gesagt hat, das kommt in überschaubarer Zeit, nicht erst für spätere Generationen, weil darauf hingewirkt wird. Die offizielle Politik, von der sie gar nichts hielt, war damit garantiert nicht gemeint.

Aber erstmal weiter zu Veras Verschwinden in der letzten Oktoberwoche 1972: Der Bluff mit der angeblichen Frisuränderung ist ihr gelungen, erst jetzt flog er ja auf, genauer gesagt im November 2007, bzw. ganz definitiv dann im Dezember. Alles andere in diesem Zusammenhang stimmt aber vermutlich. Sie ist in dem Friseursalon gewesen, mit dem sandfarbenen BMW 1800, und von da aus hat sie die Telefonate geführt, die passen können, auch wenn sonst dort nichts geschah. 

Koenigsallee BMW

Wenn man sich die berichteten Fetzen der Telefonate überlegt, kann das eine sich auf einen in Vorbereitung befindlichen falschen Paß bezogen haben und das andere auf einen Abreisetermin. Natürlich kann es auch anders gewesen sein, etwas anderes gemeint sein, aber in unser Denkmodell paßt es gut. Wozu hätte das ganze jetzt erwiesene Affentheater gut sein sollen, wenn es nichts zu vertuschen gab, und zwar damals offenbar notwendiger Weise.

Die Zweifel an Veras angeblichem Selbstmord sind von Anfang an nicht verstummt. Einen Beweis für diesen gab es nie, man konnte nur ihrem Bruder glauben oder auch nicht glauben. Und der hat geschwindelt. Der AZP geht davon aus, daß Vera sich in Wahrheit heimlich abgesetzt hat, um zu der Zeit anfallende Aufgaben ihres Vaters zu übernehmen, was dieser ja nicht mehr tun konnte. Dabei kann erst mal offen bleiben, ob es sich dabei wirklich um Weitreichendes handelte oder eher um Kleinigkeiten. Nur irgendwo Grüße ausrichten war es aber wohl kaum.

Nehmen wir das Jahr, auf das sich der Inhalt des Romans überwiegend bezieht, 1972, so sind seit dem rund dreieinhalb Jahrzehnte vergangen. Es ist logisch, daß die Spuren der Vorlagepersonen des Romans inzwischen fast vollständig verweht sind. Das gilt auch für Vera. Niemand von den heutzutage in der Umgebung von damals verkehrenden Menschen hat an die Zeit von damals, auf die es in diesem Zusammenhang ankommt, noch Erinnerung, die meisten waren damals noch nicht einmal geboren oder gingen gerade zur Schule. Diejenigen, die sich an diese Zeit noch erinnern, stehen inzwischen in fortgeschrittenem Alter und gehen an den Schauplätzen von damals nicht mehr ein und aus. Dort hat sich auch vieles verändert, so daß man es kaum noch wiedererkennt. Vor Ort also sind Veras Spuren dahin, die meisten der Heutigen haben nie von dieser Frau gehört. Aber besonders als Reaktion auf den Roman traten ältere Spuren wieder zu Tage. So etwa die Post aus Caracas mit dem Foto das wir für eines von Vera hielten, was es vermutlich auch ist. Vera ließ sich nie gern fotografieren, daher gibt es kaum brauchbare Fotos von ihr, welche man zum vergleichen gut herzeigen könnte. Wahrscheinlich hatte Veras Fotoscheu damit zu tun, daß sie ja in gewissen Geheimdienstvorstellungen lebte, die ggf. sogar zutreffend waren, denn, wie bereits deutlich gesagt wurde: sie ist nie eine Spinnerin gewesen. Beispielsweise für ein neues Paßfoto, welches 1971 angefertigt wurde und das sie Lilo zeigte, hatte sie sich ihre Haare hochgesteckt, was ja bei ihr keine zehn Minuten hielt, aber sie sah damit anders aus als im Leben, wo sie ja meist mit Zopf oder Pferdeschwanz ging, beides natürlich in extrem auffälligen Ausmaßen. Ein nützliches „Fahnungsfoto" von ihr hätte es tatsächlich nirgends gegeben. Das einzige wirklich gute Foto von ihr besitzt R.E, er möchte dieses aber nicht veröffentlichen, da Vera das sicher nicht gewollt hätte. Der APZ respektiert dies selbstverständlich, obwohl er über einen Abzug dieses Fotos verfügt.

