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Ein fast normaler Arbeitstag in China 2031

       
     
       
     

Ein fast normaler Arbeitstag in China 2031

       
     
       
     

Ein fast normaler Arbeitstag in China 2031

 

Jun Lee arbeitet in einem großen Elektronikkonzern, irgendwo in China.

Jeden Tag um fünf Uhr morgens nimmt er die U-Bahn, um von seinem Wohnviertel in die Industriebezirke zu kommen.

Um acht Uhr beginnt seine Schicht und obwohl er früh auf den Beinen ist, bleibt nicht viel Zeit. Wie jeden Morgen, sind die U-Bahnstationen überfüllt.

Sobald sich die Türen des Waggons öffnen, quetscht man sich hinein.

Es ist unangenehm, aber Jun Lee kann sich kein Auto leisten und mit dem Fahrrad ist der Weg zu weit.

Am Werkstor läßt er seinen Chip zur Identifikation auslesen. Das Display an einen der acht Eingangsschleusen zeigt Jun Lee's Nummer und ein Portraitfoto.

Nun ist er im Werk als Arbeitskraft angemeldet.

Zwanzig Minuten vor Schichtbeginn, nimmt Jun Lee seine Arbeitskleidung aus dem Blechspint. Eine schwarze Hose und ein oranges Hemd. Alle in seiner Abteilung tragen dieselbe Arbeitskluft. Jede Abteilung trägt eine andere Farbe, wie eine Uniform. So kann man schnell erkennen, wer wo arbeitet.

Wie an jedem Arbeitstag, trifft man sich vor Arbeitsbeginn um ein Lob an die Partei zu richten und einen Dank für den Arbeitsplatz.

Ein Ritual, welches Zusammenhalt und Freude verbreiten soll.

Jun Lee muß das machen, auch wenn ihm nicht nach Jubeln zumute ist.

Fünf Tage die Woche, für zehn Stunden arbeitet Jun Lee am Fließband.

Im Akkord lötet er Bauteile auf Leiterplatten, die in Fernsehgeräten verbaut werden.

Ohne Unterlaß schieben die noch zu verbauenden Teile heran und mit ihnen die Kontrolleure, die jeden Arbeitsschritt penibel überwachen.

Macht man einen Fehler oder ist zu langsam, wird man ermahnt, sich für den Wohlstand Chinas mehr einzusetzen.

Aber eigentlich ist es eine Drohung, daß man jederzeit ersetzt werden kann.

Die Mittagspause ist kurz. Abwechselnd, im Laufschritt, geht man in die Kantine. Das Essen ist nicht besonders, aber es kostet nichts. Alle die hier Arbeiten, holen sich dort ihre Ration. Meistens sind es Nudeln mit etwas Brühe und Hühnerfleisch. Man ist nicht wählerisch und man spart sich ein paar Yen.

Es wird kaum gesprochen. Alles wird überwacht und mitgehört. Worüber sollte man auch sprechen? Das Wetter?

Nur das Klappern der Eßstäbchen und der Schalen klingt durch die farblich angenehm gestaltete Kantine.

Das Grün und Orange, das Hellblau und Rosa sollen die Stimmung aufhellen.

Davon merkt man aber nichts. Jeder ist damit beschäftigt, seine Suppe schnell zu essen, um wieder rechtzeitig an seinem Arbeitsplatz zu sein.

Jun Lee arbeitet seit sechs Jahren in dieser Firma und seit vier Jahren in dieser Abteilung.

Die LED-Beleuchtung ist grell und schmerzt in seinen Augen. Er ist müde. Müde von der Arbeit und von der Eintönigkeit, die sich immer und immer wiederholt.

Jun Lee's Gedanken wandern von der Leiterplatte zu Wäldern, Bergen, ein eigenes Auto. Er möchte so gerne einmal etwas anderes sehen, nichts Besonderes, nur einmal aus dem Alltag ausbrechen.

Am Ende seines Arbeitstages, loggt sich Jun Lee am Haupttor aus. Er hält seine rechte Hand an den Scanner und läßt seinen Chip scannen. Wieder erscheint seine Nummer am Display und sein Portraitfoto. Jun Lee hat sich erfolgreich aus dem Firmennetzwerk abgemeldet.

Glücklicherweise muß er heute nicht mehr einkaufen und kommt vor einundzwanzig Uhr nach Hause. Das Abendessen ist schnell zubereitet. Ein Tiefkühlgericht aus der Mikrowelle. Für mehr ist nicht Zeit, denn er will sich noch online mit seinen Freunden treffen. Jun Lee erzählt ihnen, daß sein Arbeitsplatz ihn nicht glücklich macht und er gerne etwas anderes machen würde. Aber zuvor würde er gerne etwas von der Welt sehen. Auch hätte er gerne ein Auto, nichts extravagantes, nur etwas um ein wenig Freiheit zu haben. Urlaub, weg, weg aus dem Alltag und einmal nicht dem System dienen.

Es ist Zeit, Ruhe zu finden und Jun Lee beendet diesen Tag, der fast wie jeder andere war.

Jun Lee nimmt wie immer die U-Bahn, die ihn zur Arbeit bringt.

Alles ist überfüllt, aber heute stört es ihn nicht so sehr. In seinen Gedanken sieht er noch immer die Berge und Wälder und der Abstand zu seiner Arbeit und dem Alltag. Irgendwann, denkt sich Jun Lee, irgendwann kümmert es mich nicht mehr.

Jun Lee wollte sich gerade in das Firmennetzwerk einbuchen, als ihn zwei uniformierte Staatsbeamte zur Seite nehmen. Sie setzen ihn in ein Auto und nehmen ihn mit.

Drei Monate war Jun Lee verschwunden, bevor er eines Montags wieder vor dem Haupttor stand und seinen Chip scannen ließ.

Jun Lee zieht sich um, nimmt am täglichen Ritual teil und lötet dann Bauteile auf Leiterplatten, die in Fernsehgeräte verbaut werden.

Kein Gedanke mehr an Freiheit, Abstand vom System, an Wälder und Berge oder ein eigenes Auto...

 

Zitate eines deutschen Grün-Politikers zu chinesischen Strukturen:

Ich würde sagen, das wollen wir.“

Wer uns wählt, weiß, daß sich damit gravierendes ändert.“

       
               
               
     

       
               
               
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