In der letzten Oktoberwoche 1972 tauchte Vera unter. Ihr Weg führte sie offenbar nach Lateinamerika. Soweit es sich feststellen ließ, reiste sie zuerst nach Montevideo, von da nach Acapulco und von dort aus nach Caracas, wo sie dann jahrelang lebte, wenigstens hauptsächlich. Erst viel später verzog sie dann wohl nach Rio de Janeiro. Wäre sie gleich nach Rio gereist, hätte man auch einen privaten Tick annehmen können, daß sie vielleicht einfach mal weg wollte und das eben auf geheimnisvolle Weise unternahm, denn in Rio de Janeiro hatte sie Bekannte. Sie begab sich aber zuerst und für lange Zeit an andere Plätze, nämlich an solche, von denen man weiß, daß es dort wichtige Niederlassungen der Abwehr gab. Vera konnte sich sicher dort überall leicht bewegen, weil romanische Sprachen ihr lagen, sie konnte ja auch sehr gut Latein.

Hinweise, Vermutungen und Spekulationen wie die genannte Post aus Caracas, gab es mittlerweile relativ zahlreich, glaubwürdigere und weniger glaubwürdige. Ganz aus der Luft gegriffen klingen die Ausführungen auch eines anonymen Briefschreibers nicht, weil er Kenntnisse über wenig bekannte Strukturen von Abwehr und SD besaß. So wußte er, daß das für Geheimaufträge eingesetzte KG 200, welches oft mit der Division Brandenburg kooperierte, und diese wiederum viel mit der Abwehr, über Beuteflugzeuge verfügte, und zwar sowohl über mehrere B-17 wie auch mindestens zwei des ebenfalls amerikanischen Typs B-24. Mit einer B-24 soll Canaris am 11./12. April 1945 nach Montevideo geflogen worden sein. Sein Hauptquartier hätte er dann, wie es heißt, in Acapulco genommen. Da paßt wieder vieles zusammen. Will man Veras Weg nach den verschiedenen Hinweisen rekonstruieren, so ergibt sich das schon gesagte Bild: Zweite Oktoberhälfte 1972 mittels der Behauptung eines angeblichen Selbstmords untertauchen. Dabei sind ihre Original-Abschiedszeilen, sowohl die an R.E. wie auch die an den Club, in Worten gehalten, die auch als Absetzen ausgelegt werden können, konkret von Selbstmord oder Tod steht da nichts, obwohl man es leicht so verstehen konnte. Auf jeden Fall verabschiedete sie sich von ihrem Umkreis. Über den angeblichen Hergang des wahrscheinlich nie erfolgten Selbstmords soll auf Wunsch des Romanautors hier nicht viel gesagt werden. Dies ist auch unerheblich bis auf den Punkt, daß es eine völlig unerkennbare Frauenleiche gab, welche allein Veras Bruder als diese identifizierte. Vermutlich wurde ein sozusagen günstiger Zufall genutzt, um Vera „verschwinden" zu lassen. Ohne diesen Zufall würde es sicherlich ganz einfach geheißen haben, sie sei zu Bekannten ins Ausland. Sie war eine exzentrische Frau, der solch eine launische Handlung zuzutrauen gewesen wäre. So oder so: Von da an läßt sich ihr Weg wenigstens bis Caracas ganz gut nachvollziehen:

Unmittelbar nach Ihrem Verschwinden, welches in Deutschland erfolgte (nicht, wie im Roman, in Schweden, wo sie allerdings wirklich Verwandtschaft hat), weiß man nicht wo sie sich in den nächsten Tagen aufhielt. In Ihrer Wohnung in der A.-Straße war sie in diesen Tagen sicher nicht. Sie kann aber leicht bei Freunden, bzw. solchen ihres Vaters, untergekommen sein, wenigstens zwei kämen dafür besonders in Frage. Man würde von diesen Personen aber sicher keine Auskunft erhalten. Vier, bzw. fünf Tage nach ihrem Verschwinden sorgte sie für den Bluff mit der Friseuse, welcher tatsächlich auch den AZP erstmal auf viele falsche Fährten lenkte.

Wenn man ihre Telefongespräche im Friseursalon in Rechnung stellt, konnte sie ein Flugzeug nach Amsterdam kriegen und von da Anschluß nach Rio de Janeiro, wo sie ja Bekannte hatte. 

Dann wäre sie erst von dort nach Montevideo. Oder sie konnte nach Hamburg, von da nach Bremerhaven und von dort mit einem Passagierfrachter praktisch direkt nach Montevideo. Wahrscheinlich nahm sie diesen Weg, Die Zeitdaten sind dem AZP ja bekannt, durch die Friseuse, die da kaum geschwindelt hat. Zuerst wird von Veras erneutem Auftauchen in Montevideo berichtet, wo es eine deutsche Drehscheibe gegeben haben soll und vielleicht sogar noch gibt. 

Es ist auffällig, wie unauffällig Uruguay auch und besonders heutzutage ist. Fast nie wird über dieses Land berichtet, weder im Fernsehen noch in der Presse – merkwürdig! Es gibt ein paar Ungereimtheiten in einem sonst aber weitgehend logisch klingenden Hinweis aus Montevideo, wo Vera zu erst war. Sie blieb nicht lange in Montevideo, sondern reiste weiter nach Acapulco in Mexiko. Dort soll es auf alle Fälle bis 1974 eine deutsche Drehscheibe gegeben haben, eingerichtet schon 1943/44 durch Adriana T. Diese war eine enge Freundin von Eva Maria Duarte, der berühmten Evita Peron, welche vor ihrer Ehe mit dem argentinischen General und Präsidenten auch selbst für die Abwehr tätig gewesen sein dürfte. Organisator des Ganzen war Admiral Canaris. Darüber gibt es sogar noch ein paar fragmentarische Unterlagen. Gerüchten zufolge hat Canaris sich selbst bis 1954 oft in Acapulco aufgehalten. Von da aus konnte er leicht Freunde und Mitarbeiter/innen sowohl in Süd- wie in Nordamerika besuchen und auch umgekehrt diese ihn. Das aber nur eben am Rande, da ist natürlich vieles unsicher. Im Spätherbst 1972 waren die Verhältnisse in Acapulco vielleicht immer noch akuter als man meint. Auch dort hielt Vera sich nicht sehr lange auf, sondern begab sich, wie schon gesagt, nach Caracas, Venezuela. Das dürfte im Frühling 1973 gewesen sein. Aus der Zeit stammt wahrscheinlich das bekannte Foto. Sie lebte im Jachthafen von Caracas, der nicht nur ein Hafen ist, sondern eine Art Nobel-Vorort. Zwischendurch erschien sie nicht weniger als sechsmal in Rio de Janeiro, jeweils zu einer Sylvesterfeier in deutschen und deutschfreundlichen Kreisen. Da gibt es in den Beschreibungen ein paar Ungereimtheiten bezüglich ihrer Haare, angeblich waren sie zwischendurch nicht ganz so extrem lang, dann aber wieder Zopf und Pferdeschwanz bis zum Po oder mehr. 

Vera - Haare - von hinten

Ein Hotelangestellter in Rio behauptet, eine Frau vom Typ Vera hätte sich bis zu den Kniekehlen gehende Haare ziemlich weit abschneiden lassen, etwa bis auf den Rücken. Bei dem Friseur im Haus wäre das eine Sensation und noch öfter Gesprächsstoff gewesen. Kann ja sein, daß die Extremlänge ihr dann doch mal zuviel war, wenigstens zwischendurch. 1981 in der Schweiz, wenn sie das war, hatte sie auch „nur" einen Pferdeschwanz bis zum Po, nicht mehr bis zum Rocksaum, da muß also mal ein größeres Stück geschnitten worden sein. Auf jeden Fall war die Frau in Rio höchstwahrscheinlich immer dieselbe, trotz der mal nicht mehr so langen und dann wieder längeren Haare, was die Beobachter bezüglich der Zeit vielleicht auch schon mal durcheinander gebracht haben. Es war ja aber immer im selben Hotel, und diese Frau, die immer als sehr attraktiv beschrieben wird, ist höchstwahrscheinlich Vera gewesen.

Zur Sylvesterfeier 1980 kam sie in Begleitung eines um etliche Jahre älteren Herrn, ihres Gatten, der gebürtiger Belgier war, lebend in Venezuela. Die beiden blieben relativ lange. Vera hatte in Rio ja auch noch Bekannte durch ihre Familie. Ihr Lebensmittelpunkt blieb aber Caracas.

Auf jeden Fall:1981 tauchte ja eine Frau, die ggf. Vera war, in der Schweiz auf,und zwar weitgehend dem typischen Bild der alten Beschreibung entsprechend.

In Caracas dürfte sie nicht mehr wohnen, und weiteres ist nicht bekannt, bzw. es gibt nichts mehr, worauf man sich einen stimmigen Reim machen könnte. Das paßt auch dazu, daß die bewußte Dame in den nächsten Jahren nur noch einmal, nämlich zu der offenbar traditionellen Sylvesterfeier nach Rio de Janeiro kam. Wahrscheinlich wohnte sie mittlerweile wieder in Europa, vielleicht auch in den Vereinigten Staaten, auf jeden Fall wohl nicht mehr so relativ nahe bei Rio.

Auf die Frau in der Schweiz, die gut Vera gewesen sein kann, gibt es einen wirklich bemerkenswerten Hinweis. Diesen bietet die nun geschilderte Beobachtung von 1981. Sie wurde in einem Hotel von einem Ehepaar gemacht, das mit zwei Angehörigen des AZP befreundet ist – und das den Roman nicht kannte! Bei einem Besuch in Düsseldorf erkannten beide Eheleute auf einem Bild Vera, und zwar mit einem „gewaltigen brünetten Pferdeschwanz bis auf den Po". Das klingt nun ganz nach ihr! Desgleichen auch die weitere Beschreibung: Um die 30 Jahre alt (1981), groß und schlank, sehr gute Figur, hoch elegant und äußerst attraktiv. Sogar die bevorzugten Farben ihrer Kleidung passen zu Vera: Brauntöne, Graublau, Schwarz mit Weiß. Das war also 1981. Ohne den gewaltigen Pferdeschwanz wäre die Frau den Beobachtern nicht so aufgefallen. Da sie aber rund zwei Wochen im selben Hotel wohnten und sich öfters begegneten, wobei die Unbekannte immer besonders elegant gekleidet war, fiel sie deswegen jedes mal auf. Das ist gewissermaßen Veras Markenzeichen. Ferner fiel der Beobachterin speziell auf, daß die Unbekannte immer sehr stilvollen und kostbaren Platinschmuck trug (Platin!), und zwar alles, wie es aussah, Sonderanfertigungen in modernem italienischen Design, wie die Beobachterin meint. Sogar die Schmuckspange über dem Pferdeschwanzband sei aus Platin gewesen, bzw. Schildpatt in Platin gefaßt. Für diesen besonders exquisiten Schmuck hat sich die Beobachterin sehr interessiert, weil sie sich mit solchen Dingen auch gut auskennt, sie war früher Buchhalterin in einem noblen Geschäft für Schmuck und Juwelen. Man bedenke, 1981 wäre Vera Anfang 30 gewesen, auf Fotos mit Anfang 20 also sicher noch kaum zu verwechseln (besonders auf dem Repro des guten Portraitfotos). Alles in allem kann diese Unbekannte sehr gut Vera gewesen sein. Zu bedenken ist auch: Da war eine Frau, die zweifellos Vera gewesen sein könnte, die kostbaren Platinschmuck trug und sich in einem Nobel-Hotel an einem Ort aufhielt, von wo aus es zur Gegend Kaiserstuhl nicht weit ist. Wir wissen zwar in keiner Weise, ob die Z-Anlage sich tatsächlich dort befindet, das bleibt bislang eine vage Vermutung, aber keine ganz unbegründete, es könnte ja so sein.

Die Frau befand sich nicht in Begleitung, wurde aber einmal gesehen, wie sie aus einer großen dunkelblauen Limousine stieg, sowie ein andermal im Gespräch mit einem älteren Herrn, wobei die Umgangsform eher geschäftlich als privat wirkte, dabei aber nicht unpersönlich. Dies, soweit die ja nicht genauen Beobachtungen den Eindruck erweckten. Selbstverständlich kann das alles Zufall gewesen sein und überhaupt nichts zu bedeuten haben. Es ist aber doch so, als ob man Vera bei der Beschreibung vor sich sieht, fast genauso wie früher, wie es ganz bestimmt nur sehr selten vorkommt. Da kann man sich vielleicht sogar doch noch mal fragen, ob diese Frau von den magischen Dingen wirklich so wenig wußte, wie es den Anschein hat. Darum wollen wir diesen Punkt nachher wenigstens theoretisch doch noch ein bißchen beleuchten. Dadurch würde ggf. etwas so zufällig Wirkendes anders zu beurteilen sein.

So oder so, der AZP ist überzeugt, daß es sich bei der Frau in der Schweiz um Vera gehandelt hat, wobei auch noch mehr dafür spricht. Von dem passenden Kleiderstil war schon die Rede. Aber darüber hinaus: Vera bevorzugte früher Weißgold, das typische Gold mochte sie weniger. Platin hätte ihr sicher auch schon damals gefallen. Und wenn es davon nun so viel gab, daß man ganze Eisenbahnwagons damit volladen könnte, kann ein bißchen für Schmuckanfertigungen wohl gut und gerne als Tätigkeitsvergütung beansprucht werden. Genau genommen war dieses Platin usw. ja wohl „herrenloses Gut", das nur aus Idealismus für vielleicht neue Zeiten verwaltet wurde? So hätte man das wohl zu sehen.

Wie gesagt, das sind natürlich auf weiten Strecken bloß Vermutungen, vielleicht ist alles ganz anders, wer weiß. Vielleicht heißt es aber auch mehr.

Vera  -  Romanfigur

Die übrigen eingegangenen Erzählungen zur Vera-Frage usw. sind samt und sonders nicht sehr konkret, einige dürften mehr oder weniger durch den Roman inspiriert worden sein, weitergegeben dann in gutem Glauben. Manches reimt sich ja auch leicht von selber zusammen.

Als vermutlich wertvoll sind sicherlich auch die anderen Hinweise aus Rio de Janeiro einzustufen, denn diese passen recht gut in das Gesamtbild.

All diese Ausführungen sollen nun nicht den Eindruck erwecken, es sei erwiesen, daß der Selbstmord der bewußten jungen Frau nur vorgetäuscht war, auch wenn man das wahrlich annehmen darf. Erwiesen ist das nicht, bloß läßt sich ebenso wenig nachweisen, daß es ihn wirklich gegeben hat, und die Logik trägt auch ihren Teil dazu bei, an den Selbstmord nicht zu glauben, und zwar von Anfang an nicht, auch ohne alles weitere. Die definitive Klärung ist einfach unmöglich. Nicht einmal DNA-Spuren, die bei Anwendung heutiger Technik zur Klärung der Sache beitragen könnten, wären zu finden oder würden, falls doch, etwas bringen, denn solch eine Untersuchung wäre ja auf Vergleichsmuster angewiesen, die allein von einer Seite kommen könnten, von der keine Unterstützung zu erwarten wäre, nämlich von der ihres älteren Bruders. Falls dies alles eine organisierte Finte gewesen ist, wovon man ausgehen darf, dann eine sehr gut gemachte. Dabei ist das damals sicher nicht einmal besonders schwierig gewesen, es war ja in erster Linie eine Frage glaubhaften Auftretens des Bruders sowie Abstimmung, so gesehen also gar kein riesiges Mirakel.

Die meisten weiteren inzwischen aufgetauchten „Vera-Bilder" zeigen wahrscheinlich andere, Vera mehr oder weniger ähnliche Frauen. Einige der oft unscharfen Fotos könnten aber doch eventuell noch passen. Vieles wird da wohl nie geklärt werden.

(Fortsetzung im März 2008)

 

 

       
               
               
     

       
               
               
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